Herz des Todes. Magret Kindermann
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Название: Herz des Todes

Автор: Magret Kindermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Herz des Todes

isbn: 9783947147687

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СКАЧАТЬ hatte er gedacht, er wäre ihr Diener. Er war klein und schmal mit hervortretenden Augen, der Tod konnte sich nicht vorstellen, dass eine elegante Hexe wie Kalinika ihn wählen würde.

      Trotzdem musste er zugeben, dass daraus vor allem die Eifersucht sprach. Lert war ein warmer Mensch und ein guter Gesprächspartner. Doch der Tod war gut aussehend und nicht weniger interessant. Seit der ersten Begegnung mit der Hexe hatte es eine unbestreitbare Anziehung zwischen ihnen gegeben. Der Tod fragte sich oft, was gewesen wäre, wenn er sie zuerst getroffen hätte.

      »Mein Freund!«, rief Lert und lächelte.

      Mit dem gemütvollen Funkeln in seinen Augen verlor er größtenteils den Schrecken, den sein Äußerstes verbreitete. Der Kerzenschein im Haus untermalte das rötliche Braun seiner Haut. Ein kadmiumroter Fleck zwischen Kinn und Mund verriet, dass er zu den Sonnenhaltern gehörte.

      »Du hast dich gar nicht angekündigt. Ich befürchte, die Suppe reicht nicht für uns drei.«

      Der Tod winkte ab. Er hatte schon gegessen, aber Lerts Kochkünste waren auch bescheiden. Kalinika konnte gut kochen, vor allem mit Algen und Fisch, aber sie hasste es, weswegen sie sich meistens drückte.

      »Mein lieber, lieber Tilonn«, sagte seine alte Freundin und kam auf ihn zu, ihre Bewegungen wie sanfter Wellengang.

      Der Tod spürte, wie sich ihre Muskeln zusammenzogen, als sie ihn umarmte. Das Licht der Pilze verstärkte den dunkelblauen Schimmer ihrer Haut.

      »Ich brauche deine Hilfe«, sprach er in ihre dichten, dünnen Zöpfe.

      »Natürlich, warum sonst solltest du dich blicken lassen? Das letzte Mal warst du doch auch hier, weil du ein Pferd statt seinem Reiter geholt hast. Was ist daraus geworden?«

      Sanft drückte sie ihn in einen Stuhl am Esstisch. Lert stellte ihm einen Becher Ehinwein hin, der beim Gären anders als die Pilze aus Jui seine Leuchtkraft verlor.

      »Den hab ich bei den Drachen-Sonnenhaltern wiedergefunden, bei denen er sich versteckt hat. Er dachte, sie würden ihn beschützen, aber natürlich haben die mich sofort gerufen. Dummkopf. Überall sonst hätte er noch ein paar Jahre als Geist existieren können. Das ist das Problem, wenn man sich zu wichtig nimmt. Als ob ich eine Suchaktion wegen ihm gestartet hätte.«

      »Na ja, du warst schon recht aufgewühlt«, sagte Kalinika.

      »Ich wollte dich doch nur sehen«, sagte der Tod und blickte sie über den Becherrand hinaus an.

      »Und mich!«, sagte Lert und teilte Karten aus.

      Bei jedem Besuch spielten sie ein paar Runden Merr-papa, was man aus der ausgestorbenen Sprache der Sonnenhalter übersetzen konnte mit Todesspiel oder auch Todeskampf.

      »Und dich«, bestätigte der Tod und er meinte es sogar ehrlich.

      Zwar wünschte er sich regelmäßig, mal mit Kalinika allein zu sein, doch hatte er in dem hässlichen Lert einen schönen Freund gefunden. Seit Jahren besuchte er die beiden schon.

      Die Hexe füllte seinen Becher auf und setzte sich zu ihnen. Der Ehinwein schmeckte schal, wie alles, das mit wenig Sonnenlicht gedeihen musste. Die Erinnerung an den Blick auf die Sterne rief etwas in das Gedächtnis des Todes. Er zog das Glas mit dem Universum aus der Tasche und stellte es auf den Tisch. Kalinikas Augen blitzten auf.

      »Das ist ja hübsch«, sagte sie. Ein mickriger Versuch, ihre Begeisterung herunterzuspielen.

      Sie streckte die Hand danach aus, doch der Tod hielt das Glas fest. »Es ist die Seele eines Zauberers.«

      »Ein Zauberer? Wie kommst du an einen Zauberer, noch dazu einen toten?«

      Endlich ließ der Tod das Glas frei. Sie hob es dicht ans Auge und sah zu, wie sich die Galaxien drehten.

      »Er wollte nicht gehen, da hat ihn mein Vorgänger da hineingesperrt, damit er nicht frei herumgeistert, und Schaden anrichtet.«

      Kalinika nickte. »Man wird kein Zauberer, ohne über Leichen zu gehen.«

      »Das ist ein bisschen ein Klischee, oder?«

      »Aber es stimmt!«, mischte sich Lert ein. »Zumindest meistens. Zauberer sind verrückt. Anders kann man so gar nicht werden.«

      »Woher hast du das?«, fragte Kalinika.

      Das wollte der Tod nicht verraten. Seine Vorliebe für das Klauen war nichts, das sich zum Prahlen eignete.

      »Keine Ahnung mehr. Vielleicht ein Geschenk oder so.«

      Sie schienen ihm zu glauben. Er atmete auf. Lügen mochte er nicht, das sorgte jedes Mal für verspannte Nackenmuskeln.

      »Und jetzt schenkst du es mir?« Kalinika drehte das eingeschlossene Universum mehrmals im Kreis. Sie beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Danke.« Mit dem Kuss wehte eine kühle Brise von ihr zu ihm.

      Sie stellte das Glas mit der Seele hinter sich aufs Fensterbrett, setzte sich zurück auf ihren Platz ihm gegenüber und schaute ihn konzentriert an. Es hätte dem Tod unangenehm sein können, aber er war das Prozedere gewohnt. Lert legte seine erste Karte. Sie zeigte die Zahl 8 und einen majestätischen Laubbaum. Die Baumkönigin Aru!

      Der Tod zuckte zusammen und Kalinika blickte überrascht auf sein Herz.

      »Du musst schon auch was legen«, sagte Lert.

      Der Tod befolgte ihn und legte eine 7, die eine Rübe zeigte, die angeblich so gesund war, dass sie Leute kurz vor dem Sterben gesund gemacht haben sollte.

      Lert haute vor Freude auf den Tisch und sammelte beide Karten ein. Das Todesspiel war ein Spiel für Kinder, bei dem es nichts zu denken gab und man trotzdem die süßen Erfolgserlebnisse zu spüren bekam, genauso wie die Enttäuschungen. Ein Spieler war der Tod, der andere – oder die anderen – war menschlich und versuchte, eine höhere Karte als der Tod zu legen, um diesem zu entwischen. Dabei durfte immer nur die obere Karte vom Stapel abgelegt werden. Man führte zwar jede Handlung selbst aus, konnte aber trotzdem nur zuschauen.

      Der Tod war in dieser Runde der Tod und er legte nun eine 2, die eine Strohpuppe zeigte. Lerts Karte war eine 5 und wieder schlug er auf den Tisch. Die Kerzenständer darauf wackelten gefährlich.

      Kalinika stand auf und massierte den Nacken des Todes. Ihre Augen schlossen sich, als die Finger auf einem Punkt liegenblieben. Der Tod fand nicht, dass die Berührung unangenehm war.

      Die Hexe arbeitete meistens, ohne dass es auffiel. Ihr Mann hatte dabei die wichtige Aufgabe, die Patienten abzulenken. Denn was diese nicht merkten, war, dass Kalinika tief in sie hineinschnitt. Der Prozess war ein Dialog, am liebsten sprach sie mit Muskelsträngen. Und so erfuhr sie, was dem Herzen des Todes geschehen war.

      »Ha, eine Serenika!«, rief Lert und legte eine 9 mit einem Bild des türkisfarbenen Huhns auf den Tisch.

      Es war die höchste Karte und der Tod konnte nur gewinnen, wenn er ebenfalls eine 9 hatte, von der es nur eine weitere im Spiel gab. Doch er deckte wieder eine Strohpuppe auf.

      Lert schlug gleich zweimal auf den Tisch und fing einen der Kerzenständer auf, der endgültig umfallen wollte. Wachs tropfte auf seinen Daumen, doch er schien es nicht zu bemerken.

      Kalinika СКАЧАТЬ