Die Grünen. Marius Ivaskevicius
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Название: Die Grünen

Автор: Marius Ivaskevicius

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Literatur aus Litauen

isbn: 9783898968508

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СКАЧАТЬ Waffe nur schlecht traf. Und wählte eine andere.

      Als ich die Leichen vom Wagen lud, sagte Wassili:

      »Lass Rapolas liegen. Den laden wir später aus. Erst muss er umgelegt werden.«

      Doch er hatte dies bereits zuvor mit einem Blick gesagt. Als er seine Hand ausstreckte, um Marja die Waffe wegzunehmen. Ich weiß nicht, was zwischen ihm und Rapolas vorgefallen war, denn letzterer schlief friedlich, doch ich konnte mitverfolgen, was kurz darauf zwischen dem Kommandeur und Marja Petrowna vorfiel. Eine Stimme flüsterte mir, dass zwischen Rapolas und Wassili etwas Ähnliches vorfallen würde, deshalb musste man den einen ausladen. Doch Wassili gestattete mir das nicht:

      »Erst muss er umgebracht werden.«

      Damals dachte ich, dass die »halbe« Leiche auch irgendwie mitbeteiligt war. »Es ist besser, wenn ich ihn auslade«, sagte ich. Ich hatte ihn schon an den Waden gepackt. Doch auch er schaute mit schläfrigen Augen, was ich da auslade. Er ließ mir keine Gelegenheit, einen Fehler zu begehen.

      Als ich aus dem Hof hinausritt, stand auf der Straße Fjodor. Mit Blumen. Wenigstens an Fedja werde ich vorbeireiten, ich hatte die Wahnvorstellung, dass alle, sogar die ausgeladenen Leichen, zu den Geschehnissen beitrugen. Wir hätten alle weitherum verstreuen sollen und dann unter vier Augen mit Wassili besprechen, was eigentlich los war.

      Aber Fjodor rief noch auf der Straße so laut er konnte:

      »Blumen, Herr Kommandeur. Alle möglichen Sorten.«

      »Ich, Fjodor, wurde gerade erschossen. Man hätte auch dir dasselbe angetan. Gut, dass du zu spät kommst«, erwiderte Wassili auf dem Wagen liegend.

      Fjodor stieg über ihn hinüber und setzte sich. In der Hand hielt er Blumen.

      »Und wer – hat auf Sie?«, fragte er nach längerer Pause.

      »Alle«, gab Wassili zur Antwort. »selbst Afanassi, auch der hat geschossen.«

      Also ahnten Wassili und ich in etwa dasselbe, nämlich dass alle, auf die eine oder andere Weise, mitbeteiligt waren.

      »Am meisten aber hat der Affe geschossen«, brüllte Wassili plötzlich hervor und ging mit geballten Fäusten auf Rapolas los.

      »Sie bringen ihn um«, warnte ich Wasssili, doch aus der Art, wie er Rapolas’ Kopf im Wagen herumrollte und ihn an die Seiten schlug, war klar, dass er wusste, was er tat.

      »Rapolas, ich habe mich nicht lächerlich gemacht. Deinetwegen haben sie mich umgenietet. Warum fahren wir nicht, Afanassi?«

      Ich wollte, dass der Mensch, dessen Kopf an die Seiten des Wagens geschleudert wurde, seinem Schicksal an Ort und Stelle begegnet. Die Fahrt lenkt nur ab.

      Doch dies wäre eine zu lange Antwort auf die Frage »Warum fahren wir nicht?«.

      »Ich weiß den Weg nicht«, erwiderte ich, obwohl ich noch einiges andere nicht wusste.

      Aus Wassili Sinizyns Verhörprotokoll

      In meiner Kindheit wurde ich oft gefragt: »Wassili, ein graues Tier, es hoppelt, lange Ohren, feige …«

      »Ein Kaninchen«, sagte ich die Hand aufhaltend.

      »Nein, ein Hase. Und ein großes, krummbeiniges mit Pelz?«

      »Ein Bär oder ein Petz«, schoss ich hervor.

      »Nein ein anderer Bär. Du dachtest an den falschen. Und aus Metall, tief, man trägt damit das Wasser vom Ziehbrunnen ins Haus?«

      »Ein Eimer.«

      »Natürlich ein Eimer. Aber was für einer?«

      »Irgendeiner, ein emaillierter, kann auch ein schwarzer sein.«

      »Falsch. Ein weißer Eimer, die Farbe oben abgeblättert und der Henkel verbogen. Falsch geraten.«

      Mir schien, die Abweichung in Bezug auf Jonas Žemaitis war in etwa gleich groß wie die meiner Kindheitsantworten.

      Ich machte mir natürlich keine Illusionen mehr, dass da im Wagen der lag, von dem Lebedew sagen würde: »In Paris mag man Cognac.« Und nur weil meine Seen nicht sauber genug waren, hatte Marja Petrowna das Geschenk abgelehnt.

      Ich war auch noch nicht so betrunken, dass ich gedacht hätte: »Jetzt haben wir ein Jonas-Žemaitis-Muster, wir sind nur nicht zufrieden mit diesem Exemplar, morgen stehen wir früher auf und fahren erneut durch die Gegend. Dann finden wir einen anderen unter einer Leiter.«

      Ich spürte nur, dass mir dieser Krieg ein Rätsel aufgab: »Trank gern in Paris. Meinst du etwa, in Paris trinken wenige? … Und dennoch …«

      »Jonas Žemaitis.«

      »Noch zweimal raten.«

      »Falsch geraten?«

      »Genauer, bitte.«

      Im Wagen lag das, was man nicht als absoluten Fehler bezeichnen konnte. Wir mussten nur erraten, welcher Teil dieses Krüppels uns beim Lösen des Rätsels behilflich wäre. Denn die Antworten »Bär« und »anderer Bär« sind sich sehr ähnlich, obwohl es auch andere gibt: zum Beispiel »brauner Bär«, »Bär ohne Vorderpranke«.

      »Da, nimm dieses Papier und lies es«, sagte ich.

      In einer Hand hielt ich Rapolas’ Kopf, in der anderen den Pass von Jonas Žemaitis. Ich hielt die beiden Dinge nebeneinander und fügte hinzu:

      »Der Pass ist der richtige, du hast nur das Falsche gelesen. Afanassi fragt, wohin wir reiten wollen.«

      Falls man die Frage »Groß, krummbeinig, mit Fell?« mit »Bär oder Hase« beantwortete, so wäre der Bär nicht zufrieden damit. Wenn man einem Bären begegnen wollte, so hätte man besser in einem Hasenbau auf ihn gewartet.

      Im Pass interessierte mich nur ein Eintrag – Adresse.

      »Ich werde ihn jetzt wie eine Flagge durch die ganze Welt mitschleppen«, sagte ich und zeigte dabei auf Jonas Žemaitis. »Ich werde seinen Namen berühmt machen, bis der andere es nicht mehr aushält. Auf die Blumen, Fedja, pass du gut auf. Mit oder ohne die – den Žemaitis werden wir Marinka aushändigen.«

      Fjodor nickte zustimmend. Die Blumen hielt er fest umklammert. So, vielleicht ein wenig zu feierlich, setzten wir uns in Bewegung. Schon bald hatten wir die Stadt hinter uns gelassen.

      Von Rapolas vernahm ich in der Folge nur einen missratenen Satz:

      »Ein Weibsstück brauchst du, nicht Žemaitis.«

      »Ich bring dich um, du Affe«, erwiderte ich.

      Mehr sagten wir unser ganzes restliches Leben nicht zueinander.

      Ich bin ihm für vieles dankbar, doch die Fresse polierte ich ihm trotzdem. Denn er war um mich herum getänzelt, so wie man auf netten Abenden tanzt, und hatte dabei immer wieder »Jožemaitis« gesagt. Und ich hatte mich, als ich denselben Tanz vor Marja Petrowna СКАЧАТЬ