Die letzte Sinfonie. Sophie Oliver
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Название: Die letzte Sinfonie

Автор: Sophie Oliver

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein viktorianischer Krimi mit den Ermittlern des Sebastian Club

isbn: 9783948483340

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СКАЧАТЬ an ihre vormaligen Bewohner. Eine Katze hatte sich ein Nest im Stroh gebaut und öffnete kurz die Augen, um die Neuankömmlinge zu mustern. Unbeeindruckt von der menschlichen Störung sowie vom Gewitter, legte sie gleich darauf den Kopf wieder auf die Pfötchen und schlief weiter. Oben in den Dachbalken flatterten Schwalben.

      »Zugig«, konstatierte Crispin. »Aber trocken.« Er wollte aus seiner Jacke schlüpfen, um sie Freddie umzulegen.

      »Lass nur. Wir sind beide pitschnass, das würde nichts bringen. Aber lieb von dir.«

      »Eigentlich sollten wir unsere Sachen ausziehen.«

      Sie grinste ihn an. »Ich denke nicht.«

      Er gab sich mit einem Schulterzucken geschlagen und streckte sich auf dem Stroh aus, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.

      »Die Pferdekoppel auf dem Gemälde hatte neue Zäune. Alles sah frisch und sauber aus. Was ist hier geschehen, um das gesamte Anwesen in diesen verwahrlosten Zustand verfallen zu lassen?«

      »Es kümmert sich einfach niemand mehr darum, seit der Hausherr weg ist.«

      Freddie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist es nicht. Die morschen Bretter, die Leere. Hier herrscht seit vielen Jahren kein glückliches Leben mehr. Ich kann die Trauer förmlich spüren, die von allem ausgeht.«

      »Ist das weibliche Intuition oder kannst du das mit Beweisen stützen, Frau Ermittlerin?«

      »Du bist schrecklich, Crispin.« Sie warf eine Handvoll Stroh nach ihm. »Überleg doch mal. Ich wette, die verblichene Mrs Ellingford ist die Frau aus den Briefen des Professors. Die waren von einer Nora. Leonora – Nora – das kann kein Zufall sein. Ich habe sie gelesen, es sind eindeutig Liebesbriefe. An Aristotle Brown. Nora und Aristotle waren ein Paar, da bin ich mir absolut sicher. Warum hat sie diesen Colonel geheiratet? Die flachsblonde Farbe der Haarlocke, die wir gefunden haben, passt überdies.« Sie setzte sich kerzengerade hin. »Ich bin davon überzeugt, Leonora Ellingford war Professor Browns große und tragische Liebe, deren Andenken er bis zu seinem Lebensende aufbewahrt hat.«

      Crispin runzelte die Stirn. »Weshalb hat er uns als letzten Auftrag erteilt, dieser Geschichte nachzuspüren, was denkst du?«

      »Weil sie voller Leid und Schmerz ist. Wäre sie gut ausgegangen, hätte Mrs Ellingford Mrs Brown geheißen. Und wer weiß, vielleicht wäre sie noch am Leben. Möglicherweise hat Colonel Ellingford seine Gattin in einem Eifersuchtsanfall getötet und wir sollen das beweisen.«

      »Ach Freddie. Jetzt geht aber wirklich die Fantasie mit dir durch. Komm her. Leg dich zu mir.« Er breitete einen Arm aus und sie kuschelte sich an seine Schulter. Gemeinsam sahen sie hinauf zum Dachgebälk und hörten dem prasselnden Regen zu, zählten die Sekunden zwischen Blitz und Donnerschlag.

      »Gut, dass wir uns nicht auf den Weg in den Ort gemacht haben«, murmelte Crispin an Freddies Ohr. »Ist dir kalt, mein Herz? Soll ich dich wärmen?«

      Er neigte den Kopf und küsste sie. Als sie seinen Kuss erwiderte, legte er sich auf sie und begann die Knöpfe ihres Oberteils zu öffnen, einen nach dem anderen. Dabei ging er geschickt vor. Er wusste genau, was er tat, und Freddie fand das sehr erregend. Vorsichtig streifte er das Kleid von ihrer Schulter und überzog ihren Hals mit vielen hingehauchten Küssen, was herrliche Schauer über Freddies Rücken jagte. Sie schlang ein Bein um seine Hüfte und zog Crispin näher an sich. Plötzlich erschien ihr seine Idee, die Kleidung auszuziehen, sehr gut.

      Nachdem das Gewitter vorüber war und der Kutscher mitsamt Gefährt nicht wieder auftauchte, dauerte es in der Tat länger als eine halbe Stunde, bis Freddie und Crispin das Wäldchen durchquert und das Inn auf der Hauptstraße erreicht hatten. Die Sonne brach durch und verwandelte die Luft in dampfende Schwaden, die aus den Feldern emporstiegen. Freddies Schuhe waren schlammverschmiert, ihr Haar hatte sich in der Feuchtigkeit gekräuselt, aber sie und Crispin trugen ein glückliches Lächeln auf den Lippen. Sicherlich boten sie einen abenteuerlichen Anblick, als sie das Gasthaus betraten.

      Sie baten den Wirt, eine Kutsche zu bestellen und tranken Applecider und Ale, während sie warteten.

      »Du siehst bezaubernd aus«, sagte Crispin mit einem verliebten Blick auf Freddie.

      Sie strahlte ihn an. »Du auch.«

      »Am liebsten würde ich hierbleiben, allein mir dir. Es wäre wundervoll, wenn wir Zeit zu zweit hätten, ohne Verpflichtungen und andere Menschen.«

      Da musste sie ihm aus vollem Herzen beipflichten, obwohl sie sich das nicht laut zu sagen getraute. Sie sehnte sich danach, Crispin nicht nur im Rahmen von Ermittlungen zu sehen, sondern ihr Leben mit ihm zu teilen. Eine erschreckende Erkenntnis, mit der sie im Moment so gar nichts anzufangen wusste.

      Freddie räusperte sich und zog vorsichtig die vom Regen durchweichte Visitenkarte aus dem kleinen Beutel, der ihr als Handtasche diente.

      »Hospital for Consumption and Diseases of the Chest, Brompton«, las sie vor. »Ich fürchte, wir müssen den ganzen Weg wieder zurück. Und wenn ich mir das Vehikel ansehe, das der freundliche Wirt für uns organisiert hat, wird das eine Weile dauern.«

      Ungläubig starrten sie aus dem Fenster des Inns auf den wartenden Ochsenkarren, dessen Kutscher, zweifellos ein örtlicher Bauernjunge, fröhlich zu ihnen hereinwinkte.

      Sie teilten sich die Ladefläche mit Äpfeln, die der Junge zum Markt brachte, und holperten gemütlich im Schneckentempo zurück in die Stadt. Die Landschaft sah nach dem Gewitter aus wie frisch gewaschen. Zumindest so lange, bis Londons Schlote in Sicht kamen, die Straßen belebter wurden und die Metropole sie verschluckte. Sobald sie ein Hansom Cab vorbeifahren sahen, hielten Crispin und Freddie es an und stiegen um. Natürlich nicht ohne sich zu bedanken und den Jungen für seine Dienste gebührend zu entlohnen.

      »Wohin?«, fragte der Kutscher.

      Eigentlich sollten sie sich zuerst saubere und trockene Kleidung anziehen und Freddies Haar benötigte dringend Zuwendung. Aber es war mittlerweile später Nachmittag und wenn sie nicht im Club erscheinen wollten, ohne irgendeinen Erfolg präsentieren zu können …

      »Fulham Road, Consumption Hospital«, sagten sie wie aus einem Mund.

      Das E-förmig in drei Trakten angelegte Gebäude aus roten Ziegeln und Ancaster Kalkstein sah aus wie der feudale Wohnsitz einer wohlhabenden Familie. Umgeben von Gartenanlagen, gekiesten Wegen und Blumenbeeten wies die Fassade auf die Fulham Road. Als das Krankenhaus vor gut fünfzig Jahren errichtet worden war, hatten seine Planer die wohltuende, feuchte Luft im ländlichen Brompton bedacht, die den lungenkranken Patienten Erleichterung verschaffen sollte. Mittlerweile hatte das große London seine Fühler nach dem Vorort ausgestreckt und die Stadt kroch unvermeidlich näher. Trotzdem verströmte das Hospital noch immer eher ein Flair von Sommerfrische als das von unheilbarer Schwindsucht.

      Auch im Inneren setzte sich das gehobene Ambiente fort. Freddie und Crispin zeigten sich beeindruckt. Eine Krankenschwester in gestärkter Schürze führte sie durch lichtdurchflutete Gänge auf die hintere Veranda, an die sich weitere Gärten anschlossen.

      »Wie nett, dass Sie nach dem Colonel sehen. Da wird er sich freuen, bekommt er doch so selten Besuch.« Etwas abseits von den anderen Patienten saß ein älterer Herr auf einem Rattanstuhl. Obwohl die Sonne in spätnachmittäglicher Milde schien, trug er eine blau-grün karierte Wolldecke über den Schoß gebreitet.

      Er war schmal, mit Tränensäcken und einem fahlen Teint, der nur allzu deutlich verriet, wie es um ihn stand. Helle, wässrige СКАЧАТЬ