Название: The Family (Deutsche Edition)
Автор: Ed Sanders
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783862871469
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Dianes Eltern legten großen Wert darauf, dass ihre Tochter die Freiheit hatte, sich unabhängig zu entwickeln. Sie erlaubten zunächst, dass sie mit der Family umherreiste, doch später sollte Mrs. Lake die Spahn-Ranch aufsuchen und ihre Tochter zurückfordern. Dabei holte sie sich allerdings laut Diane nur eine scharfe Abfuhr von Squeaky, einer der Hauptjüngerinnen Charlies. Es heißt, dass die Besitzerin des Wendeltreppenhauses sich bei Snakes Eltern entschuldigt habe, als diese mit dem Manson-Dope-Bus aufbrach. Schließlich war Snake 14 und Manson 33.
Aber die Busmannschaft wusste zu überzeugen. Übereinstimmend wird berichtet, dass die Family in jener frühen Zeit – vor den Schnupfmitteln – in physischer Hinsicht reinlich, ordentlich und äußerst sauber war. So kam es, dass Dianes Eltern, ebenso wie die von Ruth Ann Morehouse, ihrer Tochter ihren Willen ließen. Auch eine sehr bekannte Hollywood-Schauspielerin stellte ihrer äußerst jungen Tochter eine schriftliche Erlaubnis aus, mit Manson herumzuziehen.
Am 22. Dezember trat die Family mit der kaum geschlechtsreifen Snake/Lake eine Fahrt durch Arizona und die Wüsten von New Mexico an. Fünf Tage später, am 27. Dezember 1967, hatte der Bus in der Nähe von Winslow, Arizona eine Panne und musste zu einer Chevron-Tankstelle abgeschleppt werden. Verschiedene Mitglieder der Family fuhren per Autostop zum Topanga-Canyon zurück, und als der Bus repariert war, wurde er nach Los Angeles zurückgefahren, wo sich die Family ungefähr dreieinhalb Monate bis Anfang April 1968, aufhielt.
Die Insassen des schwarzen Busses hausten im Topanga-Canyon an verschiedenen Plätzen, eine Nacht hier, die andere dort – aber ihre Zahl nahm ständig zu. Sie unternahmen den Versuch, sich in verlassenen Häusern und Canyon-Camps niederzulassen, doch immer wieder mussten sie weiterziehen. Einige Wochen lang parkten sie den Bus am Wendeltreppenhaus.
Den Blumensüchtigen öffneten sich die seltsamsten Türen. Es ließ sich nicht vorhersagen, wo ein Mann mit einem schwarzen Bus voller Mädchen für die Nacht landen würde – in einer Höhle oder einem Schloss, an einer heißen Quelle in der Wildnis oder einem geheizten Swimmingpool in den Hügeln von Malibu. Im ganzen Gebiet von Los Angeles wurden Manson und seiner Family Türen geöffnet.
Auch die Polizei von Malibu wurde auf Charlie aufmerksam. Beamte sahen den Bus beim Wendeltreppenhaus an der Topanga Canyon-Lane und beobachteten, dass die Family-Mitglieder für verschiedene Bewohner in der Malibu-Topanga-Gegend Gelegenheitsjobs verrichteten.
Im Dezember 1967 brachten die Beatles ihr Album Magical Mystery Tour und den gleichnamigen Film heraus, der von einer psychedelische Busreise durch das englische Hinterland im Sommer der Liebe handelte. Hilfe von den Beatles. Anscheinend war dieses das erste Beatles-Album, dem Manson philosophischen Rat entnahm. Die Trips mit dem schwarzen Bus wurden zur »Magical Mystery Tour«. Die Mitglieder der Family machten einen so intensiven Trip mystischer Verwandlung durch, dass sie offenbar glaubten, in jedem Menschen gäbe es eine archetypische Kernpersönlichkeit, die erforscht werden könne durch LSD-Orgien, Denkschinderei, Rollenspiele, Gruppenfummeln, Magie, Vergangenheitsvernichtung und Kommunedenken. Das war die Magical Mystery Tour.
Die ersten Monate des Jahres 1968 verbrachte die Familie in der Gegend von Los Angeles. Man unternahm weiterhin kurze Trips hierhin und dorthin. Offenbar auf einem dieser Trips wurde Susan Denise Atkins alias Sadie Mae Glutz Anfang 1968 in New Mexico von einem Typen namens Bluestein geschwängert.
Im Februar 1968 lernte Manson über Jerry, einen Tankwart, eine Frau namens Melba Kronkite kennen, die in den Bergen in der Nähe der alten Sheriff-Außenstation von Malibu – zwischen dem Malibu-Canyon und dem Topanga-Canyon – eine Luxusranch besaß. Anscheinend war Melba einst sehr wohlhabend gewesen, nun aber in Geldsorgen. Die Brigade versetzte sie in Erstaunen, und sie freundete sich mit den Mitgliedern an. Dunkel und geheim waren die Treffen an ihrem beheizten Swimmingpool. Sie wurde eine so gute Freundin der Family, dass sie später von eingebuchteten Mitgliedern als Leumund angegeben wurde.
Die Family besuchte Melba in Malibu immer wieder. Man arbeitete für sie. Manson behauptete, er habe ihr Geld gegeben. Er schenkte ihr auch einen 67er Ford Mustang, den er von einem New Yorker namens Michael, der sich aller weltlichen Güter entledigen wollte, bekommen hatte.
Melba Kronkite besaß riesige Stallungen und eine Trainingsrennbahn. Einmal brachte die Family – so wie Herakles weiland den Augiasstall säuberte – eine ganze Woche damit zu, einen unglaublichen Berg Pferdemist aus mehreren hundert Stallboxen heraus zu schaffen.
Irgendwann im Februar 1968 waren Manson und seine Crew vorübergehend ohne Bleibe. Nachdem er bei Gary Hinman gewohnt hatte, war Robert Beausoleil in ein eigenes Haus gezogen, das an einem Steilhang oberhalb des Fernwood-Pacific-Drive in Topanga, 19844 Horseshoe-Lane, lag. Dieses Haus war eine Zitadelle der Pornografie – es bestand aus einem ausgebrannten tief liegenden Erdgeschoss; etwas unterhalb befand sich ein unfertiger Swimmingpool. Beausoleil sagte: »Klar, kommt rauf und bleibt hier.« So entstand am Berghang eine Zigeunerszenerie. Die Family füllte den Swimmingpool mit altem Plunder, den man später auf der Suche nach Büchern durchwühlte. Sie blieben in der Horseshoe-Lane ungefähr sechs Wochen lang, und in dieser Zeit scheinen sie die ersten Filme gemacht zu haben – oder, wie sie sagen, anderen Leuten erlaubt zu haben, ihr Tun und Treiben zu filmen.
Irgendwann in dieser Zeit stießen Brenda McCann aus Malibu und eine gewisse Little Patty alias Madeline Cottage alias Shirley Amanda McCoy alias Linda Baldwin zur Family. Beide Mädchen blieben bei der Party bis zum Schluss, anderthalb Jahre später. Ebenfalls hereingeweht in das LSD-Mosaik dieser Zeit kam ein wunderschönes Mädchen namens Ella Beth Sinder alias Ella Bailey alias Yeller, das ein Biker namens Danny De Carlo als einen schlanken, gut gewachsenen Greta-Garbo-Typ beschrieb.
Es lebten noch Andere mit der Family zusammen, die heute aber verschwunden und deren Namen vergessen sind. Ungefähr hundert, deren Namen bekannt sind, sind ebenfalls spurlos von der Bildfläche verschwunden. Dieser Bericht befasst sich mit jenen, die den Ausleseprozess bestanden und bei der Family blieben.
Manson schien die Bekanntschaft von Kindern oder Verwandten bekannter Persönlichkeiten der Unterhaltungsbranche zu suchen. In Los Angeles unterhielten die Söhne und Töchter von Berühmtheiten oft enge Beziehungen untereinander. Das kam Manson insofern gelegen, als er – gleich einem seiner geliebten Kojoten, die sich an einen Nestling heranpirschen – die berühmten Kinder anvisierte, um in den Genuss von gültigen Kreditkarten, Geld, Gastfreundschaft, eines Schattens von Ruhm, Beziehungen und – was das Wichtigste war – von Anerkennung und Schmeicheleien zu kommen.
Als die Family an der Horseshoe-Lane kampierte, gründeten Bob Beausoleil und Manson eine psychedelische sechsköpfige Rockgruppe mit dem Namen The Milky Way. Manson spielte Gitarre und Beausoleil Gitarre und Bassklarinette. Der Milky-Way-Band war ein kurzes Leben beschieden, doch brachte man es immerhin auf eine öffentliche Aufführung: Eines Tages, als die Milky-Way-Leute probten, kam ein Mann vom Topanga Corral, einem Country-&-Western-Nachtclub im Topanga-Canyon. Er hörte sich die Gruppe an, fand sie »flott« genug und engagierte sie für einen Wochenendjob. Doch noch am selben Wochenende wurde die Gruppe auch schon gefeuert. Als man ihn fragte, warum, erklärte Beausoleil, die Gruppe sei einfach zu progressiv gewesen, sodass zwar die Hascher, aber nicht genügend Biertrinker in den Club gekommen seien. Adios, Milky Way.
Ende März 1968 handelte die Family mit Häusern, zusammen mit einem Typen, der auf der anderen Seite des Topanga-Canyon, am höchsten Punkt des Summit-Trail und des High-Vale-Trail, lebte. Seine Behausung lag oberhalb eines Labyrinths von Waldwegen. Dort parkten sie den schwarzen Bus und schlugen ihr Lager auf.
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