Der Kessel der Götter. Jan Fries
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Название: Der Kessel der Götter

Автор: Jan Fries

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783944180328

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СКАЧАТЬ auf diese Weise für diese drei speziellen Götter durchgeführt wurden, bleibt eine offene Frage. Wieviel wusste Lukan, der im 1. Jahrhundert unserer Zeit schrieb, über die Gallier, die hundert Jahre vor ihm gelebt hatten? Und wieviel konnten die anonymen Schreiber, die 300 und 800 Jahre später die blutrünstigen Details hinzufügten, über sie wissen? Aber anstatt diese Passage mit ein paar wohlverdienten Fragezeichen versehen zu veröffentlichen, publizierten viele Wissenschaftler und populäre Schriftsteller sie als Lukans Worte und fügten noch diverse Theorien hinzu, betreffend eine Zuordnung zu den Elementen, den sakralen dreifachen Tod und Trinitäten im Allgemeinen.

       Göttin der Pferde

      Tja, Lukans drei Kumpel sind nicht die einzigen Götter, die von modernen Forschern für pankeltische Gottheiten gehalten wurden. Da ist zum Beispiel noch Epona. Anders als bei den zuvor genannten Göttern ist der Kult der Pferdegöttin Epona (oder Equona) gut dokumentiert. Ihr Name stammt von dem gallischen Wort *epos oder *equos, Pferd, und demonstriert damit ihre Funktion als Göttin der Pferde, der Reiter, der berittenen Kämpfer und der Reisenden. Es existieren über 60 Inschriften mit ihrem Namen und etwa 250 Bilder von ihr. Diese stammen aus verschiedenen Teilen Europas: Eponas wurden von Spanien bis Schottland, vom Balkan bis nach Gallien gefunden, einige sogar in Italien und Rom selbst. Üblicherweise zeigen ihre Kultbilder eine Frau, die ein Pferd oder einen Maulesel reitet oder einen Streitwagen lenkt. Das umfangreiche Material hat einige frühe Forscher zu der Behauptung verleitet, Epona sei eine gemeinkeltische Göttin, bei allen keltischen Völkern Europas bekannt und von ihnen verehrt. Leider liegen die Dinge nicht so einfach, wie sie scheinen. Der Kult Eponas mag im Rheinland entstanden sein (das ist umstritten), er wurde aber von gallischen Söldnern, die Rom dienten, populär gemacht. Denk daran, dass es sich bei den Legionen nicht einfach um bewaffnete Italiener handelte, sondern um eine multinationale Streitmacht, die sich aus Angehörigen aller Teile des Imperiums rekrutierte. Cäsar legte großen Wert auf seine „germanische” Reiterei, als er Gallien eroberte. Gallische Legionäre und Kelten aus dem Rheinland wurden angestellt, um die Kelten Britanniens zu bekämpfen. Legionäre aus Gallien hinterliessen in Miltenberg Widmungen und Altäre für ihren Gott Mercurius Avernicus. Britannische Kelten scheinen mit beim Bau des Limes beschäftigt gewesen zu sein, des römischen Grenzwalls, der sich etwa 600 km durch Deutschland erstreckte. Die Leute, die sich den Legionen anschlossen, kamen in den 25 Jahren ihrer Dienstzeit gut herum. Wo immer sie hingingen, nahmen sie die Götter ihrer Heimat mit. In Zeiten der Gefahr gelobten sie, ihren Göttern einen neuen Altar zu weihen, und wenn die Götter ihnen halfen, wurde ein solcher Altar beim örtlichen Steinmetz in Auftrag gegeben.

      Epona wurde zur speziellen Beschützerin der Kavallerie, und wo immer die Kavallerie eingesetzt wurde, findet man zahlreiche ihr geweihte Inschriften. So seltsam es klingt: Epona war eine keltische Göttin, die dank der römischen Armee Karriere machte. Sie hatte in den Legionen mehr Anhänger als in ihrem ursprünglichen Heimatland – wo auch immer das gewesen war.

       Rhiannon und die Morrigain

      Wer den ersten Zweig vom Mabinogi gelesen hat, kennt sicherlich die erstaunliche Anderswelt-Herrin Rhiannon. Nur um es zusammenzufassen: Nachdem Pwyll ein guter Freund des Herrn der Anderswelt wurde, setzte er sich eines Tages auf einen heiligen Hügel, um dort ein Wunder zu sehen. Schon bald erblickte er eine wunderschöne Frau, die in aller Ruhe unterhalb des Hügels entlang ritt. Pwyll schickte einen Reiter, die Dame anzuhalten, aber so sehr dieser sich mühte, er konnte die lässig trabende Lady nicht einholen. Am nächsten Tag wiederholte sich das Geschehen, obwohl Pwyll sein schnellstes Ross zur Verfügung stellte. Und am dritten Abend ritt Pwyll selbst, doch auch er konnte die Dame nicht einholen. In seiner Verzweiflung rief er: ‘Herrin, für das Wohl des Mannes, den Ihr am meisten liebt, haltet ein‘ ‘Gerne‘, sprach sie, ‘und es wäre besser für Euer Pferd gewesen, hättet Ihr früher darum gebeten‘. So kamen die beiden ins Gespräch, verliebten sich und später, nach diversen Schwierigkeiten, wurden sie ein Paar. Und was ist eine gute Geschichte ohne Schwierigkeiten? Die edle Dame aus der Anderswelt hieß Rhiannon, und wie Du eben sicher bemerkt hast, ist sie, bei aller Ruhe und Gelassenheit, die schnellste Reiterin der Welt. Und dass sie so sehr auf das Wohl von Pwylls Pferd bedacht war, zeigt deutlich, dass ihr Pferde am Herzen liegen. Später in der Geschichte bringt sie ein Kind zur Welt, welches mit einem zur selben Zeit geborenen Fohlen in magischer Verbindung steht. Und noch später wird sie, obwohl unschuldig, für ein Verbrechen bestraft. Wobei ihr als Strafe auferlegt wird, mit einem Sattel auf dem Rücken Gäste vom Hoftor zum Halleneingang zu tragen. Wobei sie ja selber als Pferd fungiert. Bitte lies die Geschichte in Ruhe nach. Als im neunzehnten Jahrhundert die Geschichtsforscher die Hintergründe des mittelalterlichen Mabinogi untersuchten, waren sie vor allem auf der Suche nach keltischen Gottheiten. Nun ist das Mabinogi ein Werk aus einer Zeit, in der das alte Heidentum bestenfalls eine vage Erinnerung war. Keltische Gottheiten, Druiden und dergleichen gab es nur noch, stark vermenschlicht, in Geschichten. Doch die Barden und Bardinnen erzählten weiterhin Geschichten, in denen Zerrbilder alter Wesenheiten erschienen. Diese verfügten oft über andersweltliche Eigenschaften und übernatürliche Kräfte, so dass die Idee nahelag, ihre Urform wäre einst als Gottheit verehrt worden. So lag die Idee nahe, Rhiannon könnte eine Version der guten alten und wohlbekannten Göttin Epona (oder Equona, je nachdem, ob wir sie britisch oder gälisch aussprechen) sein. Doch der Name Epona ist dem von Rhiannon nicht besonders ähnlich, und da keinerlei Mythen von Epona überliefert sind, ist die Verbindung zwischen den beiden schlicht und einfach die Nähe zu Pferden. Der Name Rhiannon hat allerdings, im Gegensatz zum Namen Epona, nichts mit Pferden zu tun. Dafür aber mit zwei anderen Göttinnen. Rhiannon kommt wahrscheinlich vom gallischen Rigani, was Königin bedeutet. Bei Ausgrabungen in Lezoux, Dép. Puy-de-Dome in Frankreich wurde eine Weihinschrift aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeit für Rigani und Rosmerta, beides gallische Göttinnen, aufgefunden. Oder, genauso gut möglich, Rigani, also Königin, ist hier als Titel von Rosmerta zu verstehen. Rosmerta ist zumindest ein wenig besser bekannt als Rigani. Sie wurde oft mit Füllhorn und Opferschale dargestellt und war die Gattin eines Gottes, der mit Mercurius gleichgesetzt wurde. Merkur trägt in der antiken Ikonographie oft einen Heroldsstab, und diesen finden wir auch gelegentlich bei Rosmerta. Was nun wirklich nicht viel Information ist. Und dennoch mehr als von Rigani. Vielleicht gab es eine gallische Göttin namens ’Königin‘. Vielleicht war Königin auch einfach nur ein Titel, der beliebigen Göttinnen verliehen werden konnte. Jean-Jacques Hatt war zwar bemüht, Rigani in allerhand keltischen Kunstwerken nachzuweisen, und aus ihr eine Art große, all-keltische Muttergöttin zu machen, aber seine wilden Spekulationen sind nicht sonderlich ernst genommen worden. Denn nachweisbar ist hier praktisch gar nichts. Wir haben also in Rhiannon eine Gestalt, die möglicherweise Königin hieß. Und sie hat mit Pferden zu tun. Nun gibt es in der mittelalterlichen inselkeltischen Mythologie noch eine Göttin, die einen verwandten Namen trägt. Es handelt sich um die Morrigain, auch als Morrigu bekannt. Ihr Name leitet sich von Mo (groß, mächtig) und Rigain (Königin) ab. Oder vielleicht von Mor (Nachtmahr, Alptraum) und Rigain, dann hätten wir es mit der Königin der Alpträume zu tun. Passt beides. Vielleicht hat ’Mor‘ auch mit zermahlen, zermalmen, bzw. Wörtern wie Mörser zu tun. Und wieder stellt sich die Frage, ob es sich um einen Namen oder Titel handelt. Die Morrigain ist auch keine Pferdegöttin. Ihre tierischen Verwandlungen umfassen vor allem Raben, Krähen, Wolf und einen schlangenartigen Riesenaal. Allesamt Tiere, die mit dem Tod und der Anderswelt in Verbindung stehen. In den irischen Mythen erscheint sie nicht als Übermensch, sondern als Schlachtengöttin.

      Es war so: Eines Tages ging der Dagda (gute Gott) der Tuatha de Danann in das Tal von Etin. Dort brauste der Fluss Unius. Es war Samhain, der gefährlichste Tag im irischen Kalender, wenn die Tore zwischen den Welten weit offen sind, die Gräber und Hügel sich öffnen, die Geister hervorkommen und so mancher König für seine Vergehen einen frühen Tod fand. Am Fluß traf der Dagda auf eine Frau, die sich wusch. Ihr einer Fuß war in Allod Echae südlich des Wassers, der andere in Loscuinn nördlich des Stroms. Neun aufgelöste Zöpfe hingen von ihrem Haupt. Der Dagda sprach mit ihr, und die beiden vereinigten sich. Danach prophezeite СКАЧАТЬ