Название: Reiten wir!
Автор: Tommy Krappweis
Издательство: Автор
Жанр: Языкознание
isbn: 9783944180885
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Budge lachte schallend. »Ein Banküberfall? Ich? Hält man mich inzwischen für einen Strauchdieb? Einen dahergelaufenen Halunken?«
»Nun, stimmt es?«, fragte Hobble-Frank.
Budge schaute die beiden und Ellen ernst an. »Ich weiß Ehrlichkeit zu schätzen. Ihr hättet auch wild um euch schießend heranstürmen können und dem Sheriff von Reno meinen Kopf bringen, was ihn sicher zufriedengestellt und euch ein gutes Kopfgeld eingebracht hätte. Außerdem wärt ihr zu Legenden geworden, wenn ihr endlich den legendären Bill Budge zur Strecke gebracht hättet!«
Tante Droll zuckte mit den Schultern, als könnte man das durchaus so zusammenfassen.
Nun nahm er Ellen in Augenschein. »Du bist mitgekommen, weil du geglaubt hast, du könntest die beiden einschmuggeln. Weil wir uns schon kennen. Richtig?«
»Nun«, erwiderte Ellen, »da du Ehrlichkeit zu schätzen weißt, kann ich das nur bestätigen.«
Budge stand auf und umkreiste in einem weiten Bogen das Lagerfeuer. »Dann lasst mich euch erzählen, was es mit der ›Bank of Reno‹ auf sich hat. Ja, ich möchte sie erleichtern. Aber nicht, indem ich die Bank überfalle, aber dazu später. Es geht mir darum, der Bank das zu nehmen, was sie unrechtmäßig von ehrlichen Leuten gestohlen hat, und diesen möchte ich es zurückgeben. Wisst ihr, wem die Bank gehört?«
»Dem Sheriff von Nottingham?«, fragte Tante Droll.
Auch das ließ Budge schallend auflachen. »Ein Vergleich, der mir gefällt, mein Freund. Aber nein, nicht diesem, sondern Ernest Blackriver.«
»Der Viehbaron?«, fragte Ellen.
»Ex-Viehbaron. Vor einigen Jahren hat er begonnen, Land in Nevada zu kaufen. Von Indianern, vom Staat, von Privatpersonen. Er hat seinen Einfluss in der Verwaltung geltend gemacht und ist inzwischen der Strippenzieher im Hintergrund. Und er hat begonnen, Geld zu verleihen. Der halbe Staat steht inzwischen bei ihm in der Kreide. Auch der Sheriff von Reno persönlich.«
Hobble-Frank und Tante Droll wussten darüber offenbar nichts, und sie schauten zu Ellen, die nickte. »Ich habe viel über ihn gehört … und es sind nicht gerade gute Sachen.«
»Muss ich erwähnen, dass der Sheriff von Reno nichts weiter als ein williger Erfüllungsgehilfe ist? Und dass er ungern die Drecksarbeit machen möchte, mich selbst zur Strecke zu bringen? Ich vermute, euch ist eine beträchtliche Summe für meine Ergreifung geboten worden … Glaubt ihr etwa, das Sheriff Department von Reno könnte so etwas aufbringen?« Er beantwortete seine Frage selbst. »Nein. Nicht annähernd. Blackriver schaltet seine Feinde aus, und seine Waffe ist sein Geld.«
»Hältst du dich deswegen in dieser Einöde versteckt?«, fragte Hobble-Frank.
»Oh, dies ist kein Versteck. Mir hat ein Vögelchen gezwitschert, dass in dem Zug, den Blackriver morgen in Richtung Ostküste aufbrechen lässt, nicht etwa nur Vieh und Weizen transportiert werden, sondern ein beträchtlicher Stapel Dollarnoten … das Geld, das er von den Bewohnern in und um Reno gestohlen hat.« Budge blieb stehen und stemmte die Hände in die Hüften. »Also, meine Herren: Ich werde diesen Zug morgen überfallen, und ich werde das Geld denjenigen zurückgeben, denen es gehört. Wenn ihr das verhindern wollt, könnt ihr mich nun dingfest machen und dem Sheriff von Reno übergeben, ich werde mich nicht zur Wehr setzen.« Er schaute seine drei Gäste herausfordernd an.
Ellen, Hobble-Frank und Tante Droll entfernten sich ein Stück vom Lagerfeuer, um miteinander zu reden. Da die Sonne inzwischen untergegangen war, machte sich die Kälte der Nacht bemerkbar.
Keiner der beiden Männer schien ein dringendes Bedürfnis zu haben, seine Meinung kundzutun – vielleicht wegen der Sorge, mit dieser alleine zu stehen, also erhob Ellen das Wort. »Es wäre ein Fehler, Budge festzunehmen.«
»Das finde ich auch!«, sagte Hobble-Frank, und gleichzeitig rief Tante Droll aus: »Genau!«
»Wir könnten einfach wegreiten …«, sagte Ellen zögerlich.
»Wenn ich mich nicht irre, sind wir noch nie einfach so weggeritten«, sagte Hobble-Frank.
»Sicher nicht«, bestätigte Tante Doll.
Budge wirkte nicht überrascht, als die drei ans Lagerfeuer zurückkehrten und verkündeten, dass sie ihm helfen wollten.
»Eines allerdings macht mir noch ein wenig Sorgen«, sagte Tante Doll. »Wenn in diesem Zug viel Geld transportiert wird, dann werden viele Wachen mit großen Waffen auf dem Zug sein.«
»Lasst das unsere Sorge sein«, sagte Parsons, die gerade ihre Flinte reinigte.
»Mit einem einzelnen Schützen wird sich kaum ein ganzer Zug aufhalten lassen.«
»Da komme ich ins Spiel«, sagte Ikstrom.
»Inwiefern?«
Budge lachte auf. »Nicht er selbst … seine … Kuriosität.« Er deutete mit dem Daumen zu den Pferden, die ein wenig abseits standen.
Erst jetzt bemerkte Ellen, dass dort noch etwas stand. Es war etwas länger als ein Pferd, nur halb so hoch und mit einem großen, grauen Tuch bedeckt. Sie wollte gerade fragen, worum es sich dabei handelte, als Budge verkündete, dass es Schlafenszeit war.
Es war eine kalte Nacht, trotz des Lagerfeuers, das sie mit dünnen Ästen aus den Büschen am Leben hielten, und die Morgensonne war ein Segen. Als Ellen sich aufsetzte, sah sie Ikstrom, der beim Feuer hockte und an der Kaffeekanne hantierte. Er bemerkte sie und ließ schnell etwas in seiner Tasche verschwinden, bevor Ellen es in Augenschein nehmen konnte. »Ah, schon wach?«, fragte er, goss etwas Kaffee in eine Tasse und reichte sie Ellen.
Sie nickte ihm dankbar zu und nahm einen Schluck. Die Wärme weckte ihre Lebensgeister. Doch der Kaffee schmeckte anders als noch am Abend. Sie wollte schon fragen, ob es eine andere Mischung war, als sich neben ihr Hobble-Frank und Tante Droll reckten und aufstanden, als habe der Kaffeegeruch sie geweckt.
Budge kam hinter einem Hügel herum, begrüßte sie und holte sich auch Kaffee. Dann trat er zu dem verhüllten Objekt. »Der Zug wird in etwa einer Stunde in Reno aufbrechen. Aber er wird nicht weit kommen, zumindest nicht ein gewisser Teil seiner Ladung.« Budge kicherte. »Denn wir haben das hier.« Mit diesen Worten zog er das graue Tuch weg.
Ellen kannte das Objekt von Bildern, aber hatte so etwas noch nie mit eigenen Augen gesehen.
Es war ein »Fahrrad«. Ein Objekt, das einem half, mit der eigenen Muskelkraft schneller voran zu kommen.
Aber da war noch etwas daran, was nicht auf den Bildern gewesen war.
Vogelflügel.
Ikstrom rieb die Hände, trat zu dem Fahrrad und klappte die Flügel zur Seite. Stolz schaute er in die Runde. »Dies habe СКАЧАТЬ