Geschichte Italiens. Wolfgang Altgeld
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Название: Geschichte Italiens

Автор: Wolfgang Altgeld

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Reclam Sachbuch premium

isbn: 9783159610733

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СКАЧАТЬ VII. und Heinrich IV.

      Als Alexander II. 1073 starb, hatte der seit 1064 volljährige König Heinrich IV. noch nicht in die italienischen Verhältnisse eingegriffen; zwei Versuche eines Romzuges 1065 und 1067 waren aufgrund politischer Schwierigkeiten in Deutschland gescheitert. So konnte er bei der Papstwahl übergangen werden, und dies umso eher, als sie unter tumultuarischen Umständen stattfand: Die Leichenfeier für Alexander II. ging unversehens in eine Wahlversammlung über, bei der die Bevölkerung den Archidiakon Hildebrand als Papst (Gregor VII.) forderte und Klerus und Kardinäle nachträglich zustimmten. Die Irregularität der Vorgänge, die die Wahlordnung von 1059 auf den Kopf stellten, bestätigen Gregors eigene Briefe.

      Die größte Bedrohung für den neuen Papst ging von dem Normannen Robert Guiskard aus, der trotz seiner Lehnshuldigung eine aggressive Politik zu Lasten des Kirchenstaates betrieb. Gregor verweigerte ihm deshalb 1073 die Lehnsmutung, exkommunizierte ihn 1074 und 1075 und unternahm 1074 sogar einen Kriegszug gegen ihn, der aber wie alle Militäraktionen der Päpste in Süditalien scheiterte.

      In dieser Situation war Gregor auf ein gutes Verhältnis [42]zu Heinrich IV. bedacht. Zwischen dem König und der Kurie bestanden noch von der Zeit Alexanders II. her wegen der Ereignisse in Mailand Spannungen. Dort war es seit 1057 (bis etwa 1075) zu einer gewalttätigen Variante der kirchlichen Reformbewegung gekommen: Die Volksbewegung der Pataria (so genannt nach dem Mailänder Trödelmarkt) versuchte, eigenmächtig gegen »simonistische« Kleriker vorzugehen. Erzbischof Wido stand den Vorgängen taten- und wohl auch verständnislos gegenüber und trat schließlich 1070 zurück. Daraufhin setzte Heinrich IV. Gottfried als neuen Erzbischof ein; dieser stieß aber bei der Bevölkerung auf Widerstand, die 1072, mit römischer Hilfe, eine »kanonische« Wahl durchführte, aus der Atto hervorging. Heinrich IV. beharrte auf Gottfried; deshalb bannte Papst Alexander II. fünf Ratgeber des Königs. Gregor VII. nahm diese Maßnahme jedoch zurück, und erst als Heinrich IV. 1075 sowohl Gottfried als auch Atto beiseiteschob und Tebald als neuen Erzbischof von Mailand investierte, eskalierte der Konflikt. Auf ein Mahnschreiben des Papstes mit schweren Vorwürfen vom 8. Dezember 1075 hin trat am 24. Januar 1076 in Worms eine Synode der deutschen Bischöfe zusammen; sie veranlasste den König, den Papst durch ein Schreiben nach Rom für abgesetzt zu erklären. Der Brief war gerichtet an »Hildebrand, nicht mehr [oder: nicht etwa; lateinisch: iam non] Papst, sondern falscher Mönch«, und endete: »Ich, Heinrich, durch die Gnade Gottes König, sage Dir zusammen mit allen meinen Bischöfen: Steige herab, steige herab!« (Ob der überlieferte Wortlaut korrekt ist, ist nicht endgültig geklärt.) Die treibende Kraft waren dabei die Bischöfe, die sich durch den römischen Reformeifer, der streckenweise durchaus fundamentalistische [43]Züge annahm, in ihrer Stellung bedroht sahen und teils auch persönlich beleidigt fühlten; die Bischöfe in Reichsitalien schlossen sich auf einer Synode in Piacenza ihren deutschen Amtsbrüdern an.

      Das Schreiben des Königs traf am ersten Tag der Fastensynode, dem 14. Februar 1076, in Rom ein; am folgenden Tag erklärte Gregor VII. Heinrich für exkommuniziert und abgesetzt. Die deutschen Fürsten forderten Heinrich auf, sich binnen Jahresfrist vom Bann zu lösen, und luden den Papst nach Deutschland ein. Während Gregor nach Norden unterwegs war, kam ihm Heinrich IV. entgegen, der trotz des Winters die Alpen überquert hatte; Gregor floh in die Burg Canossa. Dort erschien Heinrich Ende Januar 1077, aber nicht, wie der Papst gefürchtet hatte, mit Heeresmacht, sondern als reuiger Sünder. Gregor blieb nichts anderes übrig, als den König praktisch ohne Gegenleistung oder Garantien am 28. Januar 1077 loszusprechen. Heinrich hatte den Priester in Gregor erfolgreich gegen den Politiker ausgespielt, freilich auch die seit der Antike behauptete Position der Überordnung des römischen Kaisers über den Bischof von Rom aufgegeben (Schlagwort »Canossa als Wende«).

      Danach trat für Gregor VII. wieder der Kampf gegen Robert Guiskard in den Vordergrund, den er 1078 zum dritten Mal exkommunizierte. So erklärt es sich auch, dass er den trotz der Lossprechung Heinrichs gewählten Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden zunächst nicht unterstützte und erst am 7. März 1080 Heinrich erneut exkommunizierte. Der König antwortete mit einer Synode in Brixen im Juni 1080, die Gregor erneut absetzte und Erzbischof Wibert von Ravenna als Clemens (III.) zum Papst wählte. Vier [44]Tage später söhnte sich Gregor VII. mit Robert Guiskard aus; in der Investiturformel hieß es: »Betreffend das Gebiet aber, das Du zu Unrecht innehast […], will ich Dich jetzt geduldig ertragen im Vertrauen auf Gott und auf Deine Güte, dass Du Dich hinfort so zur Ehre Gottes und des heiligen Petrus verhältst, wie es Dir zu handeln und mir zu dulden geziemt ohne Gefahr für Dein und mein Seelenheil.« Das war eine völlige Kapitulation des Papstes. Tatkräftige Hilfe leistete Robert allerdings nicht. Da zudem in Deutschland der Gegenkönig am 15. Oktober 1080 starb, was die Zeitgenossen als Gottesurteil empfanden, konnte Heinrich im Frühjahr 1081 mit einem Heer nach Italien ziehen; nach zunächst vergeblicher Belagerung öffneten ihm Anfang 1084 die Römer (darunter mehrere Kardinäle) die Tore. So wurde am 31. März 1084 Heinrichs Kaiserkrönung durch Papst Clemens (III.) möglich. Gregor VII. konnte sich nur noch in der Engelsburg halten. Jetzt endlich besann sich Robert Guiskard seiner Lehenspflicht und zog nach Rom, das er am 27. Mai 1084 erstürmte; Heinrich IV. hatte die Stadt bereits verlassen. Die normannische Eroberung erfolgte mit solcher Gewalttätigkeit (damals erst wurden die antiken Gebäude zu den Ruinen, die unsere Vorstellung vom mittelalterlichen Rom prägen), dass Gregor zu seiner eigenen Sicherheit mit den Normannen Rom verlassen musste.

      Gregor VII. ist es nicht gelungen, im außerreligiösen Bereich eine zielgerichtete Politik zu betreiben. Im Verhältnis zu Robert Guiskard ist er völlig gescheitert, darin Leo IX., später Innozenz II. und Hadrian IV. vergleichbar. Den Konflikt mit Heinrich IV. hat er nicht bewusst provoziert; im Gegenteil wünschte er ein Zusammengehen mit dem König gegen die Normannen, deren Bekämpfung für ihn [45]unbedingte Priorität besaß. Die Fernwirkung des Tages von Canossa war keinem der Beteiligten bewusst. Gregor starb am 25. Mai 1085 in der Verbannung. 1606 wurde er heiliggesprochen, eine fragwürdige Maßnahme im Rahmen der Gegenreformation.

      Mathilde von Tuszien

      Die Markgrafen von Tuszien waren treue Anhänger des Reiches. Atto (oder Azzo), Graf von Modena, Brescia und Reggio, soll der späteren Kaiserin Adelheid auf ihrer Flucht vor Berengar II. geholfen haben und sie auf seiner in der Grafschaft Reggio gelegenen Burg Canossa beherbergt haben. Unter seinem Sohn Thebald kamen die Grafschaften Brescia und Ferrara, unter Bonifaz die Grafschaft Perugia hinzu. Diesen erhob Konrad II. 1026 zum Markgrafen der Toskana, da er Partei für Heinrich II. und gegen Arduin ergriffen hatte. Außerdem besaß die Familie Güter (ohne Grafenrechte) in den Grafschaften Verona und Parma, in der Romagna, in Lucca, in der Garfagna und in Pisa.

      Die Mathildischen Güter

      Der Schwerpunkt dieser später so genannten Mathildischen Güter lag also, ebenso wie die Burg Canossa selbst, nördlich des Apennin, weniger in der Toskana. In dem Besitzkomplex waren Allodien, Kirchenlehen, Reichslehen und wohl auch usurpiertes Reichsgut undurchdringlich miteinander verwoben, was die späteren Konflikte mit erklärt. Der Umfang der Güter erforderte eine eigene Kanzlei; die den Markgrafen zur Verfügung stehende Militärmacht war beträchtlich. Deshalb sah Heinrich III. es ungern, dass Bonifaz durch seine Ehe mit Beatrix von [46]Oberlothringen Verbindungen zu einem Land außerhalb Italiens aufbaute, und er wurde noch argwöhnischer, als Beatrix, Witwe geworden, Herzog Gottfried von Niederlothringen heiratete und außerdem ihre Tochter Mathilde mit dem Sohn ihres neuen Ehemannes verband. Auf seinem Italienzug von 1055 schickte er deshalb Beatrix und Mathilde als Geiseln nach Deutschland; auch wenn beide kurz darauf wieder freigelassen wurden, mag diese Erfahrung doch Mathildes spätere Haltung beeinflusst haben.

      In der Auseinandersetzung zwischen Heinrich IV. und dem Papst ergriff Mathilde, die Tradition ihrer Vorfahren verlassend, nicht die Partei des deutschen Königs. Dennoch dürfte es eher ein Zufall sein, dass Gregor VII. СКАЧАТЬ