Die fitten Jahre sind vorbei. Austrofred
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Название: Die fitten Jahre sind vorbei

Автор: Austrofred

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783707607338

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СКАЧАТЬ du bei einem Madonna-Konzert auf der Großbildleinwand siehst, wird live im Schnittraum gephotoshopt. Was da abrennt, das kannst du dir gar nicht vorstellen! Die Madonna hat für eine jede einzelne Krampfader einen eigenen Computergrafiker sitzen!

      Aber so ist das halt: Der Körper lässt mit der Zeit nach, das ist eine biologische Unausweichlichkeit. Ich habe einmal gelesen, dass ein zwanzigjähriger Profi-Fußballer nach einem wichtigen Spiel einen Tag braucht, bis er wieder regeneriert ist. Ein dreißigjähriger Fußballer braucht zwei Tage. Ein vierzigjähriger kann stempeln gehen.

      Meine eigene Problemzone – und nach Jahren der Selbstverleugnung kann ich heute dazu stehen – ist das Deckhaar, und die beinharte Wahrheit dazu lautet: Es wird weniger. Mittlerweile habe ich aber einen recht tiefenentspannten Umgang damit, indem ich mir angewöhnt habe, dass ich mich von jedem Haar, das mir ausfällt, mit einem kleinen Ritual verabschiede. Das dauert zwar relativ lang, weil der ausgewachsene Mensch hat ja um die hunderttausend Haare am Kopf, aber seelisch tut mir diese tägliche oder sogar stündliche Auseinandersetzung mit dem Unausweichlichen sehr gut.

      Als Freddie-Mercury-Interpret habe ich ja das Glück, dass mein Vorbild schon im Alter von nur 45 Jahren von uns gegangen ist, da bin ich schon drüber. Soll heißen: Das Pflichtprogramm habe ich grandios absolviert, und jetzt stellt sich die Frage, wie der Freddie Mercury hätte sein können, wenn er älter geworden wäre. Und da ist halt meine Interpretation, dass er eine Glatze gekriegt hätte. Wieso auch nicht? Eine Glatze hat ja durchaus ihre Vorteile. Wenn du zum Beispiel eine Schädelverletzung hast, dann verpicken dir keine unhygienischen Haare die Wunde und die Sanitäter können sofort mit der Erstversorgung anfangen. Wertvolle Sekunden, die zwischen Leben und Tod entscheiden können! Auch ein Zeckenbiss bleibt nicht so leicht unentdeckt. Und im Übrigen ist es ja nicht so, dass ein Mann ohne Haare nichts mehr zu bieten hätte, optisch, und da rede ich jetzt auch vom vielgeschmähten Maurer-Dekolleté, mit dem sich, subtil in Szene gesetzt, durchaus Erfolge erzielen lassen.

      Leider habe ich den Moonwalker persönlich nie kennenlernen dürfen; dafür habe ich einmal die Gelegenheit gehabt, den Moonbootser, also den Hansi Hinterseer, in freier Wildbahn zu erleben, indem wir uns zufällig einmal zeitgleich den Kölner Dom angeschaut haben. Und nachdem ich, wenn ich in eine Kirche komme, schnell von absoluter spiritueller Ergriffenheit überwältigt werde, dann aber gleich auch von absoluter Fadheit, habe ich mir gedacht, diese Gelegenheit nutze ich jetzt, dass ich den Hansi ein bisschen verfolge. Weil wer weiß, vielleicht komme ich ihm auf eine Heimlichkeit drauf? Auf ein Pantscherl oder eine kriminelle Zweitkarriere?

      Leider, muss ich sagen, hat sich mein Ausflug ins Paparazzitum nicht ausgezahlt. Vor einem sehr teuren Glasfenster eines modernen, glaube ich, Künstlers hat der Hansi ein paarmal mit der Zunge geschnalzt – wahrscheinlich hat er sich überlegt, wie so etwas bei ihm im Stiegenhaus ausschauen täte –, aber sonst hat er sich nicht sonderlich auffällig verhalten. Draußen hat er sich ein Eis gekauft (Heidelbeere und Stracciatella), hat das in aller Ruhe geschleckt, ist noch ein bisschen durch die Gasserl geschlendert – in ganz normalen Wildleder-Mokassins, wie ich dazusagen möchte – und hat sich dann ein Taxi aufgehalten. Ganz unspektakulär und sympathisch. Wahrscheinlich hat er zu einer Fernseh-Aufzeichnung müssen, weil in Köln sind ja sehr viele Studios.

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      Wer diesbezüglich ebenfalls sehr viel in Köln ist, weil dort ja auch die Millionenshow aufgezeichnet wird, den man aber nicht so leicht auf der Straße trifft, das ist der Armin Assinger, von dem mir nämlich aus gutinformierter Quelle der Ausspruch überliefert ist: „Köln? Bin i amol durchigangen, lauter schiache Weiber, brauch i net!“ Wobei ich dazusagen möchte, dass ich persönlich den Assinger einen guten Typ finde, einfach und aus dem Volk, so wie ich selber auch. Das ist meiner Meinung nach auch der Grund für seinen überragenden Erfolg. Weil der Günther Jauch in Deutschland, der verschreckt teilweise die Menschen, indem er so gebildet ist. Das signalisiert, aha, zu Wer wird Millionär? darf man nur, wenn man eine gewisse Intelligenz hat. Der Assinger wirkt da im Vergleich viel demokratischer.

      Interessant eigentlich, dass so Prominente in echt oft ganz anders wirken als im Fernsehen. Kleiner vor allem. Ich kann mich noch gut erinnern, wie einmal der Thomas Forstner nach Schiedlberg gekommen ist, circa zu der Zeit, wo er gerade Fünfter beim Song Contest geworden ist, was immerhin die beste österreichische Platzierung zwischen Udo Jürgens (1966) und Conchita Wurst (2014) war, und das haben wir Jugendlichen in der Gegend uns natürlich nicht entgehen lassen. Und dann fährt der da mit seinem neuen Porsche vor – ein winziges Manderl in einem winzigen Auto! Das waren für uns gleich zwei Schocks auf einmal: Erstens hat keiner von uns damit gerechnet, dass der Thomas Forstner so klein ist (wenn auch mit einem verhältnismäßig großen Kopf), und zweitens habe ich an diesem Tag zum ersten Mal in meinem Leben (mit achtzehn!) einen Porsche in natura gesehen. Ich habe vorher geglaubt, diese Autos werden nur fürs Fernsehen gebaut, in echt dürfen die gar nicht auf die Straße, und wenn, dann können sich so etwas nur sehr reiche Leute leisten. Was nicht heißt, dass es bei uns keine Leute gegeben hätte, die das Geld für einen Porsche gehabt hätten – im Gegenteil! –, aber die haben sich halt einen Traktor drum gekauft.

      Übrigens kenne ich das Phänomen, dass Prominente in echt oft anders wirken als im Fernsehen, natürlich auch von der anderen Seite. Vor kurzem habe ich in Öblarn im Ennstal eine Lesung gehabt, und wie ich da im „Hotel“ einchecke, sitzt da schon eine lustige Runde in der Gaststube beieinander, und einer flüstert, „Ich glaube, das ist der, der was heute spielt“, und ein anderer darauf: „Nein, das ist sicher nicht der, weil ich habe ein Plakat gesehen von diesem Autofred, und der hat nicht so ein Mordstrumm Nase gehabt und keine Glatze.“

      Was man bezüglich Alterungsprozess nicht vergessen darf: Die meisten Veränderungen, die man im Alter durchmacht, passieren nicht am Kopf, sondern im Kopf. Psychisch, wenn ihr verstehts, was ich meine. Ich selber zum Beispiel habe in den letzten Monaten eine Art Bulimie entwickelt, das ist direkt schlimm. Und zwar habe ich die Einbildung, dass ich mittlerweile einen leichten Bauch habe, ein Bäucherl, wo ich mir fix einrede, dass das mit meinem täglichen Coupe-Dänemark-Betthupferl zu tun hat. (Weil ich bin ja ein großer Coupe-Dänemark-Fan – das ist auch eines der wenigen Gerichte, die ich selber koche.) Das ist natürlich ein Blödsinn, weil ich habe ja immer noch dasselbe Gewicht wie mit achtzehn – plus minus zwanzig Kilo vielleicht –, aber im Kopf bilde ich mir fix diesen Bauchansatz ein. Ja, man glaubt nicht, was das Psychische alles ausmacht, gerade in meinem Beruf.

      Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich einmal für ein Schlager-Festival gebucht war, fürstlich bezahlt klarerweise. Ein paar Slots vor mir hat der damals noch blutjunge und vollkommen unerfahrene Andreas Gabalier gespielt, der wie ein Lamperlschweif gezittert hat, so hat es ihn hergearbeitet vor lauter Lampenfieber. Ich habe dann einen alten Trick aus dem Showbiz angewendet und ihm, kurz bevor er auf die Bühne ist, von hinten ein festes Tapperl auf den Kopf gegeben. Auf das hin war der Andi so perplex, dass er ganz auf seine Nervosität vergessen und einen äußerst souveränen Auftritt hingelegt hat. Und СКАЧАТЬ