Mörder im Hansaviertel. Frank Goyke
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Название: Mörder im Hansaviertel

Автор: Frank Goyke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783356023657

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СКАЧАТЬ Taschentuch auf dem Schoß. Barbara schätzte sie auf Anfang 50.

      »Guten A… guten Morgen«, grüßte sie. »Mein Name ist Riedbiester. Kriminalpolizei.«

      »Ach, ja, Riedbiester«, flüsterte Frau Hagemeister in ihrem Rücken.

      »Sie sind Frau Meissner?«

      Die Frau machte Anstalten aufzustehen, sie war aber vom Schock zu sehr geschwächt und ließ sich wieder in den Sessel sinken.

      »Annalena Meissner«, bestätigte sie leise. Erneut rannen Tränen. »Ich bin eine Freundin von Dorothee.«

      Barbara nickte. Auf dem Glastisch standen ein paar farbige Teelichter, die den Duft verbreiteten, den sie inzwischen ein wenig übelerregend fand.

      »Wollen Sie sich nicht setzen?«, fragte Frau Hagemeister. »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«

      »Nein, vielen Dank!« Barbara nahm in einem der Sessel gegenüber der Freundin Platz. Frau Hagemeister schickte sich an, einen dritten Sessel zu okkupieren, doch die Hauptkommissarin sah sie mit aufgesetzt bedauernder Miene an. »Es ist natürlich sehr unhöflich von mir, aber ich muss mit jeder von Ihnen getrennt sprechen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Sie sich gegenseitig beeinflussen. Nicht absichtlich, natürlich. Aber ich kann mit Frau Meissner …«

      »Nein, nein!« Frau Hagemeister machte eine abwehrende Geste. »Ich verstehe das. Sie finden mich in der Küche.« Ohne viel Federlesen verließ sie den Raum und schloss die Tür hinter sich.

      Aber es war Barbara Riedbiester nicht entgangen, dass sie beleidigt war.

      Zur Gruppe vor dem Haus hatte sich Dr. Joachim Geldschläger vom Rechtsmedizinischen Institut gesellt, der mit wichtiger Miene die Ergebnisse seiner Leichenschau referierte. Geldschläger war seit zwei Jahren Privatdozent, und Uplegger teilte Riedbiesters Meinung, dass er seitdem die Nase so hoch trage, es müsse in die Nasenlöcher hineinregnen. In Hinsicht auf ihre Behauptung, ein Privatdozent sei eigentlich kein richtiger Dozent, war er jedoch anderer Meinung.

      Weitgehende Übereinstimmung bestand zwischen ihnen hingegen in Bezug auf den jungen Staatsanwalt Michael Bormann, der auch am Ort des Geschehens aufgetaucht war und sich an Kommissariatsleiter Gunnar Wendel geradezu anschmiegte: Bormann war ein Karrierist. Barbara fand, dass bereits seine Haartolle, die Schweinsäuglein und der fette Hals den rücksichtslosen Aufsteiger verrieten, Uplegger war nicht so radikal und vermochte auch keine Schweinsäuglein zu entdecken. Außerdem hielt er, auch hierin von seiner Kollegin abweichend, nicht alle Staatsanwälte für Karrieristen.

      »Zunächst deuten zahlreiche Hämatome am Körper beider Personen auf Prellungen hin«, sagte Dr. Geldschläger. »Ich erlaube mir zu vermuten, dass sie die Treppe zum Keller hinuntergestoßen wurden – zumindest wäre es eine Möglichkeit. Dann wurden sie von den Tätern übel zugerichtet.«

      »Wie viele Täter mindestens?«, wollte Wendel wissen.

      »Mindestens zwei. Eher drei bis vier. Wenn es nur zwei waren, müssen sie sehr kräftig sein. – Weiter im Text: Sie wurden geschlagen. Die Täter haben einen Gegenstand benutzt, den sie im Haus vorgefunden haben. Das Ehepaar scheint ja Kunst gesammelt zu haben …« Der Privatdozent räusperte sich. »Das Schlaginstrument, wenn ich es so nennen darf, lag keine 80 Zentimeter von der weiblichen Leiche entfernt und hatte Blutanhaftungen. Es handelt sich um eine Skulptur.« Er räusperte sich abermals und zog einen Zettel aus der Jackentasche. »Eine 90 Zentimeter messende massive Bronzeskulptur mit dem Titel ›Diaphragmatisches Rumpfstück‹ von John Hengst-Brueback aus Ahrenshoop.« Nun seufzte er.

      »Wie war noch mal der Titel?«, fragte KDD-Mann Krüger nicht ohne Süffisanz.

      Geldschläger kam um eine Antwort herum, weil Staatsanwalt Bormann Krüger ins Wort fiel und wissen wollte, ob sich Dr. Geldschläger mit einheimischer Kunst auskenne.

      »Nein«, entgegnete der Gerichtsmediziner pikiert. »Das stand alles auf der Bodenplatte der Skulptur. – Wollen wir jetzt eine Kunstdebatte führen oder darf ich fortfahren?«

      »Bitte fortfahren!«, sagte Gunnar Wendel.

      »Um das Ehepaar zu quälen, haben die Täter den Hals einer Weinflasche der Marke … tja …« Geldschläger blickte etwas unschlüssig auf seinen Zettel. »Schlah…tina? Also es schreibt sich am Anfang mit so einem Z mit einem umgekehrten Dach drauf …«

      »Ein Hatschek«, platzte Uplegger heraus und hätte sich sofort auf die Lippen beißen mögen, denn Geldschläger konnte seit seinem universitären Aufstieg keine Menschen ertragen, die etwas wussten, was er nicht kannte.

      »Meinetwegen so etwas«, sagte er aufgebracht. »Hatschek oder wie auch immer. Es scheint jedenfalls ein jugoslawischer Wein zu sein. – Jajaja, Herr Kollege, ich weiß: Jugoslawien gibt es nicht mehr. – Die Täter haben den Hals der Flasche abgeschlagen und den Geschädigten damit tiefe Ritzwunden beigebracht. Zu diesem Zweck haben sie beiden zunächst den Oberkörper entblößt. Die Details erfahren Sie aus meinem Bericht nach der Obduktion.«

      »Der erste Eindruck war also richtig«, bemerkte Ann-Kathrin Hölzel.

      »Welcher erste Eindruck?«

      »Dass sie gefoltert wurden.«

      »Kann man so sagen«, meinte Dr. Geldschläger und steckte seinen Zettel ein.

      Annalena Meissner, die 54 Jahre alt war und im Labor des Instituts für Ostseefischerei arbeitete, war zutiefst verstört und wurde während des Gesprächs immer wieder von Weinkrämpfen geschüttelt. Barbara hatte ihr zugesichert, diese Erstbefragung diene nur einem ersten Eindruck und würde daher vielleicht eine Viertel-, höchstens eine halbe Stunde in Anspruch nehmen; erst an einem der folgenden Tage müsse sie zu einer Vernehmung in der Ulmenstraße erscheinen.

      Meissner hatte den Schlüssel zum Haus erhalten, um die Pflanzen zu gießen, aber auch, um den Briefkasten zu leeren, die Post auf der Flurgarderobe zu deponieren und allgemein nach dem Rechten zu schauen. Einmal in der Woche sollte sie den Rasen sprengen und sich auch um die Gartenpflanzen kümmern. Das war sozusagen ein Liebesdienst um Gotteslohn, allerdings brachten ihr die Klaas’sens immer einen Karton sehr guten Weins und ein riesiges Stück luftgetrockneten Schinken aus Istrien mit. Auch kümmerten sie sich um ihre Wohnung, wenn Annalena Urlaub machte. Allerdings gab es in dieser Hinsicht einen auffälligen Unterschied: Das Ehepaar verbrachte oft ein Vierteljahr an der Adria, während Meissner nie länger als drei Wochen verreiste.

      »Und sie fahren immer nach Kroatien?«, erkundigte sich Barbara.

      »Seit Jahren. Dorothee … sie hat damals noch im Kulturhistorischen Museum gearbeitet, bevor sie sich dann selbstständig machte.«

      »Was macht sie denn beruflich?«

      »Sie arbeitet als Kunsthistorikerin, Kunsthändlerin und Kuratorin. Freiberuflich. Wenn Sie Zeitung lesen, müssen Sie ihren Namen eigentlich kennen, denn gerade in der letzten Zeit war sie viel in der Presse. Sogar im Fernsehen. Im Nordmagazin habe ich sie mindestens zweimal gesehen.« Annalena Meissner kamen die Tränen und sie nestelte ein frisches Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche, mit dem sie sich über die Augen fuhr. »Zum 55. Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Rostock und Rijeka hat sie die Ausstellung in der Kunsthalle organisiert. Oder kuratiert, so heißt das wohl.«

      Barbara wusste augenblicklich, wovon die Frau sprach, obwohl sie die Ausstellung nicht gesehen hatte und auch keinen Grund sah, diesen Mangel zu beheben. In der Ostsee-Zeitung hatte man Bilder gezeigt, auf СКАЧАТЬ