Die fitten Jahre sind vorbei. Austrofred
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Название: Die fitten Jahre sind vorbei

Автор: Austrofred

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783707607338

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СКАЧАТЬ den Innenbereich der Tuchent hineinspeiben können, aber für den Normalbürger, sage ich einmal, ist das weniger relevant, zumal man sich selber ja relativ einfach abduschen kann, ein gutes Schafwollprodukt kann nach dem Angespiebenwerden aber schon einmal zum Wegschmeißen sein, weil der Geruchs-Mix aus Bio-Wolle und Erbrochenem, der ist nicht schön. Ein bisschen, wie wenn dir ein ausgewachsener Schafbock direkt ins Gesicht rülpst, worauf du sagen wirst, ja Fred, ist dir das gar schon passiert, worauf ich sage, was mir schon alles passiert ist, das willst du gar nicht wissen.

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       Schuhberatung

       Lex aus Wien fragt: „S. g. Herr Austrofred, eine persönliche Frage. Habe Jogging High gekauft. Welche Staberl tu ich am besten rein? Rot, blau, weiß, und in welcher Kombination? Gibts quasi eine Sommer-/Winterreifen-Guideline bzw. Stage- vs. Reallife-Empfehlung? Bitte um Experteneinschätzung.“

      Lieber Lex,

      meiner bescheidenen Erfahrung nach macht es überhaupt keinen spürbaren Unterschied, welche Dämpfungsstäbchen du dir in die Sohle von deinen Jogging High hineinschiebst. Ich halte das eher für einen Schmäh der Firma Adidas und täte dir von dem her empfehlen, die Staberl nach deinen eigenen Kriterien zu stecken, z. B. an Nationalflaggen angelehnt. Mit Blau, Rot und Weiß kannst du schön die Länderfarben von Frankreich, Kroatien oder den USA stecken, auch die von Polen und Österreich natürlich. Oder du lässt dich einfach von deinem ästhetischen Empfinden leiten, wie ja schon beim Kauf dieses zeitlos-formschönen Sportschuhs.

      Bei der vor einigen Jahren kurzzeitig erhältlichen Wiederauflage des Schuhs waren die Staberl übrigens nicht herausnehmbar, wobei ich das persönlich aber jetzt gar nicht hundertprozentig bestätigen kann, weil ich wollte mich zwar eindecken damit, habe dann aber ein Angebot von einer Sportartikelfirma gekriegt, dass sie ein Foto von mir machen wollen, für Werbezwecke, und dafür kriege ich dann zwanzig Paar Jogging High für mich und meine Fans gratis zur Verfügung gestellt. Ich braves Oberösterreicherlein habe meinen Teil dieser Abmachung natürlich prompt und brav eingehalten, was sich aber leidergottes von besagter Sportartikelfirma nicht behaupten lässt. Der Mitter Klaus, meine linke Hand, hat oftmalig nachgefragt, bitte, was ist mit unseren Schuhen, aber nichts, die haben uns anrennen lassen. Wie ich dann endlich gecheckt habe, dass die mich nach Strich und Faden verarscht haben, war der Schuh schon wieder ausverkauft.

      Es ist wirklich mit das Oascheste, was es gibt, wenn man grundsätzlich die höchsten Ideale hat, und dann wäre man ein einziges Mal im Leben ein kleines bisschen käuflich, und dann kriegt man aber die Kohle nicht.

      Ganz ehrlich: Footwear verkaufen ohne Handschlagqualität – das geht für mich nicht zusammen.

       Senile Bettflucht

       Thomas Huber aus Waidhofen (an der Ybbs, nicht Thaya) fragt: „Mich würde interessieren, wie Sie sich Ihr Leben in der Pension vorstellen. Weil wenn ich mir so einen Bob Dylan oder Mick Jagger anschaue, die mit ihren gefühlten 80 Jahren noch immer auf den Konzertbühnen der Welt herumkrebsen, denke ich mir schon, dass die besser ihre verdiente Ruhe genießen sollten und lieber den Tag mit den Enkerln im Garten verbringen sollten.“

      Lieber Thomas,

      wenn du mir dieselbe Frage vor dreißig Jahren gestellt hättest, hätte ich dir sofort recht gegeben. Ich kann mich erinnern, dass es mich aus meiner damaligen Perspektive heraus (fünfzehn Jahre, Bezirk Steyr-Land) teilweise richtiggehend gegraust hat vor diesen alten faltigen, über vierzigjährigen Personen – Mick Jagger, Tina Turner, Rod Stewart etc. –, die sich da auf der Bühne produziert haben und nicht zum Beispiel im Kirchenchor, wie es ihnen altersgemäß angestanden wäre. Hat jeder gefunden. Und wieso haben die keine Seniorenkleidung an? Heute dagegen, wo ich selber 45 (bzw. knapp drüber) bin, graust es mich vor fünfzehnjährigen Popstars. So hat ein jeder Ekel seine Zeit, und das ist ja auch gut und richtig so.

      Hier noch vier Argumente, warum du meiner Meinung nach falsch liegst:

      Erstens: Ein Bühnenmensch geht nicht in Pension, kann er gar nicht, weil die Bühne ist ja eine Sucht. Und wieso sollte er auch? Ich kenne Leute, die haben aus meiner Sicht vollkommen sinnlose Berufe (Schas lassen im mittleren Management), aber die machen das gern und wollen gar nicht aufhören damit. Wieso soll dann wer in Pension gehen, der so einen lässigen Beruf wie Rockstar hat?! Ist Gartenarbeit wirklich so viel schöner?

      Zweitens: Die Tourneen von denen dauern ja nicht das ganze Jahr. Wenn der Bob Dylan drei Monate auf Tour ist, dann hat er immer noch neun Monate Zeit, dass er daheim seine Gartenzwergerl schnäuzt.

      Drittens: Eine Tour muss nicht automatisch Trennung von der Familie bedeuten. Wenn der Mick Jagger will, dann kann er sich easy alle seine Enkerl zum Tourstopp in Rio einfliegen lassen, sofern die nicht überhaupt Teil vom Team sind, weil das ist ja gang und gäbe mittlerweile. Bei vielen Stars spielen die Kinder sogar in der Band. Der Phil Collins und der Art Garfunkel fallen mir ein, und natürlich der Roger Taylor, dem sein Sohn Rufus seit ein paar Jahren bei den Restl-Queen mittrommelt.

      Und was ich viertens but not least auch noch zu bedenken geben möchte: Warum soll es beim Mick Jagger anders sein als bei meinem Nachbarn, dessen Frau auf die Frage, ob sie das nicht ärgert, dass er so viel im Wirtshaus sitzt, immer sagt: „Daheim ist er eh nur lästig.“

       Geografie I

       Peter Zeitlhofer aus Urfahr fragt: „Sehr geehrter Herr Austrofred, lieber Champion, seit wir in Linz-Urfahr leben, quält meine Frau und mich eine bestimmte Frage. Sind wir jetzt Mühlviertler? Oder gehört Urfahr doch noch zum Linzer Becken? Du als geografisches Urviech kannst uns da sicher helfen.“

      Lieber Peter,

      grundsätzlich finde ich: Was der Herrgott mithilfe der Donau getrennt hat, soll der Mensch nicht sinnlos zusammenfügen. Von dem her halte ich Urfahr als im Mühlviertel befindlichen Stadtteil der an sich Traunviertler Landeshauptstadt per se für eine Perversion.

      Andererseits ist zwar der Herrgott, sofern existent, für die Erschaffung von Flussläufen zuständig, für die Erfindung und Instandhaltung von Grenzen sind es aber wir Menschen, und dass wir uns über der Donau einen grundsätzlich unterschiedlichen Menschenschlag vorstellen, das basiert zwar teilweise auf der einen oder anderen Beobachtung – und der durchschnittliche IQ eines Mühlviertlers ist sicher auch schon einmal wissenschaftlich gemessen worden, falls messbar –, ist aber im Prinzip ein Vorurteil. Es macht dich also, lieber Peter, nicht zu einem anderen Menschen, ob du jetzt ein Linzer oder ein Mühlviertler bist.

      Und Vorurteile sind ja ein Hund: Vor kurzem bin ich hinter einem Auto mit Rohrbacher Taferl hergefahren und aufbauend auf dreißig Jahren unfallfreier Autofahrer-Erfahrung habe ich mir die ganze Zeit gedacht, typisch Rohrbacher, so geschissen fahren sie wirklich sonst nirgends. Du weißt schon, sechzig auf der Landstraße, achtzig im Ortsgebiet. Bis ich gecheckt habe, dass der ein deutsches RO-Taferl gehabt hat und er also gar nicht auf eine typisch Rohrbacher, sondern auf seine ganz eigene urtümlich Rosenheimer Art geschissen gefahren ist! (Was in keinster Weise eine Verteidigung der Rohrbacher sein soll.)

      Wobei ich dazusagen muss: Gaudihalber ein bisschen Vorurteile pflegen, das kann schon auch etwas Schönes und Freudiges sein, weil das heißt ja auch, dass man sich mit dem anderen auseinandersetzt. Und ganz ehrlich, in einer Welt ohne Mühlviertlerwitze möchte ich nicht leben! Ich СКАЧАТЬ