Название: Geschichte Italiens
Автор: Wolfgang Altgeld
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Reclam Sachbuch premium
isbn: 9783159610733
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Erst 1174 konnte der Kaiser den fünften Italienzug antreten. Erstes Ziel war Alessandria, das er im Winter 1174/75 vergeblich belagerte. Erneute Seuchen im Heer veranlassten ihn, mit den lombardischen Städten zu verhandeln und im April 1175 in Montebello einen Präliminarfrieden zu schließen. Die Umwandlung in ein dauerhaftes Abkommen gelang jedoch nicht, sondern es kam im Herbst zu neuen Kämpfen. In diesen Zeitraum fiel auch die berühmte Begegnung des Kaisers mit Heinrich dem Löwen in Chiavenna, bei der Friedrich den Welfen vergeblich um Hilfe bat, obwohl er sich »mehr, als der kaiserlichen Majestät ziemt«, demütigte. Schließlich unterlag Barbarossa 1176 in der Schlacht von Legnano einem Heer des lombardischen Bundes.
Jetzt näherte sich der Kaiser Papst Alexander III. an: Die Verhandlungen führten zunächst zum Vorfrieden von Anagni im November 1176 und schließlich 1177 zum Frieden von Venedig. Der Kaiser erkannte Alexander III. als Papst an, ließ also Calixt (III.) fallen und wurde im Gegenzug von der Exkommunikation losgesprochen. In den großen Streitfragen kam der Kaiser dem Papst im Vorfrieden weit entgegen: Er verpflichtete sich zur Herausgabe der Mathildischen Güter und zum Friedensschluss sowohl mit den lombardischen Städten als auch mit dem Königreich Sizilien; jedoch gelang es seinem Verhandlungsgeschick, die Erfüllung dieser Zusagen im endgültigen Frieden um sechs bzw. fünfzehn Jahre hinauszuschieben.
[75]Die Lossprechung des Kaisers vom Bann erfolgte in den üblichen Formen der Zeit; erst eine spätere Legende, die in der Reformationszeit auf antipäpstlichen Flugblättern dargestellt wurde, will wissen, der Papst habe dem am Boden liegenden Kaiser den Fuß auf den Nacken gesetzt. Kurz vor Ablauf der sechsjährigen Frist folgte 1183 im Frieden von Konstanz die Aussöhnung mit den lombardischen Städten: Wesentlicher Punkt der Abmachung war eine Pauschalierung der kaiserlichen Ansprüche aus den Regalien, eine Regelung, in der sich die Einsicht des Kaisers nicht nur in die gewandelte machtpolitische Situation, sondern auch in die neuen ökonomischen Entwicklungen mit ihrer Tendenz zur Geldwirtschaft in Italien zeigte.
Alexander III. konnte nach Rom zurückkehren, wo er 1179 das dritte Laterankonzil abhielt. Dessen wichtigster Beschluss war eine neue Papstwahlordnung: Wahlkörper waren jetzt die Kardinäle ohne Rücksicht auf ihren Ordo (die Sonderstellung der Kardinalbischöfe wurde also beseitigt), erforderlich war die Zweidrittelmehrheit der anwesenden Wähler; von einer Beteiligung der Laien oder von Rechten des Kaisers war nicht mehr die Rede. Es wäre jedoch falsch, von einer nachträglichen Legalisierung von Alexanders eigener Wahl zu sprechen; vielmehr war das Schisma von 1159 – abgesehen von der Parteistellung der Wähler – auch aus dem Konflikt einer älteren und einer jüngeren Auffassung über den Charakter der Wahlhandlung entstanden: Jetzt hatte sich die jüngere, von der sich entwickelnden kanonistischen Wissenschaft herausgearbeitete Auffassung durchgesetzt.
[76]Heinrich VI
Die eingegangene Verpflichtung, mit dem Königreich Sizilien Frieden zu schließen, erfüllte Barbarossa auf eine ganz andere Weise, als die Kurie sich das vorgestellt hatte: Während des sechsten Italienzuges von 1184–1186 heiratete sein Sohn und Nachfolger, König Heinrich VI., die Tante des sizilischen Königs Wilhelm II., Konstanze. Ob damals bereits abzusehen war, dass Konstanze ihren Neffen beerben würde, ist ungewiss; jedenfalls trat dieser Fall ein, als Wilhelm II. 1189 kinderlos starb. Heinrich erhob sofort Anspruch auf das Königreich, aber nicht nur als Konstanzes Gatte, sondern unter Berufung auf einen grundsätzlichen Anspruch des Kaiserreichs (ex antiquo iure imperii) auf Sizilien; mit dieser Begründung verweigerte er auch die Lehnsnahme vom Papst.
Im Königreich Sizilien selbst wurde Heinrichs und Konstanzes Anspruch übergangen und Tankred von Lecce zum König erhoben. Heinrich musste sein neues Reich also gewaltsam in Besitz nehmen. Gewissermaßen auf dem Weg dorthin wollte er in Rom die Kaiserkrone empfangen (Friedrich I. war 1190 auf dem Kreuzzug ums Leben gekommen), aber der neugewählte Papst Cölestin III. lehnte dies unter dem Vorwand ab, er sei selbst noch nicht zum Bischof geweiht. Erst als sich Heinrich mit den Römern arrangierte, indem er ihnen die kaisertreue Stadt Tusculum preisgab, gab Cölestin nach, empfing selbst am 13. April 1191 die Weihe und krönte Heinrich und Konstanze am folgenden Tag. Es gelang Heinrich aber erst 1194, das Königreich zu erobern (vgl. S. 66). Unmittelbar nach seiner Krönung in Palermo deckte er eine (angebliche?) Verschwörung des [77]einheimischen Adels auf, die grausam unterdrückt wurde. Seine Herrschaft dauerte freilich nur knapp drei Jahre: Schon 1197, mitten in den Vorbereitungen für einen Kreuzzug, starb er.
Heinrich VI. hat in Italien ein schlechtes Andenken hinterlassen. Die von ihm angeordneten barbarischen Bestrafungen (die indes in arabischer und byzantinischer Tradition nichts Ungewöhnliches waren) haben ihm in der älteren italienischen Historiographie den Beinamen il crudele eingebracht. Folgenreicher war jedoch, dass er deutsche Ministeriale auf wichtige Posten in Italien einsetzte, so etwa Markward von Anweiler, die auch nach seinem Tode weiter in die Politik eingriffen. In ihm ist die Vereinigung des Kaiserreichs mit dem Königreich Sizilien – bekannt unter dem Schlagwort der unio regni ad imperium – Wirklichkeit geworden; ihre Bekämpfung war von da an das Hauptanliegen der Päpste bis zum Ende des Staufergeschlechtes, ja sogar noch bis ins 14. Jahrhundert hinein.
Das Zeitalter Friedrichs II.
1196 | Wahl Friedrichs II. zum deutschen König. |
1198 | Krönung Friedrichs II. zum König von Sizilien; Doppelwahl in Deutschland. |
1198–1216 | Papst Innozenz III. |
1208 | Heirat Friedrichs II. mit Konstanze von Aragón. |
1209 | Kaiserkrönung Ottos IV. |
1212 | Zweite deutsche Königswahl Friedrichs II. |
1220 | Kaiserkrönung Friedrichs II. |
1228/29 | Erste Exkommunikation Friedrichs II.; fünfter Kreuzzug. |
1231 | [78]Konstitutionen von Melfi. |
1237 | Schlacht von Cortenuova. |
1239 | Zweite Exkommunikation Friedrichs II. |
1241 | Schlacht bei Montecristo: Konzil gewaltsam verhindert. |
1243–1254 | Papst Innozenz IV. |
1248 | Niederlage Friedrichs II. vor Parma. |
1250 | Tod Friedrichs II. |
1258–1266 | Manfred König von Sizilien. |
1268 | Konradin scheitert in Tagliacozzo und wird hingerichtet. |
Innozenz III
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