СКАЧАТЬGotteswahn zitiert der Evolutionsbiologe Prof. Dr. Richard Dawkins sich selbst mit den Worten: »Ich bin ein Gegner der Religion. Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen.«20 Er stellt sich außerdem unterstützend auf die Seite Eric Rothschilds, dem Chefanwalt der Kläger im Prozess Kitzmiller versus Dover Area School District aus dem Jahre 2005, in dem es darum geht, ob Intelligent Design als alternative Evolutionstheorie in Schulen betrachtet werden darf. Intelligent Design ist ein Begriff, den erstmals der Biochemiker Prof. Dr. Michael J. Behe in seinem Buch Darwins Black Box verwendet hat. Er hat dabei viele schlüssige Argumente liefern können, dass gewisse Strukturen und Abläufe in der biologischen Evolution unmöglich hätten ohne intelligente Planung umgesetzt werden können.21 Seine Argumentation ist rein wissenschaftlich und tief fundiert, unverständlicherweise wird ihm und vielen anderen Befürwortern völlig haltlos Kreationismus vorgeworfen. Wer sich jedoch tatsächlich mit Intelligent Design auseinandergesetzt hat, weiß genau, dass Kreationismus und Intelligent Design nicht zwangsläufig etwas miteinander zu tun haben müssen. In Kapitel 4: Ursprung und Evolution des Lebens (➛Seite 103) werde ich auf die Themen Evolution und Intelligent Design noch detailliert eingehen. Rothschild lobte die ehrenhaften materialistischen Wissenschaftler, die mit größtem Einsatz Mittel und Wege finden, schwere Erkrankungen zu behandeln und zu heilen, und dass sie sich im Verborgenen abmühen, ohne Tantiemen und Vortragshonorare dafür zu bekommen. Er warf hingegen den Menschen, die sich mit Spiritualität, Gott oder Geistigen Welten auseinandersetzen, vor, sie täten nichts, was die wissenschaftlichen oder medizinischen Kenntnisse voranbrächte. Außerdem würden sie ein schlechtes Vorbild für zukünftige Wissenschaftlergenerationen sein, weil sie zu faul seien, richtige Forschungsarbeit zu leisten, und jedwede Wissenslücke begrüßten, um sie mit Gott zu begründen.22 Diese Lobpreisung für die in seinen Augen ehrenhaften Wissenschaftler möchte ich nun ein wenig relativieren, denn viele dieser hier gelobten Wissenschaftler agieren meist nicht aus reiner Nächstenliebe oder aus purer Leidenschaft (die mag es hier und da auch geben), sondern haben in erster Linie ihre eigene Karriere und Reputation im Blick. Ich bin auch sehr dankbar für die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfolge dieser Menschen, von denen wir alle profitieren. Diese Wissenschaftler leisten unglaublich tolle Arbeit, ihnen gebührt unser aller Anerkennung. Aber wer schon einmal erlebt hat, wie sich erwachsene Wissenschaftler darüber streiten, wessen Name in welcher Reihenfolge auf der Veröffentlichung zu stehen hat, der weiß auch, dass das eigene Ego dabei eine sehr große Rolle spielt. Ein Wissenschaftler, der hingegen Psi-Phänomene oder Spiritualität erforscht, wird dies niemals für sein Ego oder seine Reputation tun. Die meisten dieser Wissenschaftler laufen vielmehr Gefahr, ihre Reputation, Karriere und Arbeitsstelle wegen dieser Art von Wissenschaft zu verlieren (siehe Kapitel 2.3.: Freiheit in der Forschung ➛Seite 72). Die gesamte Forschung auf diesem Gebiet geschieht in der Regel freiwillig, ohne Bezahlung und ohne jegliche Anerkennung in der Öffentlichkeit. Meist werden die Forscher für ihre Arbeit sogar noch belächelt oder beschimpft, dabei ist die Qualität des Studiendesigns im Bereich der Parapsychologie erwiesenermaßen besonders hoch. Dies ist wahrscheinlich dem Umstand geschuldet, dass man schon im Vorfeld weiß, wie übertrieben penibel auf Unstimmigkeiten geachtet und wie scharf in diesem Randbereich der Forschung kritisiert wird. Ein Qualitätskriterium ist z. B. der Einsatz von Doppelblindstudien. Dabei geht es darum, den Experimentatoreffekt zu vermeiden, denn es kann passieren, dass die eigenen Erwartungen und Überzeugungen die Studie beeinflussen. Doppelblindstudien sind das Werkzeug dafür, um dies zu vermeiden. In der klinischen Forschung ist dieses Studiendesign weitverbreitet. Dabei wissen weder der Experimentator noch der Teilnehmer, wer welche Behandlung bekommt. Zunehmend finden in der Parapsychologie sogar Dreifachblindversuche statt, bei denen selbst Versuchsleiter und Auswerter nicht wissen, welches Ergebnis zu erwarten oder zu befürchten ist.23 Rupert Sheldrake hat in einer Studie über zwei Jahre hinweg Publikationen in über 1500 führenden wissenschaftlichen Zeitschriften auf die Verwendung von solchen Blindverfahren hin untersucht.24 2004 haben Caroline Watt und Marleen Nagtegaal diese Studie wiederholt.25Tabelle 2-1 zeigt die eindeutigen Ergebnisse dieser beiden unabhängig voneinander erhobenen Untersuchungen. Der Anteil der wissenschaftlichen Studien mit einem Blindmethodik-Design ist in der Parapsychologie mit 85,2 Prozent bzw. mit 79,1 Prozent im Vergleich zu den anderen Fachgebieten mit deutlichem Abstand am größten.
Tabelle 2-1: Anteil von Blindmethodik-Design in wissenschaftlichen Studien der verschiedenen Fachrichtungen nach Rupert Sheldrake26
Fachrichtung
Sheldrake
Watt/Nagtegaal
Physik
0,0%
0,5%
Biologie
0,8%
02,4%
Psychologie
7,0%
22,5%
Medizin
24,2%
36,8%
Parapsychologie
85,2%
79,1%
Ich halte die von Dawkins und Rothschild getroffene Unterteilung zwischen den braven und guten Wissenschaftlern auf der einen Seite und allen anderen, die zwangsläufig verblendete Kreationisten sein müssen, für nicht angemessen. Ich möchte hier definitiv keine Lanze für die Kreationisten brechen. Ich halte es nämlich für gefährlich, wenn man ausgehend von einer religiösen Gesinnung nach passenden Argumenten sucht. Und wenn Dawkins mehrfach schreibt, dass sich Kreationisten die wissenschaftliche Welt und Wissenslücken so zurechtbiegen, dass es zu ihrem Gottesbild passt, so hat er damit nicht immer unrecht. Andererseits muss die Frage erlaubt sein, ob materialistische Wissenschaftler nicht irgendwo dasselbe tun, nur dass sie statt von Gott von einem materialistischen Weltbild geleitet werden. Ich denke, es gibt hier weitere Kategorien von Wissenschaftlern, die fernab von Materialismus und Kreationismus seriöse, ausgezeichnete Arbeit leisten, doch finden diese ganzheitlichen freien Wissenschaftler im Dawkins-Universum keinen Platz. Möglicherweise erscheint es ihm zu gefährlich für sein eigenes Weltbild, solche Wissenschaftler in Erscheinung treten zu lassen, also schafft er sich diese eingeschränkte Zwei-Kategorien-Welt. Viele dieser Wissenschaftler, deren Antriebsfeder nicht der Kreationismus, sondern der wissenschaftliche Wunsch nach Erkenntnis ist, haben ihrerseits wertvolle wissenschaftliche Fragen gestellt, die der Materialismus weniger gut beantworten kann, als es andere Theorien können. Dawkins unterschätzt meiner Ansicht nach die Tatsache, dass er sich hier ausgewiesenen Wissenschaftlern gegenüber sieht, die alles andere als faul sind. Sie sind mutig genug, auch die Dinge zu hinterfragen, die die Materialisten ganz selbstverständlich längst als bewiesen ansehen (z. B. die in der synthetischen Evolutionstheorie formulierte Makroevolution zur Entstehung der Arten). Er macht sich zudem darüber lustig, dass es Wissenschaftler (in seinen Augen Kreationisten) gibt, die aufgrund enormer Unwahrscheinlichkeiten gewisse Dinge infrage stellen (z. B. die Entstehung von Leben aus toter Materie). Wenn nachvollziehbare Wahrscheinlichkeiten keinen Einfluss mehr auf wissenschaftliche Erkenntnisse haben dürfen, ja was dann? Ein großer Teil wissenschaftlicher Erkenntnisse wird durch das Aufstellen und Falsifizieren von Hypothesen gewonnen. Diese Hypothesentests funktionieren nur deshalb, weil man sich an Wahrscheinlichkeiten orientiert. Die komplette wissenschaftliche statistische Bewertung zur Bestimmung von Signifikanz beruht auf Wahrscheinlichkeitsprinzipien. Solange die Wahrscheinlichkeiten sein materialistisches Weltbild stützen, ist offensichtlich alles okay. Sobald die Wahrscheinlichkeiten dagegensprechen, sind sie für ihn augenscheinlich ein bedeutungsloses Werkzeug der Kreationisten ohne Aussagekraft, denn seiner Meinung nach lösen sich große Unwahrscheinlichkeiten durch lange Zeitspannen und das Aufteilen in viele kleine Einzelschritte wieder vollkommen auf. Dazu formuliert er seine Parabel mit dem Unwahrscheinlichkeitsgebirge,
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