Der junge Häuptling. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Der junge Häuptling

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783957840080

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СКАЧАТЬ gehen die also mit euch hier um, die verlausten Rothäute?« Pitt summte vor sich hin. »Uns aber haben sie während des ganzen Rittes in Ruhe gelassen. ’s war beinahe unheimlich.«

      »Woher denn! ’s war ganz natürlich!«, höhnte der schmierige kleine Josef. »Den Herren vom Fort Randall zollt der Indsman Respekt!«

      Die Kehlen blieben rauh, die Stimmung düster, und der Schlaf war unruhig. Noch immer rüttelte der Sturm an Häusern und Palisaden. Adams hatte sich in seine Decke gewickelt und lag neben Tom ohne Hut und Schuhe. Tom war nicht mehr der Jüngste. Sein Bart wurde schon eisgrau. Er wälzte sich unruhig hin und her.

      »Du, Adams!«, begann er nach einer Stunde seinen jungen blonden Nachbarn zu stören.

      »Was ist?«

      »Muss ich morgen unbedingt mit nach Randall?«

      »Der Alte will es so haben.«

      »Wenn wir wirklich Verstärkung bekommen, mag’s angehen. Ich werde den Mund weit genug auftun.«

      »Erst mach ihn mal zu und schlaf!«

      Gegen Morgen legte sich der Wind. Die Wolken waren vertrieben, und der Himmel wölbte sich blau über versandetem, verschneitem, gefrorenem Boden.

      »Frühlingsanfang!«, bemerkte Pitt. Obgleich er in das gelobte Land am Missouri zurückkehren durfte, war er giftig gestimmt.

      Das Tor öffnete sich, und die vier Reiter verließen als Kuriergruppe mit den Handschreiben des Majors das Fort. Sie überquerten den Niobrara und wandten sich ostnordostwärts.

      George war noch nicht zurück. Daran dachten alle, aber keiner sprach davon.

      Die Reiter ließen ihre Tiere schnell laufen. Der kurzgrasige Boden war ein gutes Terrain für galoppierende Pferde. Dumpf klang der Hufschlag, das dem Präriereiter so gewohnte Geräusch. Hoch oben am Himmel zogen Raubvögel. Die steppenartige Prärie lag einsam im Morgenlicht. Kein Wild, kein Reiter, keine Spur war zu bemerken. Als die vier etwa eine Stunde unterwegs waren, hielten sie an und spähten von einem erhöhten Platz aus ringsumher.

      Hahnenkampf-Bill zeigte auf den Kamm einer benachbarten Anhöhe: »Seht ihr dort was liegen?«

      Ohne eine Antwort abzuwarten, glitt er selbst vom Pferd, huschte hinunter und den Hang der nächsten Anhöhe hinauf. Dort fand er, was er schon gesehen hatte. Ein Toter lag ausgestreckt im Gras, mit dem Gesicht zur Erde. Das Lederwams zeigte im Rücken einen Einstich und war blutig. Der Hut lag neben dem Toten. Die Skalplocke war vom Wirbel abgezogen. In das Wams hatte der Sieger mit dem Messer das Zeichen eines Vierecks eingeschnitten.

      Bill kümmerte sich nicht weiter um den toten Kameraden. Er rannte schleunigst zu seinem Pferd und seinen drei Begleitern zurück, sagte kein Wort, sondern zeichnete nur mit der Hand ein Quadrat in die Luft.

      »Schon wieder!«, Josef war bestürzt.

      »Ja, wieder.« Bill knurrte. Er war selbst sehr unruhig und ärgerte sich umso mehr, als der andere seine Angst spüren ließ.

      »Was bedeutet das? Das Viereck!«, fragte Pitt. Er kannte sich in dieser Gegend und den Gewohnheiten von Freund und Feind hier noch nicht aus.

      »’s ist ein Zeichen«, murmelte Josef. »Sein Zeichen wird’s sein.«

      »Wessen Zeichen?«, bohrte Pitt.

      »Halt’s Maul!«, verwies ihn Bill. »Ich nenn den Namen nicht gern. War dabei, als sein Vater erstochen wurde, und es könnt sein, dass er auch mich noch im Gedächtnis hat!«

      »Den Harry meint er!«, belferte der schmierige kleine Josef, »den Harry meint er, das rote Schwein, den Messerstecher und Meuchelmörder!«

      Die Reiter sprangen alle auf und trieben ihre Tiere zu einem fluchtartigen Galopp. Es war vorläufig keine Zeit und keine Gelegenheit mehr zum Sprechen gegeben.

      Als die vier jedoch nach Mittag eine Rast einlegten und an ihrem Proviant kauten, ohne Feuer zu machen, fing Pitt wieder an: »Was ist das für ein Harry, den du ein rotes Schwein nennst? Mestize?«

      »Vollblutdakota! Einer, wie du ihn noch nicht so leicht getroffen hast in deinem bequemen Leben da hinten im gelobten Fort Randall.«

      »Oho! Hab auch schon andre Gegenden kennengelernt, und selbst bei Randall treibt sich noch allerhand herum. Der Harry geht also auf Mord an euch aus?«

      »Er geht nicht nur darauf aus. Wie du siehst, betreibt er das Gewerbe mit bestem Erfolg!«

      »Ein ganz verfluchter Schweinehund und Verräter ist das.« Bill, der nicht über das Thema hatte sprechen wollen, mischte sich jetzt doch ein. »War früher unser Kundschafter beim Bau der Union Pacific, dann hat er sich in den Black Hills herumgetrieben und hat Goldsucher meuchlings niedergemacht, und jetzt ist er wieder bei seinem Stamm und versauert uns das Leben! Tokei-ihto nennen ihn seine Dakota. Dieser Verbrecher, der ist mit allen Wassern gewaschen und mit allen Hunden gehetzt. Unser Major will es nicht wahrhaben, aber ich sage euch, der Harry Tokei-ihto, der führt seine paar Leute bedeutend besser als der Major uns! Daran liegt’s, dass wir nichts ausrichten!«

      »Ah so!«, Pitt zog an der kalten Pfeife. »Ihr braucht also nicht nur Verstärkung, sondern auch einen jüngeren, energischen Offizier!«

      »Bleibt uns vom Leibe mit euren jungen Offizieren. Hast ja gesehen, was aus Warner geworden ist! Eine Leiche! Nein, Leutnants brauchen wir nicht. Männer brauchen wir, die kundschaften und schießen können. In der Überzahl müssen wir sein! Dann lässt sich was machen. Überzahl gleicht alle Dummheit aus.«

      »Und den Harry müssten wir wegfangen!«, ergänzte der schmierige Josef. »Das sollte mir eine Freude sein, den lebendig abzuhäuten!«

      »Träum nur weiter von deiner Freude. Lebendig kriegst du den nie!« Bill spottete gereizt. »Du nicht! Hab noch nie gesehen, dass ’ne Schnecke ’ne Heuschrecke fängt!«

      Die vier Reiter beendeten ihre Rast. Sie trabten bald, bald galoppierten sie weiter ostnordostwärts. Das Wetter war ihnen günstig. Wenn die Kälte der letzten Februartage ihnen auch zu schaffen machte, so blieben sie doch von Sturm, Schnee und Sand von nun an verschont. Wild kam ihnen kaum vor die Flinte. Fährten von Indianertrupps waren nirgends zu sehen. Die Prärien wirkten, als seien sie von Menschen noch nicht entdeckt. Ringsum erklang kein Laut. Nachdem die Reiter die Nacht und den zweiten Tag unbehelligt geblieben waren, gewöhnten sie sich an den Gedanken, dass keine Gefahr mehr für sie bestehe, und wurden inmitten der Stille und Einsamkeit sorglos. Wenn jemand eine Absicht hatte, ihnen unbemerkt zu folgen, so war das jetzt ohne Schwierigkeit möglich.

      In der letzten Nacht gönnten sich die Reiter nur wenig Schlaf. Sie überquerten zwei fast ausgetrocknete Bäche und ritten so scharf, dass sie mit Sonnenaufgang Fort Randall und den Missouri erreichten. Durch die zahlreichen Fährten, die ihnen hier begegneten, durch die Geräusche, die zu ihnen drangen, wurden sie dem allgemeinen Leben wieder enger verbunden. Im Gebiet des großen Stromes wuchs das Gras der Wiesen saftiger und kräftiger unter dem tauenden Schnee hervor als auf den Sandsteppen. Laute Rufe und ein vielfältiges Stimmengewirr drangen aus den Fortanlagen selbst und aus der Umgebung des befestigten Militärlagers bis zu den Heranreitenden. Die Pferde beschleunigten von selbst ihren Gang.

      Trotz der frühen Jahreszeit und der noch winterlichen Kälte lagerten außerhalb des Forts schon zahlreiche Menschen. Zu einem Teil waren es Weiße, Jäger, СКАЧАТЬ