Die fitten Jahre sind vorbei. Austrofred
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Название: Die fitten Jahre sind vorbei

Автор: Austrofred

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783707607338

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СКАЧАТЬ hat er auf einmal nicht mehr hingehauen. Dazu muss man wissen, dass in Linz das ehemalige Gugl-Stadion, in dem immer wieder auch die größten Popstars auftreten, seit einigen Jahren Tips Arena heißt, nach einem gleichnamigen regionalen Gratis-Programmheftl, das zweifelsohne gut gemacht ist und sehr praktisch sein kann, wenn man eine Kino-Beginnzeit sucht, das aber im Prinzip kein normaler Mensch liest oder benutzt, außer vielleicht am Häusl. Ausgehend davon habe ich den Weltschmäh gebracht, dass ich bei mir daheim meine eigene Tips Arena habe – „die hat zwar nur einen Sitzplatz, aber der Austrofred hat dort schon oft eine exzellente Show abgeliefert.“ Ich schwöre dir, in Linz damals hat der Witz eingeschlagen wie eine Bombe, aber die Verschriftlichung will und will mir einfach nicht gelingen.

      Übrigens, dass ich extrig geschrieben habe, dass ich im Großen Saal vom Posthof gespielt habe, das war nur wegen der Verwechslungsgefahr, weil es gibt ja im Posthof auch einen Mittleren Saal, in dem hat aber an diesem Tag der Kabarettist Thomas Maurer gespielt. Das schreibe ich aber wirklich nur der Vollständigkeit halber her, nicht vielleicht wegen irgendeinem kindischen Größenvergleich im Sinne von: Öha, der Austrofred spielt im Großen Saal und der Thomas Maurer nur im Mittleren. Weil das wäre nicht mein Stil. Wobei man dazusagen muss, dass der Große Posthofsaal schon wesentlich größer ist als der Mittlere Posthofsaal. Ich glaube, es passen fast dreimal so viele Leute hinein.

       Bezüglich Weltuntergang

       Vanessa Wieser aus Wien fragt: „Herr Austrofred, wie lange gibt es die Menschheit noch?“

      Liebe Vanessa,

      das ist eine hochprofunde Frage und ich bin froh, dass ich dir darauf auch eine profunde Antwort geben kann: Es wird auf unserer Erde noch circa 500 bis 600 Jahre lang menschliches Leben geben, plus minus ein paar Zerquetschte. Ich kann dir das zwar jetzt nicht exakt auf Punkt und Komma vorrechnen, wie ich da drauf komme, aber ich habe grundsätzlich ein ziemlich gutes Gefühl für solche Sachen und bin auch sehr gut im Schätzen.

      Dass ich so gut schätzen kann, macht mich übrigens bei den Konzertveranstaltern nicht nur beliebt, weil irgendeinem 08/15-Kabarettdodl können sie schnell erzählen, dass sie 280 Sitzplätze haben, jaja, aber ich als Profi habe in Sekundenschnelle abgecheckt, dass es in Wirklichkeit 295 sind und dass mich der anschwanern will. Und fünfzehn Zahlende Unterschied, das ist nicht nichts, das macht bei einem Ticketpreis von, sagen wir, 20 Euros, 300 Euros aus, und wenn wir einen üblichen 70/30er-Deal machen (70 Prozent kriegt der Künstler, 30 Prozent plus das, was die Leute an der Bar saufen, kriegt der Veranstalter), reden wir von einer Betrugssumme von immerhin 210 Euros. Es haben schon Leute wegen weniger eine in die Goschn gekriegt.

      Eine Meisterschätzung ist mir übrigens gelungen, wie ich mein Hörbuch Du kannst dir deine Zauberflöte in den Arsch schieben – Mein Briefwechsel mit Wolfgang Amadeus Mozart produziert habe. Ich kann mich noch erinnern, wie wenn es gestern gewesen wäre, wie mein Sound Engineer Lipp David und ich am Parkplatz eine geheizt und auf den Kammerschauspieler Heinz Zuber gewartet haben, der mir die Mozart-Briefe gelesen hat. „Ich bin neugierig“, hat der Lipp David gesagt, „was ein solcher wie der Kammerschauspieler Zuber für ein Auto hat. Sicher ein nobles.“ „Ich sage dir, was der für ein Auto hat“, habe ich gesagt, „einen Skoda Oktavia hat der. Weil ich schätze den Kammerschauspieler Zuber als einen feinen Menschen ein, der zwar einen gewissen Komfort auf jeden Fall schätzt, der aber deswegen nicht 5000 Euros Deppen-Aufpreis fürs VW-Logo zahlt.“ Und was soll ich sagen? Im selben Moment biegt ein silberner Skoda Oktavia herein und dem Lipp David steht das Ladl offen.

      So viel zum Weltuntergang.

       Beer Price Riots

       Nicole aus Bad Ischl fragt: „Herr Austrofred, vor kurzem wurde eine Studie zum Bierkonsum in den EU-Ländern veröffentlicht, bei der Österreich nur auf dem dritten Platz (hinter Tschechien und Deutschland) gelandet ist. Das deckt sich nicht mit meiner Wahrnehmung. Was läuft da falsch?“

      Liebe Nicole,

      du hast recht, selbstverständlich wird in weiten Teilen Österreichs mehr oder zumindest genauso viel Bier getrunken wie in der Tschechei. Leider drückt halt der übertriebene Wein-Konsum in den balkannahen Bundesländern Wien, Niederösterreich, Burgenland und Steiermark den stolzen westösterreichischen Bier-Quotienten. Dass das in der von dir zitierten Statistik nicht bereinigt ist, zeigt nur, wo sich die Herren Statistiker ihre Statistik hinschieben können, nämlich hinten hinein. In einer mit Hausverstand erstellten Tabelle schauerte die Sache ein bisschen anders aus, da müssten sich die Tschechen warm anziehen.

      Der erste Platz – noch vor Österreichern und Tschechen – müsste freilich den Bayern gehören, das ist klar. Nirgendwo sonst auf der Welt gilt das tägliche Bier als Menschenrecht, nirgendwo anders identifizieren sich die Eingeborenen so stark mit einer Flüssigkeit. Aber nachdem der Freistaat ebenfalls nicht separat ausgewertet wird, sondern gesamtdeutsch, verzerren die Abstinenzler im protestantischen Norden auch hier massiv die Zahlen.

      Ich gebe zu, dass ich mich jedes Jahr richtiggehend auf den öffentlichen Aufschrei freue, wenn in Bayern die Preise für eine Wiesn-Maß bekanntgegeben werden. Na, das gibt immer ein Hallo! Wahrscheinlich könnten an dem Tag die Merkel und der Papst in ihren Privatfliegern zusammenkrachen und es stünde im Münchner Merkur trotzdem nur auf Seite 3.

      Freilich ist eine solche Erregung nichts Neues, Bier-Krawalle hat es in Bayern schon oft gegeben, den berühmtesten 1844. Damals ist der Preis für eine Maß von sechs auf sechseinhalb Kreuzer hinaufgesetzt worden. Die logische Folge: zwei Tote, über hundert Verletzte, 33 verwüstete Brauereien. Und das Militär, das ordentlich in den Aufstand hätte dreinfahren sollen, hat sogar den Befehl verweigert – im Endeffekt steckt halt in einer jeden Uniform auch nur ein (durstiger) Mensch.

      In Oberösterreich hat es im 19. Jahrhundert ebenfalls einen Bieraufstand wegen einer Preiserhöhung gegeben: Am 1. Mai 1874 hat eine empörte Menge bzw. Gruppe bzw. Grüppchen die Brauerei an der Linzer Donaulände gestürmt und die Einrichtung von zwei Gaststuben durcheinandergebracht. Sicher, im Vergleich zu den Münchnern wirkt das relativ zahm, aber erstens ist dem Bayern das Bier vielleicht halt doch noch ein Eitzerl wichtiger als dem Oberösterreicher, der auch auf den guten heimischen Most ausweichen kann, und zweitens neigt er schon von Haus aus eher zur Rebellion.

      Ich bin einmal in einem Zugabteil mit drei bayerischen Grazien im fortgeschrittenen Alter gesessen, und, ich übertreibe nicht, jede Story, die sie sich erzählt haben – und das waren etliche –, haben sie entweder kommentiert mit Da hast recht! oder mit Verboten ghörts! Jede einzelne. Als psychologieinteressierter Mensch erkenne ich darin die permanente Bestätigung der eigenen Gruppe bzw. die tief verwurzelte Skepsis den anderen gegenüber, ob sie jetzt von außen kommen oder oben sitzen. Jedenfalls: Der Bayer/die Bayerin lässt sich nichts gefallen. Von niemandem.

      Das eher lethargische Lebensmotto des Oberösterreichers lautet dagegen, wie der Schriftsteller Franzobel einmal ganz richtig festgestellt hat: Des wenn i gwusst hätt! Sprich: Wenn ich rechtzeitig alle Fakten auf dem Tisch gehabt hätte, dann hätte ich selbstverständlich etwas gegen diesen oder jenen Missstand unternommen, aber nachdem ich leidergottes unwissend war, war ich glücklicherweise nicht zum Handeln gezwungen.

      Übrigens ist Bayern das einzige Land in Westeuropa, wo Alkohol auf Baustellen noch erlaubt ist, so sehr gilt das tägliche Bier als Lebensgrundlage. Aus demselben Grund gibt es auch beim Schafkopfen – anders als bei unserem Bauernschnapsen – das Konzept des „Brunzkartlers“, also eines fünften Mannes als Einspringer, der übernimmt, wenn von den regulären Spielern einer aufs Klo muss. Sicher hängt das auch mit den überdimensionierten Biergefäßen zusammen, СКАЧАТЬ