Karl der Große im Norden. Elena Brandenburg
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СКАЧАТЬ Augustodunensis aus dem späten 11. Jh.7 246r–264r Sju vise mästare Sju vise mästare SWE Anfang fehlt, Redaktion a 264r–268r Själens ock kroppens tvist SWE 268r–272r Legenden om St. Göran SWE 272v–295v De sju sakramenter - Aff allom manzins adhrorn - Aff hästaläkedom - Aff marghanda yrtom oc thera dygdhom SWE

      Tab. 1:

      Inhalt der Handschrift Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4

      Im Hinblick auf die Gattungen lassen sich die Texte folgenden Gruppen zuordnen: Zum einen sind hier Texte höfischer Prägung enthalten: Dazu gehören die drei Eufemisvisor, Konung AlexanderKonung Alexander, Dikten om Kung AlbrektDikten om Kung Albrekt und im weitesten Sinne auch Karl Magnus. Allesamt sind sie auf Schwedisch verfasst und stellen zum Teil Übersetzungen der niederdeutschen, französischen und lateinischen Werke dar. Zum anderen finden sich Texte mit historischen und historiographischen Inhalten: Dazu gehören Aff Danmarkis konongom/ Nota gesta danorum mit historischen Anmerkungen über Danaholmstraktat, Västergötlands gränsorter, Västergötlands allmänningar etc. Weiterhin gibt es eine Reihe von Texten mit religiöser und geistlicher Prägung: drei kurze Messen und weitere Texte wie Aff gudz tilkwæmpd och hans fodhilse, De obitu beate Marie virginis gloriose, De transitu beate Marie virginis gloriose, De quindecim signis ante diem iudicij, Speculum missæ, De ligno domini, De sju sakramenter, Legenden om St. Göran und Själens och kroppens tvist. Hier wäre zu erwarten, dass ein Großteil der Dichtung in lateinischer Sprache verfasst wäre, zumal die Rubriken lateinisch sind, was die Gattung in ihrer sprachlichen Verortung mit der lateinischen Tradition verknüpft, doch auch in dieser Gruppe ist der umfassendste Teil der Texte auf Altschwedisch.

      Weiterhin kommen verschiedene fachdidaktische Texte vor, nämlich die auf Latein verfassten Traktate über die Chiromantie, Physiognomie und die Urinschau. Zur Gattung der Fachliteratur gehören nicht-fiktionale Texte, „gegliedert in Sachgebiete, die Erfahrungen jeglicher Art, Wissen aus verschiedenen Sparten, wissenschaftliche Erkenntnisse“8 dokumentieren und vermitteln. Die Texte der Fachliteratur liegen in gebundener Rede oder in Prosa vor, orientieren sich demnach mehr an Intention und Inhalt als an der äußeren Form.9 Die weiter oben aufgezählten Prognostica sowie die oneiromantische Schrift Nota Somnia Danielis zählen zu den sog. artes magicae, welche die magischen und mantischen Künste erfassen, unter anderem die Chiromantie, Physiognomie und die Geburtsprognostik. Da Editionen dieser Texte nach wie vor Desiderat bleiben, ist es im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, näher darauf einzugehen. Allgemein kann jedoch konstatiert werden, dass die mantischen wie die magischen Künste im europäischen Kulturkreis auf literarischer Ebene von gnostischen und neuplatonischen Vorstellungen einer Hierarchie von Geisteswesen hinter der erfahrbaren Wirklichkeit geprägt sind.10 Diese im weitesten Sinne gelehrte Fachprosa zeigt Verwandtschaft mit der antiken Tradition der Mantik, welche schon im 12. Jahrhundert Gegenstand lateinischsprachiger Abhandlungen war. Analog zu den septem artes liberales gehörte die Chiromantie, eine Wahrsagetechnik auf Basis der Handlinienverläufe, sowie die Schicksalsvorhersage durch die Physiognomie, zu den sogenannten artes magicae, den magischen und mantischen Künsten.11 Die Traktate über den Urin wie auch die Verdauung sind Teil der mittelalterlichen Diagnostik der ars mediale, welche in der antiken Tradition wurzelt, wie die gesamte Medizin des Mittelalters.12 Vor dem Hintergrund der vorliegenden Kompilation kann man sie als Teil spätmittelalterlicher gelehrter Fachprosa einordnen. Eine moderne Edition dieser Traktate wäre wünschenswert, um in diesem Zusammenhang Fragen nach der Transmission bzw. nach möglichen Vorlagen beantworten zu können.

      Eng verwandt mit den oben genannten Texten der gelehrten Fachprosa steht auch das auf Lateinisch verfasste Traumdeutungsbuch Nota Somnia Danielis. Hier wird ebenfalls die Teilhabe des schwedischen Codex an der griechisch-römischen und mittelalterlichen Tradition der Oneiromantie, der Traumdeutung, offenbar. Die alphabetische Aufzählung der 364 Träume und ihrer Bedeutungen stellt eine Version eines der am meisten verbreiteten mittelalterlichen Traumdeutungsbücher dar, des Somniale DanielisSomniale Danielis, dessen Überlieferung in einer Reihe lateinischer Handschriften sowie Übersetzungen in diverse Volkssprachen für die verbreitete abendländische Rezeption bürgt.Somniale Danielis13 Im Hinblick auf die Zusammensetzung der Handschrift verdient das Buch, das in der altschwedischen Übertragung den Titel Nota Somnia Danielis trägt, in der Forschung auch als Somnia Danielis bekannt, ein besonderes Augenmerk, reicht doch die Tradition der Oneiromantie, der Traumdeutung, über die griechisch-römische Antike bis in die frühen Hochkulturen Ägyptens und Mesopotamiens zurück.14 Unter der Nota Somnia Danielis werden 364 Träume alphabetisch erfasst und ausgelegt.15 Einer großen Beliebtheit erfreute sich das soeben erwähnte Traumbuch Somnia Danielis, das in 73 lateinischen Handschriften vorliegt, wovon die älteste auf das 9. Jahrhundert datiert werden kann.16 Die volkssprachige Überlieferung umfasst neben den alt- und mittelenglischen, italienischen und irischen auch mittelhochdeutsche und altwestnordische Versionen. Die Authentizität und Glaubwürdigkeit der Traumauslegung sollte durch die Attestierung zu einem der bekanntesten alttestamentarischen Propheten, Daniel, bezeugt werden. Hinsichtlich der handschriftlichen Tradition war das Traumbuch Daniels „generally integrated in miscellanies with medical, astrological, astronomical character“,Somniale Danielis17 erschien also neben anderen Texten der Fachprosa. Interessanterweise trifft dies auf eine weitere SammelhandschriftSammelhandschrift zu, nämlich Cod. Ups. C 664 (Uppsala Universitetsbibliotek, 9. Jh.), die neben einer der ältesten lateinischen Versionen der Somniale Danielis sonst medizinische Fachtexte enthält.Somniale Danielis18 Auch in den literarischen Texten selbst wird die Existenz der Traumbücher bescheinigt, so wird im Text der altfranzösischen Chanson de RolandRoland einer der Träume von einem weisen Mann mit Hilfe eines Traumbuches ausgelegt.AudeRoland19

      Die Bedeutung der Fachprosa liegt neben ihrem Eigenwert als Teil des literarischen Milieus der Zeit, in der sie entstanden ist oder aber modifiziert und weiter rezipiert wurde, vor allem im Potenzial der Texte, soziokulturelle Hintergründe von Entstehungs- und Rezeptionsmilieus zu beleuchten. Kodikologisch kontextualisiert können die gelehrten Fachprosa-Texte so neue Möglichkeiten zur Interpretation anderer Texte innerhalb der Handschrift liefern und zu einem besseren Verständnis poetischer Werke beitragen.

      Der Glaube an die prognostische Kraft der Träume – und somit auch der Gebrauch der Traumbücher – war offensichtlich nicht an einen bestimmten Rezipientenkreis geknüpft. Valerio Cappozzo stellt fest, Somniale DanielisXE "Somniale Danielis „thus gathers some traditional beliefs, previously transmitted orally, that surpass social classes and specific moments in time“20 und Steven Kruger merkt an:

      While oral traditions and folk beliefs probably contributed to the alteration and growth of the dreambooks, and while a lively folk interest in dreams and dream divination would certainly have helped fuel the dreambooks’ proliferation, the number of manuscripts testifies to popularity among a literate population.21

      Die Inklusion des Traumbuchs Somnia Danielis in die heterogene Handschrift Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4, die im Auftrag von Gustav Algotsson (Sture) in VadstenaVadstena angefertigt wurde, zeugt vom Interesse der schwedischen Aristokratie an der Fachprosa, deren schriftliche Transmission bis ins 9. Jahrhundert nachgewiesen СКАЧАТЬ