Название: Lords of the Left-Hand Path
Автор: Stephen Flowers
Издательство: Автор
Жанр: Эзотерика
isbn: 9783944180205
isbn:
Unter den germanischen Völkern, die als erste zum Christentum konvertierten, waren einige gotische Stämme, die der theologischen Schule des Arianismus anhingen. Der Arianismus ist nach Arius von Alexandria, einem Priester aus dem vierten Jahrhundert, benannt. Arius war der Meinung, dass der Sohn vom Vater erschaffen wurde und daher nicht mit ihm identisch sei. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Goten ihr eigenes, spezifisch germanisches Christentum entwickelt hatten, denn alle germanischen Stämme, die zum neuen Glauben übertraten, konvertierten gleichermaßen zu dieser „gotischen Kirche“. Die Goten trennten ihre Religion und ihr Volk von der römischen Kirche und den römischen Bürgern ab. Diese Art nationaler Selbstbestimmung ist jedoch dem universalistischen, imperialistischen römischen (katholischen) Geist ein Gräuel. Die gotische Form des Christentums ist durch den Willen gekennzeichnet, biblische Texte in der allgemein gebräuchlichen Sprache zugänglich zu machen (der gotische Bischof Wulfila übersetzte die Bibel um 350 u. Z.), weiterhin durch die Einbeziehung des Volkes in die Liturgie (die römischen Christen verachteten die gotische Praxis, traditionelle Volkslieder mit religiösen Texten umzuschreiben), durch den Glauben daran, dass der Mensch grundsätzlich frei von der Erbsünde geboren wird und Erlösung durch eigene gute Taten erlangt, und dadurch, dass Jesus ein Mensch war, der einen gottgleichen Status erreicht hat und anderen als Beispiel voranging, auf dass sie ihm folgen mögen. Wenn man diese Lehren mit dem römisch-orthodoxen System vergleicht, das weiter unten behandelt wird, sind die Unterschiede offensichtlich. In einer freien Welt – wie sie die germanischen Völker gewohnt waren – wären solche Unterschiede als Normalzustand betrachtet worden, doch der göttliche Plan der römisch-katholischen (= universalen) Kirche fordert: „Ein Gott, eine Kirche, ein Papst!“
Der historische Durchbruch des Universalismus erfolgte im Jahre 496 mit der Konversion des fränkischen („französischen“) Königs Chlodwig (Ludwig/Louis/Clovis) zum römischen Christentum. Chlodwig konvertierte, um von Rom militärische Unterstützung für seine Eroberungspläne in Südfrankreich zu bekommen, das bis dahin von den arianischen Westgoten dominiert wurde. Von da an war der Frankenkönig wichtigster militärischer Erfüllungsgehilfe des Papstes. Die Goten, und mit ihnen anscheinend auch ihr Glaube, wurden schließlich beseitigt, wobei es ein paar geheime Gruppierungen gibt, die behaupten, die gotische Tradition bis heute weiterzuführen. Die esoterischen Aspekte der gotischen Tradition habe ich in meinem Buch The Mysteries of the Goths (2007) aufgezeichnet.
Die Geschichte von der Bekehrung der Deutschen ist gemeinhin blutig. Nach der militärischen Eroberung durch fränkische Könige, die im Auftrag des römischen Papstes handelten, wurden die meisten Bekehrungen unter Todesandrohungen durchgeführt.
Um 597 u. Z. wurde eine römische Mission nach England gesandt, das zu der Zeit ein Bündnis von sieben unabhängigen Königreichen war. Æthelbert, der König von Kent, konvertierte unter dem Einfluss seiner Frau zum römischen Christentum und begann, wenn auch oft nur halbherzig, sowohl militärisch als auch ideologisch gegen die anderen Königreiche Krieg zu führen. Um die Mitte des achten Jahrhunderts war England dann schließlich – zumindest dem Namen nach – christianisiert.
In Skandinavien finden wir verschiedene Szenarien der Bekehrung zum Christentum. Dänemark wurde auf Betreiben der monarchischen Kräfte hin bekehrt, die dadurch ihre Kontrolle über das Land verstärken konnten. Norwegen, damals ein loses Bündnis freier Grundbesitzer, rückte ins Visier von Eroberern wie Olaf Tryggvason, der das ganze Land unter monarchische Kontrolle brachte. Während dieser Vorstöße verließen viele Freie die Region und siedelten auf der zuvor unbewohnten Insel Island. Im Jahre 1000 konvertierte Island friedlich durch ein Parlamentsvotum zum Christentum. Als letzte Region wurde das schwedische Uppland von christlichen Königen erobert, wo 1100 der letzte große Heidentempel von Uppsala niedergebrannt wurde. Doch auch, nachdem die Bekehrung offiziell vollzogen war, hielten sich die vorchristlichen Traditionen noch lange. Hunderte von Jahren existierte in Europa ein ähnlicher religiöser Synkretismus, wie er heute in der Karibik zu finden ist.
Aus der Perspektive des linkshändigen Pfades gesehen, erfuhr die außerordentlich wichtige Gestalt Wotans eine radikale, jedoch voraussehbare, Spaltung seines Persönlichkeitsbildes. Wie all die anderen Götter wurde er nun als Inbegriff des Bösen dargestellt. In manchen Teilen Deutschlands war es verboten, seinen Namen auszusprechen. Aus diesem Grunde wurde der einst nach ihm benannte Wochentag in „Mittwoch“ umbenannt, während Thor (der in Deutschland Donar hieß) den nach ihm benannten Donnerstag behielt. Der ursprüngliche Name des Mittwochs hat in einigen deutschen Dialekten als Wodenestag oder Godensdach überlebt.29 Doch auch nach der Bekehrung behielt Wotan seine Schutzherrschaft über die herrschende Elite. Alle angelsächsischen Könige beriefen sich weiterhin auf ihre Abstammung von Woden,30 und in der englischen Sprache behält er auch seinen Wochentag, Wednesday (Wodenstag).
In der spirituellen Praxis oder der Magie der altertümlichen germanischen Völker verwandelt sich der wotanistische Magier mittels Runenformeln in ein gottgleiches Wesen, entsprechend den charakteristischen Merkmalen des Gottes Wotan. In diesem transformierten Zustand setzt er – wieder, indem er die heiligen Runen anwendet, die sein Schutzgott Wotan erstmals empfing – seinen Willen über das Weltgefüge. In der ältesten Periode nannten sich diese Magier Heruler. Diese Stammesbezeichnung scheint zum Synonym für jene Runenmeister geworden zu sein, die durch ihre Fähigkeiten zu einem den Göttern ähnlichen Status „aufgestiegen“ sind.31
Wotans Vorbild eines beharrlich brütenden, unermüdlichen Suchers nach Wissen und Macht weist archetypisch bereits auf den frühmoderne Mythos von Doktor Faustus voraus, der auf seiner Suche nach diesen Qualitäten alle Hürden überwindet.
Was bezüglich des linkshändigen Pfades im altertümlichen Wotanismus festzuhalten bleibt, ist, dass er eine traditionelle, etablierte Methode der Selbsttransformation nach göttlichem Vorbild anwendete, ohne die Absicht, mit dem Gott zu verschmelzen. Der archaische Wotanismus, der sich letztlich von derselben religiösen Denkströmung ableitet, die wir in ostindoeuropäischen Formen des linkshändigen Pfades vorfinden, war ein Weg, das Selbst göttergleich im Sinne der mythisch-heroischen Vorbilder zu machen, die in den germanischen Überlieferungen gerühmt werden. In diesen religiösen Nährboden wurden die christlichen Vorstellungen eingesetzt – deshalb war das Aufkommen von Ideen des linkshändigen Pfades im kulturellen Kontext zu erwarten. Man bedenke außerdem, dass es der Form des Christentums, wie sie anfangs von den Goten angenommen wurde, selbst nicht an Qualitäten des linkshändigen Pfades mangelte!
Der linkshändige Pfad bei den Slawen
Schon immer war der slawische Geist „vertrauter“ mit dem Teufel als vielleicht jede andere Kultur Europas. Dies mag von der Tatsache herrühren, dass die Slawen bis in unsere Zeit einen Kult um Hausgeister bewahrt haben, deren Natur im Sinne von „Gut“ und „Böse“ recht zweideutig zu betrachten ist.
In seiner Einleitung zu Ouspenskys Talks with a Devil bemerkt J. G. Bennett:
Die Teufel sind den Menschen gegenüber nicht feindlich gesinnt, außer, wenn der Mensch ein Freund Gottes ist. Sie sind es, die für den technischen Fortschritt aller Art verantwortlich sind: von ihnen lernte die Menschheit die Künste des Schmiedens, des Brauens und des Destillierens; der Teufel selbst entdeckte das Feuer, errichtete die erste Mühle und baute den ersten Wagen. Die Kunst des Lesens und Schreibens war eines seiner Geschenke an die Menschheit. All dieses ward gegeben, um den Menschen von Gott unabhängig zu machen und die Verbindung zu kappen, durch die der Mensch in der Lage war, Gott beim Regieren der Welt zu helfen.32
Aus der slawischen Überlieferung sind zwei Arten von Teufeln bekannt: der eine wird Lukhavi genannt, was etwa „der Schlaue“ bedeutet, und der andere ist Chort, was einfach „der Schwarze“ bedeutet.33 Der „schlaue“ Teufel ist anscheinend urtümlicher und slawischer als der „schwarze“. Andererseits СКАЧАТЬ