Название: Jenseits von Materie
Автор: Prof. Dr. Oliver Lazar
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783039330560
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2.1 Wahrnehmung und Wirklichkeit
»Das Nicht-Wahrnehmen von etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz.«
Dalai Lama
Dieses Zitat seiner Heiligkeit, des 14. Dalai Lama, politisches und geistiges Oberhaupt der Tibeter, zeigt einfach formuliert und logisch nachvollziehbar, dass unsere Welt mehr zu bieten hat, als das, was wir wahrnehmen können. Das Wundervolle an diesem Satz ist, dass man ihn mit trivialen Beispielen aus unserem Alltag auf einfache Weise nachvollziehen und schließlich auf sogenannte übersinnliche Phänomene übertragen kann. Wenn ich meinen Studierenden im Rahmen ihres Informatikstudiums die ersten Schritte in der Programmierung beibringen möchte, zeige ich gern kleine Einstiegsprojekte für den Arduino-Microcontroller*. Im Folgenden möchte ich die Aussage des Dalai Lama mit einem praktischen Beispiel untermauern, bevor wir einen Blick auf den tieferen Sinn dahinter werfen: Angenommen ein Wissenschaftler konstruiert sich eine kleine Wetterstation mit einem solchen Microcontroller, einem Temperatursensor und einer digitalen Anzeige. Das System wird so zusammengesteckt und programmiert, dass die gemessene Spannung am Temperatursensor in die passende Temperatur umgerechnet und auf dem Display angezeigt wird. In der für dieses Szenario konstruierten Welt eines klassischen Naturwissenschaftlers wäre in diesem Experiment nur Platz für das, was man wiederholbar auch objektiv messen kann. Demnach wäre in der Realität dieses Wissenschaftlers mit der kleinen Wetterstation lediglich die Temperatur ein real existierender Wert. Wenn jetzt jemand kritisch bemerken würde, es gäbe doch auch noch den Luftdruck, und die Wetterstation könne somit nur einen Teil der Wirklichkeit erfassen, so müsste man dieser Kritik zweifelsfrei zustimmen. Wenn kein Luftdrucksensor verbaut ist, kann dieser auch nicht gemessen werden. Nichtsdestotrotz existiert der Luftdruck. Nun ist uns allen zwar die Existenz des Luftdrucks bekannt, aber dass es durchaus auch uns unbekannte Parameter geben kann, können wir nicht ausschließen. Ganz im Gegenteil bin ich sogar davon überzeugt, dass unsere Welt viel mehr enthält, als wir oder unsere Technik wahrnehmen können. Der deutsche Philosoph Immanuel Kant vertritt eine ganz ähnliche Ansicht. Als Begründer der modernen Philosophie beschreibt er mit seiner Kritik der reinen Vernunft8, dass wir die Wirklichkeit, wie sie wirklich ist, niemals erkennen können. Unsere Wirklichkeit ist das Produkt unserer subjektiven Wahrnehmung der Wirklichkeit. Dessen sollten wir uns bewusst sein, und es betrifft ja nicht immer nur geistige Aspekte. Man kann es schon an den einfachsten Dingen in unserer alltäglichen Welt nachvollziehen. Ein Hund nimmt die Welt mit seinem ausgeprägten Geruchssinn ganz anders wahr als wir. Eine Biene sieht die Welt in ultraviolettem Licht. Eine Fledermaus nimmt die Welt durch das Senden und Empfangen von Ultraschall wahr. Mit einem Menschen, einem Hund, einer Biene und einer Fledermaus haben wir nun bereits vier verschiedene Wahrnehmungen von Realität. Welche entspricht der wahren Wirklichkeit? Ich denke, wir kommen der Wirklichkeit näher, wenn wir alle Wahrnehmungen aufsummieren, doch sollten wir stets akzeptieren, dass wir niemals wissen können, welche Sinne und Wahrnehmungen im Universum überhaupt möglich sind.
Kaum jemand hat es so gut verstanden, wie der renommierte Quantenphysiker, frühere Leiter des Max-Planck-Instituts für Physik in München und Friedensforscher Hans-Peter Dürr, das spirituelle Urwissen der Menschheit mit den modernen Erkenntnissen der Physik in Einklang zu bringen. Als Träger des Right Livelihood Awards (»alternativer Friedensnobelpreis«) und langjähriger Wegbegleiter des deutschen Physikers und Nobelpreisträgers Werner Heisenberg darf man ihn als einen Brückenbauer zwischen den Weltbildern bezeichnen. Das folgende Zitat von ihm betont gezielt die Limitation der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse:
»Es ist grob unzulässig und falsch, unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit mit der Wirklichkeit schlechthin gleichzusetzen. Genau dies passiert jedoch, wenn wir wissenschaftliche Erkenntnis als allumfassend betrachten.«9
Auch der in Deutschland geborene, international renommierte Arzt und Philosoph Karl Jaspers teilt diese Ansicht:
»Das Unheil menschlicher Existenz beginnt, wenn das wissenschaftlich Gewusste für das Sein selbst gehalten wird und wenn alles, was nicht wissenschaftlich wissbar ist, als nicht existent gilt.« 10
Mit dem Dalai Lama, Immanuel Kant, Hans-Peter Dürr und Karl Jaspers kommen ein Buddhist, ein Philosoph, ein Quantenphysiker und ein Arzt letztendlich übereinstimmend zur selben Auffassung. Sie machen ganz gezielt darauf aufmerksam, dass wir uns auf dem Weg zur Erkenntnis, wer wir eigentlich sind und woher wir kommen, nicht allein auf unsere oberflächliche grobstoffliche Wahrnehmung verlassen dürfen. Mit anderen Worten bestimmt offensichtlich unsere Wahrnehmung unsere Realität, und unsere Wahrnehmung erfolgt über unsere Sinne. Doch unsere Wahrnehmung ist bei Weitem nicht auf das Hören, Riechen, Schmecken, Sehen, Tasten, den Gleichgewichtssinn, Temperatursinn und die Körperempfindung zu reduzieren, denn wir Menschen sind sensitiv und medial zu weit mehr fähig. Wir sollten die Vorstellung zulassen, dass es Menschen gibt, die gewisse Sensoren besitzen, mit denen sogenannte parapsychologische Phänomene (Psi) über die Hellsinne (siehe Kapitel 7.1.: EREAMS-Studie zur Wirksamkeit und Authentizität von Botschaften aus der Geistigen Welt ➛Seite 325) erfasst werden können. Wissenschaftliche Forschungen, die über den Tellerrand der materialistischen Naturwissenschaft hinausblicken, werden zumeist als Pseudo- oder Psi-Wissenschaften und somit als angeblich nicht verifizierbar eingestuft. Darunter versteht man unter anderem die Erforschung von telepathischen Fähigkeiten, der Hellsinne, von Nahtoderfahrungen und Seelenkontakten. Doch diese Begrifflichkeiten finden in der akademischen Welt aktuell keinen Platz und werden à priori von glaubenstreuen Materialisten abgelehnt, obwohl die Erkenntnisse dazu nach den üblichen wissenschaftlichen Maßstäben erhoben wurden. Für mich als freien Forscher ist dieses Verhalten nicht nachvollziehbar, denn die meisten von ihnen, die mit ihrer öffentlichen Kritik oftmals an Polemik kaum zu überbieten sind, haben sich nicht die Mühe gemacht, sich inhaltlich mit diesen Studien ernsthaft auseinanderzusetzen. Diese Ansicht teilt auch der amerikanische Neurochirurg Dr. Eben Alexander, von dessen Nahtoderfahrung ich noch in Kapitel 2.4.1 (Unsere Gesellschaft ist der Wissenschaft einen Schritt voraus ➛Seite 79) genauer berichten werde. Er erzählt von sich selbst, bevor er seine Nahtoderfahrung erlebte:
»Ebenso wie viele andere wissenschaftliche Skeptiker weigerte ich mich sogar, mir die Daten genauer anzuschauen, die für Fragen zu diesen СКАЧАТЬ