Die fitten Jahre sind vorbei. Austrofred
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Название: Die fitten Jahre sind vorbei

Автор: Austrofred

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783707607338

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СКАЧАТЬ Mühlviertler sein. Du auch nicht, Peter, das zeigt mir deine Frage deutlich, aber, und jetzt komme ich zu meiner ultimativen Antwort: Du bist einer. Lerne, mit dieser „Besonderheit“ umzugehen.

      Im Übrigen, ganz unter uns: „Linzer“ ist eh auch nicht gerade ein Adelsprädikat.

       Geografie II

      Lieber Martin,

      aus den von dir genannten Gründen (potenziert durch den Faktor Oktoberfest) habe ich schon seit Jahren einen kleinen Zweitwohnsitz in München. Das ist zwar karrieretechnisch kein Nachteil, aber ich sage dir ganz ehrlich: Es schießt dich jetzt auch nicht auf den Mond. Ich habe festgestellt, dass die Münchner Rockkünstler nicht glücklicher sind als die in Österreich. Auch sie sind – so wie du – der Meinung, dass woanders das Gras grüner ist. Meiner Erfahrung nach ist es aber meistens nicht grüner, sondern es ist nur anders grün.

      Weil es ist ja so, dass es seit jeher den künstlerischen Menschen dorthin zieht, wo was los ist – von Fürstenfeld nach Wien beispielsweise –, weil dort, wo was los ist, so denkt er sich, da wird mein überragendes Talent erkannt. So einer wie ich, der das seltene Glück gehabt hat, dass sein überragendes Talent in Wien erkannt worden ist, könnte sich jetzt denken, wenn ich jetzt nach Berlin gehe, vielleicht wird mein Talent dort noch mehr erkannt!? (Und im Zweifelsfall ist der Markt größer, Faktor 10, schadet auch nix.) Und so gehen die Besten der Besten nach Berlin, oder überhaupt gleich nach London oder New York, wo dann oft ein Rudel von bis zu fünfzehn genialen Songwritern/Sängern/Malern etc. in einer WG zusammenwohnt. Aber anstatt dass ihr Genie erkannt wird, müssen sie sich anfahren lassen, weil sie die letzte Raviolidose ausgeleckt haben oder weil es immer so nach Spargel fäult, wenn sie am Klo waren.

      Und ich meine, da rede ich jetzt von wirklich guten, talentierten Leuten! Top-Künstler! Ich rede nicht von der Angi und der Babsi aus der Steiermark, die Model werden wollen und sich deswegen Brooke Undermoore und Pinka Foyd nennen und nach Paris gehen, was der Kleinen-Zeitung-Regionalseite sogar die Schlagzeile „Vom Lagerhaus zu Lagerfeld“ wert ist, und akrat, wie sie hinkommen, stirbt besagter Lagerfeld und also ihr einziger Plan. Dann setzen sie sich in den Gastgarten von einem romantischen Café, wo sie aber gleich vom Garçon verjagt werden, weil dort, wo sie sitzen, dürfen nur die Schönen und Reichen sitzen. Yes, but where can we sit then, fragen die Angi und die Babsi, aber leider nuschelt der Kellner dann irgendwas Französisches, was in etwa auf das hinausrennt, dass im Endeffekt leider überall nur die Schönen und Reichen sitzen dürfen und sie nicht. Also, von den beiden rede ich nicht, sondern ich rede von richtigen Talenten, die es nicht schaffen in Berlin und in London, in Los Angeles und in New York …

      Lieber Martin, du kennst ja sicher das Sprichwort vom Einäugigen, der unter den Blinden der König ist? Ich verrate dir jetzt was: Damit lebt es sich gar nicht so schlecht!

       Ich bin ein emotionaler Mensch

       Sandra H. aus Graz schreibt: „Herr Austrofred, weinen Sie eigentlich auch manchmal oder sind Sie wirklich der knallharte Typ, als den man Sie kennt?“

      Liebe Sandra,

      vielen Dank für diese Frage, die mir die Chance gibt, dass ich das Austrofred-Image in der Öffentlichkeit ein bisschen zurechtrücke, weil es soll auf keinen Fall das Bild entstehen, dass ich so ein harter unemotionaler Typ bin. Gerade das weibliche Publikum schätzt es meiner Erfahrung nach sehr, wenn ein Mann auch weinen kann. Kann. Es sollte halt nicht zu oft sein, weil sonst heißt es schnell, du bist ein Lulu.

      Ich selber kann mich in meinem Erwachsenenleben an zwei Situationen erinnern, wo ich geweint habe. Das erste Mal war am Schluss von dem Film Cool Runnings, wo die Jamaikaner ihren Bob ins Ziel tragen, wers gesehen hat, und das zweite Mal, wie mir meine Briefwaage hinuntergefallen ist.

      Dazu muss ich sagen, dass mich meine Briefwaage seit dem Anfang meiner Karriere treu begleitet hat. Damals habe ich viele Promo-Packages, Demos, VHS-Mitschnitte etc. an Veranstalter und Medien geschickt und die naturgemäß immer abgewogen, damit ich weiß, wie viel Porto ich draufpicken muss. Später, wie das Geschäft angefangen hat zu rennen, habe ich auch viele Bestellungen aus meinem Onlineshop verschickt. Gemeinsam haben meine Briefwaage und ich über die Jahre sicher an die zehntausend Packerl postfertig gemacht. Irgendwann hat sich das aber aufgehört, weil es unüblich geworden ist, dass man Promo-Packerl verschickt – das rennt jetzt alles übers Internet – und für den Shop-Versand habe ich heute Angestellte, die das erledigen.

      Wie die Österreichische Post vor einigen Jahren ihr Tarifsystem dahingehend geändert hat, dass das Porto jetzt nicht mehr rein nach Gewicht berechnet wird, sondern zusätzlich auch noch nach den äußeren Maßen, der Kubatur und der atomaren Ladung, war die Briefwaage dann gar nicht mehr in Betrieb, weil seither ist Frankieren ja eine Wissenschaft auf Bachelor-Niveau – ach was, weit über den Bachelor hinaus, das ist fast ein richtiges Studium! –, sodass ich meine Sachen nicht mehr einfach in den Briefkasten schmeißen kann, sondern wegen jedem Schas extrig zum Schalter dodeln muss.

      Auf jeden Fall bin ich dann einmal bei einem Staging Rehearsal mit dem Mikrostangl blöd an der Briefwaage angekommen, sie fällt herunter, tausend Teile – und genau in dem Moment habe ich angefangen zu flennen. Meine Choreografin hat gar nicht gewusst, wie ihr geschieht, aber ich habe einfach nicht aufhören können. Ich weiß bis heute selber nicht, wieso mir da wegen so einem im Endeffekt nutzlosen Trumm so das Häferl übergegangen ist. Zum Postversand habe ich sie ja wirklich nicht mehr gebraucht und als Küchenwaage auch nicht, weil von den vier Gerichten, die ich persönlich regelmäßig koche (Frankfurter, Eierspeis, Wiener Schnitzel, Coupe Dänemark), ist nur beim Schnitzel ein Mehl dabei, das man abwiegen könnte, und da weiß ich instinktiv, wie viel ich brauche. Einen Kuchen zum Beispiel koche ich nie.

      Wahrscheinlich habe ich einfach einen Lebensabschnitt beweint, der durch die Briefwaage quasi symbolisiert war, und wo mir in dem Moment bewusst geworden ist, dass der unweigerlich vorbei war. Ja, der Mensch ist wie eine Dusche: Wenn du es geschafft hast, dass du alle Löcher am Duschkopf zuhältst, dann spritzt dir das Wasser aus irgendeiner undichten Stelle am Schlauch heraus.

       Hin und wieder haut auch etwas nicht hin

       Justus aus Ingolstadt fragt: „Herr Austrofred, Sie sind bekanntermaßsen in vielen Bereichen talentiert und zu Recht mit Erfolg verwöhnt. Gelingt Ihnen denn hin und wieder auch einmal etwas nicht?“

      Lieber Justus,

      freilich haut auch bei einem Austrofred manchmal etwas nicht hin. Das Publikum hat ja den Vorteil, dass es nur meine fertigen Hits kennenlernt, die perfekten Shows, die Highlights, aber die Lieder oder Texte, an denen ich scheitere, die kriegt es gottseidank nicht mit.

      Ein Beispiel: Vor einigen Jahren habe ich auf der Bühne im Großen Saal des Linzer СКАЧАТЬ