Название: Geschichte Italiens
Автор: Wolfgang Altgeld
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Reclam Sachbuch premium
isbn: 9783159610733
isbn:
Friedrich I
Da Konrad III. in seiner Zeit als rechtmäßiger deutscher König Italien nicht betrat, griff erst sein Nachfolger Friedrich I. Barbarossa (1152–1190) wieder in die italienischen Verhältnisse ein. Er tat dies in sechs Italienzügen und hielt sich damit mehr als ein Drittel seiner Regierungszeit südlich der Alpen auf. Dieses massive Interesse an Italien wurde ihm von der älteren deutschen Geschichtsschreibung oft vorgehalten und führte zu einer gelehrten Kontroverse über die mittelalterliche deutsche Italienpolitik, die von 1859 an im sogenannten Sybel-Ficker-Streit zwischen Heinrich von Sybel und Julius Ficker gipfelte; allerdings flossen in die Auseinandersetzung auch tagespolitische Motive (Verhältnis zwischen Bayern, Preußen und Österreich, Verlust Venetiens 1866) mit ein.
Barbarossas Italienzüge
Hauptziel bzw. -ereignis | weitere Ereignisse | ||
1. Zug | 1154–1155 | Kaiserkrönung | Scholarenprivileg |
2. Zug | 1158–1162 | Zerstörung Mailands | Reichstag von Roncaglia, Schisma und Synode von Pavia |
3. Zug | 1163–1164 | Bekämpfung der Lombarden | |
4. Zug | 1166–1167 | Katastrophe vor Rom | |
5. Zug | 1174–1178 | Friede von Venedig | Vorfriede von Montebello, Begegnung mit Heinrich dem Löwen in Chiavenna, Schlacht von Legnano, Friede von Konstanz |
6. Zug | 1184–1186 | Heirat Heinrichs VI. |
[70]Barbarossas erster Italienzug diente vorrangig der Kaiserkrönung. Vorbereitend wurden im Konstanzer Vertrag von 1153 die Positionen zwischen König und Papst abgesteckt: Der König sagte dem Papst Hilfe gegen die Römer zu; der Papst versprach im Gegenzug die Kaiserkrönung und die Wahrung des honor imperii, d. h. der ideellen und materiellen Rechte des Reiches. Gegen Griechen und Normannen wollten sie gemeinsam vorgehen und keine separaten Verträge schließen. Auf dem Weg zur Kaiserkrönung erließ Barbarossa 1155 das berühmte Scholarenprivileg, das als Authentica »Habita« dem justinianischen Corpus Iuris Civilis angefügt wurde. Dieses Privileg zugunsten derjenigen, die »aus Liebe zur Wissenschaft heimatlos geworden sind«, unterstellte die Studenten einer eigenen Gerichtsbarkeit und schützte sie so vor bestimmten Repressalien.
Bei seiner Ankunft in Rom sah sich Barbarossa der Forderung der Römer ausgesetzt, die Kaiserkrone von ihnen entgegenzunehmen, was er gemäß den Vereinbarungen mit dem Papst strikt ablehnte. Die Krönungszeremonie wurde deshalb statt am Sonntag schon am Samstag (18. Juni 1155) durchgeführt; unmittelbar danach kam es zu einem [71]Aufstand der Römer, der blutig niedergeschlagen wurde, wobei sich u. a. Heinrich der Löwe hervortat. Nach der Krönung brachen die Konflikte mit der Kurie wieder auf, da der Kaiser den vorgesehenen Zug gegen die Normannen nicht sofort antreten konnte: Die Reichsfürsten, die zwar zur Romfahrt, nicht aber zu weiteren kriegerischen Unternehmungen lehnsrechtlich verpflichtet waren, zwangen ihn zur Rückkehr nach Deutschland. Daraufhin versuchte der Papst zunächst, allein gegen die Normannen vorzugehen, musste dann aber nach der Niederlage bei Brindisi im Vertrag von Benevent die Fronten wechseln und so gegenüber Barbarossa vertragsbrüchig werden.
Das Schisma von 1159
Der zweite Italienzug des Kaisers sollte eigentlich der Wiederherstellung der Reichsrechte in Oberitalien gewidmet sein. Ihn überschattete aber ein kirchenpolitisches Ereignis von äußerster Tragweite: das Schisma von 1159.
Nach dem Tode Hadrians IV. gelang es den Kardinälen nicht, eine eindeutige Wahlentscheidung herbeizuführen. Vielmehr wurden in einer dramatischen Versammlung kurz nacheinander zwei Päpste gewählt und dem Volk zur Akklamation vorgestellt: Viktor IV. und Alexander III., wobei Viktor einen geringen zeitlichen Vorsprung hatte, während zu Alexanders Wählern mehr Kardinalbischöfe und überhaupt eine größere Zahl von Kardinälen gehörten.
In der Doppelwahl spiegelten sich zwei Parteien im Kardinalskollegium: eine eher konservativ eingestellte, zur Zusammenarbeit mit dem Kaiser bereite Gruppe (die [72]Wähler Viktors) und die Verfechter der Politik Hadrians IV., die seit dem Vertrag von Benevent kaiserfeindlich ausgerichtet war; Alexander war zuvor Kanzler Hadrians gewesen und hatte den berühmten Zwischenfall auf dem Hoftag von Besançon ausgelöst, als er das Kaisertum als päpstliches Lehen hinstellte.
In dieser Situation sah die gültige Papstwahlordnung von 1059 kein Instrument zur Konfliktlösung vor: Als Erstwähler waren zwar die Kardinalbischöfe festgesetzt, aber es war keine erforderliche Mehrheit der Stimmen definiert. Die Rechte des Kaisers waren damals im sogenannten Königsparagraphen gewahrt worden, jedoch hatte schon beim Schisma von 1130 die Stellungnahme aller europäischer Staaten, insbesondere Frankreichs, den Ausschlag gegeben, und nicht mehr allein diejenige des deutschen Königs bzw. des Kaisers. Barbarossas Versuch, auf einer Synode in Pavia im Alleingang eine Entscheidung herbeizuführen, musste deshalb erfolglos bleiben: Alexander III. und seine Anhänger erschienen gar nicht erst – mit der Begründung, der Papst könne von niemandem gerichtet werden, womit sie freilich ihrerseits die Entscheidung zu präjudizieren versuchten. Das Votum der Synode zugunsten Viktors galt deshalb nur für den Machtbereich des Kaisers (und selbst dort nicht uneingeschränkt), während Alexander vor allem von Frankreich unterstützt wurde.
Das Schisma zog sich bis 1177 hin. Auf Viktor folgten, vom Kaiser aber nur noch halbherzig unterstützt, 1164 Paschalis III. und 1168 Calixt (III.). Die hauptsächliche politische Bedeutung des Schismas lag aber darin, dass Alexander in den lombardischen Städten, die gegen die Machtansprüche des Kaisers kämpften, natürliche Verbündete fand, [73]so dass sich die beiden Konflikte miteinander verbanden und auch nur gemeinsam gelöst werden konnten.
Barbarossa und die Kommunen
Der zweite, dritte, vierte und fünfte Italienzug Barbarossas diente vornehmlich der Wiedergewinnung und Durchsetzung der Reichsrechte in Norditalien, vor allem gegenüber den lombardischen Städten. 1158 wurden auf dem Reichstag von Roncaglia diese Rechte definiert: Beraten von vier Gelehrten aus Bologna, stellte der Kaiser eine Liste von Regalien auf, die von den Städten zurückgefordert wurden, sofern sie keine ausdrückliche kaiserliche Übertragung nachweisen konnten. Gegen die Städte, die dieser Aufforderung nicht nachkamen, ging er militärisch vor; den Höhepunkt bildete 1162 die Eroberung, Zerstörung und rechtliche Auflösung Mailands, dessen Bewohner auf vier offene Dörfer in der Umgebung zwangsumgesiedelt wurden.
Auf den weniger wichtigen dritten Zug von 1163/64 folgte ab Herbst 1166 der vierte Italienzug mit bedeutender Heeresmacht, u. a. erstmals auch mit niederrheinischen Söldnern, den »Brabanzonen«. Auf diesem Zug wurde Rom erobert, Paschalis III. dort inthronisiert und 1167 die Kaiserin vom Papst gekrönt. Der Zug endete jedoch mit СКАЧАТЬ