Lords of the Left-Hand Path. Stephen Flowers
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Название: Lords of the Left-Hand Path

Автор: Stephen Flowers

Издательство: Автор

Жанр: Эзотерика

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isbn: 9783944180205

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      In der russischen Überlieferung wird der Teufel oft als Personifizierung der materiellen Welt betrachtet. In dieser Sichtweise sind beide Vorstellungen der alten Slawen enthalten, sowohl Lukhavi (der Wissen und das Geschick vermittelt, mit der Materie umzugehen) als auch Chort (der die materielle Welt als Gegensatz zur geistigen Welt verkörpert).

      Diesen späteren dualistischen Aspekt verdeutlicht M. Dragomanov, der zeigt, wie Satanail – eine mittelalterliche slawische Form von Satan – bei der Erschaffung der Welt und des Menschen eine zentrale Rolle spielt. Gott weist Satanail an, in das Urmeer zu tauchen, um die Erde und den Feuerstein zu holen. Satanail gibt Gott das Material; Gott hält es in seiner Rechten und erschafft daraus trockenes Land über dem Meer. Mit der Linken reicht Gott Satanail ein Stück Feuerstein, und dieser schlägt daraus seine Engel, eine „große, wütende Schar fleischlicher Götter“.34

      Nach manchen Überlieferungen erschuf Satanail die sichtbare Welt und Gott die unsichtbare, während andere meinen, dass Satanail den Körper des Menschen schuf und Gott ihm die Seele gab. Diese Vorstellungen sind deutlich von den Lehren der Bogomilen beeinflusst (siehe Seiten 134 - 136), oder sie stehen mit diesen in Verbindung.

      Tatsächlich geht eine bulgarische Überlieferung davon aus, dass der Teufel – Zerzevul genannt – ein Gegenparadies erschaffen hat, das er dem von Gott geschaffenen gegenüberstellt. Triumphierend sagt Zerzevul zu seiner Schar von Teufeln:

      Ho, meine Schar, habt ihr gesehen, dass wir auch ein Paradies erschaffen können, wie Gott es macht? Kommt, geht hinein, esst, trinkt von allem, was darin ist; ich verbiete euch nichts, wie der Herr dem Manne, den er mit seiner Frau hineinsetzte, etwas verbot; ich gebe euch die Freiheit, zu tun, was immer ihr wollt. Sagt dieses den Leuten: ‚Was immer einer tun möchte, lasst ihn gewähren. In meinem Paradies gibt es zu essen, zu trinken und Vergnügen, soviel sie von mir verlangen.‘35

      Es sollte noch angemerkt werden, dass unter den russischen Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts Ouspensky den Teufel im Besessensein von der materiellen Welt ausmachte, während Gurdjieff ihn als ein außerirdisches Wesen sah. Der Teufel der Slawen ist ein wichtiges, wenn auch gewöhnlicherweise finsteres Vorbild für das Bild der materialistischen Freizügigkeit im Satanismus des späten neunzehnten und des zwanzigsten Jahrhunderts, wie er beispielsweise bei Anton LaVey seinen Ausdruck findet (siehe Kap. 9).

      Auch wenn es zwischen den vorchristlichen indoeuropäischen Wurzeln des Westens und denen des Ostens signifikante Unterschiede gibt, so sind doch ebenso grundlegende Gemeinsamkeiten vorhanden. Zudem ist es wahrscheinlich, dass die Vorstellungen des Ostens durch die nordiranischen Nomadenstämme, wie etwa die Skythen und die Sarmaten, die Welt der Hellenen, der Slawen und der Germanen mitbeeinflusst haben. Diese Verbindungen bestanden seit der Zeit um 700 v.u. Z. bis in das sechste Jahrhundert unserer Zeit. Indoiranische Einflüsse strömten nach Europa und, während der hellenistischen Periode von etwa 300 v.u. Z. bis 200 u. Z., auch in Regionen des Nahen Ostens ein.

      Die Gemeinsamkeiten zwischen den westlichen und den östlichen Wurzeln der indoeuropäischen Welt machen deutlich, dass wir, hätte die westliche Wurzel ihre Entwicklung entlang ihrer eigenen Linie fortgesetzt, heute eine etablierte Tradition des linkshändigen Pfades im Westen hätten – oder dass der linkshändige Pfad, falls er nicht selbst Teil der etablierten Kultur wäre, von dieser zumindest toleriert, wenn nicht gar unterstützt würde.

      Doch die historische Entwicklung der westlichen Welt spiegelt ein gespaltenes Erbe. Die Ideologien des Nahen Ostens – oder die wahre südliche Tradition – drangen in Form des Christentums in den Norden vor und bildeten schließlich eine problembeladene Symbiose mit der ursprünglichen Kultur Europas. Nahezu jede Erscheinungsform „ketzerischen“, „abartigen“ oder „diabolischen“ religiösen Verhaltens in Europa, von den Anfängen des Christentums bis in unsere Zeit hinein, kann auf ursprüngliche Impulse zurückgeführt werden, die aus der vielfältigen vorchristlichen Kultur Europas stammen.

      Es versteht sich fast von selbst, dass man, um die Entwicklung des linkshändigen Pfades im Westen verstehen zu können, auch das Wesen der nahöstlichen oder südlichen Tradition in ihren Ausprägungen sowohl des rechtshändigen als auch des linkshändigen Pfades erfassen muss. In diesen Kulturen entwickelten und verbreiteten sich die moderne Geisteshaltung und die Symbolik, die oft mit dem Wort „Satanismus“ umschrieben werden.

      Zum vollen Verständnis dessen, was in Westeuropa als „Satanismus“ bezeichnet wird, ist keine Kultur des Altertums – eventuell mit Ausnahme der iranischen/​zoroastrischen – wichtiger als die der Semiten im Allgemeinen und die der Hebräer im Besonderen. Eine vollständige Betrachtung dieses Gebietes ist in diesem Rahmen nicht möglich,36 des Weiteren würde solch eine Untersuchung nur zeigen, dass die hebräische Tradition aus philosophischer Sicht wenig an Ursprünglichem zu bieten hat. Ihre hauptsächliche Bedeutung ist historischer Natur. Die Hebräer schmiedeten eine Synthese aus verschiedenen theologischen und mythischen Strömungen – aus Mesopotamien, Ägypten, Kanaan und dem Iran – und ihrer eigenen, primitiven semitischen Religion.37 Doch da die hebräische Religion, soweit wir Aufzeichnungen darüber haben, relativ monolithisch ist, liefert sie wenige Beweise für die Entwicklung oder Existenz von etwas Autochthonem, das mit dem linkshändigen Pfad verwandt ist. Dennoch hinterlässt die hebräische und später (seit 586 v.u. Z.) jüdische Religion der an sie anknüpfenden christlichen sowie der islamischen Welt und den Gnostikern, bei denen die jüdische Mythologie oft zur Darstellung ihrer (oft dem linkshändigen Pfad zuzuordnenden) Vorstellungen diente, eine genaue Formen- und Begriffslehre für eine gesamte „Symbollehre des Bösen“.

      Es wird sich zeigen, dass in der semitischen Weltsicht, obwohl sie ursprünglich keine streng dualistische war, Vorstellungen von Sünde und Errettung oder Befleckung und Reinigung eine überaus große Rolle spielten. Dies führte zu einer Art von De-facto-Dualismus, der sich sogar als beständiger erwies als der zoroastrische, obwohl die semitische Religion sicher nur sekundär von den Mythen und der Theologie des iranischen Mazdaismus beeinflusst worden war.

      Um die semitische Mentalität voll verstehen zu können, müssen wir geschichtlich bei einem nichtsemitischen Volk anfangen: bei den Sumerern. Die Ursprünge der bereits heterogenen Sumerer lagen entweder im Norden oder im Osten Mesopotamiens (des heutigen Irak),38 und um 4500 v.u. Z. ließen sie sich in den Regionen um die Flussmündungen von Euphrat und Tigris nieder. Ihre großartige Zivilisation sollte in ihrer authentischen sumerischen Form bis um 1750 v.u. Z. andauern und dann bis nach der Eroberung Babylons 539 v.u. Z. durch Kyros II. von Persien in einer „semitisierten“ Form fortsetzen. Der Frühling der sumerischen Zivilisation war zwischen 3200 und 2360 v.u. Z. Die Sumerer mit ihrem Nachfolger, dem semitischen System, in einen Topf werfen zu wollen, wäre eine grobe Vereinfachung.39 Die Sumerer scheinen in ständiger Furcht vor Naturkatastrophen und gesellschaftlichen Umbrüchen gewesen zu sein. Diese Haltung stand im Gegensatz zu den ägyptischen Vorstellungen von geordneten Abläufen in einer sicheren Umgebung und war zurückzuführen auf die ackerbaulichen Bedingungen in den jeweiligen Flusssystemen: der Nilregion einerseits, die von regelmäßigem Hochwasser geprägt ist, welches das Tal flutet, und Mesopotamien andererseits, das von Sturm und Regen abhängig ist, die Wasser in die Täler von Euphrat und Tigris bringen. Wie dem auch sei: die Sumerer schienen ursprünglich keine echte Vorstellung von einer dem gesamten Kosmos innewohnenden Gottheit gehabt zu haben. Stattdessen glaubten sie, dass alles durch die ME bestimmt sei (eine festgeschriebene göttliche Ordnung).

      Das „Böse“ als solches wurde als Störung dieser göttlichen Ordnung verstanden, etwa in Form von Tod und Krankheiten. Die Einführung des Todes geht nicht auf das Konto eines Übeltäters, sondern auf das des Erdgottes En-Ki persönlich, der gewisse Kräuter , anstatt ihre Bestimmung festzulegen. Damit hatte En-Ki ein „kosmisches Verbrechen“ begangen, СКАЧАТЬ