Karl der Große im Norden. Elena Brandenburg
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СКАЧАТЬ Dänemarks11 ab der Mitte des 12. Jahrhunderts bis hin zum postreformatorischen Zeitalter. Ob die Kreuzzugsthematik dabei die literarische Produktion in Børglum bis ins Jahr 1480 bestimmt hat, kann aufgrund der Überlieferungslage nicht mehr beantwortet werden. Ebenfalls offen bleibt die Frage nach den Transmissionswegen der Karl-Materie vom norwegischen Hof bis nach Jütland. Doch wenn Hákon Hákonarson um 1230 das Kloster Marieskog in Dragsmark gestiftet hat, welches wiederum das Tochterkloster von Børglum war, ist der Weg der am norwegischen Hof entstandenen Karlamagnús sagaKarlamagnús saga ok kappa hans bis nach Børglum über Marieskog nicht ausgeschlossen. In diesem Fall wäre der Kulturtransfer der matière de France sowohl über das royale Bildungsprogramm Hákons auch über den Prämonstratenserorden realisiert worden.

      4. Kontextstudien – Kontextualisierungen im Codex

      Die Tatsache, dass die altostnordischen Zeugnisse der Karlsdichtung ausschließlich in SammelhandschriftenSammelhandschrift erhalten sind, ist in vielerlei Hinsicht beachtenswert. Es lohnt sich daher nicht nur der philologische Blick auf die einzelnen Texte, sondern auch auf deren Kontextualisierungen innerhalb einer Sammelhandschrift. Einzelne Texte wurden im Mittelalter stets kopiert, umgeschrieben und verändert; auf diese Weise wurden sie in verschiedenen Sammelhandschriften wechselnden gattungsbezogenen und sprachlichen Kontexten zugeordnet. Keith Busby bezeichnet diese Eigenart der mittelalterlichen Kompilationen als „dynamic of the codex“.1 Nimmt man an, dass die Schreiber/ Kompilatoren der Handschriften mit Bedacht die in Frage kommenden Texte auswählten und diese in eine bestimmte Reihenfolge setzten, erfuhren letztere durch den variierenden Bezugsrahmen stets neue Kontextualisierungen. Dies bietet gleichfalls die Möglichkeit zu weiterreichenenden Neuinterpretationen. Eine intrinsische Logik der mittelalterlichen Sammelhandschriften offenbart sich nicht unmittelbar. Die Codices sind durch eine Genre- und Sprachendiversität geprägt: Häufig finden sich volkssprachige neben lateinischen Texten, oder – wie im Falle der Børglumer Handschrift – Texte auf Dänisch und Niederdeutsch. Eine sorgfältige Analyse der Texte und deren Interaktionen untereinander kann jedoch behilflich sein, das dynamische Potenzial dieser Sammelhandschriften zu erfassen. Im Folgenden wird dieser Dynamik Rechnung getragen, indem Karl Magnus in Verbindung mit anderen Texten der jeweiligen Handschrift gesetzt wird. Angesichts der Heterogenität der Handschriften sind solch intertextuelle Verbindungen selten offensichtlich. In diesem Fall wird versucht, durch die Verortung der Texte in ihrer kontinentaleuropäischen, lateinischen oder volkssprachigen Tradition eine gemeinsame Linie in der Transmission, Rezeption oder Re-Intrepretation zu entziffern. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass nicht alle Texte sich durch narrative oder rezeptionsästhetische Aspekte mit einem roten Faden zu Karl Magnus zurückverfolgen lassen. Es wird gewiss pragmatische und praktische Gründe bei der Zusammenstellung einzelner Handschriften gegeben haben, oder aber persönliche Interessen der Auftraggeber, die sich aus der heutigen Sicht nicht mehr gänzlich nachverfolgen lassen.

      Die vier schwedischen Handschriften, welche die Texte um Karl den Großen enthalten, nämlich Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4, Cod. Holm. D4aCod. Holm. D4a, Cod. Holm. D3Cod. Holm. D3 und AM 191 fol.AM 191 fol., können der Kategorie der Laienhandschriften, lekmannahandskrifter, zugeordnet werden. Sie enthalten neben historischen, politischen, religiösen und unterhaltenden Werken auch Fachtexte.2 Im Gegensatz zu Klosterhandschriften beinhalten diese in der Regel öfter Verstexte; eine Tatsache, welche die Forschung zur Annahme verleitet, diese seien mündlich gedichtet und erst später niedergeschrieben worden.3 Sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich des Layouts sind die profanen Handschriften aus dem laikalen Umfeld homogener gestaltet: Größtenteils sind sie in der Kursivschrift mit einigen Rubriken in Blau und Rot verfasst, Illuminationen fehlen weitestgehend. Hier, so Jonas Carlquist, komme es mehr auf den Inhalt als auf die Gestaltung an.4

      4.1. Cod. Holm. D4

      Datiert auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts, stellt Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4 eine der ältesten schwedischen Handschriften aus dem laikalen Milieu dar. Aufgrund der charakteristischen Heterogenität wird sie als „one of the most intruiguing and fascinating manuscripsts from the Swedish Middle Ages“1 betrachtet. Sowohl profane als auch religiöse und historiographische Textsorten sind in ihr vertreten. Bengt R. Jonsson kommt in seiner Abhandlung zur ErikskrönikanErikskrönikan zum Ergebnis, dass die Handschrift im Auftrag von Gustav Algotsson (Sture) im Skriptorium des Klosters VadstenaVadstena angefertigt wurde.Cod. Holm. D4VadstenaKonung Alexander2

      4.1.1. Datierung

      Zur Frage ihrer Datierung gibt es in der Forschung kontroverse Meinungen. Klemming nimmt den Zeitpunkt um 1430 an und begründet dies sowohl mit sprachlichen als auch mit stilistischen Argumenten, wohingegen Stephens und Liffman die Entstehungszeit der Handschrift auf um 1430 bis 1450 erweitern.Flores och Blanzeflor1 Noreen unterscheidet zwei differierende Teile in der Handschrift, welche verschiedenen, zumindest zwei Schreibern zugeordnet und so unterschiedlich datiert werden können.Cod. Holm. D42 Prosaiska KrönikanProsaiska Krönikan, deren Text zwar verloren ist, die aber im Inhaltsverzeichnis der Handschrift aufgelistet wird, gilt in der Forschung als die frühe Version der ErikskrönikanErikskrönikan und berichtet von den historischen Begebenheiten des Jahres 1449. Demnach müsste sie mit dem terminus post quem auf die Jahreswende 1449–1450 datiert werden. Eine weitere Datierungsmöglichkeit ermöglicht die Analyse der Wasserzeichentypen nach der Briquet-Methode.3 Hans Ronge hat die Wasserzeichen des Cod. Holm. D4 sowie der Schwesterhandschrift MB I A, welche die altschwedische Paraphrase des Pentateuch enthält,4 untersucht, und diese mit den Wasserzeichentypen von Briquet verglichen.5 Die Analyse ergab, dass während MB I A sich auf das Jahr um 1420 datieren lässt, Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4 etwa 20 bis 30 Jahre älter sein muss. Letztendlich bleiben die möglichen Datierungen „starkt hypotetiska“ ‒ stark hypothetisch.6 In der neueren Forschung herrscht inzwischen Konsens über die Entstehung der Handschrift in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

      4.1.2. Inhalt

      Det kan vara svårt att se uppenbara samband mellan texterna, om det nu överhuvudtaget finns något. Handskrifter som verkar utgöra heterogena antologier är snarare regel än undantag för den medeltida bokproduktionen […].1

      Ob die SammelhandschriftSammelhandschrift Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4 in dieser Hinsicht eine Ausnahme bildet, kann nur mit einem prüfenden Blick auf deren Inhalt beurteilt werden. Es soll zudem nicht unerwähnt bleiben, dass sie über ein Inhaltsverzeichnis verfügt, welches bemerkenswerterweise nur die wichtigsten Werke aufzählt und somit nicht vollständig ist. Gleichwohl wäre die Möglichkeit einer späteren Hinzufügung der nicht im Inhaltsverzeichnis aufgeführten Texte denkbar.2 Die anfangs beschriebene Heterogenität der Handschrift schlägt sich sowohl in den vertretenen Gattungen als auch in den Sprachen nieder: Neben Altschwedisch und Latein wird das Mittelniederdeutsche ebenfalls verwendet. Hinsichtlich der Gattungen lässt sich feststellen, dass neben höfischen Texten wie den EufemiavisorEufemiavisor, auch religiöse, im weitesten Sinne wissenschaftliche, didaktische sowie profane Texte vertreten sind. Ein tabellarischer Überblick soll die thematische Heterogenität dieser Handschrift verdeutlichen, die als „minibibliotek“3 für einen dem aristokratischen Milieu entstammenden Auftraggeber konzipiert war. Das erste Blatt der Handschrift ist aus Pergament und stellt das Inhaltsverzeichnis dar, der Rest ist aus Papier und wie folgt zusammengesetzt:

Blatt Titel Sprache Anmerkungen
2–57r Herr Ivan Herr Ivan SWE Erste Eufemiavisa
57v–85r СКАЧАТЬ