Die letzte Sinfonie. Sophie Oliver
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Название: Die letzte Sinfonie

Автор: Sophie Oliver

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein viktorianischer Krimi mit den Ermittlern des Sebastian Club

isbn: 9783948483340

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СКАЧАТЬ samt Nebengebäuden breit machte.

      Ein Schaudern durchfuhr Crispin, der selbst äußerst ungern im Internat gewesen war und Freddie allenthalben Geschichten von rüden Erziehungsmethoden in derartigen Instituten erzählte. Sie drückte seine Hand.

      »Die Harrow School muss sich neben Eton nicht verstecken. Wusstest du, dass Lord Palmerston, ein früherer Premierminister, hier war?« Seine Stimme klang betont forsch. Mit spitzem Finger wies er auf das rote Ziegelgebäude im neugotischen Stil, das die Bibliothek beherbergte und aussah, als wäre es einem düsteren Traum entsprungen. »Das stand zu seiner Zeit noch nicht, es scheint neu zu sein. Gruselig.«

      Beide atmeten auf, sobald sie das weitläufige Gelände mit Kapelle und Schülerwohnheimen passiert hatten. Ein kleiner Laubwald trennte es vom benachbarten Anwesen. Als sie in den Waldweg einfuhren, schien noch die Sonne, beim Verlassen erwarteten sie düstere Gewitterwolken und Wind kam auf.

      »Der Wetterumschwung kam aber schnell«, murmelte Freddie und war froh, als der Kutscher sie darüber informierte, dass sie so gut wie am Ziel seien. Vorbei an brach liegenden Pferdekoppeln, deren Zaunbretter morsch und zerbrochen waren, führte sie ihr Weg eine von Pappeln gesäumte Allee entlang zum Landsitz von Colonel Ellingford, von dem sie sich Informationen über Professor Brown erhofften.

      Genau in dem Augenblick, als sie das Gebäude erblickten, zuckte ein grellgelber Blitz darüber hinweg, der die Kutschpferde zum Scheuen brachte.

      »Gütiger Gott, wer will hier wohnen?«, entfuhr es Freddie. »Das sieht noch schlimmer aus als das Internat.«

      Die Fassade mit den kleinen Fenstern wurde von treppenartig auf- und absteigenden Dachgiebeln gekrönt, die an eine Zackenkrone erinnerten. Am grauen Stein hatten sich Flechten festgesetzt, was einen verwahrlosten Eindruck machte. Links und rechts des Eingangsportals standen verwitterte Adlerstatuen, ebenfalls grau. Unter dem Dachgesims spähten bröckelnde Gargoyles auf sie herab und Freddie befürchtete, dass jederzeit ein Stück von den Wasserspeiern abbrechen und auf sie herunterfallen könnte.

      Da starker Wind über die Vorfahrt blies und kleine Steinchen mit sich fegte, fuhr der Kutscher mit den Pferden um die schützende Hausecke, nachdem sie ausgestiegen waren, und überließ die beiden Detektive ihrem Schicksal.

      Niemand öffnete auf Crispins Klopfen. Erst als er den Klingelzug mehrmals betätigt hatte, hörten sie, wie drinnen der Riegel aufgeschoben wurde.

      Das Gesicht eines alten Mannes erschien im Türspalt, mit eingefallenen Wangen und einer Nase, spitz wie ein Rabenschnabel.

      »Sie wünschen?«

      »Mein Name ist Crispin Fox und das ist Miss Westbrook. Wir würden gern Colonel Ellingford sprechen.«

      »Haben Sie sich angemeldet?«

      »Ja«, log Crispin.

      »Das glaube ich nicht. Sonst wüssten Sie, dass der Colonel nicht hier weilt.«

      »Was? Oh nein!« Freddie trat vor und rief gegen den Wind an. »Wir müssen ihn sehen. Es handelt sich um eine äußerst wichtige Angelegenheit. Bitte, guter Mann, wo finden wir ihn?«

      Ihr flehentlicher Blick rührte wohl den Alten, denn er trat beiseite und ließ sie aus dem losbrechenden Sturm in die Eingangshalle treten. Auf dem Steinboden lagen ausgeblichene Teppiche, an denen deutlich Nagespuren von Mäusezähnen erkennbar waren. Die Tür knarzte beim Schließen und verschluckte das ohnehin spärliche Licht fast gänzlich.

      »Der Colonel leidet an der Schwindsucht und hat sich in ein Sanatorium zurückgezogen. Hier in Ridgeway House sind nur noch die Köchin, der Gärtner und ich. Viel zu viele Leute für ein leer stehendes Gebäude«, brummte er.

      »Haben Sie eine Adresse für uns? Dann suchen wir Colonel Ellingford dort auf, falls sein Gesundheitszustand dies erlaubt. Sie würden uns sehr weiterhelfen.« Freddie brachte ein Lächeln zustande, obwohl sie in den muffigen Räumen Beklemmung verspürte.

      »Hm. Ich muss nachsehen. Warten Sie hier.« Er deutete auf den Boden, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass er exakt diese Stelle meinte, an der sie verharren sollten.

      Dann schlurfte er davon, warf nach ein paar Metern einen misstrauischen Blick über die Schulter zurück, als wolle er sichergehen, dass seine beiden Besucher nicht heimlich etwas einsteckten.

      Sobald er verschwunden war, durchquerte Freddie die Eingangshalle und stieg die große Freitreppe hinauf, die in die oberen Stockwerke führte.

      »Was machst du denn?«, zischte Crispin hinter ihr, folgte ihr aber auf dem Fuß.

      Sämtliche Möbel waren mit Tüchern verhängt. Nur die Gemälde an den Wänden nicht. Vor dem lebensgroßen Porträt einer Dame stoppte Freddie. Die blonde Schönheit trug ein weißes Kleid mit ausladendem Reifrock. In Händen hielt sie einen Strauß Kornblumen, deren Blau sich in der Farbe der Augen widerspiegelte. Ihr Haar war zu einer Flechtfrisur gesteckt, wie sie zu Zeiten der jungen Königin Victoria in Mode gewesen war. Im Hintergrund hatte der Künstler eine Pferdekoppel gemalt, auf der Fohlen spielten.

      »Was erlauben Sie sich! Sie sollten im Eingang warten!«

      Ertappt fuhren die Detektive herum. Wie aus dem Boden gewachsen stand der alte Hausdiener hinter ihnen, die grauen Brauen gerunzelt, mit missbilligend geschürzten Lippen, die fast seine Nasenspitze berührten.

      »Bitte verzeihen Sie, aber ich habe dieses Meisterwerk entdeckt und konnte nicht anders. Wer ist die Dame und wer hat sie gemalt?«

      »Keine Ahnung, wer das gemacht hat. Es ist das Bild von Leonora Ellingford, der Gattin des Colonels.«

      »Dürften wir vielleicht mit ihr sprechen?« Freddies Herz pochte aufgeregt.

      Der Alte grunzte. »Madam ist seit vielen Jahren tot.« Er drückte ihr eine Visitenkarte in die Hand. »Hier haben Sie die Adresse, die Sie wollten. Und jetzt sehen Sie zu, dass Sie raus kommen. Ich muss das Haus dicht machen wegen des Sturms.«

      Ohne ein weiteres Wort schob er sie zur Tür und ehe sie protestieren konnten, fanden sich die beiden draußen im Regen wieder. Sie riefen nach dem Kutscher, aber offenbar hatte er sich und seine Tiere in Sicherheit gebracht. Kein Wunder, bei diesem Wetter.

      »Nächstes Mal fahren wir mit dem Automobil, das haut wenigstens nicht ab, wenn es ein wenig donnert«, schimpfte Crispin. Wie zur Bestätigung krachte es unmittelbar über ihnen.

      »Was machen wir jetzt?« Der Regen drang langsam durch Freddies Kleidung und obwohl es nicht kalt war, brauchten sie einen Unterstand.

      »Wir haben nicht viele Möglichkeiten, nachdem uns dieser unfreundliche Hausgeist die Tür vor der Nase zugeknallt hat. Lass uns zurück in Richtung Harrow gehen. An der Hauptstraße habe ich ein Inn gesehen. Vielleicht ist man dort gastfreundlicher.«

      Das würde mindestens eine halbe Stunde dauern und sie müssten bei dem Unwetter das Wäldchen durchqueren. Kein verlockender Gedanke.

      »Oder wir warten einfach im Pferdestall, bis es aufhört zu regnen. Der steht sowieso leer, wie es aussieht.« Freddie wies auf ein Nebengebäude, dessen Tür knarzend in den Angeln schwang.

      »Gute Idee!« Crispin ergriff ihre Hand und gemeinsam rannten sie los. Sicher würde niemand der drei Bediensteten im schlimmsten Unwetter nach draußen kommen. Und selbst falls doch, würde Freddie sich keinen СКАЧАТЬ