Название: Textlinguistik
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Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: narr studienbücher
isbn: 9783823301066
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(3–8) Strunz in der liberoposition, (–) außer frage; (1.0) bei den Bayern1
Andererseits muss festgestellt werden, dass auch andere Intonationsmuster am Einheitenende stehen können. Das typische Intonationsmuster in der Sportreportage ist z.B. die gleichbleibende Tonhöhenbewegung, die eine Weiterführung erwarten lässt. Der Sprecher hält sich somit immer die Option offen fortzufahren, kann aber die Einheit durchaus auch mit einer schwebenden Intonation abschließen.
Neben der Prosodie bzw. der Interpunktion ist für die Segmentierung vor allem die morphologische Form maßgeblich. Eine wichtige Rolle spielen dabei die in ihrer Wortklassencharakteristik als Fügewörter zu bestimmenden Konjunktionen.
Für die mündliche Rede sei hier zunächst auf die besondere Funktion der koordinierenden Konjunktionen und bzw. aber verwiesen (vgl. Kreye 1989: 47). Insbesondere die Konjunktion und hat als „das allgemeinste Bindewort von unbestimmtester Bedeutung“ (Heyse 1907: 543) für den Sprecher ungemeine Vorzüge. Und dient häufig nicht in erster Linie der Verknüpfung kopulativ miteinander verbundener syntaktischer Einheiten, sondern vor allem der Abgrenzung von syntaktischen Einheiten und ist somit primär Gliederungssignal:
(3–9) dann haben sie die schubladen aufgemacht
und was war drin,
lauter verhütungsmittel
ich heiße Peter
und du,
ich habe selbst nicht genug;
(.)
und hände weg
(Beispiel zitiert nach Polikarpow 1997: 182)
Hingegen hat die Konjunktion aber vor allem die Funktion, „Diskontinuitäten auf etwas Vorangehendes zu markieren. Dies gilt nicht nur dann, wenn ein Kontrast vorliegt, sondern auch dann, wenn aber spezifische diskursive Funktionen erfüllt“ (Schlobinski 1996: 246f., vgl. auch 1992: 255–314 sowie Ehlich 1984a).
Schlobinski (1996: 247) nennt z.B. die Möglichkeit, dass aber als themaorganisierendes Element einen Bruch in der Themakontinuierung markiert.
(3–10) Strunz in der liberoposition, (–) außer frage; (1.0) bei den Bayern
↑der konflikt ist entschieden,
(–)
sagt Otto Rehhagel;
(–)
nicht Thomas Helmer der auch gerne libero wäre –
(1.5)
sondern Strunz,
(3.5)
zweikampfstark,
(–)
glänzt auch durch lange pässe,
(.)
aber die erste ecke für Borussia Dortmund
Ein gravierendes Problem für die Analyse besteht nun darin, dass die Anwendung der einzelnen Segmentierungskriterien zum Teil zu unterschiedlichen Ergebnissen führt, etwa im folgenden Beispiel:
(3–11) Ricken;
(3.5)
fordert den ball
Die morphologische Form des Finitums (fordert) stellt eine Verknüpfung zur vorangehenden Einheit her (Zuordnung, Kongruenz). Auch semantisch und dependenziell ist eine Beziehung ohne weiteres nachweisbar. Dass Ricken dennoch als eine syntaktische Einheit gelten muss, ist durch die mit 3,5 Sekunden relativ lange Pause und durch die fallende Intonation deutlich markiert. Unterstützt wird diese Annahme durch die Tatsache, dass es sich auch semantisch und funktional um eine eigenständige Einheit handelt, weil es zunächst um nichts anderes geht, als einen im Fernsehen gezeigten Spieler zu identifizieren und somit einen Referenten einzuführen, ein Thema zu setzen. Erst nachträglich und in relativ selbstständiger Form wird etwas über diesen Referenten ausgesagt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine syntaktische Segmentierung der gesprochenen Rede nur dann operationalisierbar ist, wenn alle oben genannten formal-syntaktischen Mittel in ihrem Zusammenspiel betrachtet werden. Im Einzelfall sind auch Überlegungen zur semantischen und pragmatischen Gliederung zu berücksichtigen, wobei semantische und pragmatische Einheiten keineswegs immer mit syntaktischen Einheiten zusammenfallen.
3.2.3 Das textgrammatische Beschreibungsinstrumentarium: Syntaktische Formen und ihr interner Bau
Nach der Abgrenzung syntaktischer Einheiten rückt ein nächstes, unseres Erachtens zentrales Problem in den Blickpunkt. Es gilt, die segmentierten Basiseinheiten syntaktisch zu kategorisieren, und zwar auf Grundlage der Gegebenheiten der jeweiligen Konstruktion, wie sie in der Rede konkret beobachtet werden können.
Dabei ist der Satz als eine spezifische (und dabei sicher als die idealtypische) syntaktische Form einzubeziehen, die neben anderen Formen existiert, um eine Äußerung zu tätigen.
Die Betonung liegt dabei auf dem Grundwort -form, denn da der Satz in aller Regel als syntaktische Kategorie eingeführt wird, sollte er auch primär syntaktisch definiert werden. In diesem Sinne bestimme ich den Satz als relativ selbständige grammatisch-strukturelle Einheit, die sich durch eine wohlgeformte prädikative Struktur auszeichnet. Der deutsche Satz ist zweigliedrig, nominativisch und verbal. Er besteht also im Minimalfall aus einem Verbkomplex mit finitem Verb und einer Ergänzung im Nominativ. (Jürgens 1999: 83)
Im Folgenden soll es darum gehen, Kategorien für die syntaktischen Äußerungsformen zu finden, die im Sprachgebrauch regelmäßig vorkommen, aber nicht Sätze im Sinne oben aufgeführter Definition sind. Es handelt sich vor allem um Formen, die in der Grammatik üblicherweise als Reduktionen (des vollständigen Satzes) bzw. als EllipsenEllipse behandelt werden.
Der Begriff ‚Ellipse‘ (griech. elleipein: ‚mangeln, fehlen‘) bewirkt die Vorstellung von Unvollständigkeit und meint die „Aussparung von sprachlichen Elementen, die auf Grund von syntaktischen Regeln oder lexikalischen Eigenschaften […] notwendig sind“ (Bußmann 32002: 187), die aber aus dem sprachlichen bzw. außersprachlichen Kontext regelhaft erschlossen werden können. Als Ausgangspunkt wird dabei immer eine vollständige Struktur, nämlich СКАЧАТЬ