Im März färbte sich der Frühling braun. Manfred Eisner
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Название: Im März färbte sich der Frühling braun

Автор: Manfred Eisner

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783961455188

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СКАЧАТЬ meinst du, Nili? Sag’s doch einfach!«

      »Na ja, ich denke gerade daran, ob nicht vielleicht auch ihr Mister Unbekannt ebenso wie sie seit damals vermisst wird.«

      »Du meinst, beide könnten …?« Waldi überlegt kurz und sagt dann: »Ja, das könnte passen! Wirklich ein brillanter Gedanke, Nili! Kompliment!«

       *

      Als der ›NDR Info‹-Sprecher um sechs Uhr in der Früh die ersten Nachrichten des Tages vorliest, liegen Waldi und Nili eng umschlungen im Bett. Verärgert dreht Nili den Wortschwall ab und kuschelt sich wieder an Waldis Brust.

      »War mal wieder traumhaft, mein Liebster! Warum geht so eine Liebesnacht immer so rasch vorbei?«

      »Nützt nichts, Nili, ich muss auch raus. Und du hast heute Morgen deinen Termin am Schießstand, nicht wahr?« Er richtet sich auf und schwingt die Beine aus dem Bett. »Lass uns aber zuerst Maritas üppige Moussaka beim Joggen wieder etwas abspecken!«

       *

      Eine Stunde später stehen die beiden unter der wiederbelebenden heißen Dusche. Mit einem schrillen Juchzen quittiert Nili den plötzlichen eiskalten Wasserguss, der aus der Brause auf sie herniederströmt, denn Waldi hat beherzt den Hebel der Mischbatterie herumgedreht.

      »Du bist ja brutal!«, beschwert sie sich lachend und flieht eilig aus der Duschkabine, um sich abzutrocknen.

      »Ist aber nötig, von wegen Erkältungsvorbeugung!«, erwidert Waldi fröstelnd, während er mannhaft den kalten Erguss über sich ergehen lässt.

      Nachdem sie ein schnelles Frühstück zu sich genommen haben, gehen sie gemeinsam in die Tiefgarage. Wortlos geben sie sich einen langen Abschiedskuss. Waldi steigt sodann in seinen Dienstpassat, Nili in ihren grünen Cross Polo.

       *

      Das Sonderermittlungstrio trifft sich heute am Schießstand. Es ist das erste Mal, dass sie diese vorgeschriebene Prozedur gemeinsam absolvieren. Sie erweisen sich als treffsichere Schützen.

      »Hoffen wir nur, dass wir niemals in die Verlegenheit kommen, mit unseren Waffen auf Menschen schießen zu müssen«, kommentiert Margrit die lobenden Worte des Schießwartes.

      »Mussten Sie jemals Ihre Dienstwaffe benutzen, Nili?«, fragt Robert.

      »Leider ja, und zwar damals in Kolumbien und auch in Bolivien. Aber streng genommen war es nicht meine Dienstwaffe, die hatte ich ja nicht dabei. Den FARC-Guerilla, der mich mit seiner MP bedrohte, habe ich mit einer riesigen amerikanischen 44er kampfunfähig in die Schulter geschossen; den anderen, der uns beschoss, traf ich auf der Flucht mit einem 38er Revolver am Hinterrad seines Motorrades. Der hat sich beim Sturz leider das Genick gebrochen.2 Ihr könnt mir glauben, solche Szenen lassen einen niemals los, aber es ist eben die bitterböse Kehrmedaillenseite unseres Berufes.«

      »Ich war noch nie in der Verlegenheit, schießen zu müssen«, sagte Robert. »Aber ich glaube, dass ich es tun würde, wenn keine andere Möglichkeit besteht!«

      »Lassen wir das.« Nili machte eine Handbewegung, als wollte sie ihre Erinnerungen an den Gebrauch einer Schusswaffe wegwischen. »Gehen wir lieber wieder an die Arbeit. Mir ist da gestern Abend etwas eingefallen, was uns weiterhelfen könnte. Mehr darüber sage ich euch, sobald wir wieder im Büro sind!«

       *

      Die drei Teamkollegen sitzen an ihren Bildschirmen und durchforsten die Liste der vermissten Personen aus dem ersten Quartal des vorigen Jahres.

      Nili fasst zusammen: »Wir suchen nach einem Mann, Alter zwanzig bis maximal vierzig, vorwiegend aus dem Norden unseres Bundeslandes.«

      Während sie sich auf die gesuchte Person konzentrieren, piept das Faxgerät und der Drucker geht in Betrieb. Margrit steht auf und holt die drei Blätter mit den Mitgliedsnamen des Steinburger Sportklubs.

      »Ein Plus für Frau Schindler!«, meint Nili, ohne von ihrem Bildschirm wegzusehen. »Stehen da auch die Firmennamen drauf?«

      Margrit sieht nach.

      »Ja, eine Cateringfirma aus Itzehoe, eine aus Heiligenstedten und die Schlachterei Reimers aus Olden »mAocohr.« sieh mal an, unser braver Meister Sigi und sein Bruno. Die befrage ich am Wochenende, da bin ich sowieso zu Hause. Sonst noch jemand?«

      »Zwei Discobeschaller sind gelistet: ein gewisser Peter Bruhns, PB-Disco aus Itzehoe, und ein Diskjockey aus Oldenmoor, DJ Mario.«

      Nili horcht auf. »Mario? Interessant! Wenn der mal nicht unsere berühmt-berüchtigte Marianne ist, nach der bisher ergebnislos gefahndet wurde.« Sie überlegt. »DJ Mario … Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich glaube, der hat damals den Feuerwehrball im Hotel Elbmarschen Hof animiert, zu dem ich eingeladen war. Ein gewitzter junger Kerl mit rotblonden Haaren radebrechte seine Ansagen wie aus der Pistole geschossen. Lasst uns sofort nachsehen, Leute, wo wir unseren Don Mario antreffen!«

      »Bingo! Ich hätte hier einen guten Hinweis!«, meldet Robert Zander einige Zeit später.

      Beide Frauen sehen zu ihm.

      »Der könnte passen: Dominik Baumann, Alter dreiundzwanzig Jahre, mit zweitem Wohnsitz in Oldenmoor, Mühlenweg 38. Beruf Einzelhandelskaufmann und Verkäufer im Herrenbekleidungshaus Wiese daselbst. Geburtsort und Hauptwohnsitz Elmshorn, wo auch seine Eltern und eine Schwester wohnen. Als vermisst gemeldet am 30. April letzten Jahres von seinem Arbeitgeber Herrn Wilfried Wiese sowie zwei Tage danach von der Vermieterin seines möblierten Zimmers, eine Frau Jutta Wendlandt. Und jetzt kommt’s: nebenberuflich als Musical Entertainer und Diskjockey Mario tätig. Ebenfalls werden vermisst der auf ihn angemeldete VW Transporter mit polizeilichem Kennzeichen PI-DJ 111, Farbe Rot-Gelb, mit seinem Firmenlogo sowie seine gesamte Beschallungsanlage und eine umfangreiche CD- und Plattensammlung. Weder von dem Vermissten noch von seinem Bulli wurde bis heute eine Spur gefunden. Schon wegen des Datums seines Verschwindens ist es ein absolut passender Parallelfall zu unserer Heide Mertens.«

      »Gute Arbeit, Robert!«, ruft Nili anerkennend. »Ist ein Bild von ihm zu sehen?« Sie steht auf und schaut auf Roberts Monitor. »Ja, das war er! Hundertpro!«, bestätigt sie.

      »Kaum zu glauben, Nili! Sie hatten wohl mal wieder recht!«

      »Okay, mag sein, Robert. Aber gefunden haben wir die beiden damit noch lange nicht! Das mit Marios Verschwinden muss kurz nach meiner Versetzung von Oldenmoor zum LKA passiert sein, weil ich selbst nichts davon erfahren habe. Wie gesagt, übermorgen bin ich sowieso in Oldenmoor und werde bei der Gelegenheit meine Ex-Kollegen befragen. Also, Leute, mal sehen, was wir noch herausfinden! An die Arbeit!«

       2. ›Hein Gröhl‹

      Da es bereits kurz nach fünf Uhr nachmittags ist, hat Nili heute ausnahmsweise Glück und findet sofort einen freien Parkplatz für ihren Cross Polo gleich gegenüber der Bezirkskriminalinspektion Itzehoe an der Großen Paaschburg. Sie betritt das Gebäude und der Beamte am Empfang winkt ihr freundlich zu, greift zum Telefon und zeigt zugleich mit erhobenem Zeigefinger in Richtung der Treppe, die ins Obergeschoss führt. Nili winkt mit ebenso freundlichem Lächeln zurück, sie ist ja keine Unbekannte in dieser Behörde. Oben kommt ihr Kriminaloberrat Heinrich Stöver mit ausgestreckter Hand entgegen СКАЧАТЬ