Der junge Häuptling. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Der junge Häuptling

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783957840080

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СКАЧАТЬ umarmen!«

      »Louis, der Kanadier!«, stellte Pitt vor. »Louis, wir brauchen dich!«, ging er gleich auf sein Ziel los. »Es wird gewettet. Wir sind alle arme Teufel, haben wenig Geld, müssen was gewinnen. Gib uns einen Tipp!«

      »Tipp? Oh! Tipp? Ihr wollt haben Tipp? Ganz großen Tipp?«

      »Ganz großen Tipp, Mann! Lass uns gemeinsame Kasse machen für die Wetten!«

      »Gemeinsame Kasse? Oh! Pitt, Stummelnase, du bürgst für deine Freunde?«

      »Ich bürge.«

      »Also, ganz großen Tipp!«, begeisterte sich der Kanadier, der nur gebrochen Englisch sprach. »Kommt, meine Freunde! Ich führe euch zu dem, der alles weiß, wie es wird kommen! Zu dem Capt’n von blaue Partei!«

      Die kleine Gruppe machte sich wieder auf den Weg. Das ganze Lager vor den Toren des Forts war schon auf den Beinen, und die Männer steuerten zusammen durch das Gewimmel von Menschen hindurch.

      Das Spielfeld wurde eben abgemessen. Zwei Zelte waren als Tore einander gegenüber aufgestellt worden. Bei diesen Toren sammelten sich bereits die Spielmannschaften. Der lebhafte kleine Kanadier führte seine Begleiter zu dem im Norden aufgestellten Zelt. Innerhalb einer Gruppe von indianischen Spielern, die sich dort zusammengefunden hatten und ihre Stöcke schon zur Hand hielten, war ein riesiger Neger zu erkennen. Mit lebhaften Gesten instruierte er seine indianische Mannschaft.

      »He! Bobby!«, schrie der Kanadier. »Bobby!«

      Der Neger schaute zu der Gruppe her.

      Tom ohne Hut und Schuhe riss die Augen weit auf. »Was seh ich! Das ist doch … das ist doch …«

      Bei Toms Ausruf wurde auf dem lebhaft und intelligent wirkenden Gesicht des Afrikaners für den Bruchteil einer Sekunde ein Mienenspiel sichtbar, als ob er sehr unliebsam überrascht, vielleicht sogar tief erschrocken sei. Aber das ging so schnell vorüber, dass die vier Rauhreiter, auch Tom selbst, nicht darauf aufmerksam geworden waren.

      Der Neger durchbrach, schnell gefasst, den Ring der Umstehenden. Mit einem Hochsprung setzte er über einige noch hinderliche Gestalten hinweg, dann war er bei Tom angelangt, umschlang den Bärtigen mit seinen starken Armen und presste ihn an die Brust. »Tom ohne Hut und ohne Schuhe! Oh, wahrhaftig! Was sehen meine glücklichen Augen! Tom ist da! Tom ohne Hut und Schuhe! Tom ist gekommen mit Hut und Schuhen!«

      Dem Umarmten ging bei der stürmischen Begrüßung fast die Luft aus. »Tschapa Kraushaar!«, gurgelte er, »Tschapa Kraushaar! Erdrück mich nicht! Wo kommst du denn her?! Bist du nicht mehr bei …«

      Der Neger küsste den Verblüfften und halb Erstickten wieder und wieder. »Tom, wir sehen uns wieder! Tom hat Hut! Tom hat Schuhe!«

      »Ja doch, ja doch!«, Tom versuchte, aus der allzu stürmischen Umarmung herauszuschlüpfen. »Aber nun sag mir bloß …«

      »Tom ist da! Tom ist da!«

      »So nimm doch Vernunft an, Tschapa Kraushaar!«, schrie Tom. »Du erstickst mich noch!«

      Der Neger gab Tom frei und betrachtete den alten Grenzer freundlich. »Tom ist da!«

      Tom setzte seinen Hut wieder zurecht, tat einen tiefen Atemzug und fragte: »Du bist’s also wirklich, Tschapa Kraushaar! Wie kommst du hierher? Ich dachte, du bist bei der Bärenbande?«

      Pitt fuhr auf. »Was hör ich? Bei den Bärenbanditen?«

      »Da haben wir uns kennengelernt«, erläuterte Tom seelenruhig. »Als ich einmal bei dieser berüchtigten Abteilung der Dakota-Teton-Oglala gefangen war!«

      »Und jetzt?« Pitt blieb argwöhnisch.

      »O Tom! O Tom!«, rief der athletisch gebaute Neger mit dem freundlichen Gesicht immer wieder. »O Tom, o nein, ich nicht mehr Bärenbandit! Bobby nie mehr Bärenbandit sein! Nein, nein, nein!«

      »Warum denn nicht?«, erkundigte sich Pitt, immer noch voller Misstrauen.

      »Fremder weißer Mann mit kurzer Nase glaubt mir nicht? Aber Tom mir glauben! Was hat Tom gesehen in meinem Zelt, als er bei mir war? Sieben Weiber! Sieben Weiber und armen Bobby dazu! Bobby ist weggelaufen!«

      Die Rauhreiter fingen an zu lachen.

      »Es ist wahr«, bestätigte Tom. »Zu viele Witwen und Waisen haben sie bei der berüchtigten Bande. Es sind viele Männer umgekommen, im unaufhörlichen Kampf, auf der Jagd, und die hungrigen Mäuler in den Zelten bleiben übrig. Als ich gefangen war, musste ich auch so eine Witwe heiraten. Bin bald wieder ausgerissen! Und du bist deinen sieben Großmüttern, Tanten und Nichten entkommen, Kraushaar. Gratuliere! Du bist also kein schlauer Tschapa mehr, sondern unser Bobby geworden!«

      Die beiden fielen sich wieder an die Brust.

      »Vielleicht kommen wir heute noch mal zur Sache!« Pitt dachte an das Wettgeschäft und wurde ungeduldig. »Bobby, hör zu, du bist Capt’n beim Stockball? Bei der blauen Partei?«

      »Bin ich! Bin ich!«

      »Und wie steht’s? Siegt deine Mannschaft?«

      »Soll ich sie machen siegen?«

      »Was heißt das? Geht’s nicht ehrlich zu?«

      »Ehrlich, ehrlich, ganz wahrhaftig!«

      »Weißt du, wie die rote Partei spielt? Wer ist ihr Capt’n? Kennst du ihn?«

      »Steht da drüben! Gewaltiger Indsman. Ein Ponka!«

      Die Blicke richteten sich auf den Indianer, der in der Nähe des gegenüberliegenden Torzeltes stand. Er war groß, sehr schlank, in buntes Baumwollzeug, aber nicht geschmacklos gekleidet. Sein langes blauschwarzes Haar hatte er in Zöpfe geflochten. Das hagere Gesicht war bemalt. Die Farben waren so dick aufgetragen, dass sich die natürlichen Züge überhaupt nicht mehr erkennen ließen. In seinem Gürtel steckte ein Revolver. Sonst war keine Waffe an ihm zu sehen. In der Hand hielt er den Schlagstock, der einem Hockeyschläger ähnlich geformt war. Nicht weit von ihm stand seine Gruppe indianischer Stockballspieler.

      »Was hältst du von ihm?«, drang Pitt in den Neger.

      »Weiß nicht, meine Freunde, wie Jack der Ponka spielen will. Wenn er hat Laune, gut zu spielen, bin ich besiegt. Hat er Laune schlecht, treibe ich den Ball in sein Tor.«

      »Laune gut! Laune schlecht! Laune schlecht! Laune gut! Sollen wir erst um die Laune eines Indsman würfeln?! Kann dem Kerl keiner Bescheid sagen, wie er zu spielen hat?!«

      Bobby, der Athlet, zog die Schultern bis zu den Ohren hoch. »Kann ihm keiner Bescheid sagen! Jack der Ponka tut, was ihm passt. Soll ich ihn bitten, einen Tipp zu geben?«

      »Ihr beiden Captains müsst was miteinander ausmachen!«, schlug Pitt vor. »Den Gewinn schöpfen wir zusammen ab!«

      Der Neger wiegte den Kopf und zeigte die Perlenzähne. »Indianer immer halsstarrig! Aber ihr seid meine Freunde! Ich werde versuchen, mit Ponka zu reden!«

      So ging die Gruppe, die nun schon aus sechs Mann bestand, am Rande des Spielfelds entlang zur anderen Partei hinüber.

      Der СКАЧАТЬ