Der bessere Mensch. Georg Haderer
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Название: Der bessere Mensch

Автор: Georg Haderer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Schäfer-Krimi

isbn: 9783852187044

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СКАЧАТЬ zwischen Fernfahrer-Parkplatz und Schnellstraße eingezwängt zu sein. Der Täter musste in der Schlafkoje hinter dem Fahrersitz gelauert haben. Schöps hatte den Zündschlüssel schon eingeführt, als ihn die Kugel ins Genick getroffen hatte. Keine Schmauchspuren; der Schuss war aus einem halben Meter Entfernung abgegeben worden; nicht aufgesetzt, wie es ein Profi getan hätte. Schäfer versuchte, sich den Tatablauf vorzustellen: Schöps hat in der Raststation zu Abend gegessen. Er steigt in sein Fahrzeug, das er laut Zeugenaussagen kaum einmal absperrte. Wenn die Kiste wer stehlen will, steht ihm das Schloss sicher nicht im Weg, hatte Schöps die Vorwürfe seiner Kollegen wiederholt entkräftet. Außerdem: Wo willst du einen 32-Tonner so schnell verstecken? Er steckt den Zündschlüssel ein, bumm. Zwischen Rückenlehne und Hinterwand der Schlafkoje war nur gut ein Meter Platz, sah Schäfer beim Betrachten der Innenaufnahmen des Fahrzeugs. Das heißt, dass der Schütze sich aufgerichtet, an die Rückwand gedrückt und anschließend geschossen hat. Warum? Warum setzt er den Lauf nicht auf? Schäfer lehnte sich zurück und schloss die Augen. Hier war niemand am Werk gewesen, der Schöps kaltblütig aus dem Weg geräumt hatte, weil der eine Gefahr darstellte; viel eher ein Amateur, der seinem Opfer nicht näher als nötig kommen wollte; der beim Schießen vielleicht sogar die Augen geschlossen und eher zufällig schon beim ersten Mal tödlich getroffen hatte. Warum sah Schäfer jetzt das Bild einer Frau vor sich? Er griff zum Telefon und rief Kovacs an, die zwei Minuten später an seinem Schreibtisch saß.

      „Erstens: Überprüfen Sie noch einmal alle privaten Kontakte von Schöps, vor allem die weiblichen … bohren Sie nach, ob es irgendwo eine heimliche Liebschaft gegeben hat … und dann nehmen Sie sich alle anderen Fahrer der Firma vor, die mit einem gleich oder ähnlich aussehenden LKW unterwegs waren …“

      „Gut … sagen Sie mir auch, warum?“

      „Ja … beim nächsten Mal.“

      „Irgendwann geht sie Ihnen an die Gurgel“, meinte Bergmann, nachdem Kovacs den Raum verlassen hatte.

      „Wieso?“, fragte Schäfer überrascht.

      „Na, weil Sie sie ins Feld ziehen lassen, ohne sie aufzuklären, wieso und wohin …“

      „Ah … die jungen Hunde … die sollen zuerst schnüffeln und apportieren lernen und dann erst auf eine bestimmte Beute abgerichtet werden … aus Ihnen ist ja auch was geworden, oder?“

      „Was woanders ohne Sie aus mir geworden wäre, kann ich ja schlecht überprüfen …“

      „Fangen Sie ja nicht an, in Paralleluniversen zu denken, Bergmann … das macht nur wehmütig und verführt zum Alkoholmissbrauch … auf jetzt, wir gehen …“

      „Wohin?“

      „Raus ins Freie … wir haben was zu besprechen …“

      „Haben Sie Angst, dass wir hier abgehört werden?“

      „Reden Sie mir keine Paranoia ein … es ist Sommer, da lässt es sich draußen besser denken.“

      Sie suchten sich eine abgelegene Bank im Rosenpark des Volksgartens. Schäfer öffnete die Flasche Apfelsaft, die er zuvor am Automaten gezogen hatte, und trank die Hälfte in einem Zug.

      „Wir denken zu engstirnig.“

      „Aha … und was sollen wir anders machen?“

      „Die Beziehung zwischen Opfer und Täter in den Mittelpunkt stellen … nicht die üblichen Indizienketten, Verdachtsmomente, blablabla … da wird man ja meschugge … ich komme mir immer mehr vor wie ein menschliches Google …“

      „Na ja, das ist unsere Arbeit … und so schlecht ist unsere Aufklärungsquote nicht …“

      „Das meine ich ja gar nicht … wenn ein Mann seine Frau zerstückelt und versenkt oder jemand bei einem Raubüberfall erschossen wird, kommen wir um diese Methoden nicht herum, da haben Sie völlig recht … aber Sie müssen doch zugeben, dass dieser Fall eine andere Sprache spricht … da steckt System dahinter …“

      „Bestimmt … aber jedes System entsteht aus Knotenpunkten, Beziehungen … und die untersuchen wir gerade … oder verstehe ich da was nicht?“

      „Nein, da haben Sie schon recht … das läuft natürlich weiter wie gehabt“, gab Schäfer zu und schloss für einen Moment die Augen, um sich seine Gedanken vom Vorabend in Erinnerung zu rufen.

      „Der Mord hat etwas … was soll das … ausufernder Hass? Aber dafür ist das Vorgehen zu besonnen … das ist ja fast medizinisch … ein Prozedere … “

      „Wir haben es mit einem Geisteskranken zu tun …“

      „Das ziemlich sicher … nur: Er kommt und geht ohne Spuren, nichts haben wir gefunden, kein Haar, keine Textilfasern …“

      „Ein akribischer Plan … ein intelligenter Mensch …“

      „Unbedingt … deshalb macht mich das auch so nervös. Wir sind diesem Plan weit hinterher … und was uns in so einem Fall erfahrungsgemäß neue Ansätze bringt …“

      „Ist hoffentlich kein zweiter Mord …“

      „Das haben Sie jetzt gesagt … aber Sie haben leider Gottes sehr oft recht, Bergmann … schreiben Sie sich das ruhig in Ihre Komplimentemappe … dieser Mensch hat entweder zumindest ein paar Wochen darauf verwendet, diesen Mord zu planen, oder er hat Born gekannt … er hat gewusst, wann der allein zu Hause ist, wann er von niemandem überrascht wird … das ist kein Amateur, der sagt: So, Kinder, Abendessen fällt aus, ich gehe heute mal einen alten Naziknacker mit Säure übergießen … seid brav und um zehn ist der Fernseher aus … “

      „Sie meinen, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der schon einmal getötet hat …“

      „Ja … das ist zu professionell für einen Anfänger … Sie wissen, wie Serientäter anfangen … ist noch kein Meister vom Himmel gefallen … ’tschuldigung … aus der Hölle, müsste ich wohl sagen … da bleibt was zurück … die sind nervös … in ihrem Rausch gefangen … erst beim zweiten oder dritten Mal wird die Inszenierung dann sorgfältiger … ach, ich kenne mich auch nicht mehr aus …“

      Sie gingen eine Runde um die Rosenbeete, wobei Schäfer sich die Namensschilder jeder Züchtung ansah. Am liebsten hätte er seine Laufschuhe bei sich gehabt und wäre bis in den Wienerwald gelaufen; dieses Kribbeln unter der Haut, dieses übermäßige Schwitzen … er musste sich irgendwie körperlich verausgaben.

      „Gehen Sie ohne mich zurück … ich habe noch was zu erledigen.“

      Er querte den Heldenplatz und ging über Kohlmarkt und Graben zu einem Textilgeschäft, wo er eine Badehose und ein Handtuch kaufte. Warum sollte er ein schlechtes Gewissen haben? Eine halbe Stunde in der Neuen Donau – das würde seinen Geist erfrischen, das käme der Arbeit nur zugute. Mit der U1 fuhr er zur Donauinsel, wo er die Uferpromenade entlangspazierte, bis er einen schattigen Platz unter ein paar Birken fand. Er breitete sein Handtuch aus, stellte sich hinter die Bäume und zog sich um. Was sollte er mit seiner Dienstwaffe tun? Die konnte er nicht einfach hier liegen lassen. Er sah sich um, wickelte die Pistole ins Handtuch und ging ein paar Schritte zu einem Gebüsch, wo er sie unter einem Haufen aus Reisig und Grasschnitt verbarg. Dann lief er zum Ufer, prüfte mit dem rechten Fuß die Wassertemperatur und sprang hinein. Mit kräftigen Zügen kraulte er an die andere Seite, wo er einen Moment verschnaufte und wieder retourschwamm. Ein paar Minuten blieb er auf seinem Handtuch sitzen, dann sprang er abermals СКАЧАТЬ