Nebel im Aargau. Ina Haller
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Название: Nebel im Aargau

Автор: Ina Haller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Kantonspolizei Aargau

isbn: 9783960416623

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СКАЧАТЬ bemühte sich, sich ihre Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Warum akzeptierte Brogli ihre Aussage nicht, sondern bohrte weiter? Hoffte er, sie werde sich widersprechen? Lass das, dachte Andrina. Du musst aufgrund der Vergangenheit keine Rückschlüsse auf sein Verhalten ziehen. Vermutlich wollte er sicher sein, dass sie sich an alle Details erinnerte, und bohrte deshalb nach. «Genauso habe ich in der Umgebung nichts bemerkt, was mir – auch im Nachhinein nicht – verdächtig erschienen war.»

      Wagner legte Andrinas Aussage in eine Klarsichtmappe.

      Auf einmal wurde Andrina heiss. «Warum fragen Sie so hartnäckig nach, wenn es Selbstmord war?», fragte sie und wünschte sich in der nächsten Sekunde, diese Frage nicht gestellt zu haben, als sie Broglis Blick sah.

      «Wer sagt das?», fragte er.

      «Die Medien übertrumpfen sich mit Neuigkeiten.» Andrina versuchte sich möglichst locker zu geben.

      «Diese Informationen stammen nicht von uns.» Broglis Verärgerung war deutlich.

      «Es ist kein Selbstmord?»

      «Das können wir weder ausschliessen noch bestätigen, solange die Obduktionsergebnisse ausstehen», sagte Brogli.

      «Eine äussere Verletzung hat der Rechtsmediziner nicht festgestellt», ergänzte Wagner. «Wir müssen die Untersuchungsergebnisse der Körperflüssigkeiten abwarten, ob Drogen im Spiel waren», fuhr er fort. «Genauso testen wir auf Betäubungsmittel und Schlafmittel, obwohl die Spurensicherung keine Medikamente oder leeren Schachteln am Tatort gefunden hat.»

      «Warum bindest du ihr das alles auf die Nase?», rief Brogli verärgert. «Diese Details muss sie nicht wissen.»

      «Restliche Medikamente könnten bei ihm zu Hause sein», sagte Andrina, ohne auf Broglis Einwand einzugehen. Sie konzentrierte sich ganz auf Wagner. «Oder eine andere Möglichkeit: Er könnte die Medikamente mitgenommen, aber vorher die Packungen entsorgt haben, damit man die Schachteln nicht findet.»

      «Ein interessanter Aspekt», sagte Wagner. «Das geht nur mit Pillen. Ich hoffe, unser Rechtsmediziner kann einen Befund liefern.»

      «Wenn man zu Hause bei ihm Packungen findet …», fuhr Andrina fort.

      «Dazu müssten wir erst einmal wissen, um wen es sich handelt.» Wagner schob Andrina ein Bild zu, das in einer Klarsichtmappe steckte. «Er hatte nichts dabei, was ihn identifizieren könnte.»

      Widerwillig senkte Andrina den Kopf. Das Foto zeigte einen Mann mit kahl rasiertem Kopf bis zu den Schlüsselbeinen. Die Schulterpartie war muskulös. Seine Augen waren geschlossen, und es sah aus, als schliefe er. Allerdings passte die graue Gesichtsfarbe genauso wenig wie der Stahltisch, auf dem er lag, zu dem friedlichen Ersteindruck.

      «Und?», fragte Wagner.

      «Nie gesehen», brachte Andrina mühsam hervor. Inzwischen hatte sie einige Tote gesehen, aber ihr war es nicht gelungen, sich gegen das Entsetzen zu wappnen, das sie jedes Mal dabei empfand.

      «Bist du sicher?»

      Andrina musterte den Mann ein weiteres Mal. Sie musste Enrico recht geben. Der Mann musste Anfang bis Mitte dreissig sein. Allerdings konnte das täuschen.

      «Es tut mir leid. Ich kann euch nicht weiterhelfen.»

      ***

      «Ich kann euch gerne eine Offerte für die Reise machen», sagte Sarah.

      Als Andrina das Polizeikommando verlassen hatte, hatte ihr Handy geklingelt. Enrico hatte sie gefragt, ob sie spontan in der Stadt abmachen könnten. Er habe eine Überraschung. Sie hatten sich bei der Stadtbibliothek getroffen, waren ein Stück den Graben entlangspaziert und hatten vor einem Reisebüro angehalten.

      «Unsere Ferien im Herbst sind leider ins Wasser gefallen», hatte Enrico gesagt. «Es ist dringend Zeit, das nachzuholen.»

      Zum einen hatte Andrinas Schwangerschaftsübelkeit nachgelassen, und ihr Bauch war noch nicht so gross, dass er sie in ihrem Alltag einschränkte. Zum anderen würden sie, wenn das Baby erst einmal da war, so schnell keine grosse Reise unternehmen, waren seine Argumente gewesen. Bevor Andrina einen Einwand erheben konnte, hatte er sie in das Reisebüro geschoben.

      Die Reiseberaterin hatte sich als Sarah vorgestellt. «Wir duzen uns», hatte sie erklärt. «Ich hoffe, das ist in Ordnung.»

      Sie war Andrina sofort sympathisch gewesen. Sie schätzte die Braunhaarige auf Anfang bis Mitte dreissig.

      Auf die Frage, wohin es gehen sollte, hatte Enrico geantwortet, an einen Ort, an dem es um diese Jahreszeit angenehm warm, aber nicht zu heiss sei und der nicht allzu weit weg sei.

      «Andrinas Zustand spricht gegen eine weite Reise von mehreren Stunden Flug», hatte Sarah gesagt. «Aber wir finden für euch sicher eine passende Destination.»

      Sie waren verschiedene Destinationen durchgegangen und schliesslich bei den Kanarischen Inseln gelandet. Ein direkter Flug mit einer Dauer von circa fünf Stunden war für Andrina in Ordnung. Allerdings merkte sie an, im Januar eventuell keine Ferien nehmen zu können. Diesen Einwand wischte Enrico beiseite, als er die Kataloge durchblätterte. «Du hast deine Ferientage in diesem Jahr nicht ausgeschöpft.»

      Vom Nachbartisch stand ein blonder Mann auf, der ihnen als Thomas vorgestellt worden war. «Kaffee, Tee oder Wasser?», fragte er und deutete auf seine Tasse.

      «Nein danke», erwiderten Andrina und Enrico gleichzeitig.

      «Für mich gerne einen Kaffee», sagte Sarah. «Was haltet ihr von zwei Inseln? Die Inseln liegen nicht weit auseinander, und die Flugzeit beträgt zum Beispiel von Teneriffa nach Lanzarote weniger als eine Stunde», wandte sie sich an Enrico und Andrina, als Thomas in einem Raum verschwunden war, in dem Andrina die Küche vermutete.

      Während sie die Möglichkeiten durchgingen, musste Andrina einräumen, dass es anfing, ihr Spass zu machen. Sie entschieden sich für Lanzarote und Teneriffa.

      «Kann ich das so buchen?», fragte Sarah.

      «Ich muss es zuerst meiner Chefin beibringen. Aber sie wird bestimmt nichts dagegen haben.» Hoffentlich war das so. Andrina dachte an die Arbeitsflut, die gerade anfiel. «Ich melde mich morgen bei dir.»

      «Das ist für mich gut so.» Sarah stand auf und kam um den Tisch herum. «Ihr habt euch eine schöne Reise ausgesucht.»

      «Schön, dass es so kurzfristig klappt», sagte Enrico und reichte ihr die Hand.

      «Ich würde am liebsten mitkommen, um dem ungemütlichen Wetter zu entkommen.»

      Sie verabschiedeten sich. Als sie auf die Strasse traten, zog Andrina den Reissverschluss ihrer Jacke hoch. «Ich muss sagen, bei dem ungemütlichen Wetter freue ich mich auf die Wärme.»

      Hand in Hand schlenderten sie den Graben entlang.

      «Wie war es im Polizeikommando?», fragte Enrico, als sie durch den Kasinopark gingen.

      «Herr Brogli und Max haben mir meine Aussage zum Unterschreiben gegeben. Ausserdem haben sie mir ein Foto vom Toten gezeigt. Ich kenne ihn nicht. Und wie war es bei dir?»

      Andrina musterte ihn. Enrico hatte ihr gesagt, er werde СКАЧАТЬ