Название: Lords of the Left-Hand Path
Автор: Stephen Flowers
Издательство: Автор
Жанр: Эзотерика
isbn: 9783944180205
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Schon zur Zeit der vierzehnten Dynastie wurde der Beiname „Anhänger des Seth“ abwertend gebraucht. Ein Schriftgelehrter namens Kenhirkhopeshef (der um 1191 v.u. Z. starb), beschrieb auf einem Papyrus die „Zeichen der Anhänger des Seth“. Der Papyrus ist in schlechtem Zustand – daher die Lücken im Text – doch die Beschreibung ist deutlich genug:
Der Gott in ihm ist Seth … er ist ein Mann des Volkes. Er stirbt den Tod der Fallenden … Kraft … er ist zügellosen Herzens am Tag des Gerichts … unzufrieden in seinem Herzen. Wenn er Bier trinkt, dann tut er dies, um Streit und Aufruhr zu erzeugen. Die Röte im Weißen seines Auges ist dieser Gott. Er ist einer, der trinkt, was er verabscheut. Seine Größe wird von den Frauen geliebt – seine Größe, sie zu lieben. Obwohl er von königlichem Geblüt ist, ist er dem Wesen nach ein Mann des Volkes … Er wird nicht in den Westen absteigen, sondern wird in die Wüste gesetzt, zur Beute räuberischer Vögel … Er trinkt Bier, um Aufruhr und Streit zu erzeugen … Er wird die Waffen des Krieges ergreifen – Er wird nicht unterscheiden zwischen einer verheirateten Frau und … Wie er jeden Mann, der sich ihm widersetzt, bedrängt … Raserei steigt auf in ihm, und er wird in die Unterwelt gesetzt.59
Dieser Beschreibung können wir verschiedene Hinweise, beispielsweise auf die antinomistische Natur einiger der alten Seth-Praktiken, entnehmen. Wenn die antike Literatur sich auf Menschen als „Anhänger des Seth“ bezieht, dann geschieht das meistens, um deren die allgemeine Ordnung störendes Verhalten als Hauptmerkmal hervorzuheben.60
Während der Abenddämmerung der ägyptischen Kultur, von der zweiundzwanzigsten Dynastie bis in die ptolemäische und die römische Epoche hinein, vollzog der Osiriskult nahezu eine „Inquisition“ gegen den Sethkult. Bildnisse und Tempel des Gottes wurden zerstört und Feste zelebriert, bei denen Krokodile gefoltert wurden, die man für eine Verkörperung Seths hielt. Die einzige philosophische Zufluchts für die Prinzipien des Seth-Kultes waren die hellenisierten gnostischen Sekten in Ägypten.
In diesem magischen Kontext der hellenisierten Kultur Ägyptens erreichte Seth seinen womöglich höchsten philosophischen Entwicklungsstand. In dem in Paris befindlichen Papyrus PGM IV wird Seth als „Herrscher über die Götter“ und sogar als „Schöpfer der Götter“ bezeichnet. Zu einem gewissen Grad lässt sich dies mit der altägyptischen magischen Tradition erklären, Götter mit bestimmten Eigenschaften zu identifizieren, doch scheint hier mehr dahinter zu stehen. Es scheint, dass eine gnostische Sekte, die sich die Sethianer nannten, während der ersten etwa vier Jahrhunderte unserer Zeitrechnung eine große Synthese aus griechischer Philosophie, ägyptischer Religion und Magie, jüdischer Mythologie und Theologie sowie anderen Elementen des iranischen und anderer magisch-religiöser Systeme der östlichen Mittelmeerregion vollzog.61 Der altägyptische Gott Set (gr. Σηθ = Seth) wurde, vor allem in gnostischen Sekten, mit Seth (hebr. Šet) identifiziert – oder ging in die hebräische Mythologie über. Doch müssen wir an dieser Stelle nicht in die hebräische Überlieferung eintauchen. Es wird deutlich, dass die Gnostiker den „klassischen“ Mythos vom Konflikt zwischen Osiris und Seth als eine Analogie der Spaltung zwischen dem bösen Demiurgen Ildabaoth (Jahwe Elohim in der Genesis) = Osiris und dem guten (schlangenartigen) Gott des Lichtes = Seth-Typhon interpretierten. Daher könnte man die gnostische Sekte der Sethianer in der Tat als eine hellenisierte philosophische Wiederbelebung des altägyptischen Sethkultes betrachten. Tatsächlich werden die Gnostiker insgesamt in den überlieferten Texten der „orthodoxen“ ägyptischen Religion als „Söhne des Typhon (= Seth)“ bezeichnet. An diesem gnostischen Nachspiel zur Geschichte des Sethkultes sehen wir deutlich, dass die ursprüngliche philosophische Bedeutung von Seth als Widersacher der natürlichen, unveränderlichen Zyklen der Existenz, der von außen in die Natur eintritt, um seine Kraft zu erproben und die natürliche Ordnung zu stören, von den hellenistischen ägyptischen Gnostikern der ersten Jahrhunderte dieser Zeitrechnung entweder weitergeführt oder wiederbelebt wurde.
Es gibt Theorien, dass der Kult und die Gestalt des Seth Wesen und Benennung des hebräischen und später christlichen Satan beeinflusst haben. Dies ist aufgrund der Einflüsse denkbar, die in der Zeit, als die Hebräer in Ägypten ansässig waren, in die hebräische Überlieferung eingesickert sein könnten, sowie dadurch, dass sie, vermutlich um 1250 v.u. Z., von einem ägyptischen Priester namens Mesy – Moses – aus Ägypten geführt wurden. Das ägyptische Wort Msy, das „Sohn“ bedeutet, ist beispielsweise auch in Re-Msy oder Ramses, „Sohn des Re“, zu finden.62
Während der Name Seth wahrscheinlich keine etymologische Verbindung zum semitischen śtn (hebr. śātān, arab. šaytān) aufweist, wurden die Namen in früher Zeit von den Hebräern jedoch zweifellos miteinander assoziiert. In der synkretistischen Welt des Hellenismus, wie sie in den Griechisch-Ägyptischen Magischen Papyri widergespiegelt wird, scheint Seth-Typhon nicht nur mit Eigenschaften Satans verbunden worden zu sein, sondern ebenso mit Aspekten des „Einen Gottes“ der Hebräer, Jahwe. Dies rührt daher, dass die Verfasser der Papyri sich für Jahwe (in römischen Buchstaben zu YHVH transkribiert; gr. Iao) als Ausdruck roher kosmischer Gewalt auf physischer Ebene interessierten und nicht so sehr für die theologische Rolle, die er in der orthodoxen hebräischen Überlieferung spielt. Iao war „Schöpfer dieser Welt“ – und damit kann sein Name weitere magische Transformationen in dieser bewirken. Die Neigung von menschlichen Gemeinschaften, die Götter ihrer Nachbarn zu „diabolisieren“, scheint sich als Grundhaltung durch die ganze Geschichte zu ziehen und die Ursache für fortwährende Schwierigkeiten bei religionsgeschichtlichen Untersuchungen zu sein.
Natürlich lassen sich nur schwer umfängliche Aussagen darüber treffen, inwiefern die antiken Sethianer sich den wesentlichen Fragen des linkshändigen Pfades angenähert haben. Die Forschung dazu ist in den letzten Jahren weit vorangekommen, nicht zuletzt auch durch die Arbeit moderner Sethianer wie Don Webb und seiner Schüler. Angesichts der allgemeinen Merkmale des Gottes selbst erscheint es wahrscheinlich, dass das, was die alten Sethianer praktiziert haben, dem, was wir heute als den linkshändigen Pfad bezeichnen, eng verwandt ist. Einer der Gründe, warum die Sekte so verfolgt wurde, war vermutlich, dass sie einen Weg aufzeigte, mit dem nicht allein die Pharaonen einen gottgleichen Status erreichen konnten.
Abb. 3.5. Seth als Initiator auf den linkshändigen Pfad befreit den Initianten von den Fesseln der Sklaverei
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