Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter
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Название: Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman

Автор: Tessa Hofreiter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Landdoktor

isbn: 9783740980528

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СКАЧАТЬ aber ich arbeite für das Forstamt«, erwiderte Wendelin ruhig. »Und ich muss Sie nicht extra darauf aufmerksam machen, dass Sie bei Ihrer Nachtwanderung unter gar keinen Umständen irgendwo ein Lagerfeuer entzünden dürfen?«

      »Natürlich nicht! Auf die Idee würde ich niemals kommen«, lautete die empörte Antwort.

      Wendelin nickte bedächtig, ohne den Fremden aus den Augen zu lassen. »Dann ist es ja gut«, antwortete er. »Ich wünsche Ihnen einen sicheren Heimweg. Servus.«

      »Ich Ihnen auch, und danke, dass Sie mir den Weg gewiesen haben.« Der Mann setzte sich mit energischen Schritte Richtung Bergmoosbach in Bewegung.

      Wendelin überholte den Mann nach wenigen Metern, nickte ihm zu und fuhr weiter. Als er sich wenig später noch einmal umdrehte und zurückblickte, war der Weg hinter ihm leer. Der Mann war ebenso plötzlich verschwunden, wie er aufgetaucht war.

      »Seltsamer Vogel«, sagte Wendelin zu Streuner, »was der wohl im Wald zu suchen hat?«

      Streuners gebellte Antwort hörte sich ebenso skeptisch an, wie die Stimme seines Herrchens geklungen hatte.

      Ohne weitere Begegnungen erreichte Wendelin sein Zuhause, eine schlichte Hütte auf dem Hofplatz des Sägereibesitzers Holzer. Es war eine sehr einfache Unterkunft, aber auch die hatte seit Streuners Einzug eine bemerkenswerte Veränderung erfahren. Sie war sauber und aufgeräumt, anstelle der alten Pritsche stand dort jetzt ein hübsches Bettsofa, es gab farbige Kissen, eine Lampe, die heimeliges Licht verbreitete, und sogar mehrere Tontöpfe mit duftenden Kräutern und Lavendel.

      Wendelin ließ sich auf das Sofa fallen, streckte gemütlich die Beine von sich und spielte noch eine Runde mit seinem Hund. Streuner liebte es, Tricks zu lernen. Jetzt war er mit Feuereifer dabei, Wendelins Handy zu suchen und es ihm zu bringen. Auch seinem Herrchen machten diese Spiele großen Spaß, aber heute Abend war der Mann nicht ganz bei der Sache. Seine Gedanken schweiften ab und waren bei dem Unbekannten, den sie getroffen hatte.

      »Das war nicht nur ein Nachtwanderer, der vom Weg abgekommen ist«, sagte er nachdenklich zu Streuner. »Was hat er tatsächlich im Wald gemacht? Irgendetwas stimmt nicht an seiner Geschichte, aber ich weiß nicht, was es ist.«

      Der Hund kümmerte sich wenig um Wendelins halblautes Gemurmel. Er forderte ganz energisch, dass sich sein Herrchen mehr auf das gemeinsame Spiel konzentrierte. Lächelnd tat Wendelin ihm den Gefallen und übte noch einmal: »Such mein Handy!« Es machte auch ihm großen Spaß, und er war sehr stolz auf seinen klugen Hund. Niemals wäre ihm der Gedanke gekommen, dass aus diesem Spiel einmal bitterer Ernst werden könnte.

      *

      Wendelins Instinkt hatte ihn nicht getrogen.

      Bei dem angeblich harmlosen Nachtwanderer handelte es sich um Gisbert von Acker, der das Jagdschlösschen gemietet und etliche Freunde zur Jagd eingeladen hatte. Da er ein sehr schlechter Schütze war, konnte er nicht die Trophäen vorweisen, mit denen er geprahlt hatte. Er hatte begonnen, Fallen auszulegen, was brutal, hinterhältig und grundsätzlich verboten ist. Ein Tier, das sich in der Falle verfing, war zu grausamen Schmerzen verurteilt, ehe es langsam und qualvoll verendete. Zu recht wurde Wilderei mit Geld- oder auch Freiheitsstrafen geahndet.

      Natürlich wusste Gisbert von Ackern das, aber das Risiko gehörte für ihn dazu. Als er auf Wendelin getroffen war, hatte er bereits zwei Fallen ausgelegt und die dritte noch im Rucksack. Im ersten Augenblick erschrak er, aber dann war Gisbert sicher, dass der andere Mann keinen Verdacht geschöpft hatte, denn Wendelin wirkte auf ihn ausgesprochen harmlos. Er stellte die letzte Falle auf, tarnte sie mit Laub und Zweigen und kehrte zur gemieteten Hütte zurück.

      Weshalb das Gebäude Jagdschlösschen genannt wurde, war ihm ein Rätsel. Die Hütte war solide gebaut und sehr geräumig, rustikal eingerichtet und mit bescheidenem Komfort ausgestattet. Es gab einen gemauerten Kamin und zusätzliche Heizkörper, die ebenso wie Herd, Kühlschrank und einige Lampen mit Gas betrieben wurden. Die Gasflaschen waren in einem gut gesicherten Schuppen untergebracht. Es gab noch das Außen-WC, Holz- und Werkzeugschuppen und einen gemauerten Raum, in dem das Wild zerlegt wurde. Schön war der mit alten Schieferplatten gepflasterte Hof mit seinem gemauerten Außenkamin und der rustikalen Sitzgruppe unter alten Eichen.

      Allerdings hatte Gisbert weniger die Schönheit dieses Ortes im Sinn als dessen Abgeschiedenheit. Von den eingeladenen Männern hatten nicht alle einen Jagdschein, und man wollte sich nicht allzu genau auf die Finger schauen lassen. Außerdem hatte sich Gisbert für seine Gäste eine besondere Überraschung einfallen lassen, die illegal und gefährlich war. Einen misstrauischen Förster auf den Fersen konnte er sich absolut nicht leisten. Seine Gäste würden morgen anreisen, und es war gut, dass sie hier draußen unbeobachtet blieben.

      Einen Haken hatte das ganze allerdings, hier draußen gab es keine Hausangestellten, keinen Lieferservice, weder Spül- noch Waschmaschine, noch nicht einmal fließendes heißes Wasser. Für Sauberkeit, Ordnung und die Mahlzeiten war er als Gastgeber persönlich verantwortlich. Da das für Gisbert nicht infrage kam, würde er sich jemanden suchen müssen, der sich ums Haus und das Wohl der Gäste kümmerte.

      Hungrig starrte Gisbert auf den Tisch, auf dem nur Brotreste und ein angetrocknetes Stückchen Käse lagen, die er nicht abgeräumt hatte. Es war höchste Zeit, dass jemand herkam und für duftende Schmorgerichte, saubere Weingläser und frisch bezogene Betten sorgte. Gleich morgen würde er sich darum kümmern müssen.

      *

      An Wendelins nächstem Arbeitstag wollte er in einen bestimmten Waldabschnitt gehen, der nach dem letzten Sturm noch nicht freigegeben war, und dort den Abtransport des Windbruchs vorbereiten. Er freute sich an der klaren Morgenstimmung, der Stille, die nur von den Vogelstimmen unterbrochen wurde, und dem herb-süßen Duft des Waldes. Sein Hund lief neben ihm her, witterte mal links, mal rechts und vergewisserte sich immer wieder mit einem Blick, dass Herrchen auch in der Nähe war.

      Plötzlich blieb Streuner stehen, spitzte die Ohren und lauschte sehr aufmerksam in Richtung des Unterholzes. Wendelin wurde aufmerksam und strengte ebenfalls seine Ohren an. Und dann hörte er es: ein klagendes Winseln und heiseres Bellen, das nicht von einem Hund stammte. Es klang herzzerreißend schmerzvoll und erschöpft.

      »Streuner, das klingt, als ob es jemandem sehr schlecht geht«, sagte Wendelin besorgt. Vorsichtshalber befestigte er eine lange Leine am Hundehalsband und ging in die Richtung, aus der die jammervollen Laute gekommen waren. Streuner zog ihn vorwärts und wies ihm den Weg durchs Dickicht.

      Und in einer steinigen Mulde, die mit Blättern und abgestorbenen Ästen gefüllt war, entdeckten sie einen jungen Fuchs, der in einer Falle gefangen war. Wendelin wurde blass vor Zorn. Wer konnte einem wehrlosen Tier so etwas antun! Wie lange das Tier hier gefangen saß und Höllenqualen litt, mochte er sich gar nicht vorstellen.

      Rasch zog er sein Holzfällerhemd aus dickem Flanell aus und streifte seine Arbeitshandschuhe über. Entschlossen näherte er sich dem jungen Tier, das offensichtlich am Ende seiner Kräfte war und panisch um sich schnappte. Wendelin schauderte. Er sah, dass beim Zuschnappen des Eisens ein Stein mit hochgeschleudert worden war, der zufällig mit zwischen die Zähne geriet und so ein völliges Zuschlagen der Falle verhindert hatte. Sonst wäre das Bein des Fuchses glatt durchtrennt worden, und er wäre verblutet, so hing verletzt fest.

      »Armer Kleiner, ich weiß nicht, ob dir das tatsächlich geholfen hat«, murmelte Wendelin voller Mitgefühl. Wieviel Schmerz und Angst musste dieses Geschöpf ausgehalten haben! »Ich werde jetzt zusehen, dass dir so schnell wie möglich geholfen wird.«

      Der Fuchs wehrte sich mit dem Mut der Verzweiflung gegen diese neue vermeintliche Bedrohung, СКАЧАТЬ