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СКАЧАТЬ aufbewahren (Schwäbisch)Aufgabe1) Vorhaben, Problemstellung, Pflicht2) Kapitulation vor etwasexcéder1) übertreffen, hinausgehen über2) ein Exzess sein, irritieren, übertrumpfensich auseinandersetzen mit1) sich befassen mit, die Meinung zu etwas sagen2) sich wegsetzen von3) Güter trennen (jur.)un posteur d’écriture1) ein Schriftsteller (der entwirft, kein Garant der WahrheitWahrheit)imposteur d’écriture2) Betrüger, „Hochstapler der Schrift“.3Forget

      Gras/Sarg: Das Anagramm (Wort rückwärts gelesen) wird auffällig, wenn in einem Roman oft Gras und Sarg verbunden werden, wie z.B. in „Die Leiden des jungen Werthers“ von Goethe.

      trace/écart: Gerne werden mit einem Anagramm auch die Spuren des Unbewussten (traces) im Text aufgespürt, die einen Sinnabstand (écart) zum bewusst Ausgesagten indizieren, die Behauptung im Text konterkarieren, überspielen, widerlegen (vgl. FORGETForget 1984:172ff).

      Das BewusstseinBewusstsein von der prinzipiellen Nicht-Beherrschbarkeit der SpracheSprache, der Nicht-Festlegbarkeit der Zeichen, die wir miteinander austauschen, widerspricht natürlich der Vorstellung einer bewussten kontinuierlichen Formulierung durch einen AutorAutors. Sender. Bei einer solchen Sprachauffassung ist es nicht verwunderlich, dass DERRIDADerrida auch die Übersetzung als eigentlich unmöglich, als eine Aporie ansieht, auch wenn er kein Übersetzungstheoretiker ist. Er knüpft an die Vorstellungen Walter BENJAMINS an, den er ausführlich kommentiert (vgl. DERRIDA 1987:207). Dessen Sprach- und ÜbersetzungstheorieÜbersetzungstheorie (s. Kap. 2.5) liegt ja der Gedanke zu Grunde, dass das mimetische (abbildende) Prinzip für die Besonderheit der Einzelsprachen verantwortlich sei. Nicht etwa ein bestimmter Aussagewille, sondern das Unreflektierte in einem Diskurs sei das Entscheidende. Schon deswegen könne es nicht darum gehen, wie LUTHERLuther verlangt hatte (s. Kap. 1.4), die Übersetzung den Anforderungen der Empfänger anzupassen.

      BENJAMINBenjamin stellte sich einen ÜbersetzerÜbersetzer vor, der in seiner eigenen SpracheSprache versucht, „die Art des Meinens“ des fremden Textes nachzubilden. Hier knüpft DERRIDADerrida (1987:201) an und unterstreicht mit dem Hinweis auf den Mythos von Babel die Unmöglichkeit des Übersetzens. Es sind vielfältige Sprachen entstanden, und der Übersetzer kann sich nicht über deren Ausdrucksebenen hinwegsetzen und so tun, als gäbe es ein Verhältnis der EntsprechungEntsprechung zwischen den Zeichen. Insbesondere Dichtung sei unübersetzbar, und so schreibt DERRIDA (1987:220, zit. nach ZIMA 1994:87):

      Die Übersetzung strebt nicht danach, dies oder jenes zu sagen, diesen oder jenen SinnSinn zu übertragen oder eine bestimmte BedeutungBedeutung mitzuteilen, sondern sie will die Affinität zwischen den Sprachen aufzeigen und ihre Möglichkeit erkennen lassen [remarquer l’affinité entre les langues].

      Das stets Intakte, Unfaßbare, Unberührbare ist es, was den ÜbersetzerÜbersetzer fasziniert und seine Arbeitsweise bestimmt. [Le toujours intact, l’intangible, l’intouchable, c’est-ce qui fascine et oriente le travail du traducteur] (ebd.:224).

      Dieser „unfassbare Rest“ – wir denken an das Unbewusste – beherrscht auch Paul DE MANS Kommentar zu BENJAMINS oben erwähntem Aufsatz. „Der amerikanische Dekonstruktivist deutet das Wort Aufgabe in ‘Die Aufgabe des Übersetzers’ als Verzicht, als Kapitulation vor dem Unübersetzbaren, das aus einer Aporie hervorgeht. Diese kommt dadurch zustande, dass die Forderung nach Originaltreue unaufhebbar der Forderung nach einer freien, der ZielspracheZielspraches. ZS treuen Übertragung widerspricht. DE MAN spricht in diesem Zusammenhang von einer ‘Aporie zwischen FreiheitFreiheit und TreueTreue zum Text’“ (ZIMAZima 1994:87).

      Die Dekonstruktivisten nehmen vor allem die Widerstände wahr, auf die der ÜbersetzerÜbersetzer stößt. Problematisch ist es allerdings, wenn die „magische Seite der SpracheSprache“ (BENJAMINBenjamin) zu einem quasireligiösen Zauber hochstilisiert wird, um daraus die Aporie des Übersetzens abzuleiten. Dies führt für eine TheorieTheorie des Übersetzens völlig in die Sackgasse.

      Die Dekonstruktion ist eine Denkmethode, die radikal alle Schemata und ihre sprachliche Fixierung in Frage stellt. Sie ist eigentlich nicht definierbar, weil ja eine Definition den Prinzipien der Dekonstruktion widerspräche und bei jeder Wiederholung selbst wieder dekonstruiert werden müsste. Dekonstruktion ist eine Art ständiges In-Beziehung-Setzen von Erkanntem zu anderem, und dadurch die Produktion von „neuem Sinn“. Dies eignet sich besonders für die Ideologiekritik, wo herkömmliche Überzeugungen kritisch hinterfragt werden sollen.

      Kommentar

      Wenn Sprachen als direkter AusdruckAusdruck einer KulturKultur, einer nationalen Eigentümlichkeit gesehen werden, können fremde Texte immer nur annähernd übertragen werden. Auffällig bei diesen relativistischen Theorien ist die BetonungBetonungs. Fokussierung des einzelnen Wortes, in dem sich die Fremdheit des anderen Weltbilds oder die Eigenart des Dichters, ja dessen unergründliches Unbewusstes konzentriert. Dann wird das ÜbersetzenÜbersetzen einer fixierten WahrheitWahrheit in der Tat unmöglich.

      Die Wirkung SCHLEIERMACHERS war nicht eine Tendenz zum verfremdenden Übersetzen, sondern vielmehr ein neues Interesse an historisch-kritischer Textanalyse, was zur Entstehung der diachronischen Sprachforschung führte.

      Lektürehinweise

      Walter BENJAMINBenjamin (1923): „Die Aufgabe des Übersetzers“. In: H.J. STÖRIGStörig: Das Problem des Übersetzens. Darmstadt 1969, S. 156–169.

      Jacques DERRIDA (2007): Psyche. Inventions of the other, vol. I. Chicago.

      Philippe FORGETForget (Hrsg.) (1984): Text und Interpretation. München (UTB 1257).

      Werner KOLLERKoller (1992, 82011): Einführung in die Übersetzungswissenschaft. Heidelberg/Wiesbaden (UTB 819), insbesondere Kapitel 2.1.

      Mario WANDRUSZKAWandruszka (1984): Das Leben der Sprachen. Vom menschlichen Sprechen und Gespräch. Stuttgart.

      Iwar WERLEN (2002): Sprachliche Relativität. Tübingen (UTB 2319).

      BenjaminBenjamin Lee WHORFWhorf (1963): Sprache, Denken, Wirklichkeit. Beiträge zur Metalinguistik und Sprachphilosophie. Reinbek bei Hamburg.

      Peter V. ZIMAZima (1994, 22016): Die Dekonstruktion. Tübingen (UTB 1805).

      3 Universalistische ÜbersetzungstheorieÜbersetzungstheorie

       Die SpracheSprache als KommunikationsinstrumentKommunikationsinstrument ist ein Zeichensystem, das logisch-grammatisch beschrieben werden kann. Auch die einzelnen Sprachzeichen sind analysierbar, ihr InhaltInhalt kann in Merkmale zerlegt werden. Die allen Menschen eigene Vernunft legt das Vorhandensein außereinzelsprachlicher UniversalienUniversalien nahe. Im Hinblick auf dieses ‘tertium comparationistertium comparationis’ sind alle Texte prinzipiell übersetzbar. Das ÜbersetzenÜbersetzen ist im Modell eine Koordination ausgangssprachlicher und zielsprachlicher Zeichen zu demselben Gemeinten.

      3.1 Sprache als Kommunikationsinstrument

      Eine ganz andere Ausgangssituation für das ÜbersetzenÜbersetzen ergibt sich, wenn man die SpracheSprache nicht als eine Kraft ansieht, die ein WeltbildWeltbild muttersprachlich determiniert (s. Kap. 2.3), sondern als kommunikatives Instrument mit der Funktion, den Gedanken AusdruckAusdruck zu verleihen, wenn es also weniger auf die verschiedenartigen Formen des Ausdrucks СКАЧАТЬ