Karl der Große im Norden. Elena Brandenburg
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      aff latine oc swa til rima

      […]

      en ærlik drotzet innan swerik

      bo ionsson swa næmpner han sik.2

      Es handelt sich um Bo Jonsson Grip, einen schwedischen Reichsdrost und Großgrundbesitzer, „recognized leader of the Swedish aristocracy up till his death in 1386“.Dikten om Kung Albrekt3 Aus diesem Grund ist das Entstehungs- und Rezeptionsmilieu im schwedischen Adel und in den Kreisen um Bo Jonsson anzusiedeln.Konung Alexander4 Hier findet sich der rote Faden zu anderen Texten der Handschrift. Obwohl Konung AlexanderKonung Alexander selbst kein dezidiert höfischer Roman ist,Erikskrönikan5 so bleibt er dennoch in einen höfischen Rahmen eingebettet. Argumente hierfür sind der adelige Auftraggeber und damit das anzunehmende aristokratische Rezeptionsmilieu sowie die Tatsache, dass die EufemiavisorEufemiavisor und die ErikskrönikanErikskrönikan offensichtlich als Inspirationsquelle auf der stilistischen und formalen Ebene fungierten. Bampi stellt fest, „the translator judged it appropriate to furnish the narration of Alexander’s deeds with traits that were familiar to the aristocratic audience the text was meant to address“.6 Weiterhin sei es plausibel, dass die Re-Integration des Textes im aristokratischen Milieu die Repräsentation von Alexanders Taten in vielerlei Hinsicht beeinflusste.7

      Die ältere Forschung bewertete Konung AlexanderKonung Alexander als eine ernste politische Tendenzschrift.8 Gisela Vilhelmsdotter hingegen spricht von einem „exemplum“.9 Sowohl zum Zeitpunkt seiner Übersetzung ins Schwedische um 1380, d.h. während der Regierungszeit Albrechts von Mecklenburg, als auch im Zeitraum von 1425 bis 1430 zu Zeiten Eriks von PommernErik von Pommern, als der Hauptteil des Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4 angefertigt wurde, lässt sich der Text auf die jeweils aktuelle zeitgenössische politische Situation beziehen. Die negativen Eigenschaften, die die Figur Alexanders in der schwedischen Adaption kennzeichnen, lassen sich gleichfalls auf die Könige Albrecht und Erik übertragen und bieten somit ein negatives exemplum.

      Thematisch lässt sich der Text mit der zweiten Episode des Karl Magnus, welche die Schlacht von RoncesvallesRoncesvalles und den Tod Rolands und Oliviers zum Thema hat, durchaus vergleichen – in beiden Texten wird die Singularität der Helden und die daraus resultierende problematische Integration ins Kollektiv thematisiert. Ist es im ersteren noch die maßlose Neugierde Alexanders, die seinen Untergang bewirkt, so ist es in Karl Magnus Rolands Hochmut und seine Maßlosigkeit, die neben dem Verrat Ganelons die Niederlage der fränkischen Armee, seinen eigenen Tod wie auch den seines besten Freundes Olivier zur Folge haben. Auch in der ersten Episode, während der Pilgerfahrt nach Jerusalem und Konstantinopel, werden Karl und seine Gefährten durch ihren Übermut und ihre, im betrunkenen Zustand ausgesprochenen Prahlereien, gabs, in große Gefahr gebracht. Nur durch intensives Beten kommt Karl als Sieger dieser Episode davon – allerdings nicht ohne die mahnenden Worte eines ihm erschienenen Engels. Die Aufrechterhaltung einer göttlichen Weltordnung wird somit durch Maßlosigkeit und Hochmut gefährdet, wovon große Krieger wie RolandRoland oder herausragende Könige wie Karl und Alexander nicht ausgenommen sind. Ihr tiefer Fall ist umso exemplarischer, werden die Texte der Handschrift doch gewiss gleichermaßen vor dem Hintergrund der religiösen und didaktisch-moralischen Texte rezipiert.

      Weiterhin zeigen beide Texte großes Interesse an detaillierten Beschreibungen der orientalischen Welt und den damit assoziierten Schönheiten und Wundern. Die hier konstruierten positiven Alteritätsbilder stehen in einem scharfen Kontrast zu denen der adaptierten Chanson de RolandRoland. Der Alteritäts- bzw. Orient-Diskurs findet sich ebenfalls in einem anderen Text der Handschrift, nämlich in einer der EufemiavisorEufemiavisor, Flores och BlanzeflorFlores och Blanzeflor, in dem der Held der Geschichte, der junge Flores, seiner nach Byzanz verkauften Geliebten folgt und die Wunder im Garten des Emirs von Babylon erlebt. Diese diskursiven Parallelen, die thematisch die Texte der Handschrift miteinander verknüpfen, werden im Kapitel 5 der vorliegenden Arbeit im Detail untersucht.

      4.1.4.2. Dikten om Kung Albrekt

      Dikten om Kung AlbrektDas dritte Werk aus der ‚Herrscher‘-Gruppe der Handschriften ist das allegorische, im Knittelvers verfasste Gedicht Dikten om Kung AlbrektDikten om Kung Albrekt, das vor dem Hintergrund der 25 Jahre andauernden Regierungszeit des mecklenburgischen Herzogs und später schwedischen Königs Albrecht III. von Mecklenburg entstanden ist.1 Albrechts Herrschaft war geprägt von politischen Repressionen, der Ausbeutung schwedischer Bauer und Grundbesitzer und der Etablierung einer Klasse deutscher, in erster Linie mecklenburgischer Adliger, die im Dienste Albrechts III. sowohl herausragende politische Positionen als auch finanzielle Vorteile erwerben konnten.2 Das vermutlich während der letzten Jahre seiner Herrschaft verfasste Gedicht Dikten om Kung Albrekt wurde schon früh in der Forschung als propagandistisch eingestuft,3 die Kritik an der politischen Situation zu Zeiten Albrechts III. in allegorischer Form ist dabei recht offensichtlich.4 Die aktuellen Forschungspositionen zu Dikten om Kung Albrekt stimmen in Bezug auf das Entstehungs- und Rezeptionsmilieu dahingehend überein, dass es im aristokratischen Milieu um Bo Jonsson Grip – in dessen Auftrag auch Konung AlexanderKonung Alexander niedergeschrieben wurde – entstanden sein soll. 5 Bo Jonsson, durch eine Urkunde als officialis generalis, d.h. höchster Amtsträger von König und Reich betitelt, war gleichzeitig der Vertreter des Adels und wurde so zur Schlüsselfigur des politischen Systems während der Herrschaft Albrechts III.6 Der Zusammenhang mit anderen Texten der Handschrift wird auf diese Weise nachvollziehbar:

      If Dikten om kung Albrekt was written and performed in the entourage of Bo Jonsson’s executors or, more generally, in aristocratic circles connected to him, it is more than likely that it was transmitted together with Konung AlexanderKonung Alexander and other courtly works such as Eufemiavisorna and ErikskrönikanErikskrönikan: family relationships, class identity and shared ideology contributed to ensure the preservation and the transmission of this group of texts.7

      Obgleich alle drei Texte im Hinblick sowohl auf ihre Transmission als auch auf die generischen Merkmale deutliche Unterschiede aufweisen, kann man ihnen neben einer sicherlich unterhaltsamen auch eine belehrende Funktion attestieren: Durch das Porträtieren verschiedener Verhaltensmodelle der Herrscher konnten kritische und didaktische Aspekte der Geschichten zur Geltung kommen und anhand der drei royalen Viten der schwedischen Aristokratie Werte und Normen vermittelt werden – exemplarisch an den Darstellungen des verhassten Königs Albrecht III., des maßlosen Alexanders und schließlich des gotterwählten rex iustusrex iustus Karls des Großen.

      4.1.5. Fazit

      Die Verbindung zwischen Karl Magnus und den höfischen Texten des Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4 wird durch den Rezeptionsrahmen sowie das Entstehungsmilieu der Handschrift gebildet, obgleich Konung AlexanderKonung Alexander ebenso wie Karl Magnus keine offensichtlichen Spuren höfischer Ethik beinhalten. Im Falle von Karl Magnus ist dies nachvollziehbar, führt man sich die Transmission der Texte aus der Gattung der chansons de gestechansons de geste vor Augen, die als Quellen beim Zusammenstellen der zunächst altwestnordischen Kompilation Karlamagnús sagaKarlamagnús saga ok kappa hans dienten, die wiederum als Vorlage bei der schwedischen und dänischen Bearbeitung des Karls-Stoffes vorlag.

      Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4 ist von den in der vorliegenden Analyse behandelten Handschriften die wohl heterogenste und damit auch herausforderndste, wenn es um die interne Logik der Textauswahl geht. Die Geschichte des fränkischen Kaisers ist hier in eine Vielzahl anderer Genres und Texte eingebettet – historiographische, religiöse, moralisch-didaktische, höfische und profane Inhalte bilden den Rezeptionsrahmen, in dem Karl Magnus aufgezeichnet und gelesen wurde. Obgleich nicht auf den ersten Blick erkennbar, entfaltet Karl Magnus neben textintrinsischen Möglichkeiten zu Interpretation und Lesarten eine weitere Verständnisebene СКАЧАТЬ