Название: Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman
Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Landdoktor
isbn: 9783740956721
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»Das ist es auch nicht«, fuhr Sebastian ruhig fort. »Allerdings weist Ihr Blut einige Werte auf, die ich nicht klar zuordnen kann. Diese Form der Schilddrüsenunterfunktion ist angeboren und tritt ungefähr ab dem zehnten oder elften Lebensjahr auf, Sie sind deutlich älter. Ich würde Ihnen raten, noch eine zweite Meinung einzuholen. Dafür kann ich Ihnen einen Kollegen empfehlen, der auf Erkrankungen der Schilddrüse spezialisiert ist, Doktor Leopold Baron. Er lebt am Tegernsee und genießt einen internationalen Ruf, bei ihm sind Sie fachlich und menschlich in sehr guten Händen. Leider ist seine Praxis überlaufen und es ist schwer, bei ihm zeitnah einen Termin zu bekommen. Wenn Sie es wünschen, würde ich dort anrufen und mich um einen baldigen Termin kümmern.«
Daniel schluckte. »Das kommt jetzt etwas überraschend«, sagte er. »Ich muss Ihre Diagnose erst einmal sacken lassen und überdenken. Ist es in Ordnung, wenn ich mich innerhalb der nächsten Tage bei Ihnen deswegen melde?«
»Natürlich, Herr Berger«, erwiderte Sebastian verständnisvoll. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie so weit sind. Ich kümmere mich um den Kontakt zu meinem Kollegen und stelle die bisherigen Untersuchungsergebnisse zusammen.«
Nachdem der Arzt noch Daniels Schulter untersucht hatte, die gut verheilte, war der Besuch in der Landarztpraxis beendet, und Daniel ging in den Garten des Cafés Bernauer hinüber. Lilly erwartete ihn gespannt und voll mühsam verborgener Sorge. Was mochte Doktor Seefeld gewollt haben?
Daniel berichtete in allen Einzelheiten von dem, was der Landdoktor entdeckt hatte. Lilly hörte aufmerksam zu, und als er geendet hatte, lächelte sie ihn an. »Das klingt doch gar nicht besorgniserregend oder gar lebensbedrohlich«, sagte sie erleichtert. »Wirst du diesen Arzt denn aufsuchen?«
»Ja, unbedingt, Doktor Seefeld scheint viel von seinem Kollegen zu halten. Er wird auch versuchen, mir so bald wie möglich dort einen Termin zu beschaffen«, erklärte Daniel.
Jetzt wurde aus Lillys Lächeln ein spitzbübisches Grinsen. »Das muss er gar nicht, den Termin hast du schon so gut wie im Kalender stehen«, antwortete sie vergnügt. »Alexandra und Leopold Baron sind seit vielen Jahren gut mit meiner Familie befreundet, und Alexandra ist meine Patentante. Leopold ist ein sehr erfahrener Spezialist und wird dich mit Sicherheit untersuchen. Wenn du möchtest, rufe ich noch heute bei ihnen an und kläre es ab.«
»Du meine Güte, es geht doch nichts über gute Beziehungen«, sagte Daniel perplex.
»Die man pflegen sollte«, erwiderte Lilly ernsthaft. »So kann ich dir ein wenig für die wunderschöne Zeit in ›Silberwald‹ danken.«
Noch am selben Abend rief Lilly bei ihren Pateneltern an und erzählte von den Ereignissen der letzten Zeit. Umgehend wurde ein Termin für die Untersuchung abgemacht, und Alexandra lud Lilly, ihren Freund und Daniel ein, für einige Tage Urlaub am Tegernsee zu machen.
Während ihre Patentante diese Einladung aussprach, war es wie ein plötzlicher Schock für Lilly, als Roberts Name genannt wurde. Für einen Moment hatte sie tatsächlich vergessen, dass es ihn gab, und dass es ganz natürlich war, sie beide gemeinsam einzuladen. Sie hatte nur an Daniel gedacht und wie schön es sein würde, gemeinsam mit ihm Zeit in dem schönen alten Bauernhaus der Familie zu verbringen.
»Danke für die spontane Einladung«, antwortete sie und fühlte sich schlecht, »das ist sehr lieb und großzügig von euch.«
Alexandra Baron war eine kluge und lebenserfahrene Frau, die sehr gut zuhörte. Sie hatte das winzige Erschrecken in der Stimme ihrer Patentochter wahrgenommen. »Die Einladung steht, egal, mit wie vielen Personen ihr kommt«, antwortete sie unbeschwert. »Wir freuen uns auf dich.«
»Und ich mich auf euch«, antwortete Lilly aufrichtig.
Als das Gespräch beendet war, ging sie zu Robert und erzählte von dem Besuch am Tegernsee. Er schaute sie leicht gereizt an. »Ich kann jetzt keinen Urlaub machen, ich sitze über den Entwürfen für das neue Haus. Timo und Jenny wollen in zwei Tagen weiter nach Italien, und ich will sie im direkten Kontakt ködern. Fahr du allein und bring Daniel zu diesem anderen Arzt.« Ehe er sich wieder seinen Berechnungen widmete, warf er Lilly einen durchdringenden Blick zu. »Ich wünsche meinem Bruder wirklich nichts Schlechtes, aber er sollte über seine Situation nachdenken. Kann er sich mit einer chronischen Erkrankung leisten, als Selbstständiger zu arbeiten? Was ist, wenn er immer wieder oder für längere Zeit ausfällt? Als mein Angestellter wäre er abgesichert, das sollte er nicht vergessen.«
Lilly wusste, dass Robert damit nicht ganz unrecht hatte, aber sein herablassender Tonfall ärgerte sie. »Tu nicht so, als sei Daniel invalide«, sagte sie ärgerlich. »Informiere dich lieber über das Hashimoto Syndrom, dann weißt du, worum es geht.«
»Sehr wohl, Frau Doktor«, erwiderte Robert spöttisch und wandte sich wieder seinen Berechnungen zu.
Lilly verließ sein Zimmer und zog die Tür ein wenig heftiger, als nötig gewesen wäre, ins Schloss. Sie rief ihre Patentante an und sagte, dass sie nur zu zweit kämen, Robert habe viel zu tun.
»Dann wünschen wir ihm viel Erfolg bei seiner Arbeit und euch eine erholsame Zeit am Tegernsee«, antwortete Alexandra diplomatisch.
Daniel war gerührt von der Gastfreundschaft, mit der das Arztehepaar ihn in ihr Haus aufnahm. Er genoss die Autofahrt in Lillys Gesellschaft, und je weiter er sich von der angespannten Situation in ›Silberwald‹ entfernte, desto gelöster wurde er. Seine Hunde und das Haus wusste er bei Rautende und Kilian in den besten Händen, sein Geselle Bernward und die zuverlässige Sekretärin Claudia kümmerten sich um den laufenden Betrieb in der Tischlerei.
»Weißt du, was?«, sagte er staunend zu Lilly. »Trotz allem geht es mir fantastisch. Ich habe tatsächlich ein paar Tage Urlaub und das zum ersten Mal seit vielen Jahren.«
»Das sollten wir genießen«, antwortete Lilly, drehte das Radio lauter und fing an, den Song, der gerade lief, mit einer zweiten Stimme zu unterlegen.
»Alle Achtung!«, rief Daniel. »Wenn es bei dir mit der Architektur mal nicht so gut läuft, kannst du immer als Sängerin deine Brötchen verdienen.«
Lilly lachte übermütig. »Och, ich kann auch anders«, antwortete sie und begann, bewusst schräg zu singen. Daniel fiel mit ein, und die beiden kamen in ziemlich alberner und ausgelassener Stimmung bei Lillys Pateneltern an.
Der Lärm und das Gelächter aus ihrem Auto waren nicht zu überhören, als sie bei Doktor Baron auf den Parkplatz fuhren.
»Selten kommt ein Patient in so guter Stimmung, das ist doch mal eine nette Abwechslung«, sagte Leopold schmunzelnd zu seiner Frau, als sie unter der Haustür auf die jungen Leute warteten.
Das Haus von Lillys Pateneltern lag am Hang und bot großzügig Raum zum Wohnen und für die Praxis. Es war weiß mit traditionellen hölzernen Balkonen, die Alexandra mit individueller Farbgebung versehen und mit leuchtend roten Blumen geschmückt hatte. Grüne Fensterläden und grün-weiß gestreifte Markisen schützten die klassischen Sprossenfenster vor heißer Sommersonne, und der Bauerngarten mit seiner blühenden Pflanzenvielfalt war ein Paradies für Vögel, Schmetterlinge und Bienen. Die betagte, aber noch sehr fidele Rauhaardackelhündin Lotta lag im Halbschatten auf der Terrasse und freute sich sichtlich über den Besuch.
Gemeinsam gingen sie ins Haus, das von innen ebenso geschmackvoll und stilsicher gestaltet worden war wie von außen. Nach einer kurzen Pause mit Tee und Erdbeerkuchen ging Leopold mit Daniel hinüber in seine Praxis.
Doktor Leopold Baron war ein gut aussehender Mann mit silbergrauen Haaren, einer СКАЧАТЬ