Название: Jenseits von Materie
Автор: Prof. Dr. Oliver Lazar
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783039330560
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Wenn also Joma davon spricht, dass ich einmal ihr Vater gewesen bin, dann waren das nicht die identischen individuellen Seelenanteile, die Joma ausmachten, sondern es waren andere Anteile ihrer Hauptseele. Und das Gleiche gilt auch für mich. Ich war in diesem früheren Leben nicht die Seele Oliver, sondern eine andere individuelle Seele aus Anteilen meiner Hauptseele. Ich habe nun als Oliver durch die permanente Verlinkung zu meiner Hauptseele eine ständige Verbindung zu allen Seelenanteilen und somit auch zu meinem früheren Leben als Vater des Mädchens, dessen Seele nun auch in Joma verfügbar ist. Wie kann man sich das nun als Mensch begreiflich machen, wo wir uns doch alle auf Erden so sehr als Individuen wahrnehmen? Ich stelle es mir so vor, dass uns bei der Rückkehr in unsere Hauptseele bewusst wird, dass wir als Mensch eigentlich nur in eine Rolle geschlüpft sind. Wir werden uns als ganze Hauptseele wahrnehmen, können aber jederzeit wieder in die jeweiligen Rollen unserer Leben schlüpfen.
1.4 Mein Leben 2.0
Ich bin zu einem anderen Menschen geworden. Um in der Sprache eines Informatikers zu bleiben, habe ich ein Update auf Version 2.0 erhalten. Mein spirituelles Erwachen gab mir das Gefühl, neu geboren worden zu sein. Man darf jedoch nicht vergessen, dass ich nicht nur die wundervollen Dinge, sondern auch die schlimmsten Gefühle mit unendlichem Schmerz, mit Trauer und Sehnsucht in mir trage. Doch mit wem hätte ich meine Liebe und mein Leid teilen können, ohne dass Eifersucht, Unverständnis und Befremden entstehen? Ich glaube, dass es fremde Menschen vielleicht besser verstehen können als mein unmittelbares Umfeld. Auch wenn ich vor allem von meiner Frau mittlerweile unglaublich viel Unterstützung erhalte, bleibt dennoch manchmal das Gefühl, dass egal, was ich sage, denke oder fühle, ich zunächst überprüfen muss, ob ich irgendjemanden aus meiner eigenen oder Jomas Familie damit verletzen könnte. Kaum jemand hat verständlicherweise auf dem Schirm, wie es mir dabei geht. Es ergibt ja von außen betrachtet auch keinen Sinn. Ich weiß, dass es unheimlich schwer zu verstehen ist. Es scheint absurd zu sein, und es befindet sich außerhalb unseres menschlichen Erfahrungshorizonts. So habe ich gelernt, dass ich in der Einsamkeit und Stille Geborgenheit finde, wenn es mir schlecht geht, denn genau in solchen Momenten umgibt mich die Präsenz der Geistigen Welt voller Verständnis und Liebe.
Die Veränderungen meiner Weltanschauung und meiner Persönlichkeit spiegeln sich auch erstaunlich exakt in den Studienergebnissen zu Nahtoderfahrungen des niederländischen Kardiologen Dr. Pim van Lommel wider. Menschen, die eine Nahtoderfahrung (NTE) erlebten, gaben an, dass »das Interesse an Spiritualität, Meditation, Gebet und Ergebung in den Willen Gottes zunehmen, während gleichzeitig ein deutlicher Rückgang der Kirchenbesuche und eine geringere Wertschätzung institutionalisierter Religionsausübung zu verzeichnen sind«.9 So haben lediglich 32 Prozent der Betroffenen vor ihrer NTE daran geglaubt, von Gott geleitet zu werden, nach der NTE waren es unglaubliche 86 Prozent!10 Obwohl ich nicht tot war, habe ich dennoch ganz ähnliche Erlebnisse gehabt, und ich kann für mich die genannten Punkte durchweg bestätigen.
Ich halte es jedoch für wichtig, den Gottesbegriff genauer zu differenzieren. Wenn ich von Gott spreche, dann meine ich weder einen kirchlichen oder biblischen Gott noch einen Herrn oder ein allwissendes Individuum. Für mich bedeutet Gott eine Geistige Welt voller Liebe und Intellekt, ein Zusammenschluss, ein Verschmelzen von Seelen zu einem großen Ganzen, dem Wir. Mein persönlicher Wandel hat mich also Gott viel näher gebracht, doch von der institutionellen Kirche habe ich mich entfernt, weshalb ich mich auch nach meinen Erlebnissen dazu entschieden habe, aus der Kirche auszutreten.
Ich habe verstanden, dass wir hier auf der Erde in diesem physischen Leben nur auf der Durchreise sind. Der physische Körper ist nur ein Fortbewegungsmittel in der materiellen Welt. Bei der Geburt steigen wir ein, wenn wir sterben, steigen wir wieder aus. Wir inkarnieren, um Erfahrungen zu machen, die wir als Seele nicht machen können. Doch warum ist das so? Die Essenz unserer Seele ist vollkommene Liebe, und auch die Geistige Welt besteht nur aus Liebe. Wie soll man Liebe verstehen, wertschätzen und wahrnehmen können, wenn man doch nichts anderes als Liebe kennt? Erst im Verlust erkennen wir oftmals die Wahrhaftigkeit von Liebe. Leid und Sehnsucht wirken letztendlich als positive Gefühlsverstärker. Anne Frank hat diese Erkenntnis mit folgendem Zitat zum Ausdruck gebracht:
» Tote bekommen mehr Blumen als Lebende, weil Bedauern stärker ist als Dankbarkeit.«
Ich möchte dir diese Betrachtungsweise an einem etwas weniger tragischen Beispiel aus unserem Alltagsleben veranschaulichen. Der Fußballverein FC Bayern München gewann in den letzten neun Jahren seit der Saison 2012/13 immer die deutsche Meisterschaft. Stell dir einen zehnjährigen Bayernfan vor, der, seitdem er bewusst denken kann, nichts anderes kennt, als zu gewinnen und immer deutscher Meister zu sein. Er würde das sicherlich mit Wohlwollen wahrnehmen und kann es auf gewisse Weise auch genießen. Aber wenn wir im Gegensatz dazu einen Fan des MSV Duisburg betrachten, der seinen Verein mehrfach hat absteigen sehen, der alle Tiefen miterlebt hat und seit Jahren um die Erteilung der Lizenz bangen muss, weil sich der Verein ständig am Rande der Insolvenz bewegt, dann würde er die deutsche Meisterschaft des MSV Duisburg mit ganz anderen Augen betrachten und das Ereignis in einer ganz anderen Intensität und Qualität wahrnehmen und ihren wahren Wert erkennen können als der zehnjährige Bayernfan. Er würde diese Meisterschaft bis ins Mark hinein spüren, sie in einer enormen emotionalen Tiefe und bebender Lebendigkeit erfahren können. Das bedeutet also aus rein seelischer Sicht, dass jedes Leid im Grunde ein Geschenk ist, denn mit jedem Leid vergrößert sich die Wahrnehmungsfähigkeit für Liebe, die uns alle in der Geistigen Welt erwartet.
Manchmal geht es auch nicht unbedingt um die eigenen Erfahrungen. Es gibt auch liebende Seelen, die sich mehr oder weniger für andere opfern, sich z. B. dazu bereit erklären, früh zu sterben oder eine Behinderung zu haben, um einer anderen geliebten Seele zur jeweiligen Erfahrung und somit zu Wachstum zu verhelfen. Es sind durchaus auch destruktive und leidvolle Leben voller Qual und Verluste, die wir führen müssen. Genau diese Leben lassen uns am meisten reifen und geben unserer Seele Wachstum. Das Jenseitsmedium Nina Herzberg beschreibt es folgendermaßen:
»Wenn es in der geistigen Welt keine Dualität gibt, also wenn da nur Licht und Liebe ist, dann wirst du dich nicht als Licht und Liebe spüren können, und daher kommst du in eine duale Welt, wo du über Schmerzen wahrnimmst, was Liebe bedeutet, wo du über Hass spürst, was Frieden ist, wo du über körperliche Einschränkungen spürst, was Freiheit bedeutet. Also, diese duale Welt suchen wir uns auf einer Seelenebene aus, um uns selber wahrzunehmen. (…) Auf Seelenebene ist es megaspannend, Leiden zu haben, auch wenn das für dich und für mich rein menschlich gesehen schrecklich ist und wir nicht verstehen, warum man sich so etwas aussuchen sollte. (…) Die geistige Welt hat da nicht diese Bewertung drin. (…) Es wird nicht unterschieden, ob etwas eine schöne oder eine schlechte Erfahrung ist. Es ist beides gleich viel wert.« 11
Auch Elisabeth Kübler-Ross schreibt in ihrem Buch Über den Tod und das Leben danach etwas Wundervolles dazu:
»Die meisten Menschen sehen all ihre schweren Lebensbedingungen, ihr Geprüftwerden, ihre Drangsale, ihre Schrecknisse und alle Verluste als einen Fluch an, als Strafe Gottes, als etwas Negatives. Wenn man doch nur begreifen würde, dass nichts, was einem begegnet, negativ ist, ich betone, ganz und gar nichts! Alle Schicksalsschläge, Leidenserfahrungen und selbst die größten Verluste, die man durchzumachen hat (…) sind alles Geschenke. (…) Es ist eine Gelegenheit, die einem gegeben wird, um seelisch zu wachsen. Dies ist der alleinige Grund unserer Existenz auf Erden. Man kann nicht seelisch wachsen, wenn man in einem wunderbaren Blumengarten СКАЧАТЬ