Karl der Große im Norden. Elena Brandenburg
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СКАЧАТЬ in Lund der Bischofssitz endgültig nach Børglum verlegt, wo Bischof Sylvester ein neues religiös-administratives Zentrum für sein Bistum errichten wollte. Eine Klosterstiftung vom Mutterkloster Steinfeld in der Eifel wird für die Zeit um 1150 angenommen, die erste Kontaktaufnahme mit Steinfeld in der Eifel muss aber bereits in den Jahren 1139–1142 stattgefunden haben.Børglum3 Neben den Hoheitsrechten, die das Verhältnis zwischen dem Mutter- und Tochterkloster im Ordenswesen auszeichnen, sind es vor allem reisende Ordensmitglieder, die einen direkten Austausch zwischen den Klöstern herstellten: Nyberg geht davon aus, dass man Kanoniker aus Steinfeld nach Dänemark entsandte, während die Studenten aus Dänemark, die dem Orden beitraten, zu Ausbildungszwecken in die Eifel reisten.4 Wie das Mutterkloster Steinfeld verpflichtete sich seit 1177 auch Børglum, Prémontré als Hauptkloster und Norm der klösterlichen Lebensweise anzuerkennen und das dortige Generalkapitel zu besuchen, wo der Prämonstratenserorden von Norbert von Xanten im Jahre 1120 gegründet wurde.5

      Das einsame dänische Kloster wurde Domkapitel für den Bischof der Insel Vendsyssel, dem heute nördlichsten Teil Jütlands, welcher im Mittelalter ohne Landverbindung durch den Limfjord vom Festland getrennt war. Es gilt als Mutterkloster der beiden norwegischen Abteien des Ordens, des Olavsklosters in Tønsberg und Marieskog in Dragsmark. Die Stiftung des letzteren um 1230 geht auf den norwegischen König Hákon Hákonarson (1217–1263) zurück. Die Entstehung einer Schwestern- oder Kanonissengemeinschaft in BørglumBørglum um 1160 kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Durch die geographische Lage der Klöster, nämlich ihre Nähe zur Nordsee, wurde die Kommunikation unter den Klöstern erleichtert sowie die Entwicklung ähnlicher ökonomischer Strukturen begünstigt, was den Handel und Export von Überhangware anging.Børglum6 Auch waren diese drei Abteien Ausgangspunkt des westlich gewandten Schiffsverkehrs, während diejenigen in Schonen (Tommarp, Öved, Lund und Vä, später nach Bäckaskog verlegt) an der dänischen Expansion über die Ostsee Anteil hatten.7

      Bis 1536, also bis zur Reformation, als alle Bischofsgüter des Königs Christian III. beschlagnahmt wurden, war das Kloster BørglumBørglum im Besitz des Prämonstratenserordens. Man kann davon ausgehen, dass die Klosterbibliothek sowie die vorhandenen Inventarverzeichnisse der Enteignung und Säkularisierung zum Opfer fielen. Die Handschrift Vu 82Cod. Holm. Vu 82 ist als einziges Zeugnis der literarischen Produktion in Børglum erhalten geblieben.

      3.6. Historia de profectione Danorum in Hierosolymam

      Doch auch wenn die materielle Überlieferungslage sich auf eine einzige erhaltene Handschrift beschränkt, so existiert neben der Karl Magnus Krønike ein weiteres literarisches Zeugnis der literarischen Produktionstätigkeit in BørglumBørglum: Die Historia de profectione Danorum in Hierosolymam handelt von einem dänisch-norwegischen Kreuzzug nach Jerusalem im Jahre 1191, aufgezeichnet einige Jahre später, offensichtlich noch vor 1202.Børglum1 Die Handschrift norwegischer Provenienz ist nicht erhalten, es existiert jedoch eine Abschrift des Altphilologen Johann Kirchmann aus dem Jahre 1625, als er diese in einer Lübecker Bibliothek entdeckt hatte.2 Über die genaue Herkunft der verlorenen Handschrift können keine Angaben gemacht werden. Inhaltlich bestand sie aus vier Teilen:

      1 Josephus: De bello Judaico

      2 Theodoricus Monachus: Commentarius de vetustis regibus norwagicis

      3 Abt Wilhelm von Aebelholt: Vita B. Genofevæ virg.

      4 Historia de profectione Danorum in Terram Sanctam.

      Ein Frater X., canonicus hat die Handschrift einem hochgestellten Geistlichen Dominus K. gewidmet. Die Verbindung von frater mit canonicus kann nur auf einen regulierten Chorherrn zutreffen, also auf einen PrämonstratenserPrämonstratenser oder Augustinerchorherrn. Dem Werk geht ein Widmungsbrief voraus mit der Überschrift: Reverendo et diligendo Domino K., Frater X. canonicus debitam in omnibus obedientiam. Die Auswertung des Widmungsbriefes führte zur Annahme, der Bericht sei eine Auftragsarbeit von Dominus K. an Frater X. Beim Adressaten Dominus K. handelt es sich vermutlich um einen Ordensobern, am ehesten noch den Dompropst von BørglumBørglum.3 Da der Text norröne Schreibformen sowie Sprichwörter enthält, besteht Grund zur Annahme, der Schreiber des Berichts sei ein norwegischer Ordensbruder gewesen, der sich aufgrund der Beziehungen zwischen dem Mutterkloster Børglum und dessen Tochterkloster Tønsberg gerade in Børglum aufgehalten habe.4

      Inhaltlich handelt sich hierbei um den Bericht eines missglückten dänisch-norwegischen Kreuzzuges ins Heilige Land im Jahre 1191. Dabei sind die detaillierten Beschreibungen der Vorbereitung und der Durchführung der ProfectioDe profectione danorum in Hierosalymam eher apologetischen als narrativen Charakters, obwohl die Intention die Bewahrung der Erinnerung dieses Kreuzzuges für die Nachwelt explizit erwähnt wird. Vier Jahre nach dem Fall Jerusalems im Jahre 1187 wird eine gemeinsame dänisch-norwegische Expedition mit vier Schiffen entsandt. Doch sowohl die ungünstigen Wetterbedingungen als auch der späte Zeitpunkt der Abreise verhindern eine erfolgreiche Durchführung des Vorhabens. Noch ehe die Skandinavier das Heilige Land erreichen, wird ein dauerhafter Waffenstillstand zwischen Richard Löwenherz und Saladin vereinbart, so dass die Mission, nämlich die Befreiung Jerusalems, als vollends gescheitert betrachtet werden kann. Der anonyme Chronist hatte angesichts dessen, „dass Angehörige der vornehmsten Familien des Landes weder in Bezug auf das eigentliche Ziel irgendetwas erreicht noch mit navigatorischen Glanzleistungen aufgewartet hatten“,5 die undankbare Aufgabe, den betriebenen finanziellen und personellen Aufwand in narrativer Form zu legitimieren.

      Die drängende Pflicht zum Kreuzzug wird dabei rhetorisch durch die religiöse Begründung wie durch die Erinnerung an die heidnischen Vorfahren, welche für den Ruhm mannigfaltige Gefahren auf sich nahmen, ausformuliert. Durch diesen Vergleich werden heidnische Seeräuber nicht nur zum moralischen Vorbild für die Kreuzzugsfahrer, sondern dienen zur Abgrenzung der Kreuzfahrertruppe als spezifisch ‚dänisch‘ im Kontext anderer ethnischer Gruppen.Roland6 Dass die Teilnehmer der ProfectioDe profectione danorum in Hierosalymam darüber hinaus als eine von Gott auserwählte Gruppe dargestellt werden, ist dabei charakteristisch für die Kreuzzugsliteratur.7

      Daneben folgt die Chronik auch in weiteren Zügen dem Kreuzzugsdiskurs, der neben päpstlichem Aufruf mühsame Vorbereitungsschilderungen sowie religiös geprägte Darstellungen der Ereignisse während der Reise enthält. Hier, so Scheel, weist die ProfectioDe profectione danorum in Hierosalymam Parallelen zu den gleichzeitig entstandenen Chroniken über Friedrich Barbarossas Kreuzzug auf, der Historia de expeditione Friderici imperatoris und der Historia peregrinorum, so dass man von einem gemeinsamen kulturellen Hintergrund der Autoren ausgehen kann.8

      Diese Kreuzzugschronik bleibt der einzige erhaltene Beitrag der skandinavischen PrämonstratenserPrämonstratenser zur mittelalterlichen Geschichtsschreibung. Es ist anzunehmen, dass im Gegensatz zu anderen Orden, beispielsweise den Dominikanern, die Prämonstratenser kein bildungsorientiertes Programm verfolgten. In seiner Studie zum intellektuellen Profil des Ordens kommt Wolfgang Grassl zur Konklusion: „Premonstratensians overall did not consider themselves as a ‚learned order‘“.9 Sicherlich haben die Ordensbrüder durch die klösterlichen Netzwerke, die einen Austausch zwischen den Mutter- und Tochterstiften ermöglichten, Studienaufenthalte an der Universität in Paris und anderen Städten absolviert und auf diese Weise durchaus kulturelle Impulse erhalten, diese manifestierten sich jedoch nicht in einer spezifischen Textproduktion.

      Die Überlieferungslage speziell im Kloster BørglumBørglum lässt keinerlei Rückschlüsse auf lokale Textproduktionsumstände und Interessen dahinter zu, wie es beispielsweise für die Sammlung der erhaltenen Texte aus dem Kloster VadstenaVadstena möglich ist. Umso bedeutender erscheinen in diesem Kontext die beiden mit Børglum verknüpften Texte De profectione danorum in HierosalymamDe profectione danorum in Hierosalymam sowie die Karl Magnus Krønike, die unter anderem auch die Kreuzzugsthematik sowie die Reise Karls des Großen nach Jerusalem behandeln. Die Profectio legitimiert dabei das „imperiale Ausgreifen СКАЧАТЬ