Kontrolle. Frank Westermann
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Название: Kontrolle

Автор: Frank Westermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Andere Welten

isbn: 9783862871803

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СКАЧАТЬ was ich bei mir hatte. Er war leicht erstaunt.

      »Ja, sicher. Ich kenn genug Plätze. Aber ich wusste gar nicht, dass du noch welche liest.«

      »Ich hab nie damit aufgehört.«

      »Trotzdem begreife ich immer noch nicht, was du davon hast.«

      »In den Index-Büchern steht zum Beispiel oft viel drin, was uns in der Schule oder an der Uni nicht erzählt oder falsch erzählt wird. Hauptsächlich so geschichtliche Sachen. Das ist heute oft ne richtige Fälschung. Hast du mal was von Gewerkschaften gehört?«

      »Nee. Was soll das denn sein?«

      »So genau weiß ich das auch nicht. Es stand mal in einem Roman über Arbeiter und die waren in einer Gewerkschaft organisiert. Und als ihnen die Löhne zu niedrig waren, hat es diese Gewerkschaft erreicht, dass sie mehr Geld kriegten.«

      »Wie denn?«

      »Tja, da hab ich auch nicht durchgeblickt«, musste ich zugeben. »Immerhin wird uns hier nie was davon gesagt, dass Arbeiter mal was gemacht haben.«

      Lucky blieb skeptisch und Flie warf ein: »Woher willst du wissen, dass diese Geschichte nicht erfunden war, und das, was wir hier lernen richtig ist?«

      »Weil ich das oft gelesen habe, dass es politische Bewegungen gab, die gegen die Regs gekämpft haben.«

      »Meinst du wie die Gangs hier?«, fragte Flie.

      »Seit wann kämpfen die denn?«, bemerkte das Mädchen mit dem merkwürdigen Namen Yuka. »Die tun doch nix.«

      Ich sah sie jetzt das erste Mal bewusst an. Sie hatte kurzes braunes Haar und eine auffällige Narbe an der Nase. Sie trug ein kurzes Kleid mit lustigen Motiven aus irgendwelchen Comics.

      »Und wie haben die gekämpft?«, bohrte Lucky nach. »Mit zehn Leuten und Steinen gegen Schocklader?«

      »Mensch, das weiß ich doch nicht. Ich bin doch keine lebendige Bücherei!« Ich fühlte mich hilflos und wütend.

      »Es greift dich doch keiner an«, beruhigte Yuka mich. »Wir können es uns eben nicht vorstellen.«

      »Okay«, brummte ich. »Ich les ja auch noch andere Sachen.«

      Flie musste krampfhaft lachen und prustete ihren Kaffee über den Tisch. Lucky brachte sich mit einem Satz in Sicherheit während Yuka die Brühe übers Kleid lief.

      »Oh, Scheiße!«, rief sie, während ich nun auch noch lachen musste.

      Daraufhin sah sie mich so komisch an, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte zu lachen. Ich weiß nicht, was in dem Moment alles aus mir rausgekommen ist.

      »Flie, ich brauch ein paar Klamotten von dir.«

      Yuka ärgerte sich nicht mehr, hatte aber ihr Gesicht immer noch so komisch verkniffen. Lucky wischte den Tisch ab, Yuka ging sich umziehen und ich wühlte das Buch, das ich mitgenommen hatte, hervor. Flie nahm es mir aus der Hand.

      »Zwanzig Sterne über mir«, las sie, während sie kaute. »Komischer Titel.»

      »Es handelt von einem Typ, der zwanzig verschiedene Welten besucht und auf keiner leben kann«, versuchte ich zu erklären.

      Lucky verzog das Gesicht. »Das ist ja schlimmer als hier. Wir haben wenigstens nur eine Welt, mit der wir fertig werden müssen.«

      »Es geht auch mehr um die Lebensformen, die da beschrieben werden«. Ich war schon wieder in so ner Verteidigerrolle.

      »Leider gibt's die ja nicht. Was hat es also für einen Sinn, sich damit zu beschäftigen?«

      Wollte Flie schon wieder ne Diskussion anfangen? Yuka kam wieder rein. Sie hatte sich ne Hose und nen Pullover von Flie angezogen.

      »Es könnte solche Lebensformen aber geben«, nahm ich den Faden wieder auf.

      »Siehst du welche?«, fragte Flie ironisch.

      »So weit bin ich auch schon, aber ich weiß nicht, was das bedeutet oder ob es was bedeutet.« Ich hatte keine Lust mehr.

      Yuka blickte uns fragend an und dann stand Lucky auf.

      »So, ich muss jetzt gleich weg. Was hast du denn nun vor, Speedy?«

      »Na, ich muss wohl Arbeit suchen. Und wenn nur für einige Wochen. Aber ich brauche Bucks. … Bevor du gehst, kannst du mir mal das Buch zeigen, das der Typ dir in der Bibliothek gegeben hat.«

      »Ja, klar. Hätte ich ganz vergessen.«

      Lucky verschwand kurz in seinem Zimmer. Flie stellte das Geschirr zusammen - alles eklige Plastiksachen, aber es gab nix anderes oder es war wahnsinnig teuer - und ließ Wasser einlaufen. Die anderen aus der Wohngemeinschaft waren schon lange zur Arbeit.

      Lucky brachte das Buch. Der Titel sagte mir überhaupt nichts: Zone Null.

      »Ich lese einige Stellen daraus immer wieder. Aber ich begreife die ganze Sache einfach nicht. Ich lese sonst ja kaum was, aber davon komm ich nicht weg.«

      Lucky war wieder ziemlich durcheinander, als er von dem Buch sprach. Mich machte sein ganzes Verhalten neugierig. Er sah auf die Uhr und sprang auf.

      »Jetzt muss ich aber los, sonst feuern sie mich.«

      »Kannst du mir das Buch mal ausleihen?«, rief ich ihm hinterher. »Ja, klar. Aber behalt's nicht zu lange. Ich les auch immer drin.«

      Ich packte das Buch weg und fragte Yuka und Flie danach. Aber sie hatten es nicht gelesen und interessierten sich auch nicht sonderlich dafür. Ich fragte Flie ein bisschen über die Schule aus, aber sie hatte - verständlicherweise - keine Lust darüber zu sprechen.

      »Immer derselbe Mist«, wehrte sie ab. »Unterricht nach Programm und nichts davon kann man gebrauchen. Das einzige, wo ich was Nützliches lerne, ist der Selbstverteidigungskurs. Ich glaube immer noch, dass da beim Computer ne Schraube locker war, sonst hätten wir das bestimmt nicht.«

      »Da habt ihr ganz schön Glück«, warf Yuka ein. »Nachts kann man sich allein kaum noch auf die Straße trauen. Und als Frau schon gar nicht. Ich habe den Eindruck, dass die Gangs schon fast die Stadt beherrschen.«

      »Genau«, bekräftigte Flie. »Neulich lief so ne Truppe in der City rum und schlug wahllos Leute zusammen und räumte ihnen die Taschen aus. Keiner half den Leuten. Einige sahen sogar interessiert zu.«

      »Und die Cops?«, fragte ich.

      »Ach, die ließen sich gar nicht erst blicken. Sie kamen, nachdem alles vorbei war, und gaben den Leuten gute Ratschläge, wie sie sich besser schützen sollten.«

      Yuka knirschte mit den Zähnen. »Da haben die Leute sogar noch Glück gehabt. Neulich haben die Cops sich an einer dunklen Ecke ne Frau gegriffen, ihr das Geld abgenommen und sie vergewaltigt. Ich hab nur den Anfang gesehen, dann bin ich weggerannt Zuhause musste ich erst mal kotzen.«

      Ich fühlte mich plötzlich sehr schlecht und so überflüssig.

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