Nebel im Aargau. Ina Haller
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Nebel im Aargau - Ina Haller страница 7

Название: Nebel im Aargau

Автор: Ina Haller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Kantonspolizei Aargau

isbn: 9783960416623

isbn:

СКАЧАТЬ gezeigt?», fragte sie, als Enrico nicht antwortete.

      «Ja.»

      «Und?»

      «Nach wie vor, ich kenne ihn nicht.» Andrina war über die Gereiztheit erstaunt, mit der er das sagte. Fragen brannten ihr auf der Zunge, aber sie hielt sie zurück. Sie konnte sich gut vorstellen, dass Enrico Marco begegnet war, was wohl nicht erfreulich gewesen war.

      DREI

      Andrina unterdrückte ein Gähnen. Zum Glück war übermorgen Samstag. Die Müdigkeit, die ein Dauerbegleiter während der Schwangerschaft geworden war, half nicht, sich zu konzentrieren. Sie bekam sie heute überhaupt nicht in den Griff und kam mit ihrer Arbeit nicht vom Fleck.

      Gabi war eindeutig schneller. Andrina wusste, Gabi hatte bereits am Montag mit dem Lektorat eines ihr neu zugewiesenen Krimis angefangen und war seit drei Tagen dran. Immerhin hatte Andrina vorhin die Druckfahne eines Krimis, der im Januar erscheinen würde, an die Autorin gesendet.

      Sie hatte sich auf das Lektorat des Romans gefreut, der als nächster auf ihrer Pendenzenliste stand. Das Exposé hatte vielversprechend geklungen. Aber Andrina fand keinen Zugang zur Geschichte, obwohl der Schreibstil flüssig und die Geschichte spannend war.

      Lukas, der ihr gegenüber an seinem Schreibtisch sass, machte einen konzentrierten Eindruck und schien mit seiner Arbeit gut voranzukommen.

      Eine Teilschuld, auf der Stelle zu treten, gab Andrina dem Auffinden der Leiche am Hallwilersee. Eine grosse Schuld trug sie aber selber. Sie hatte es gestern ungeschickt angehen lassen, als sie Elisabeth nach Ferien für Anfang Januar gefragt hatte. Elisabeth war alles andere als erfreut gewesen. «Wir haben genug zu tun.» Diese Diskussion war zum Thema, wie es nach der Geburt des Kindes weitergehen solle, gedriftet. Früher oder später hatte Elisabeth nachhaken müssen. Gabi hatte inzwischen durchblicken lassen, weiterarbeiten zu wollen, aber nicht zu hundert Prozent. Elisabeth könne sich durchaus vorstellen, dass Andrina und Gabi sich eine Stelle teilen würden, wenn beide aus dem Mutterschaftsurlaub zurück seien. Als Überbrückung dazwischen könne sie einen Temporärersatz organisieren.

      Andrina war sich nach wie vor nicht im Klaren, was sie nach der Mutterschaftspause machen wollte. Sie verspürte den Drang, ganz für ihr Kind da zu sein. Ihre Mutter hatte gearbeitet, und sie wurde häufig von den Grosseltern betreut. Nicht, dass ihre Grosseltern nicht herzlich gewesen waren. Heute war sie sich aber bewusst, dass sie ihre Mutter in der Zeit vermisst hatte. Dieses Gefühl, zu wenig Zeit mit ihren Eltern verbracht zu haben, konnte aus heutiger Sicht zusätzlich mit dem tödlichen Unfall zusammenhängen, den ihre Eltern gehabt hatten, als Andrina fünfzehn gewesen war. Wie schnell etwas Einschneidendes passieren konnte, sprach für Andrina dafür, nach der Geburt nicht mehr zu arbeiten.

      Immerhin hatte Elisabeth am Ende des Gesprächs den Ferien zugestimmt, ihr aber erklärt, froh zu sein, wenn Andrina ihr nach den Ferien die Entscheidung mitteilen könne, ob sie bleibe oder nicht. Sie würde gerne planen. Andrina fühlte sich unter Druck gesetzt.

      Nur mit Mühe konnte sie das Gespräch aus dem Kopf verbannen und beschloss, vor dem Lektorat etwas anderes zu erledigen. Sie öffnete Outlook und las die Info-E-Mail mit dem Link zur Verlagsvorschau durch, die sie gestern verfasst hatte und die sie an die Autoren Frederik Hefti, Jan Burkhard und Sandra Baumann schicken wollte, deren Krimis als nächste erscheinen würden.

      «So ein genialer Krimi!», rief Lukas. Eigentlich war er hauptsächlich für das Marketing verantwortlich, hatte aber ähnlich wie Kilian eine Doppelfunktion inne. Er sprang beispielsweise ein, wenn Gabi und Andrina überlastet waren und keine Zeit für das Korrektorat eines Romans hatten. So wie in diesem Fall.

      Erstaunt hob Andrina den Kopf.

      «Hier stimmt alles. Ich habe fast nichts zu tun.»

      Andrina erhob sich und stellte sich hinter Lukas.

      «Gabi und der Autor haben super Vorarbeit geleistet. Ich muss so gut wie nichts anmerken.»

      «Worum geht es?» An diesem Krimi hatte Andrina nicht mitgearbeitet.

      «Um eine Gruppe, die das Leben der Pfahlbauer in der Schweiz erforscht. Und plötzlich ist einer aus der Gruppe tot – seine Leiche wird an einem Fundort mit Gegenständen aus der Zeit der Pfahlbauer drapiert. Hinzu kommt der flüssige Schreibstil vom Autor David Dubach.»

      Andrina überflog einige Zeilen und musste Lukas zustimmen. Schon dieser kurze Teil der Lektüre war angenehm und spannend geschrieben.

      Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte. Andrina war erstaunt, Susannas Stimme zu hören.

      «Hast du Lust, mit mir in der Mittagspause eine Kleinigkeit essen zu gehen?», fragte sie.

      Andrina hatte Susanna im Zuge der Ermittlungen des Toten am Hallwilersee nicht gesehen und fragte sich, ob sie involviert war. Und ob das hier tatsächlich nur die Anfrage für eine gemeinsame Mittagspause war oder mehr dahintersteckte.

      ***

      Andrina setzte sich an einen Zweiertisch am Fenster gegenüber von Susanna.

      Zu Andrinas Erstaunen hatte Susanna um kurz vor zwölf Uhr mit ihrem Opel vor dem Verlag gewartet. «Ich lade dich ein», hatte sie gesagt und war mit Andrina zum Gasthof Schützen im Schachen gefahren.

      Eine Frau brachte die Karte und fragte, was sie zu trinken wünschten. Beide bestellten Mineralwasser.

      «Nach einer Kleinigkeit zum Mittagessen sieht das nicht aus», sagte Andrina, als sie die Karte studierte.

      «Das ist längstens überfällig. Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen.»

      Das letzte Mal hatte sie Susanna im September getroffen, als Enrico entführt worden war. Seit Abschluss des Falls hatten sie keinen Kontakt mehr gehabt. Das hatte nicht an mangelndem Interesse, sondern eher an dem gefüllten Alltag gelegen. Andrina empfand September nicht als «ewig her». Verwundert musterte sie Susanna. Ihr Gesicht war blass, und ihre Haare, die die Farbe eines Weizenfeldes vor der Ernte hatten, sahen stumpf aus. Andrina hatte den Verdacht, es könnte einen anderen Grund für dieses Treffen geben.

      «Wie geht es dir?», fragte Susanna. Ihr Blick huschte kurz zu Andrinas Bauch.

      «Gut. Die Übelkeit ist zum Glück weg. Überall heisst es, die Mitte einer Schwangerschaft sei die schönste. Man ist die Übelkeit los, aber noch nicht so voluminös, dass man sich nicht mehr richtig bewegen kann.»

      «Stimmt das?»

      «Gegenüber dem ersten Drittel auf jeden Fall. Wie es im Vergleich zu später ist, kann ich nicht sagen, aber ich denke, es hat etwas an dieser Aussage.» Sie dachte an Gabi, die bestimmt zwanzig Kilo zugenommen haben musste und wie eine Dampflok schnaubte, wenn sie die Treppe zum Büro hochstieg.

      «Wisst ihr, was es gibt?»

      «Wir wollen es nicht wissen», antwortete Andrina. «Egal, ob Bub oder Mädchen, es ist unser Kind. Hauptsache, es ist gesund.»

      «Das ist eine schöne Einstellung.»

      Andrina spürte eine leichte Bewegung im Inneren. Sie erinnerte sich an das unbeschreibliche Gefühl, als sie vor ungefähr einer Woche das erste Mal etwas in ihrem Inneren wahrgenommen hatte, das sich wie Schmetterlinge im Bauch oder kleine Blasen anfühlte. Inzwischen nahm sie die Kindsbewegungen regelmässig СКАЧАТЬ