Herz des Todes. Magret Kindermann
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Название: Herz des Todes

Автор: Magret Kindermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Herz des Todes

isbn: 9783947147687

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СКАЧАТЬ für das andere, wie der Tod es empfunden hatte. Der Vater jedoch hielt es, als habe er es eigenhändig aus einem Vulkan geborgen. Nun als Bilgrim getarnt, ahnte er, dass der Mensch jemanden lieben konnte, den er nicht kannte.

      Dafür zerbrach etwas in seinem Inneren, von dem er nicht ausgegangen war, dass es noch weiter brechen kann. Wenn doch jedes Kind in eine solche bedingungslose Herzenswärme hineingeboren wurde, weshalb konnten manche Eltern ihre Kinder dennoch verraten? Auch der Tod war mal ein neugeborener Junge gewesen. Er blinzelte die Erinnerung weg.

      »Also gut, drei Gaben«, sagte er und wiegte das Geschöpf in seinen Armen. »Ich wünsche dir, dass die, die dich am meisten lieben, immer an deiner Seite bleiben. Ich wünsche dir, dass du die Ruhe im Sturm bist. Ich wünsche dir, dass du erkennst, was du brauchst.« Er drückte einen Kuss auf die winzige Stirn und das Kind schloss schnell die Augen.

      »Das war schön«, seufzte die Geburtshelferin, die mit blutigen Händen auf einem Schemel saß und das Putzen vergessen hatte.

      Die Köchin nahm ihre Schürze ab und faltete sie, als sei der Tag damit beendet. »Jetzt fehlt nur noch ein Name. Bitte, sei so nett. Such du einen aus, gute Bilgrim, Frau Rednerin möchte es sicher so.«

      Der Tod blickte dem Mädchen ins Gesicht.

      »Aru«, sagte er. »Aru nach der ältesten Baumkönigin dieser Erde, die zweimal die Stadt Numesas rettete.«

      »Das ist eine schöne Legende«, sagte die Alte. Sie gähnte.

      Die Tür öffnete sich und ein alter Mann mit spitzen Schultern und löchrigen Pantoffeln kam hinein. Er musste mit der Mutter im Bett verwandt sein, denn beide hatten ähnliche schmale Handteller und knubbelige Finger. Augenblicklich sah er den Tod und wie das Huhn erkannte er ihn. Die Reaktion war jedoch eine andere.

      Der Mann stieß einen lauten Schrei aus, hustete und schrie erneut. »Ihr habt den Tod eingeladen, ihr Dummen, ihr habt das Kind dem Tod gegeben!«

      Schon spürte der Tod am ganzen Körper Fausthiebe und das Bündel wurde ihm aus den Armen genommen.

      »So ein Unsinn, wisst ihr überhaupt, wie alles funktioniert?«

      Doch die drei Frauen und der Alte mit den Pantoffeln mussten sich nicht mit etwas auskennen, um es zu fürchten.

      »Ich geh ja, meine Güte! Der Wirt wartet schon auf mich.« Unter Schlägen öffnete der Tod die Zimmertür. »Ich spüre ohnehin, dass mein Alkoholpegel gefährlich sinkt.«

      »Nimm die drei Gaben zurück!«, schrie die Köchin. »Niemand will drei Gaben von dir, da endet alles nur im Totenreich.«

      »Dort endet alles, meine Liebe. Und du sicher früher als später!« Wieder streute der Tod imaginäres Salz, um seiner Drohung mehr Kraft zu verleihen, und schloss die Tür hinter sich.

      Niemand folgte ihm. Nach dem hell erleuchteten Schlafzimmer brauchte er eine Weile, um im dunklen Flur sehen zu können.

      »Nervige Omas«, sagte er laut, in der Hoffnung, man könne ihn noch durch die Tür hindurch hören. Wenigstens hatte er einen Moorapfel gekriegt.

      Vor ihm standen mehrere dekorative Gegenstände auf einem Deckenbalken. Wieder mehrere Strohpuppen – man musste ihn in diesem Haus wirklich fürchten –, ein bemalter Stein und ein Silberkrug. Der Tod brauchte dringend noch einen Wollgrasschnaps. Wo er eben noch gestanden hatte, füllte Luft die abrupt entstandene Leere.

      Es dauerte einige Zeit, bis der Tod bemerkte, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Es fing bei den einsamen Abendessen an. Normalerweise genoss er die letzte Mahlzeit des Tages, wenn er in einem Abenteuerroman las und Ehinwein trank, bis er auf dem Sitzkissen einschlief. Doch nach seinem Besuch in Jui konnte er sich nicht mehr auf den Helden aus der Unterwasserstadt Amidas konzentrieren. Er stocherte in seinen Backfüßen herum und verstand nicht, warum ihm das Leben so beschwerlich fiel. Der Tod bat seinen Koch Safferle, sich zu ihm zu setzen.

      »Fühlst du dich wohl bei mir? Kochst du gerne für mich?«, fragte er.

      »Es ist schön hier, Tilonn. Ich koche für jeden gerne, solange er so einen guten Geschmack hat wie du.«

      Safferle, ein kleiner Mann mit Haut wie Vulkangestein war seit vierzehn Jahren sein Koch und hätte kaum zufriedener sein können. Safferle konnte so mit sämtlichen Zutaten der Erde experimentieren, zu denen er sonst keinen Zugang gehabt hätte. Er hatte extra für die Stelle die Lautsprache gelernt, denn in seiner Kultur kommunizierten sie ausschließlich durch Gesten und Mimik.

      Der Tod wusste eigentlich, wie gerne Safferle für ihn arbeitete. »Wie geht es deiner Frau?« Auch das wusste er, er hatte sie vor ein paar Stunden im Garten getroffen.

      »Sie ist glücklich, weil ihre Kollektion fertig ist.« Safferles Frau entwarf Kleidung aus Wurzelfasern, die in den großen Städten beliebt waren.

      »Und Sinne?« Der Sohn seines Kochs würde nächstes Jahr zum Studieren ausziehen.

      »Sinne geht’s auch gut. Wie sieht es mit dir aus? Du bist so schwermütig.«

      »Ja.« Der Tod schob seinen Teller weg.

      »Hat deine Schwester wieder geschrieben?«

      Der Tod verneinte. Er mochte es nicht, wenn sie erwähnt wurde.

      »Soll ich noch eine Nachspeise machen?«

      »Ich will Schokolade«, wimmerte der Tod.

      Er erkannte, dass der Zustand nicht von allein verschwinden würde. Er brauchte Kalinika. Doch die Hexe war vorsichtig mit ihren Gaben, sie würde etwas Gutes haben wollen.

      Während er Schokoladenkuchen im Stehen aß, betrachtete er die Regale mit dem Diebesgut. Ein kleines Glas mit Korken fiel ihm auf. Der Inhalt schien sich zu bewegen und beim Näherkommen sah man, dass sich darin ein kleines Universum befand. Ja! Das gehörte zwar zu seinen wertvolleren Gegenständen, doch Kalinika würde nicht Nein sagen können. Er sagte Safferle, dass es spät werden würde, und ließ die Luft seinen Platz einnehmen.

      Dafür verdrängte er die feuchtwarme Luft in einer Höhle gar nicht so weit von ihm entfernt, in der am Rande eines Sees ein Haus mit rundem Dach stand. Unter ihm war die Erdplatte dünn und Lava erwärmte diese. Über ihm konnte man eine Öffnung in der Felsdecke ausmachen, durch die Sterne leuchteten. Am Stein hangelte sich die Kletterpflanze Ehin hinunter, zwischen ihnen wuchsen Pilze, deren Hüte ein kühles Licht ausstrahlten. Kniff man die Augen zusammen, konnte man die leuchtenden Punkte mit Sternen verwechseln.

      Der Tod ging auf das Haus zu. Kalinika war zuhause, denn das Feuer zum Kochen flackerte im Fenster. Er atmete flach, denn er konnte weder die Feuchtigkeit noch den Geruch nach modrigem Stein leiden. Sein Kreislauf sackte ab und er kniff sich in den Unterarm, um den Schwindel zu vertreiben.

      »Kalinika!«, rief er, noch bevor er die Türschwelle erreicht hatte.

      Ein Schatten erschien am offenen Fenster. Der Tod erkannte den unverwechselbaren Umriss der Hexe.

      »Tilonn!«, rief sie.

      Augenblicklich entspannte er sich. Ihre Stimme tat das, sie löste alle harten Stellen, wie der Anblick des Meeres.

      Die СКАЧАТЬ