Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman - Tessa Hofreiter страница 3

Название: Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman

Автор: Tessa Hofreiter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Landdoktor

isbn: 9783740980528

isbn:

СКАЧАТЬ brauchst mich nicht zu warnen, weder vor dem Wendelin noch vor irgendeinem anderen. Ich bin eine erwachsene Frau und kann auf mich selbst aufpassen«, entgegnete Kathi mit klarer, kühler Stimme.

      »Ha, das möchte ich sehen«, giftete Burgl. »Du hast nicht einmal gemerkt, wie oft sich der Wendelin in letzter Zeit hier herumtreibt. Wer weiß, was der im Kopf hat, dieser verhinderte Playboy und eingebildete Casanova.«

      Unwillkürlich musste Kathi lachen, sowohl über die altmodischen Worte, als auch über die seltsamen Gedanken der älteren Frau. »An Wendelin erinnert nun wirklich nichts an einen Playboy. Ich frage mich, wo du deine Augen hast, Burgl. Wendelin ist ein völlig durchschnittlicher Mann, an dem nichts besonders auffällt, und sein Benehmen ist doch eher zurückhaltend. Außerdem ist er keineswegs ein Faulpelz, sondern er macht die Ausbildung zum Forstwirt, und Lorenz Breitner verlässt sich blind auf ihn.«

      »Zum Waldarbeiter hat es der Wendelin Deggendorf also gebracht«, stellte Burgl gnadenlos fest. »Und weißt du noch, welche großen Töne er früher gespuckt hat? Welche glänzenden Karrieren vor ihm liegen? Und dann ist er mittellos und abgebrannt wieder hier in Bergmoosbach angekrochen gekommen, mit seinem spillerigen Pferdeschwanz und dem knallgelben Hemd, in dem er aussah wie ein fetter Kanarienvogel. Konnte froh sein, dass er bei den Holzers in der alten Arbeiterhütte unterschlüpfen durfte, sonst wäre er auf der Straße gelandet, der feine Herr.«

      »Jetzt hörst du aber auf, so gehässig über den Wendelin zu reden!«, befahl Kathi streng. »Ja, er ist früher ein unangenehmer Typ gewesen und, ja, weder sein Auftreten noch sein Aussehen waren besonders sympathisch. Aber er hat sich geändert und ist ein netter Kerl geworden. Ich will nichts Unfreundliches mehr über ihn hören.«

      »Ha!«, machte Burgl noch einmal und schaute die junge Frau aus schmalen Augen an. »Du legst dich ja mächtig ins Zeug für diesen Verlierer. Ist er etwa dein heimlicher Liebster?«

      »Nein, das ist er nicht, und er interessiert mich nicht als Mann«, erwiderte Kathi kühl. »Ich finde nur, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient und dass es falsch und ungerecht ist, wenn du so bösartig über Wendelin redest.«

      »Einmal Taugenichts, immer Taugenichts«, trumpfte Burgl auf und knallte eine gusseiserne Pfanne auf das Abtropfbrett.

      Wendelin hatte mehr als genug gehört. Lautlos stellte er das Geschirr ab und ging zu seinem Fahrrad hinüber. Streuner folgte ihm auf dem Fuß, und sein Blick klebte an Herrchens Gesicht. Er spürte genau, dass sein Mensch traurig war.

      »Komm, Streuner, fahren wir heim«, sagte Wendelin leise. Der treuherzige Blick des Tieres tat ihm gut, und dankbar kraulte er ihn hinter den seidigen Ohren. »Wenn es auch nur eine Hütte für Wanderarbeiter ist und auf dem Gelände des Sägewerks steht, ist es doch unser Zuhause, gell?«

      Streuner kuschelte sich unter Wendelins Hand und fiepte begeistert. Etwas getröstet stieg der Mann aufs Rad und bog in den abschüssigen Waldweg ein, der an der Försterei vorbei zum Dorf führte.

      Wendelin fuhr langsam, um keines der nachtaktiven Tiere zu gefährden, die ihm über den Weg laufen konnten. Sein Hund trabte zuverlässig neben ihm her. Der Mann konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken wieder zu dem Gespräch in der Spülküche zurückkehrten.

      Dass Burgl so gehässig über ihn gesprochen hatte, traf ihn nicht besonders. Er wusste, dass die alte Frau bei aller Boshaftigkeit nicht ganz Unrecht hatte: Er war ein unangenehmer Typ mit großspurigem Auftreten und ein totaler Versager gewesen, der es seinen Mitmenschen nicht leicht machte. Sein Leben war völlig den Bach hinunter gegangen, er lebte von der Hand in den Mund. Und an allem waren natürlich immer nur die anderen schuld, niemals er selbst. Sein Aussehen war genauso unmöglich wie sein Auftreten, und kaum jemand wollte etwas mit ihm zu tun haben.

      Dann spielte er seinem ehemaligen Schulkameraden Kaspar, der krank geworden war, übel mit, und diese Sache hätte böse enden können. Zum Glück ging alles gut aus, und Wendelin erlitt einen heilsamen Schock. Zum ersten Mal stellte er sich seiner Verantwortung und lernte, wie gut das tat. Er bekam kleine Jobs und gewann allmählich wieder festen Boden unter den Füßen.

      Später begegnete er dem getretenen, vernachlässigten, gequälten jungen Streuner, der ihn vom ersten Augenblick an liebte und ihm bedingungslos vertraute. Und er lernte die energische Tierärztin Rieke kennen, die ihm ohne Zögern die Verantwortung für den armen Hund übertrug und die niemals daran zweifelte, dass er es gut machen würde.

      Das war der Wendepunkt in Wendelins Leben. Er liebte Streuner ebenso innig wie der Hund ihn und er tat alles, damit es das Tierchen gut hatte. Wendelin wurde freundlich, fleißig und zuverlässig. Er bekam eine feste Anstellung beim Forstamt und lebte ein gesundes Leben an frischer Luft. Ebenso wie er sein großspuriges Auftreten verlor, verlor er auch sein schwammiges Äußeres. Er sah jetzt sauber und kräftig aus, trug einen modischen Haarschnitt und kleidete sich unauffällig.

      Das war alles gut und schön, und es brachte ihm neue, echte Freunde ein, aber was hatte seine heimliche Liebe vorhin über ihn gesagt? Er sei völlig durchschnittlich, nichts falle an ihm besonders auf, und sie sei an ihm als Mann überhaupt nicht interessiert.

      Das klang nun leider ganz und gar nicht nach Märchenprinz, und wider alle Vernunft hoffte ein Zipfel seines Herzens ja doch, dass Kathi eines Tages in ihm ihren Liebsten erkennen würde und …

      Ein lautes Krachen und Knacken links neben ihm im Gebüsch ließ Wendelin aus seinen einsamen Gedanken auffahren. War ein größeres Tier im Anmarsch, vielleicht ein Reh oder gar ein Wildschwein? Auch Streuner war abrupt stehen geblieben und witterte angespannt in die Richtung, aus der die Schritte kamen. Er stieß ein warnendes Knurren aus.

      »Moment, nur keine Panik. Hier ist keine Gefahr im Anzug, nur ein verirrter Wanderer!«, rief eine männliche Stimme, und der Lichtkegel einer Taschenlampe flammte auf. Es raschelte gewaltig in der dichten Böschung seitlich des Weges, dann teilte sich das Laub, und ein Mann drängte sich zwischen den Zweigen und Brombeerranken hindurch. »Guten Abend!«, grüßte er forsch.

      Der Unbekannte mochte in Wendelins Alter sein, ungefähr Anfang Vierzig. Er war mittelgroß, schlank und trug modische, sehr teure Outdoor-Bekleidung. Sein Haar, das unter dem edel zerknitterten Schlapphut herausschaute, war blond, und er hatte braune Augen, die Wendelin fast ein wenig herausfordernd musterten. Auf dem Rücken trug er einen großen Rucksack.

      »Sie sind vom Weg abgekommen? Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Wendelin.

      »Vielleicht. Ich, ich suche diesen Weg, der in südliche Richtung nach Bergmoosbach führt und in nördliche zu diesem Hof ›Zum Gamsbart‹, antwortete der Mann. Er redete wieder sehr forsch, wirkte aber gleichzeitig seltsam abgelenkt.

      »Den haben Sie gefunden. Es ist genau der Weg, auf dem wir stehen«, antwortete Wendelin.

      »Na, fantastisch«, antwortete der Mann. »Und in welcher Richtung liegt das Dorf?«

      »Hier entlang«, erwiderte Wendelin und wies nach links. »Sie haben noch ein ganzes Stück zu gehen und müssen einige Mal abbiegen. Werden Sie sich zurechtfinden oder wollen wir zusammen gehen? Ich will auch nach Bergmoosbach.«

      »Nein, vielen Dank, es passt schon«, antwortete der Wanderer hastig. »Ich habe ja die Navigation durch mein Handy, nur war das nutzlos, als ich mich im Unterholz verfranst hatte.«

      »Was haben Sie denn so weit abseits gemacht? Sie wissen schon, dass Sie sich besonders während dieser Hitzeperiode und der erhöhten Waldbrandgefahr nur auf den Wanderwegen aufhalten sollten?«, erinnerte Wendelin ihn.

      »Sind СКАЧАТЬ