Der Kessel der Götter. Jan Fries
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Название: Der Kessel der Götter

Автор: Jan Fries

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783944180328

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СКАЧАТЬ Idee. Hier finden wir eine moderate Viereckschanze vor, obgleich ich vielleicht hinzufügen sollte, dass zwei der vier Sterne, die sie zu einem Viereck machen, an unserem modernen verschmutzten Nachthimmel schwer zu erkennen sind. Ursa minor, der kleine Bär, ist wichtig, weil er so nah an der Nordachse liegt, wo frühere Kulturen den Ort vermuteten, an dem der Himmelspfeiler den Himmel stützt. Heutzutage befindet sich Norden fast exakt am Polarstern, der selbst Teil des Schwanzes von Ursa minor ist.

      Der Nordpunkt, der vom Winkel der Erdachse definiert wird, bewegt sich. In der La Tène-Zeit lag er näher an der „Viereck-” oder „Rechteck”-Schanze Ursa minor als und Polarstern. Man könnte die Konstellation spekulativ als viereckige, rotierende, sich um sich selbst drehende Burg bezeichnen und sie mit Taliesins Lied „den Herrscher will ich preisen”, Bo T 30 (s. im Kapitel „der ewig hungrige Kessel”) vergleichen, oder mit Cu Rois Burg in den irischen Mythen und dem Plan heiliger kelto-germanischer Spiele wie Gwyddbwll, Tawlbwrdd, Tablud, Tafl, Fithcheall, Brandubh oder mit den verzauberten viereckigen Burgen, die in der frühen Gralsliteratur so reichlich vorkommen.

      Sei es, wie es sei, es ist wahrscheinlich nützlich, sich keltische Kultorte als Plätze des Übergangs, der Transzendenz und der Umwandlung vorzustellen. Was ihnen heilig war, war immer auch ein Tor zu einem anderen Bewusstsein. Heilige Haine, Tempelanlagen, Brunnen, Sümpfe, Seen, Felsspitzen, Höhlen und so weiter ergeben einen Sinn, wenn man sie sich nicht einfach als Plätze vorstellt, sondern als Orte des Übergangs. Heiligkeit beinhaltet die Erfahrung des Numinosen, und was heilig ist, ist nicht notwendigerweise ein Ding oder ein Ort, sondern eine bestimmte Qualität der Erfahrung. Das gilt für von Menschenhand erbaute Gebäude ebenso wie für geweihte Wälder oder heilige Flüsse. Halte nach den Toren Ausschau!

       Schatten im Labyrinth

      Es ist einfach Pech, dass wir so wenig über die Götter der keltischen Vorzeit wissen. Dass es viele Götter gab und dass Dutzende von Religionen existierten, ist halbwegs sicher, aber worum genau es sich dabei handelte, ist eine Frage, die nur das sprudelnde Wasser, die Flammen des Lagerfeuers, die heulenden Winde und der sternfunkelnde Himmel beantworten können. Wie auch immer die frühkeltische Religion ausgesehen hat, können wir nicht wissen. Diese Situation bessert sich ein bisschen, wenn wir zu den letzten Phasen der La Tène-Zeit kommen, als griechische und römische Autoren begannen, die eine oder andere Kuriosität über den Glauben der Kelten Galliens aufzuzeichnen. Nun ist Gallien nach allem, was wir wissen, nicht repräsentativ für die vielen Kulturen der sogenannten keltischen Welt. Dennoch sind diese kleinen Bruchstücke, so zweifelhaft sie auch sein mögen, das Einzige, was wir in der Hand haben. Wie sahen die keltischen Gottheiten aus?

      Im Hinblick auf die meisten hat fast nichts überlebt. Sehen wir uns einige wenige von ihnen mal an. Nehmen wir dazu die berühmte Passage von Lukan (Bellum Civile/ Pharsalia). Lukan berichtet seinen Lesern, die drei höheren Götter Galliens seien Teutates, Esus und Taranis gewesen. Die Namen von drei gallischen Göttern zu kennen war schon mal gar nicht schlecht für einen römischen Dichter, der wahrscheinlich nie in Gallien gewesen war! Seine kurze Anmerkung wurde allerdings von Wissenschaftlern und populären Schriftstellern sehr missbraucht, da die meisten von ihnen sie ohne irgendwelches Nachfragen einfach abschrieben. Insbesondere die Gelehrten des 19. Jahrhunderts neigten dazu, „die Kelten” als eine einzige Nation anzusehen, oder, noch schlimmer, so etwas wie ein schlecht organisiertes Imperium. In Übereinstimmung mit den Vorurteilen ihrer eigenen Zeit gingen sie von einer einheitlichen Religion aus, und Lukans Aussage war genau das, was sie in ihren irrigen Annahmen bestätigte. In vielen von den älteren Studien findet man die Fabel von den drei höheren Göttern als plattes Faktum präsentiert – heute sind die Wissenschaftler vorsichtiger, das gilt aber nicht für zahllose Anhänger der neokeltischen Kulte.

      Die religiösen Inschriften Galliens erwähnen 375 Götter, von denen 305 nur einmal genannt werden (Hutton, 1991). Das bedeutet nicht, dass die nur einmal genannten weniger wichtig waren, es bedeutet nur, dass es wenig Beweismaterial gibt. Die meisten Inschriften stammen von Altären, Statuen und Sakralgebäuden romanisierter Gallier. Vor der Besatzung wurden die meisten Gottheiten nicht in Gestalt von steinernen Statuen verehrt, und man hielt auch ihre Namen nicht fest. Die Völker des besetzten Gallien, Germanien und Britannien lernten von den Römern, wie man Statuen anfertigt und Altäre beschriftet. Früher existierte die eine oder andere Stein- oder Holzstatue, aber erst durch den Kontakt mit den Römern wurden diese Gegenstände wirklich populär. Wir müssen davon ausgehen, dass die Menschen der späten La Tène-Zeit oft abstrakte Vorstellungen vom Erscheinungsbild ihrer Gottheiten hatten. Nach der Besetzung begannen die Steinmetze, Statuen für die Legionen anzufertigen, und schon bald folgten Statuen der Lokalgottheiten - die meisten von ihnen ähnelten den römischen Vorbildern. Es gibt viele gallische Götterbilder, die fast exakt so aussehen wie die römischen Götter, sie haben lediglich einen gallischen Namen und ein paar andere Attribute.

      Das Knochenhaus. Ribemont-Träume.

       Teutates, Esus und Taranis

      Hier rennen wir geradewegs in die „römische Interpretation” hinein. Die Römer tendierten dazu, die Namen der Götter ihres Landes den Göttern der besetzten Provinzen zuzuordnen. In manchen Fällen war das hilfreich, da es auf die Funktion eines bestimmten (unbekannten) Gottes hinwies. Aber häufiger täuschte es, so zum Beispiel, wenn verschiedene römische Götter einer einzigen keltischen Gottheit zugeordnet wurden, oder wenn die Gottheit so ausgefallen war, dass die Römer keine richtige Entsprechung dafür fanden. Und wenn wir das archäologische Beweismaterial für Lukans drei Götter in Betracht ziehen, wird es richtig obskur. Teutates (oder Toutates) könnte möglicherweise von *Teuto-Tatis stammen, was soviel bedeutet wie „Vater des Stammes”. Das macht ihn sicher zum wichtigsten Stammesgott, aber wir erfahren nicht, wer oder wie dieser Gott ist. „Vater des Stammes” deutet auf Ahnenverehrung hin, vielleicht auch vergöttlichte Ahnen, aber natürlich leitete jeder Stamm seine Abstammung von einem anderen Ahnen her und hatte wenig Respekt vor den Stammesvätern seiner Nachbarn oder Feinde (diese Begriffe waren häufig austauschbar).

      Ihm sind einige Inschriften gewidmet, die in Britannien, in der Steiermark und sogar in Rom gefunden wurden. Die ersteren setzen ihn mit dem römischen Kriegsgott Mars gleich, die letzteren mit Merkur, dem Gott der Händler, der Reisenden, der Diebe und der Journalisten. Weder das Eine noch das Andere verrät sonderlich viel über seinen Charakter, geschweige denn die Mythen und Riten seines Kultes. Esus ist noch schwieriger rückzuverfolgen. Sein Name (der etymologisch noch immer ein ungelöstes Rätsel ist) erscheint in einer einzigen Inschrift in Paris. Der Name steht unter dem Bild eines Mannes, der von einem reich beblätterten Baum Äste abschneidet. Mit dem üblichen Enthusiasmus haben Experten den Baum als Weide, als Eiche oder sogar als gigantische Mistel identifiziert. Ein ziemlich ähnliches Bild einer keltischen Gottheit (als Mercurius identifiziert) stammt aus Trier. Vielleicht stellt es Esus dar, vielleicht aber auch nicht. Taranis, ein Wort, das von „Donner” herstammt, erscheint auf überhaupt keinem Altar. Es gibt keine Beweise für einen Gott dieses Namens. Allerdings haben wir Ableitungen. „Donner” heißt auf irisch ’Torann’ und auf walisisch ’Taran’. Doch beides sind keine Götternamen. Wir haben Inschriften für Götter namens Taranucus, Taranucnus und Tanarus, die alle mit Iovis (Jupiter) gleichgesetzt werden, was zu Himmelsgöttern, Schleuderern von Blitz und Donner gut passen würde. All das ist ziemlich wenig konkretes Beweismaterial für die angeblich wichtigsten drei Götter Galliens. Es kam aber noch schlimmer, da Lukans Passage von späteren Schriftstellern noch weiter ausgeschmückt wurde. Unbekannte Schreiber des 4. bis 9. Jahrhunderts fügten hinzu, dass die drei Götter seltsame Menschenopfer zu empfangen pflegten: Die für Teutates wurden in einem Fass ertränkt, die für Esus an Bäumen aufgehängt (bis die Glieder abfielen) und die für Taranis in hölzernen Kisten verbrannt. Dass diese verschiedenen СКАЧАТЬ