Die letzte Sinfonie. Sophie Oliver
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Название: Die letzte Sinfonie

Автор: Sophie Oliver

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein viktorianischer Krimi mit den Ermittlern des Sebastian Club

isbn: 9783948483340

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      »Warum hast du die ganze Zeit über geschwiegen? War es sehr erschreckend für dich?«, fragte Lord Philip Annabel im Wagen. Der Doktor fuhr sie nach Hause.

      »Nein, ich fand es aufregend. Tragisch, natürlich, aber in meinem früheren Leben in Whitchapel habe ich weiß Gott Schlimmeres gesehen.«

      »Das kann ich mir vorstellen«, warf der Doktor ein.

      »Ehrlich gesagt hatte ich den Eindruck, es wurde von mir erwartet, dass ich mich im Hintergrund halte.« Annabel klammerte sich an den Sitz, als der Wagen holpernd um eine Kurve bog. »Es wäre von den Herren sicherlich nicht gut aufgenommen worden, hätte ich als einzige anwesende Dame das Wort ergriffen.«

      Tatsächlich waren außer ihr nur Männer im Konzertsaal gewesen, nachdem das Publikum hinausbefördert worden war. Philip war das nicht aufgefallen, weil er sich zu sehr auf den Todesfall konzentriert hatte. Manchmal kam er sich vor wie ein Bluthund. Sobald es um Mord ging, legte sich in seinem Kopf ein Schalter um, seine Gedanken fokussierten sich und er setzte alles daran, dem Täter auf die Spur zu kommen. Dabei war es die Jagd nach dem Mörder, die ihm am meisten Spaß machte. Er genoss es, wenn sich sein Puls beschleunigte, sobald er Indizien wie Puzzlesteine zusammenfügte. Und er war davon überzeugt, dass Carl Belami einen gewaltsamen Tod gefunden hatte.

      »Wer war der Herr neben dir, Annabel? Der mit der Pomadefrisur, der unablässig auf dich eingeflüstert hat?«

      »Mister Verbier. Er spielt die zweite Trompete. Und dachte wohl, ich wäre ein verschrecktes Weibchen, das Beistand braucht. Oder vielleicht hat ihn der Vorfall auch selbst derartig schockiert, dass er Redebedarf hatte.«

      »Er schien sehr an dir interessiert zu sein.«

      Sie lächelte amüsiert. »Das konntest du beobachten, während du mit einer Leiche beschäftigt warst?«

      »Es war unübersehbar. Hat er nicht sogar versucht, deine Hand zu halten?«

      Nun verzog sie das Gesicht. »Ja. Um mich zu beruhigen, meinte er. Aber wie gesagt, dafür hatte ich keinen Bedarf und ich lasse mich auch nicht von fremden Männern anfassen. Das habe ich ihm klar gemacht. Ab dann schwieg er. Wenig später hat er den Platz gewechselt. Aber auch das ist dir bestimmt nicht entgangen.«

      »Wie sicher sind Sie sich bezüglich der Todesursache, Doktor?« Lord Philip wechselte das Thema.

      Der Fahrtwind pfiff durchs offene Fahrzeug. Sie fuhren an der Themse entlang stadtauswärts, über ihnen leuchtete ein blassgelber Vollmond, der sich auf dem Wasser spiegelte und sie zu begleiten schien.

      »Dass er vergiftet wurde, steht außer Frage. Bei der Art des Giftes bin ich mir nicht hundertprozentig sicher, da müsste ich ein paar Tests machen. Was mir Scotland Yard mitnichten gestatten wird, wie wir alle wissen. Also wären wir darauf angewiesen, dass uns irgendjemand Einsicht in den Obduktionsbericht gewährt.« Sie saßen eng aneinandergedrängt auf der einzigen Sitzbank des Automobils und Doktor Pebsworth warf Lord Philip einen kurzen Seitenblick zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. »Möchten Sie, dass ich nachhake?«

      »Nein. Wir haben keinen Ermittlungsauftrag. Das kann Woodard sicher prima alleine lösen, lassen Sie ihn nur.«

      Wie falsch er mit dieser Annahme lag, erfuhr Lord Philip gleich am nächsten Tag, als ein erboster Fletcher Markward im Clubhaus vorsprach und sich lautstark über das Unvermögen von Scotland Yard und Chief Inspector Woodard ausließ. Und die Gentlemenermittler bat, sich der Sache anzunehmen.

      »Wie stehe ich denn da?«, klagte er. »Ein spektakulärer und noch dazu dubioser Todesfall in meinem Haus! Während eines Konzerts! Das muss schnellstens aufgeklärt werden.« Er senkte die Stimme. »Lady Tread­well ist in Ohnmacht gefallen und Mister Connelly-Smith hat sich derart aufgeregt, dass ihm seine Herztropfen verabreicht werden mussten. Vor allen Leuten im Salon. Stellen Sie sich das Gerede vor, den Klatsch. Entsetzlich, ganz entsetzlich.«

      Ein Gefühl von Genugtuung ließ Lord Philip lächeln. Die ganze Nacht über hatte er spekuliert, was hinter dem Tod des Trompeters stecken könnte. Sein Dahinscheiden war wahrhaft spektakulär gewesen, das sah Mister Markward richtig. Es würde ein interessanter Fall werden.

      »Wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung«, informierte er sein Gegenüber.

      Kapitel 3 – Westminster – Freddie

      »Ein vergifteter Amerikaner, der erst seit drei Tagen in London ist und außer Fletcher Markward und seinen Orchesterkollegen niemanden kannte. Dazu drängt die Zeit, weil die Musiker weiterreisen wollen. Und Chief Inspector Woodard hat das ganze heute kurzerhand zu einem Unfall erklärt und den Fall zu den Akten gelegt. Kein Wunder, dass Mister Markward uns engagiert hat. Herrlich!« Lord Philip klatschte in die Hände.

      Knifflige Umstände spornten ihren Onkel zu Höchstleistungen an, wusste Freddie. Und die vorliegenden waren exakt nach seinem Geschmack.

      »Ein Unfall?«, Crispin schnaubte. »Lächerlich. Wie erklärt er das?«

      Die vier Ermittler saßen im Schatten einer ausladenden Scharlacheiche neben dem kleinen See des Saint James Parks. Enten schwammen am Ufer vorbei und auch der ein oder andere Schwan. Auf einer karierten Decke stand eine Obstschale, dazu gab es Biskuits und Sandwiches. Auf den ersten Blick wirkte die Szene eher wie ein entspanntes Picknick als eine berufliche Besprechung. Aber der Tag war herrlich sommerlich, so dass die Gentlemen bereitwillig Freddies Vorschlag gefolgt waren, sich im Park zu treffen, anstatt in den Clubräumen. Wohl hauptsächlich deshalb, weil sie versprochen hatte, für einen gefüllten Picknickkorb zu sorgen.

      Doktor Pebsworth, der seine Leibesfülle auf einen bedenklich knarzenden Klappstuhl verteilte, weil er sich nicht wie die anderen auf den Boden setzen wollte, schnaubte laut. »In seinem Bericht steht, dass es keine eindeutigen Anzeichen für Mord gibt. Er behauptet, der Tote wäre rauschgiftabhängig gewesen, hatte zudem Alkohol im Blut und sich wahrscheinlich aus Versehen selbst vergiftet.«

      »Wie bitte?«

      »Seine zweite Theorie lautet, Mister Belami hätte im Alkoholrausch sein Trompetenöl mit Gift verwechselt und sich möglicherweise auf diese Art – Sie ahnen es – irrtümlich ins Jenseits befördert.«

      Betretenes Schweigen war die Folge. Normalerweise gab Woodard keine derartigen Abstrusitäten von sich.

      »Der Sachverhalt eines Mordes wäre nicht zweifelsfrei gegeben. Sagt er«, schloss Doktor Pebsworth.

      Crispin lachte. Er hatte sich auf der Picknickdecke ausgestreckt, rollte auf die Seite und stützte sich auf einen Ellenbogen. »Das ist absurd und alles an den Haaren herbeigezogen. Der Chief Inspector weiß genauso gut wie wir, dass der Trompeter ermordet wurde. Was ist los mit ihm? Ich finde, er sollte sich aufs Altenteil zurückziehen, wenn er seinen Biss verliert. Hat er keinerlei Ermittlungsantrieb mehr?«

      »Ja und nein. Der gute Woodard ist schlichtweg überlastet. Er hat mit einer Einbruchserie zu kämpfen, die gerade aus dem Ruder läuft. Viele wohlhabende Londoner haben sich wegen der Hitze auf ihre Landsitze zurückgezogen und in den letzten Wochen wurden mehrere Stadthäuser ausgeraubt. An sich nichts für Scotland Yard, wenn nicht kürzlich ein überraschend nach London zurückgekehrter Adelssproß die Räuber überrascht hätte und ermordet worden wäre. Das schlägt natürlich Wellen und Woodard soll die Täter schleunigst dingfest machen. Alles andere interessiert ihn nicht. Am wenigsten ein toter Amerikaner. Niemand wird protestieren, wenn er den Fall zu den Akten legt.«

      »Und СКАЧАТЬ