Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman. Tessa Hofreiter
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Название: Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman

Автор: Tessa Hofreiter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Landdoktor

isbn: 9783740956721

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СКАЧАТЬ antwortete Daniel freundlich. Er nahm den Tee mit hinüber in die Bibliothek. Auf der dem Wind abgewandten Seite des Hauses öffnete er den hölzernen Laden, der die große Fenstertür schützte. Nachdem er Laden und Fenster gut gesichert hatte, wickelte er sich in einen Quilt, den seine Mutter macht hatte, und zog den Sessel zur Tür. Dort saß er stundenlang und beobachtete das Toben der Elemente und dachte daran, wie sehr der Sturm dort draußen seinen eigenen Gefühlen glich.

      Er hatte sich noch keinem Menschen so nahe gefühlt wie Lilly, die ihn fraglos verstand. Aber sie war und blieb Roberts Freundin, das musste er respektieren. In seinem Kopf formte sich der Gedanke, dass sein skrupelloser Bruder diese wunderbare Frau nicht verdiente, aber was ging ihn diese Beziehung an? Leider gehörten Robert und Lilly zusammen, und er musste aufhören, an sie zu denken. Mit Anstrengung lenkte er seine Überlegungen wieder auf den Sturm und die Gefahren, die von ihm ausgingen.

      Daniel war nicht der einzige Schlaflose in dieser Nacht. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste waren im Einsatz, Doktor Seefeld wurde zu Unfällen gerufen, die durch den Sturm verursacht worden waren. Förster Lorenz Breitner war mit seinen Leuten unterwegs, um gefährliche Waldgebiete abzusperren, seine Frau Friederike musste zu Höfen fahren, auf denen Weidevieh zu Schaden gekommen war. Als sich der Sturm in den frühen Morgenstunden ausgetobt hatte, waren alle Helfer froh, dass es keine Schwerverletzte gegeben hatte, sondern dass es überwiegend bei Sachschäden geblieben war.

      Ehe er für eine Dusche und frischen Kaffee ins Forsthaus fuhr und die Aufräumarbeiten begannen, rief Förster Lorenz Daniel an. Neben der Burg war eine mächtige Eiche gesplittert, und Teile der Krone waren gegen das Glasdach des Festsaals geschleudert worden. Man hatte die Kuppel von innen begutachtet und zum Glück keine Schäden feststellen können.

      »Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast, Lorenz«, sagte Daniel. »Ich mache mich gleich auf den Weg, um das Dach von außen zu untersuchen.«

      »Willst du nicht lieber warten, bis meine Mannschaft mitkommen kann? Es ist vielleicht besser, du bist nicht allein dort oben«, gab Lorenz zu bedenken.

      »Es besteht ja keine akute Gefahr durch Glasbruch, und ich bin vorschriftsmäßig gesichert«, antwortete Daniel. »Ich will mir nur sofort die Verstrebungen anschauen. Vielleicht gibt es Schäden, die ihr von innen nicht sehen konntet.«

      »In Ordnung, du bist der Fachmann, aber sei vorsichtig, du bist dann allein dort draußen«, warnte Lorenz freundschaftlich.

      »Nicht ganz, ich nehme Athos und Alamea mit. Falls etwas passiert, werden sie in bester Lassie-Manier Hilfe holen«, scherzte Daniel.

      »In Ordnung, wie sehen uns dann später«, verabschiedete sich der Förster.

      Als Lilly hörte, dass Daniel auf das Kuppeldach wollte, machte sie sich Sorgen. Daniel sah übernächtigt aus und hatte tiefe Schatten unter den Augen, er wirkte alles andere als fit. Sie konnte verstehen, dass er das Dach sofort kontrollieren wollte, aber auch sie hätte es besser gefunden, Daniel wäre nicht allein gegangen.

      »Pass auf dich auf«, bat sie eindringlich. Ihre Hand blieb länger als nötig auf seinem Arm liegen. »Am liebsten würde ich mitkommen, aber ich fürchte, ich bin dir keine große Hilfe, ich habe Höhenangst.«

      »Ich melde mich, sobald ich wieder unten bin«, versprach Daniel. Ihre ehrliche Besorgnis wärmte sein Herz und löschte die abschätzigen Worte seines Bruders aus. Robert hatte spöttisch bemerkt, was Daniel mit seiner hilflosen Kraxelei denn schon erreichen könne, das solle er doch besser dem Fachmann überlassen.

      »Genau der bin ich«, antwortete Daniel beherrscht und stieg nach einem letzten Blickwechsel mit Lilly ins Auto. Er fuhr hinunter ins Dorf in seine Firma, um den Hubwagen und die Profiausrüstung zu holen, die er auf dem Dach brauchen würde.

      Lilly schaute ihm nachdenklich hinterher, dann wandte sie sich mit einer steilen Zornesfalte auf der Stirn zu Robert um. »Warum musst du so abfällig mit deinem Bruder reden? Anstatt zu spotten, hättest du ihm deine Hilfe anbieten können«, sagte sie vorwurfsvoll.

      »Und wobei? Indem ich ihm die Leiter halte?«, erwiderte er gereizt. Es gefiel ihm nicht, dass Lilly sich für die Belange seines Bruders interessierte.

      Die junge Frau ging nicht auf seine höhnische Bemerkung ein. »Vielleicht hättest du das tatsächlich tun können«, erwiderte sie ernst. »Oder dich mit ihm über die Besonderheiten des Kuppeldachs unterhalten. Du bist Architekt und verstehst etwas von Statik. Sollte eine der Verstrebungen beschädigt sein, hätte Daniel sich mit dir beraten können.«

      »Du studierst doch auch Architektur, vielleicht möchtest du lieber selbst dieses Gespräch mit meinem Bruder führen?«, stichelte er weiter.

      Lilly schaute ihn mit einem Blick an, bei dem Robert die Freude am Lästern verging. »Vielleicht werde ich das tun«, antwortete sie ruhig, wandte sich auf dem Absatz um und verschwand im Haus.

      »He, Lilly, warte, so habe ich das nicht gemeint!«, rief er hinter ihr her, aber sie hörte ihm nicht zu. Lilly besprach bereits mit Rautende und dem alten Gärtner Kilian die Aufräumarbeiten. Dann lief sie in ihr Zimmer und zog Jeans und ein altes T-Shirt an. Ohne Robert weiter zu beachten, ging sie in den Wirtschaftshof, wo sich die Leute versammelten, um gemeinsam die Sturmschäden zu beseitigen.

      »Ich scheine hier ja vollkommen überflüssig zu sein«, murrte Robert beleidigt. Er beschloss, hinunter in das moderne Hotel ›Steg-Haus‹ zu fahren und sich trotz der frühen Stunde einen guten Whisky zu gönnen. Unter den Touristen fand sich bestimmt jemand, mit dem man sich über anderes als Sturmschäden, Land- und Forstwirtschaft oder Gebäudeschäden unterhalten konnte.

      Inzwischen hatte Daniel die Burg erreicht und den Hubwagen so nahe wie möglich geparkt. Es gab schlimme Schäden im Forst, aber die Reste der Burganlage hatten standgehalten. Die beiden Collies beobachteten wachsam, wie Robert seine Arbeit vorbereitete und dann in den Korb des Hubwagens stieg. Er gab ihnen den Befehl zu warten und fuhr den Korb dann langsam in die Höhe. Vorschriftsmäßig gesichert begann er die Inspektion des Daches.

      Auf dem Glas und dem umlaufenden schmalen Sims lagen größere und kleinere Äste, Zweige und Unmengen an Blättern, aber die riesigen Glaselemente und die Verstrebungen waren unbeschädigt geblieben. Erleichtert machte sich Daniel an die Arbeit und befreite die Kuppel von dem Grünzeug, das auf ihr gelandet war. Er arbeitete konzentriert und vorsichtig, um nicht den Halt auf dem schmalen Sims zu verlieren. Immer wieder überprüfte er die Glassegmente, nahm Messungen vor und suchte nach Haarrissen. Zu seiner großen Zufriedenheit konnte der Aufprall der schweren Äste keinen Schaden anrichten, sein Meisterwerk hatte seine erste große Bewährungsprobe überstanden.

      Daniel merkte, dass ihn die Körperhaltung, die er vor der gewölbten Front annehmen musste, sehr anstrengte. Er beschloss, eine kleine Pause einzulegen, sich auf den Sims zu setzen und Lilly anzurufen. Sie würde sich sicher freuen zu hören, dass hier alles in Ordnung war.

      Vorsichtig drehte sich Daniel um und wollte sich auf den steinernen Sims setzen, als wie aus dem Nichts ein jagender Habicht aus dem Himmel herabstieß und an ihm vorbei zur Erde raste. Reflexartig fuhr Daniel zusammen, seine Hand, die schon nach dem Handy gegriffen hatte, zuckte hoch, er geriet ins Schwanken – und stürzte ab.

      Da er vorschriftsmäßig gesichert war, stürzte Daniel zum Glück nicht tief, das Gurtgeschirr bremste ihn, aber er war in einem sehr unglücklichen Winkel gefallen und hatte dabei instinktiv mit den Händen nach Halt gesucht. Sein rechter Arm geriet in die Gurte und wurde abrupt nach hinten gerissen. Ein wahnsinniger Schmerz durchzuckte seine Schulter, und Daniel schrie auf.

      Mit aller Kraft wehrte er sich gegen den Schmerz und versuchte, СКАЧАТЬ