Die letzte Sinfonie. Sophie Oliver
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Название: Die letzte Sinfonie

Автор: Sophie Oliver

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein viktorianischer Krimi mit den Ermittlern des Sebastian Club

isbn: 9783948483340

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СКАЧАТЬ hin und wandte sich dann erneut an den Bestatter.

      »Vielen Dank, Mister Dods, Sie haben mir sehr weitergeholfen. Allerdings, fürchte ich, müssen wir auf eine Überführung verzichten. Dafür werden Sie bestimmt eine opulente Beisetzung ausrichten dürfen, wenn wir der Familie dieses bedauernswerten Herrn mitteilen, dass der verlorene Sohn zurückgekehrt ist. Also seien Sie bitte so gut und legen Sie ihn auf Eis, bis weitere Anweisungen folgen, damit die Hitze ihm nicht zusetzt und er fortdauernd ansehnlich bleibt.« Mit einem Schulterklopfen und einer zweiten finanziellen Zuwendung ließ er den verdutzten Dods stehen.

      Draußen dirigierte er Freddie über die Straße, direkt in ein Kaffeehaus und an den nächsten freien Tisch.

      »Blimey, das muss ich erst einmal sacken lassen«, stieß er hervor.

      »Möchten Sie mit mir darüber sprechen?« Freddie brannte darauf zu erfahren, was es mit Doktor Pebsworths sonderbarem Verhalten auf sich hatte.

      Der schaute nach links und rechts, als müsse er sich versichern, dass sie nicht belauscht wurden. Dann beugte er sich zu Freddie und flüsterte: »Diese dominante Nase von Carl Belami kam mir bekannt vor. Ich wusste auf den ersten Blick, dass ich den Mann schon mal gesehen habe. Wie Sie wissen, habe ich ein gutes Gedächtnis, was Menschen betrifft. Aber so viel ich auch gegrübelt habe, es wollte mir partout nicht einfallen. Erst als er glattrasiert vor mir lag, ist mir klar geworden, wer Carl Belami in Wirklichkeit ist.«

      Freddie faltete die Hände im Schoß. Nach außen hin gab sie sich Mühe, gelassen zu tun, innerlich war sie zum Bersten gespannt.

      »Sein Name ist Charles Bosworth und er war keineswegs Amerikaner, sondern ebenso british wie Sie und ich. Er kam aus gutem Hause. Seinem Vater, Charles Bosworth senior, gehörten die Bosworth Werke. Der Junior war ein schwarzes Schaf, wie es im Buche steht. Keinerlei Interesse für das Unternehmen, stattdessen trank und spielte er und stellte jedem Rock nach. Sein Lotterleben fand vor etwa fünfundzwanzig Jahren ein jähes Ende, als sich ein junges Mädchen seinetwegen das Leben nahm.« Er senkte die Stimme noch ein wenig weiter. »Angeblich hat er ihr die Ehe versprochen, das verliebte Ding schamlos entehrt und dann sitzen lassen.«

      Die Getränke wurden gebracht, Tee für Freddie und ein Kaffee mit Likör für den Doktor.

      »Meiner Meinung nach ist ein Selbstmord aus Herzensgründen eine dumme Überreaktion, weil Gefühle ebenso rasch erkalten können, wie sie entflammen«, erklärte er. »Aber das Feuer der Jugend lodert bisweilen unkontrollierbar.« Er räusperte, um die Servierkraft erneut auf sie aufmerksam zu machen und bestellte auch noch Kuchen für sie beide. Freddie würde vor Aufregung keinen Bissen hinunterbekommen. Sie brannte darauf, dass er fortfuhr.

      »Bosworth senior befürchtete einen geschäftsschädigenden Skandal. Sein Unternehmen bedeutete ihm alles, deswegen schaffte er seinen Sohn außer Landes. Es wurde gemunkelt, er hätte ihn mit einem Bündel Geld auf einen Überseedampfer gesetzt und wollte nichts mehr von ihm wissen. Er konnte ihm nie verzeihen, dass er den Ruf der Familie auf Spiel gesetzt hatte. Jedenfalls hat man seither nie wieder etwas von Charles Bosworth junior gehört.«

      »Bis das Boston Orchestra im Hause Markward auftauchte«, murmelte Freddie. »Denken Sie, die Familie steckt hinter dem Mord?«

      »Auf keinen Fall. Charles’ Vater ist seit Jahren tot, die Mutter bettlägerig. Geschwister gibt es keine und die Firma ist verkauft. In diese Richtung müssen wir sicher nicht ermitteln. Ich denke, wir können uns auf seine Kollegen konzentrieren.«

      »Ob die wussten, wer Carl Belami in Wirklichkeit war?«

      Genüsslich schob der Doktor ein Stück Kuchen auf seine Gabel. »Das, meine liebe Miss Westbrook, ist die Preisfrage.«

      »Dann sollten wir uns an die Arbeit machen und den Herren ein paar Fragen stellen.«

      »Das sollten wir unbedingt.«

      Kapitel 4 – City of London – Freddie

      Zusammen mit Fletcher Markward erschienen Freddie, Crispin und Lord Philip im Great Eastern Hotel, wo die Musiker des Boston Orchestra sämtlich untergebracht waren. Die Detektive hatten sich angemeldet und vorab die Reihenfolge angegeben, in der sie die Herren befragen wollten. Freddie hoffte, es würde nicht nötig sein, wirklich jedes einzelne Orchestermitglied zu verhören, denn dann wären sie eine ziemliche Weile beschäftigt.

      Direkt an der Liverpool Street Station gelegen, bildete das Great Eastern Hotel einen praktischen Ausgangspunkt für die Weiterreise des Boston Orchestra. Zudem verfügte es über einen Saal mit passabler Akustik, der als Probenraum genutzt werden durfte. Das war etwas, womit nicht jedes Hotel dienen konnte. Oder wollte.

      »Ist es wirklich notwendig, unsere Arbeit zu unterbrechen?«, begrüßte sie der Dirigent unleidig. Er stand in der Tür wie eine Hausfrau, die unliebsame Bittsteller abwimmelt. Hinter ihm toste eine Kakophonie wilder Töne durch den Saal. Die Musiker stimmten ihre Instrumente. »Das nächste Konzert findet in drei Tagen in Karlsbad statt und wir müssen die Unterbrechungen wieder aufholen, die wir der hiesigen Polizei zu verdanken haben.«

      »Wohl eher dem Mord an Carl Belami«, korrigierte Lord Philip.

      Raphael Wilfried atmete hörbar genervt aus. Die Respektlosigkeit erstaunte Freddie.

      »Mord? Soviel ich weiß, wurde sein Ableben zu einem Unfall erklärt. Mehr haben wir nicht zu sagen. Wenn Sie uns also nun bitte …«

      Mister Markward platzte dankenswerterweise der Kragen. »Jetzt hören Sie mal! Einer Ihrer Musiker ist in meinem Haus tot umgefallen. Die Leute tratschen hinter meinem Rücken. Ich habe schon Gerüchte gehört, wonach ich dafür verantwortlich sein soll. Das ist absolut inakzeptabel. Ich riskiere nicht meinen guten Ruf, nur damit Sie ungestört proben und eine Reise fortsetzen können, die ich maßgeblich bezahle. Entweder Sie kooperieren sofort und vollständig mit den von mir beauftragten Detektiven aus dem Sebastian Club oder Sie erstatten die Fördergelder zurück, die ich dem Orchester für diese Tournee gespendet habe.«

      Bevor sie ins Hotel gegangen waren, hatte der Mäzen nochmals betont, wie viel ihm daran lag, dass die leidige Angelegenheit bitteschön geklärt würde. Am besten durch das Fassen des Mörders. Somit wäre der Makel von Markwards Namen getilgt. Auch seiner Ansicht nach war Woodards Theorie eines Unfalltodes unsinnig. Freilich schlossen die Ermittler ihren Auftraggeber als Verdächtigen nicht aus, nur weil er sich kooperativ zeigte.

      Dirigent Wilfried schnappte ein paar Mal wie ein Fisch auf dem Trockenen und änderte dann seinen Tonfall.

      »Selbstverständlich beantworten wir alle Ihre Fragen, Gentlemen.« Das klang unterwürfig, nicht echt. Und ärgerte Freddie, weil er sie als Dame nicht mit einschloss. Sie mochte Raphael Wilfried nicht.

      »Dann würden wir gerne zuerst mit Ihnen sprechen«, bemerkte sie knapp. »Am besten nebenan.«

      »Haben Sie Ihre Sekretärin dabei, damit sie Notizen macht?«, fragte Wilfried Lord Philip, ohne Freddie eines Blickes zu würdigen.

      »Miss Westbrook ist meine Nichte, offizielles Mitglied im Sebastian Club und Detektiv ebenso wie ich.« Er drehte sich zackig um, marschierte voraus und stieß die Tür zum Nebenzimmer so schwungvoll auf, dass sie laut gegen die Wand krachte. Dann blieb er mitten im Raum stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Er bot dem Dirigenten keinen Platz an, obwohl sich einige gemütlich aussehende Polstersessel um einen rechteckigen Tisch gruppierten. Crispin stellte sich neben Lord Philip und wartete, bis Freddie sich als einzige gesetzt hatte. »Miss Westbrook, möchten Sie СКАЧАТЬ