Cher - Die Biografie. Peter Lanz
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Название: Cher - Die Biografie

Автор: Peter Lanz

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854454212

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СКАЧАТЬ ich würde mit einer Freundin, einer Stewardess, zusammen hausen. Immer wenn Mutter ihren Besuch ankündigte, schaffte ich rasch Sonnys Zeug zu einem Nachbarn und erzählte meiner Mutter, die Stewardess sei gerade wieder weggeflogen.«

      In den ersten Wochen des Zusammenlebens gab Sonny Cher immer wieder zu verstehen, dass er kein sonderliches Interesse an ihr hatte. Einmal sagte er ihr sogar ganz offen: »Hör mal, besonders attraktiv bist du ja nicht gerade.« Im Gegensatz zu den späteren Jahren legte die blutjunge Cherilyn wenig Wert auf ihr Äußeres, sie lief die meiste Zeit in zerschlissenen Jeans und ausgeleierten T-Shirts herum, band das Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und zog oft nicht mal Schuhe an, sondern lief barfuß durch die Straßen. Sonny erkannte auch bald, dass es mit ihren Kochkünsten nicht weit her war. Hatte er Hunger, musste er ihr Geld geben, und sie besorgte ein paar Hamburger oder ein Sandwich im Delikatessenladen. Sie träumte von einer Karriere – aber sie tat nichts dafür. Sie hing nachts bei allen möglichen Partys herum, schlief lange und liebte es, wahllos die Programme im Fernsehen anzugucken.

      Es war eine ganz und gar verrückte Zeit: Während die Welt von einer sexuellen Revolution – die sich überall bemerkbar machte – redete, lebten Sonny und Cher brav wie Bruder und Schwester in einer Wohnung. Cher: »Wir schliefen sogar im selben Zimmer, allerdings in getrennten Betten. Und monatelang passierte tatsächlich nichts zwischen uns.«

      Mag sein, dass beide einfach Angst davor hatten, ihre Freundschaft könnte zerbrechen, sobald sie ein Liebespaar geworden waren. Sonny: »Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Cher mehr brauchte als nur einen Liebhaber. Sie hatte einen Vater, einen Bruder und einen Geliebten nötig.« Einmal erwachte Cher mitten in der Nacht und fühlte sich sehr deprimiert. Sie hatte schlecht geträumt und fing an, leise zu weinen. »Was ist?«, fragte Sonny schlaftrunken. »Nichts, ich fühle mich bloß beschissen«, antwortete Cher. Und nach einer Weile fragte sie: »Kann ich zu dir ins Bett kommen?« »Wenn du möchtest …«, antwortete Salvatore Bono halbherzig. In dem Moment begann eine Love Story, die die ganze Welt in ihren Bann ziehen sollte. Es war eine Liebesgeschichte so ganz nach dem Geschmack der Generation von damals, ein Auflehnen gegen die Konventionen, die Eltern – und alles mit viel Musik.

      Sonny & Cher, das sollte bald zu einem untrennbaren Synonym werden – wie Coca & Cola oder Rolls & Royce.

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      »Wer ist das?«

      Georgia LaPiere, als ihr Sonny Bono vorgestellt wurde

      »Der Mann, den ich heiraten werde!«

      Cher zu Georgia LaPiere

      Sonny Bono kannte damals im Musikgeschäft von Los Angeles beinahe alle, und beinahe alle kannten ihn, aber der Job, den er machte, war nicht sonderlich befriedigend für ihn. Natürlich, er war endlich in der Plattenbranche, aber Phil Spector benutzte ihn als Laufburschen. Zwar war er offiziell in der Promotionsabteilung beschäftigt, aber Spector schickte ihn auch hinaus, um das Firmenauto auf einen anderen Parkplatz zu stellen, Besorgungen zu erledigen oder im Background-Chor im Studio mitzusingen. Phil Spector war ohnedies der Ansicht, dass er »für den Chor nicht teure Sänger« bezahlen müsse, »sondern bloß Leute brauche, die ein bisschen Lärm machen können«.

      Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss Sonny Bono erkannt haben, welche Chancen sich ihm mit Cher boten. Ihr Talent als Sängerin hatte er festgestellt, und die Tatsache, dass sie, jung und unfertig, offenbar nur darauf wartete, von ihm zu einem Star modelliert zu werden, war ihm auch nicht verborgen geblieben.

      »Das Musikgeschäft, das ich durch Sonny kennenlernte, fing an, mir Spaß zu machen«, sagte Cher später über jene Zeit. »Ich brauchte aber einen Mentor, der mir weiterhelfen konnte.« Und wer wäre ein besserer Mentor gewesen als Sonny Bono?

      Das Studio von Phil Spector, Gold Star, war ein beliebter Treffpunkt für Künstler, die sich in Los Angeles aufhielten, und es war da beinahe Tag und Nacht die Hölle los. Man saß auf engstem Raum herum, trank, rauchte und quatschte. Und wenn einer gebraucht wurde, sprang immer wieder jemand ein. Sonny musste sich auch öfter mal als Musiker betätigen, und man erzählt sich die Geschichte, dass Phil Spector Cher einmal im Aufnahmeraum herumhocken sah und sie anherrschte: »Kannst du singen?« Worauf Cher mit den Achseln zuckte und antwortete: »Ein wenig.« »Dann beweg dich schleunigst hinters Mikrofon, du bist als Chorgirl engagiert.« Ob es nun so lief oder anders, fest steht, dass Cher bei den größten Hits des Gold-Star-Studios mitsang: Bei Da Do Ron Ron, Then He Kissed Me und He’s Sure the Boy I Love von The Crystals, bei Darlene Loves Wait Till My Bobby Gets Home und The Boy I am Gonna Marry. Auch bei vielen Ronettes-Platten sang Cher im Hintergrund mit. Dabei hielt Phil Spector besonders am Anfang nicht allzu viel von Chers Stimme. Spector war versessen auf Mädchen mit einem klaren, geschmeidigen Timbre, Cher hatte dagegen eine harte, erwachsene Stimme. Aber mit der Zeit gewöhnte er sich an das Timbre, und wenn man sich die Songs, die damals entstanden, aufmerksam anhört, merkt man, dass Cher bei den Aufnahmen immer mehr stimmliches Gewicht bekam und ihre Stimme immer deutlicher hineingemixt wurde.

      So gut die Karriere des Mädchens Cherilyn auch anfing, die Mutter machte ihr einen Strich durch die Rechnung. »Eines Tages«, erinnerte sich später Georganne LaPiere, die Schwester von Cher, »brachte Cherilyn einfach Sonny mit zu uns nach Hause. Er sah irgendwie … anders aus, als Mutter sich das vorgestellt hatte. Er trug sein Haar bereits lang und rannte ganz in Leder gekleidet herum. Als unsere Mutter ihn zum ersten Mal sah, sagte sie: ›Wer ist das?‹, und Cher antwortete einfach: ›Der Mann, den ich heiraten werde.‹« Georgia LaPiere flippte in diesem Moment völlig aus. Ein Mann, wesentlich älter als ihre Tochter, ohne einen – in ihren Augen – vernünftigen Job, der noch dazu eine Frau und eine Tochter hatte und so herumrannte, das war einfach zu viel. Noch dazu fühlte sie sich von Cher hintergangen, weil die ihr doch so lange vorgespielt hatte, bei einer Freundin zu wohnen. Sonny sagte damals: »Ich glaube, Ihre Tochter sucht nicht nur einen Mann, sondern auch einen Vater. Ich werde ihr alles geben, was sie braucht.«

      Das war Wasser auf die Mühlen von Georgia LaPiere. Insgeheim hatte sie sich den Töchtern gegenüber stets schuldig gefühlt, weil sie so häufig die Männer wechselte und damit Cherilyn und Georganne das Gefühl der Beständigkeit nahm. »Als Sonny nun sagte, Cher suche auch nach einem Vater«, berichtet Georganne, »war alles zu spät.« Das schlechte Gewissen machte sich bemerkbar, und die Mutter herrschte Sonny an: »Mir ist gleich die Ähnlichkeit zwischen Ihnen und Chers Vater aufgefallen. Aber das möge der Himmel verhüten, dass meine Tochter auf solch einen Mann hereinfällt. Ein schrecklicher Gedanke, dass mein Schicksal sich bei meinem Kind wiederholen könnte!«

      Chers Mutter geriet total aus dem Häuschen. Sie verlangte von Cher, sofort aus Sonnys Wohnung auszuziehen. Mehr noch: Sie verbot ihrer minderjährigen Tochter jeden Umgang mit dem älteren Mann und stellte sie vor die Wahl, entweder wieder nach Hause zu kommen oder in einem Erziehungsheim für Mädchen untergebracht zu werden.

      Cher entschied sich für das Heim, wo sie es allerdings nicht lange aushielt. Besonders die letzten Monate des freien Alleinlebens hatten sie geprägt. Und nun sollte sie sich den strengen Regeln und dem Zwang des Heimlebens unterwerfen? Zu allem Überfluss waren die meisten anderen Mädchen in der Anstalt ziemlich kaputte Typen. Viele von ihnen waren bereits mehrmals von daheim weggelaufen, andere hatten Bewährungsstrafen abzusitzen, wieder andere kamen aus völlig zerrütteten Familien. Cher zog sich – so gut das eben ging – von den anderen zurück. »Ich saß die meiste Zeit allein mit meinem Kofferradio da und lauschte, ob vielleicht irgendein Song kam, bei dem ich mitgemacht hatte, oder ob ich vielleicht Sonnys Stimme hören konnte.« Im Grunde war das Radio ihre einzige Verbindung zur Außenwelt. Nur hin und wieder gelang es ihr, sich davonzustehlen und Sonny anzurufen.

      Für Cher war das wohl die bis dahin schlimmste Zeit ihres Lebens. Gerade, als sie die ersten Schritte СКАЧАТЬ