Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman. Tessa Hofreiter
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Название: Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman

Автор: Tessa Hofreiter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Landdoktor

isbn: 9783740956721

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СКАЧАТЬ Süße, bleib doch, es ist noch nicht spät. Seitdem du auf dem Land bist, gehst du mit den Hühnern ins Bett und stehst mit den Hühnern auf, das muss wirklich nicht sein«, sagte Robert und hielt ihren Arm fest.

      Lilly hasste es, wenn er sie Süße nannte. »Gute Nacht euch allen«, sagte sie kurz und zog ihren Arm zurück. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ sie das Zimmer und suchte Rautende.

      Die ältere Frau saß zusammen mit Kilian auf der kleinen Terrasse vor der Küche und trank Weinschorle. Auf dem Tischchen schimmerte ein Windlicht, und der Duft des Geißblatts erfüllte die Luft. »Entschuldige bitte, wenn ich störe«, sagte Lilly ein wenig verlegen, »aber ich habe eine Frage.«

      »Du störst überhaupt nicht«, antwortete Rautende freundlich. Sie spürte sofort, dass Lilly ihre Frage ungern vor Kilian stellen wollte und ging mit der jungen Frau ins Haus hinein. »Was gibt’s denn, wobei ich dir helfen kann?«

      »Wenn es nicht zu viel Mühe macht, hätte ich gern ein anderes Zimmer«, antwortete Lilly. »Ein Zimmer für mich allein. Robert hat seine Gäste und es wird spät werden und …«

      »Brauchst gar nichts weiter zu sagen«, unterbrach Rautende sie verständnisvoll. »Hier gibt es mehrere Gästezimmer, und ich weiß eines, das ganz genau zu dir passt.« Sie begleitete Lilly durch die Eingangshalle in den Flur, der zu den hinteren Schlafzimmern führte. Dort öffnete sie die Tür zu einem Raum, der zwei große Fenster hatte, die über Eck lagen. Trotz der nächtlichen Dunkelheit ahnte man, wie besonders und schön dieser Raum im Tageslicht sein würde.

      Wie alle anderen Zimmer hatte auch dieses einen schimmernden, hellen Holzfußboden und hohe Wände. Die cremefarbene Blümchentapete wirkte nostalgisch und wurde von schlichten Vorhängen in einem zarten Pfirsichfarbton ergänzt. Dazu passten das weiße Metallbett, ein bequemer, moderner Sessel mit Beistelltisch und ein weißer Kleiderschrank. Mehrere Lampen mit Schirmen in der gleichen Farbe wie die Vorhänge tauchten den Raum in ein warmes Licht.

      Vom ersten Augenblick fühlte sich Lilly in diesem Zimmer wohl und geborgen. »Rautende, es ist bezaubernd«, sagte sie dankbar. »Es ist feminin, ohne kitschig zu sein. Wem hat dieses Zimmer vorher gehört?«

      »Roberts und Daniels Mutter«, antwortete die ältere Frau liebevoll. »Hier hat sie früher ihre Briefe geschrieben, gemalt, den Kindern vorgelesen oder mit ihrer besten Freundin Kaffee getrunken. Die Möbel sind, bis auf ihren Schreibtisch, neu, aber die Tapete, Vorhänge und Lampen hat sie noch ausgesucht.«

      Zufrieden schaute sich Lilly um. »Dieses Zimmer hat eine ganz besondere Atmosphäre. Ich werde wunderbar hier schlafen können.«

      »Ich lege dir frische Bettwäsche und Handtücher heraus«, erwiderte Rautende, ohne weitere Fragen zu stellen.

      »Und ich hole meine Sachen.« Lilly marschierte hinüber in Roberts altes Zimmer und packte. Sie legte ihm einen Zettel mit der Nachricht aufs Kopfkissen, dass sie sich für ein eigenes Zimmer entschieden habe, und ging.

      Während Roberts Unterhaltung mit seinen Gästen feucht-fröhlicher und seine Planung immer kostspieliger wurde, streckte sich Lilly gemütlich auf dem Bett mit der duftenden Leinenwäsche aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Du hast in der Tat zwei sehr bemerkenswerte Söhne, Sybille Berger«, sagte sie in die Stille hinein, die keine Antwort für sie bereithielt. Irgendwann hörte sie auf, über die ungleichen Brüder nachzudenken, kuschelte sich tiefer in die Kissen und schlief ein.

      *

      Erwartungsgemäß war Robert gekränkt von Lillys Umzug und konnte ihren Wunsch nach Rückzug nicht verstehen. »Was soll das heißen, du kannst mit meiner großspurigen Art und dass ich mit den Löfflers getrunken habe, nichts anfangen!«, regte er sich auf. »Ich arbeite daran, einen neuen Auftrag zu bekommen, und dafür ist mir jedes Mittel recht. Selbst wenn das heißt, dass ich mit dieser Jenny flirte, und du eifersüchtig bist.«

      Lilly verdrehte genervt die Augen. »Ich bin nicht eifersüchtig!«, antwortete sie bestimmt. »Diese Löfflers sind mir als Personen völlig egal. Es gefällt mir nicht, wie du dich hier verhältst. Du spielst den Hausherrn, bedienst dich an Daniels Vorräten, versuchst, Rautende herum zu scheuchen und bist im Augenblick ziemlich unausstehlich. Deshalb möchte ich etwas Abstand zu dir haben, und es tut mir leid, dass du es nicht verstehst.«

      »Ich habe anderes im Kopf als weibliche Empfindlichkeiten«, erwiderte Robert scharf. »Hier geht nichts voran, und für mich wird die Zeit allmählich knapp. Ich muss arbeiten, und dafür brauche ich die Programme, die ich in meinem Büro in Lugano auf den Rechnern habe. Die leidige Nachlassgeschichte muss endlich abgewickelt sein, damit ich zum Alltag übergehen kann.«

      »Dann akzeptiere den Vorschlag deines Vaters, und alles ist geklärt«, antwortete Lilly energisch. »Und was deine Arbeit angeht: versuch es mal mit Reißbrett, Papier und Stiften, so haben Architekten bis zur Erfindung der Computerprogramme erfolgreich gearbeitet.«

      Lilly wandte sich ab und suchte nach Daniel. Sie brauchte Bewegung und wollte ihn fragen, ob einer der Hunde mit ihr spazieren gehen konnte. Lilly traf Daniel in der Bibliothek am Schreibtisch an, wo er über seiner Buchführung saß. Er hielt sein Handy in der Hand und hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck.

      »Daniel, ist etwas passiert?«, erkundigte sich Lilly beunruhigt.

      »Das weiß ich noch nicht«, antwortete Daniel. »Eben hat Doktor Seefeld angerufen und um ein Gespräch gebeten. Er wollte am Telefon nicht sagen, worum es geht; er meinte nur, dass er mir zu weiteren Untersuchungen raten würde.«

      »Das muss nicht automatisch etwas Schlechtes bedeuten«, erwiderte Lilly vernünftig und bemühte sich, ruhig und gelassen zu klingen. »Natürlich ist es am besten, du sprichst so schnell wie möglich mit dem Landdoktor. Soll ich Robert fragen, ob er dich gleich fährt?«

      Daniel nickte und schloss seine Bücher.

      Robert allerdings lehnte Lillys Bitte mit der Begründung ab, er habe jetzt keine Zeit, weil er mit den Entwürfen für die Löfflers beginnen müsse. Es seien genug andere Leute auf dem Gut, die die Fahrt übernehmen könnten.

      Lilly schaute ihn mit ihrem glasklaren Blick an, der einen Diamanten hätte schneiden können. »Ja«, antwortete sie entschieden, »zum Beispiel ich.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging zu Daniel.

      Die beiden fuhren schweigend zum Doktorhaus, wo Lilly den Wagen parkte. Sie würde im Café Bernauer auf ihn warten.

      Mit sehr gemischten Gefühlen ließ sich Daniel ins Sprechzimmer führen und nahm vor dem Schreibtisch Platz.

      »Ich hoffe, ich habe Sie mit meinem Anruf nicht allzu sehr beunruhigt«, begann Sebastian freundlich das Gespräch. »Es ist nichts Dramatisches, was mir aufgefallen ist, aber es könnte ein grundsätzliches Problem geben, das wir behandeln sollten.

      Ich hatte den Eindruck, dass Sie sich in einem geschwächten Allgemeinzustand befinden. Sie sagten, Sie fühlen sich oft sehr müde und antriebslos, frieren auffallend mehr. Auch haben Sie zugenommen, ohne dass sich ihre Essgewohnheiten geändert haben. Ich habe eine große Blutuntersuchung vornehmen lassen, die meinen Anfangsverdacht bestätigt hat, es könne sich um eine Unterfunktion der Schilddrüse handeln.«

      »Und was bedeutet das genau?«, fragte Daniel beunruhigt.

      »Ihr Körper bildet Antikörper gegen die eigene Schilddrüse, was im Laufe der Zeit die geschilderten Symptome verursacht. Das ist nichts Bedrohliches und kann mit Medikamenten behandelt werden, die das fehlende Hormon ersetzen«, erklärte СКАЧАТЬ