Levin Schücking: Historische Romane, Heimatromane, Erzählungen & Briefe. Levin Schücking
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Название: Levin Schücking: Historische Romane, Heimatromane, Erzählungen & Briefe

Автор: Levin Schücking

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075838650

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СКАЧАТЬ Hoheit, das Elend!«

      »Er hat frank und frei gestanden?«

      »In der Tat, er hat alles eingestanden – er gesteht wie – ein Angeklagter der einen Henker neben und eine Folterbank hinter sich sieht, gerade so!«

      »Was wollen Sie damit sagen, Ermann«?«

      »Daß sein Geständnis etwas Höhnisches, Ironisches hat, etwas Erzwungenes – ich habe schuldige Verbrecher noch nicht so gestehen sehen!«

      »Nun, es wird ihm der Hohn schon vergehen ...«

      »Der Hausmeister beteuert auf seinen Eid, daß Richard von Huckarde erst am heutigen Tage in die Burg gekommen, daß er früher gar nicht habe hineinkommen können,« schaltete hier schüchtern der Untersuchungsrichter ein.

      Während Ermanns sich dem letztern zuwandte und auf dessen Mitteilung augenscheinlich Gewicht zu legen im Begriff war, rief Murat aus: »Der Hausmeister ist ein Mitschuldiger, den man, um sicher zu gehen, gut täte, ebenfalls zu hängen.«

      »Es ist freilich sehr möglich,« bemerkte Ermanns, »daß der Mörder einen Zugang zu der Burg gefunden hat, ohne daß dieser Tropf von Hausmeister es merkte.«

      »Nun, dem sei wie ihm wolle,« sagte Murat laut, »machen Sie kurzen Prozeß mit dem Schurken, meine Herren. Der Mörder gesteht, ich sehe nicht ein, weshalb nicht binnen wenig Tagen alle Förmlichkeiten erfüllt sein könnten. Ich wünsche das und hoffe innerhalb dieser Frist tut die Guillotine ihre Pflicht an diesem Huckarde!«

      »Huckarde?!« rief hier eine wohllautende Frauenstimme erschrocken aus.

      Alle wandten sich und erblickten auf der Schwelle der Tür des Saales, welche von des ermordeten Grafen Wohnzimmer herführte, eine kleine schwarzgekleidete schmächtige Dame, die jetzt eilig herantrat.

      Es war die Gräfin von Epaville, die bei dem Großherzog am Morgen dieses Tages eine Audienz gehabt hatte und die er selber sich entschlossen nach der Rheider Burg zu geleiten, sowohl aus einer Art menschenfreundlicher Teilnahme für sie, wie in seinem Verlangen, sich dort nach dem Stande der Untersuchung zu erkundigen. Es war natürlich, daß Murat, der durch das Geschenk der Rheider Burg an den Grafen von Epaville unwillkürlich die erste Veranlassung zu dem Tode seines unglücklichen Günstlings geworden war, sich lebhaft für diese Untersuchung interessierte.

      »Ew. Hoheit sprachen den Namen Huckarde aus?« rief jetzt Madame d’Epaville aus den Zimmern kommend, wo man sie allein gelassen hatte bei der Leiche ihres Mannes.

      »So heißt der Mörder Ihres Gatten, Madame,« antwortete der Großherzog.

      »Unmöglich, Hoheit!«

      »Er ist der Tat geständig!«

      »So ist dies nicht Richard von Huckarde, sondern ein anderer, der den Namen führt ...«

      »Er nennt sich Richard von Huckarde,« bemerkte Ermanns, »und wir haben die Identität seiner Person ermittelt.«

      »Und der ist geständig, den Grafen ermordet zu haben?«

      »Sie hören es, Madame.«

      »Es ist unmöglich, Hoheit, ich wiederhole es. Ich kenne diesen Mann ...«

      »Sie kennen den Mörder?«

      »Er ist nicht der Mörder,« versicherte die Gräfin, »wann ist mein armer Mann ermordet worden?«

      »In der Nacht von vorgestern auf gestern!«

      »Nun wohl, in der Nacht von vorgestern auf gestern habe ich neben dem Herrn von Huckarde in dem Postwagen gesessen, welcher von Arnheim nach Wesel fährt.«

      » Sacré mille tonnerres, die Geschichte verwickelt sich!« rief hier Murat aus.

      »Können Sie das eidlich zu Protokoll geben, Madame?« fragte Ermanns.

      »Mit zehn Eiden, Monsieur,« beteuerte eifrig die kleine Gräfin.

      »So sind wir allerdings auf einer ganz falschen Fährte,« bemerkte der Polizeibeamte.

      »Das heißt,« fiel der Großherzog ein, »wenn Madame sich nicht in der Person irrt. Wo ist dieser Mensch?«

      »Er wird unten von meinen Leuten bewacht,« versetzte der Polizeibeamte.

      »Herauf mit ihm! Lassen Sie ihn heraufkommen; augenblicklich,« rief Murat. »Wir werden sehen, woran wir uns zu halten haben!«

      Ermanns eilte hinaus, und nach wenigen Augenblicken vernahm man die Schritte mehrerer Männer im Korridor. Die eskortierenden Gendarmen blieben hier zurück; Ermanns trat mit Richard von Huckarde in den Saal.

      Murat hatte unterdes der Gräfin einen Wink gegeben, sich in eine der tiefen Fensterbrüstungen zu stellen, wo sie den Blicken des Eintretenden verborgen war.

      Der junge Mann machte dem Großherzoge eine ruhige und fast stolze Verbeugung, welche Murat nicht erwiderte.

      »Sie haben den Grafen von Epaville ermordet?« sagte Murat wie drohend ihm entgegentretend.

      »Ihre Beamten, Hoheit,« versetzte Richard mit einem fast höhnischen Lippenzucken, »haben in mir den Mörder erkannt.«

      »Und Sie gestehen ...«

      Richard verbeugte sich.

      Murat rief jetzt den Namen der Gräfin. Diese trat einen Schritt vor.

      »Herr von Huckarde,« sagte sie, »was in aller Welt kann Sie bewegen ...«

      »Madame – Sie hier?!«

      »Ich bin’s, Herr von Huckarde – hier, zu Ihrem Glücke, Sie spielen ein verwegenes Spiel! Erklären Sie mir ...«

      »Es war kein Spiel, Madame – es war mir bitterer Ernst!« sagte Richard zu Boden blickend.

      »Dies ist in der Tat der Mensch, welcher Ihr Reisegenosse war in der Nacht, in welcher das Verbrechen begangen wurde, Frau Gräfin?« fragte jetzt Ermanns, da Murat schweigend und mit gerunzelter Stirn auf die Gruppe schaute.

      »Von fünf Uhr abends, die ganze Nacht und den folgenden Tag hindurch ist er keinen Augenblick von meiner Seite gekommen,« antwortete die Gräfin.

      »Was genau mit der Aussage des Hausmeisters stimmt, daß er erst heute morgen hier eingetroffen,« schaltete schüchtern der Untersuchungsrichter ein.

      »Warum belogen Sie die Justiz, mein Herr?« fuhr hier Murat barsch den Gefangenen an.

      »Hoheit – ich belog sie nicht, ich erfüllte nur den Wunsch derselben. Sie sah in mir einen Mörder –«

      »Sie mußten einen Beweggrund haben zu Ihrem Benehmen.«

      »Allerdings mehr als einen.«

      »Und diese Gründe waren?« fuhr Murat fort.

      »Nehmen Sie an, Hoheit, daß ich das Leben abwerfen wollte, weil das Leben für mich keinen Wert mehr hat.«

      »Und СКАЧАТЬ