Der junge Häuptling. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Der junge Häuptling

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783957840080

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СКАЧАТЬ Bemalung machte es unmöglich, einen Ausdruck in seinem Gesicht wahrzunehmen. Aus dem Spielen seiner Hand, aus der Haltung seiner Schultern, aus der halben Wendung des Kopfes sprachen aber betonter Hochmut und eine nur nachlässige Aufmerksamkeit.

      »Jack!«, redete Tschapa Kraushaar den Indianer an, »hier bitten fünf ehrenwerte Gentlemen um deine Aufmerksamkeit! Sie möchten auf einen von uns wetten. Bisschen was gewinnen, bisschen lustig leben, ehe die vier da wieder zum Niobrara reiten müssen – willst du ihnen einen Rat geben?«

      Der Ponka hörte auf, mit dem Spielstock zu wippen, und blieb einen Augenblick unbeweglich. Pitt schaute in das blauschwarz bemalte Gesicht, in diese Maske eines Menschen, hinter der selbst die Augen unter gesenkten Lidern verborgen blieben. Es rieselte ihm plötzlich kalt über den Rücken, und er griff unwillkürlich nach seinem Amulett. Aber er hatte nicht Zeit, weiter darüber nachzudenken, was ihn erschreckt hatte, denn der Indianer antwortete leise: »Bobby wird Sieger sein.«

      Beim letzten Wort hatte er sich schon abgewandt, ließ die sechs stehen und ging daran, seine Spielergruppe einzuteilen.

      Die Rauhreiter schauten sich verblüfft an.

      »Das hat ja schnell funktioniert!«, meinte der kleine Josef. »Hier auf Randall geht wohl alles wie geölt! Gleich nach Sonnenaufgang beim Leutnant empfangen – Verstärkung schon zugesagt – und jetzt auf Anhieb der Tipp erteilt! Was hat denn der Ponka für einen Vorteil dabei, wenn er dich gewinnen lässt, Bobby?«

      Der Neger lächelte überlegen. »Jack der Ponka hat gute Laune und ist Bobbys Freund!«

      »Das versteh, wer will!«

      »Los, los! Wir müssen jetzt schnell sein!«, flüsterte Pitt. »Überall erzählen, dass Jack der Ponka siegt! Dann steigt unsere Quote, wenn wir auf Bobby wetten. Bobby, du bist Gold wert!« Pitts offene Nasenlöcher wirkten in diesem Augenblick freundlich. Er roch Geld.

      Die sechs verteilten sich, um den Wettschwindel zu organisieren. Kurz ehe das Spiel begann, trafen sie sich wieder und legten alle Geldbeträge zusammen, die sie nur irgend aufbringen konnten. Louis, der Kanadier, wurde als gemeinsamer Wettbankier gewählt. Bobby leistete eine erstaunlich hohe Einlage.

      »Bobby Kraushaar!«, sagte Tom überrascht und strafend, »woher hast du so viel Geld? Bist du unter die Diebe gegangen?«

      »Tom ohne Hut und ohne Schuhe! Ich habe ein wenig gehandelt.«

      »Das hast du ja schnell gelernt.«

      Louis, der Kanadier, ging mit den gesammelten Wetteinsätzen nicht zu dem zahnlosen Ben, über den sich die Rauhreiter geärgert hatten, sondern zahlte den Gesamtbetrag bei Johnny, dem großen fetten Händler mit dem schütteren Haar, ein, und zwar im letzten Augenblick vor Beginn des Spiels, damit sich die anderen Wetter nicht mehr danach richten konnten.

      Der Neger begab sich zu seiner Mannschaft, die aus dreißig Mann bestand. Das Spiel setzte ein. Der harte kleine Ball wurde geschlagen und flog über den grasigen Boden. Die Spieler rannten gewandt und geschwind. Sie jagten aneinander vorbei und nahmen sich den Ball vom Stock weg. Bobby und Jack hielten sich noch zurück, doch wurde den Kennern schon klar, was in diesen beiden Spielern an Schnelligkeit, Wendigkeit und Umsicht steckte. Die Zuschauermenge vergrößerte sich rasch. Die Wetter feuerten die Spieler an. Nach den Soldaten kamen auch Offiziere aus dem großen Tor heraus. Einer folgte dem anderen, um dem immer lebhafter werdenden Spiel zuzuschauen.

      Alle waren sehr überrascht, was für gute Mannschaften sich Bobby und Jack aus den bunt gekleideten, verluderten und versoffenen Indianern rings um das Fort zusammengestellt hatten. Auch unter den Indianern, die zuschauten, schlug plötzlich das Feuer des Stolzes hoch, als sie ihresgleichen gut spielen sahen. Aus ihren Reihen bildete sich spontan eine Ordnergruppe, die die Zuschauer von dem großen Spielfeld fernhielt.

      Die beiden Mannschaftsführer gingen aus sich heraus und spielten hervorragend.

      »Bobby! Bobby!«

      »Jack! Jack!«

      »Donnerwetter, können die spielen!« Louis, der Kanadier, war begeistert. »Da hätte ich mitmachen sollen!«

      Nachdem die ersten drei Tore errungen waren und das Spiel 2:1 für die rote Partei stand, konnte fast zwei Stunden hindurch keine Partei mehr den Ball in das Zelt der anderen treiben.

      Es war vorgesehen, das Spiel bis zum Einbruch der Dunkelheit fortzusetzen. Gegen Mittag wurde die erste längere Pause eingelegt. Es stand noch immer 2:1.

      Da Jack der Ponka gleich zu Beginn der Pause verschwand, war es Bobby, der der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und Neugier wurde. Er gab den erstaunten Zuschauern und eifrigen Wettern ein Interview nach dem anderen. Sogar der Kommandant und der elegante Leutnant Roach fanden es nicht unter ihrer Würde, den »Nigger« anzusprechen. Die Spielstärke der beiden Mannschaften wurde allgemein diskutiert. Bobby heimste zahlreiche Zigarren und Zigaretten ein und orakelte freigebig und widersprechend über den Ausgang des Spiels. Als die Spieler sich ausgeruht hatten und das Spiel wieder aufgenommen werden sollte, war auch der Indianer wieder pünktlich zur Stelle.

      »Den Jack und den Bobby scheint das nicht einen Tropfen Schweiß zu kosten!«, sagte ein Dragoner neiderfüllt. »So ’n Herz und so ’ne Sehnen wie die müsste man haben! Sagenhaft!«

      Das Spiel wurde immer leidenschaftlicher. Mit hellen Schreien begleiteten die Zuschauer den Lauf der Spieler, ihre überraschenden Wendungen. Der Kommandant hatte auf Jack, der Leutnant hatte auf Bobby gesetzt, da der schmierige Josef ihm den Tipp verraten hatte. Als nach drei Stunden noch immer kein weiteres Tor gefallen war und eine Zwischenpause eingelegt wurde, schienen die erregten Zuschauer fast erschöpfter als die Spieler.

      Bobby tänzelte, um seine Beine zu entspannen, und lachte. Er war sichtlich guter Stimmung. Jack warf sich hinter dem Torzelt der blauen Partei ins Gras und entzog sich damit dem Gesichtskreis der durcheinanderlaufenden und durcheinandersprechenden Zuschauer. Als Pitt hinter das Torzelt ging, traf er Jack jedoch nicht mehr dort an. Er schaute sich um und erblickte den Gesuchten auf einmal, wie er in aller Ruhe durch das Tor aus dem Fort herauskam. Die Zigarette, die er rauchte, hatte ein feines Aroma.

      »Wo hat er die geschnorrt!«, schalt der Kurznasige. Er konnte keine weitere Feststellung treffen, denn das Spiel wurde wieder aufgenommen.

      Jack lief glänzend, und schon gleich zu Anfang fielen zwei weitere Tore zugunsten der roten Partei. Der Kommandant zollte Beifall. Dann aber holten Bobby und seine Partei der Blauen auf. Fortwährend war der Neger mit seiner Mannschaft vor dem Zelt der Gegenpartei.

      Es gab keinen Schiedsrichter. Die Ordnergruppe setzte sich gegenüber den Zuschauern durch, aber sie hatte keine Autorität über die Spieler. Diese beurteilten ihr Spiel selbst. Im Endkampf erwachten die Leidenschaften. Die Spieler gerieten handgreiflich aneinander, und Leutnant Roach wurde sehr nervös, als die Rufe der Spieler in ein Kriegsgeschrei der um den Ball kämpfenden Parteien übergingen. Bobby und Jack verloren die Ruhe jedoch nicht. In offenbar bestem Einvernehmen warfen sie das Spielerknäuel auseinander, wobei es nicht anders als in einem Ringkampf zuging.

      Als es dämmerte, fiel das letzte Tor. Bobby hatte 5:4 gewonnen.

      Der Beifall war dünn. Zu viele Wetter, die auf Jack gesetzt hatten, sahen sich enttäuscht. Die Quote für die Wetten auf Bobby stand 83:10. Die Sechsergruppe der Wetter strich hochbefriedigt ihr Geld ein; auch der Leutnant war zufrieden. Die ermüdeten Spieler begaben sich in ihre Zelte. Die Soldaten und Offiziere gingen in das Fort zurück.

      »Die beiden Captains СКАЧАТЬ