Im März färbte sich der Frühling braun. Manfred Eisner
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Название: Im März färbte sich der Frühling braun

Автор: Manfred Eisner

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783961455188

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СКАЧАТЬ auf die Nase. »Allerdings spricht so einiges dafür. Nili zeigt sich wie immer bescheiden, das wissen wir ja!« Er sieht ihr in die Augen und spricht sie direkt an: »Und ich setze wieder einmal auf das besondere Gespür deines ausgesprochen schönen Riechorgans.«

      »Jedenfalls werden wir mit Sicherheit schon bald mehr erfahren«, verkündet Nili. »Ich habe von unterwegs Boie Hansen angerufen und treffe ihn mitsamt den ehemaligen Kollegen morgen um zehn auf der Dienststelle.«

      »Wenigstens einmal eine christliche Zeit!«, lässt Waldi zufrieden verlauten.

      »Nix da, du Faulpelz! Um sieben wird aufgestanden, und dann geht’s auf die Joggingpiste, um Abuelitas üppige Maiskuchen wieder abzuarbeiten. Du hast immerhin drei Humintas verdrückt, vom Martín Fierro ganz zu schweigen!«

      Waldi lacht. »Was kann ich denn dafür, dass die so unverschämt gut schmecken!«

       *

      Sehr herzlich begrüßen Hauptkommissar Boie Hansen und seine drei Mitarbeiter der Polizeidienststelle Oldenmoor Nili und Waldi.

      »Also, liebe Nili, sehr viel können wir dir leider über den Fall des vermissten Dominik Baumann nicht berichten. Das passierte etwa zwei Wochen nach deiner Versetzung nach Kiel. Nachdem sein Arbeitgeber Wilfried Wiese und danach seine Vermieterin Frau Wendlandt mit der Vermisstenmeldung zu uns kamen, haben wir uns natürlich sofort auf die Suche gemacht. Wie wir erfuhren, war wohl sein letzter Auftritt als Diskjockey am vorigen Ostermontag bei einer Geburtstagsfeier im Elbmarschen Hof. Am Tag darauf verabschiedete er sich von seiner Wirtin, wie sie aussagte, für eine Tour durch Schleswig-Holstein und das angrenzende Gebiet von Dänemark. Diese sollte bis Ende des Monats dauern, denn so lange hätte er Urlaub. Dies bestätigte gleichlautend sein Arbeitgeber. Danach verliert sich jegliche Spur, niemand hat Baumann seitdem gesehen. Leider hinterließ er hier nicht viel Verwertbares, Oldenmoor war ja nur sein zweiter Wohnsitz. Anscheinend hat er das Wesentliche seiner Habe entweder bei den Eltern in Elmshorn aufbewahrt oder in seinem mit Pinneberger Kennzeichen versehenen Bulli mitgeführt, zusammen mit seiner gesamten Beschallungsausrüstung. So gelang uns auch nicht näher nachzuvollziehen, wo er sich seit seinem Verschwinden aufgehalten haben könnte, jedenfalls war in seinem möblierten Zimmer nichts darüber zu finden.« Boie Hansen klappt die Akte wieder zu. »In Absprache mit der Itzehoer Staatsanwaltschaft und Kripo haben wir schließlich den Fall an die Elmshorner Kollegen abgegeben.«

      »Mmm, lass mich mal raten, Boie: Kriminaloberrat Thumann oder Stöver?«

      »Nee, Nili. Jetzt, wo du das sagst, keiner von beiden. Da war niemand so richtig federführend. Thumann hatte doch gerade einen Herzinfarkt erlitten und Stöver war erst im Anflug. Da war damals ein Kriminalhauptkommissar zuständig, und ich glaube, sein Namen war Neumann.«

      »Ja, das stimmt.« Waldi nickt. »Den hat’s tatsächlich gegeben. Also muss die Sache zwischen zwei Stühle gefallen sein.«

      »Wie ist das gemeint?«, fragt Polizeimeister Willi Seifert.

      »Da muss ich also ein wenig weiter ausholen, liebe Freunde.« Nili berichtet von den beiden Fällen, die sie und ihr neues Team von LKA-Sonderermittlern gerade aus der ›Aktenversenkung‹ des Kieler Archivs herausgepickt haben und deren Lösung sie nun forciert anstreben.

      »Ihr solltet euch auf jeden Fall eine Kopie der Akte aus Elmshorn kommen lassen!«, meint Waldi.

      »Ich habe den Dominik ein wenig gekannt«, berichtet plötzlich Polizeimeister-Anwärterin Helga Timm. »Wir waren einige Male mit meiner Freundin Anja Bartels im ›Colo‹ zur Disco, wo DJ Mario – so hieß er doch? – für die Musik zuständig war. Er war wirklich gut und sah auch noch toll aus mit seinen rotblonden Haaren. Und er hatte flotte Sprüche drauf! Wir haben uns später des Öfteren gefragt, warum er auf einmal hier nicht mehr aufgetaucht ist.«

      »Hattet ihr näheren Kontakt zu ihm?«, will Nili wissen.

      »Nö, nicht wirklich! Anja war ja ’n beten verknallt in den Typ, aber mehr war nicht. Wenigstens hat sie mir nicht viel mehr gesagt.«

      »Nur sicherheitshalber, Helga: Wo finden wir deine Freundin, falls wir noch Fragen haben sollten?«

      »Sie sitzt an der Kasse im Elbe-Kaufmarkt. Soll ich sie fragen?«

      »Na ja, wenn sich’s ergibt. Sag Bescheid, falls du etwas Nützliches erfährst, okay?«

      Waldi und Nili verabschieden sich.

      »Viel Glück, Nili, und lass uns wissen, wie’s weitergeht!

       *

      Während Waldi den Dienstpassat steuert, greift Nili zum Handy.

      »Guten Morgen, Herr Kriminaloberrat! Gut nach Hause gekommen?« Sie lauscht. »Ach was, Sie sind noch in Honigfleth?«

      KOR Stöver erzählt ihr, dass er über Nacht geblieben sei, weil sein Schwager mit einer Grippe im Bett liege. Er habe somit keinen Fahrer gehabt und sei gerade im Begriff gewesen, sich ein Taxi zu bestellen.

      »Unsinn, Herr Stöver, mein Waldi Mohr und ich kommen gleich vorbei und holen Sie ab. Und dann nehmen wir Sie mit zum Holstenhof meines Onkels. Bei einem guten Mittagessen können wir Ihnen gleich die aktuellen Neuigkeiten mitteilen.« Als der Kriminaloberrat protestiert, sagt sie: »Bitte keine Widerrede, das macht überhaupt keine Umstände, glauben Sie mir. Bei Onkel Oliver und Tante Madde geht es jedes Wochenende hoch her, denn da trifft sich unsere gesamte Familie und es gibt immer noch eine Portion für Überraschungsgäste. Also bis gleich!«

       *

      Ein wenig verlegen und überrumpelt von Nilis stürmischem Naturell wird Heinrich Stöver sehr herzlich vom Familienoberhaupt des Holstenhofes begrüßt und dann sogleich sämtlichen anwesenden Mitgliedern, »meiner gesamten Mishpacha«4 vorgestellt, wie Nili scherzhaft betont. Offensichtlich von dem freundlichen Empfang berührt, versucht er sich für sein unangemeldetes Eindringen zu entschuldigen.

      »Aber, aber, sehr geehrter Herr Kriminaloberrat, Sie brauchen sich darüber wirklich keine Gedanken zu machen!« Oliver Keller lächelt den Gast freundlich an. »Wie Ihnen meine Nichte vielleicht berichtet hat, sind meine Eltern, meine Schwester Lissy – also Nilis Mutter – und ich in Bolivien aufgewachsen, und dort ist es gang und gäbe, Gäste mit den Worten ›Mi casa es su casa‹ zu empfangen. Also genießen Sie mit uns Ihren heutigen Aufenthalt in diesem, Ihrem Haus!« Als Tante Madde zu Tisch bittet, führt Oliver den Gast in die große Wohnküche, wo sich alle rund um den großen Esstisch versammeln, und fügt mit Blick auf die erwartungsvoll dreinschauenden hungrigen Mäuler hinzu: »Oma Clarissa hat uns heute mit ihren letzten drei Gänsen vom Eulenhof bedacht. Sie haben das Weihnachtsfest überlebt, durch welches Wunder auch immer.«

      Spontanes Geklatsche begrüßt die Ankündigung.

      »Ist ja gut, ihr Lieben!«, quittiert Abuelita etwas verlegen die unerwartete Ovation. »Um das ›Wunder‹ aufzuklären, sei erwähnt, dass es drei verspätete Eischlüpflinge waren, die zu Weihnachten noch nicht ihre Schlachtreife erreicht hatten, sodass wir sie ihr Gnadenbrot bis vorgestern genießen ließen, als Viez Bruno sie bei uns abholte und zum Schlachter Reimers brachte. Maddes Kochanleitung stammt übrigens aus der Rezeptsammlung meiner Mutter Annette von Steinberg. Zum Nachtisch habe ich euch ein großes Glas meiner vorjährigen Quittenmarmelade mitgebracht.«

      »Ach wie schön, Omi, Martín Fierro!«, ruft das jüngste Familienmitglied Oskar entzückt dazwischen.

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