Mrs Palfrey im Claremont. Elizabeth Taylor
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Название: Mrs Palfrey im Claremont

Автор: Elizabeth Taylor

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783038209843

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Nein, nein, ich arbeite nicht für Harrods, sondern bei Harrods. In der Kassenhalle. Ich nehme mein Schreibzeug und ein paar Sandwiches mit. Es ist schön warm dort, und die Sessel sind so gemütlich. Außerdem muss ich dann diesen Gasofen nicht anzünden, der ein Geldfresser ist. Milch?« Er hielt eine Flasche hoch, und sie nickte. Die Flasche war halb voll und hatte geronnene Ablagerungen am Hals.

      »Sind Sie Schriftsteller?«, fragte sie.

      »Na ja, ich versuche zur Zeit, einer zu sein, auch wenn ich durchaus schon andere Jobs gehabt habe.« Höflich, aber auch widerstrebend, wie sie merkte, drehte er das Feuer höher und blickte, die Hände um seinen Becher gelegt, in die Flammen. Was für Wimpern!, dachte Mrs Palfrey – sie warfen lange Schatten auf seine Wangenknochen, und als er sich zu ihr wandte und sie anlächelte, kam ihr seine Miene spitzbübisch vor, sein Lächeln etwas spöttisch; seine Augen verengten sich, als er sie so musterte, fast als wäre ihm gerade ein Streich eingefallen, den er ihr spielen könnte. Der Ausdruck »diebische Freude« kam ihr in den Sinn. Ja, er hatte etwas Diebisches an sich, und sie registrierte es zugleich fasziniert und beklommen.

      »Ich halte Sie vom Schreiben ab«, sagte sie und stellte ihren Becher auf den Tisch. Ihr Knie begann zu schmerzen, und sie machte sich nun doch Sorgen wegen des schmutzigen Handtuchs.

      »Ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Das habe ich Ihnen doch erzählt, Mrs Palfrey, Ma’am«, sagte er. »Jetzt werde ich nur noch ein bisschen lesen und mir eine Dose Irgendwas aufmachen.«

      Anscheinend war er so knapp bei Kasse und so hungrig, wie sie es sich von ihrem Enkelsohn ersehnt hatte.

      »Sie waren so freundlich zu mir«, sagte sie. »Aber ich denke, ich sollte mich jetzt auf den Weg machen.« Steif bewegte sie ihr Bein.

      »Dann laufe ich schnell um die Ecke und pfeife ein Taxi heran.«

      Er trank seinen Becher aus und verschwand. Sie hörte ihn die Stufen hinauf und den Weg vor dem Haus entlangrennen. Seine leiser werdenden Schritte noch im Ohr, lehnte sie sich zurück, dachte an ihr Abenteuer zurück und stellte sich dann vor, wie er, nachdem sie gegangen wäre, das Feuer herunterdrehen und sich eine Dose Irgendwas aufmachen würde.

      Nicht viel später hörte sie draußen das Taxi vorfahren und Ludo die Treppe herunterkommen. Sie hatte sich ihre Worte schon zurechtgelegt. »Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie einmal im Claremont mit mir zu Abend essen würden. Ich möchte Ihnen Ihre Freundlichkeit gern auf irgendeine Weise vergelten.«

      Der Vorschlag schien ihn einigermaßen zu erstaunen, ja zu erschrecken; dann kehrte der Ausdruck von diebischer Freude in seine Augen zurück.

      »Das wäre ganz großartig«, sagte er.

      »Würde es Ihnen am Samstag passen? Samstags ist das Essen meist um einiges besser.«

      »Samstag wäre wunderbar.«

      Er half ihr die Stufen hinauf und setzte sie ins Taxi, und als es abgefahren war, ging er in sein Zimmer zurück und schrieb, über den Tisch gebeugt, in sein Notizbuch: »flauschige graue Unterhosen … Gummiband … traubenfarbene Venen am Bein … Geruch nach Lavendelwasser (irg!) … große Flecken auf glänzenden Handrücken und auch da Venen – waagerechte Falten auf den Händen.«

      Dann drehte er das Feuer herunter und machte sich eine Dose Spaghetti auf.

      Mrs Palfrey gelangte zum Fahrstuhl, ohne jemandem zu begegnen. Sie fühlte sich elend und schwach. In ihrem Zimmer zog sie das Taschentuch von ihrem Knie ab und besah sich zum ersten Mal den Schaden. Sie brauchte lange, um sich in Ordnung zu bringen. Ihr Bein pochte und begann, steif zu werden.

      Als sie schließlich in den Aufenthaltsraum kam, hatte Mrs Burton bereits die Glocke geläutet, und Mrs Arbuthnot wartete ungeduldig auf ihr Buch aus der Leihbücherei.

      »Ich dachte schon, Sie wären verlorengegangen«, sagte sie.

      »Ich bin leider auf dem Rückweg gestürzt und musste mein Bein säubern.«

      »Es sieht so aus, als wäre mein Buch ebenfalls gestürzt.«

      »Verzeihen Sie. Ich habe es fallen lassen. Aber ich habe versucht, den Schmutz abzuwischen.«

      »Nun, es war trotzdem sehr freundlich von Ihnen. Sind Sie denn jetzt wiederhergestellt?« Mrs Arbuthnot fragte es beiläufig, während sie in dem Buch zu blättern begann.

      »Nur ein wenig steif. Ich denke, ich werde mir dennoch ein Glas Sherry vor dem Essen genehmigen.«

      Sie humpelte zur Bar, und für Mrs Arbuthnot sah es aus, als ginge sie zu ihrer selbstgewählten Verdammnis.

      Als er die Spaghetti aufgegessen hatte, nahm Ludo seinen Anzug von der Rückseite der Tür und machte sich auf den Weg zum Waschsalon. Dort angekommen, setzte er sich und beschrieb in dem harschen Licht einen jungen Mann, der abends allein im Waschsalon sitzt. Manchmal blickte er finster zu seinem Anzug, der sich in der Trockenreinigungsmaschine langsam im Kreis drehte, sodass es schien, als ob sie ihn zu verdauen versuchte und, wäre es möglich gewesen, wieder ausgespuckt hätte.

      Am Samstagabend zog Mrs Palfrey ihr bestes perlenbesetztes Kleid an und besprühte ihr Taschentuch mit Lavendelwasser. Bevor sie nach unten ging, nahm sie einen verschlossenen Briefumschlag aus der Schublade und steckte ihn in ihre Handtasche. Obwohl ihre Bewegungen langsam und bedächtig waren, fühlte sie sich unruhig und bang.

      Am Donnerstagabend hatte sie dem Ober – in Hörweite von Mrs Arbuthnot – gesagt, sie erwarte am Samstag einen Gast zum Essen.

      »Dann kommt Ihr Enkel also doch endlich zu Besuch«, hatte Mrs Arbuthnot auf ihrem langsamen Weg an Mrs Palfreys Tisch vorbei gesagt, und aus irgendeinem Grund, nach dem sie später noch suchte, ließ Mrs Palfrey sie wortlos weiterziehen.

      Zum ersten Mal, seit sie Witwe geworden war, ließ sie sich zu einer Unwahrheit hinreißen. Ja, im Grunde hatte sie seit der frühen Kindheit nicht gelogen, es sei denn für ihren Mann – um Arthur Cocktailpartys zu ersparen, die er hasste, oder unverschämte Einheimische abzuwimmeln, wenn er müde war. Nun versuchte sie – durch Weglassen –, mit einer aus ihrer Sicht faustdicken Lüge davonzukommen, und fragte sich, ob sie oder Ludo dem gewachsen sein würden.

      Immerhin war er ja gewillt gewesen, dabei mitzumachen; hatte keinerlei Skrupel gehabt, wie sie selbst; hatte das Ganze eher als Jux betrachtet.

      Sie hatte ihn in der Kassenhalle von Harrods aufgespürt. Dort war es herrlich warm – und es war ein bitterkalter, böiger Nachmittag –, und er saß zurückgelehnt in seinem bequemen Sessel und schrieb emsig vor sich hin, ohne die ermatteten oder angespannten Leute in den Sesseln um sich herum weiter wahrzunehmen. Mrs Palfrey näherte sich ihm nervös, blieb vor ihm stehen und hüstelte. Als er den Kopf hob, schienen seine Augen noch eine andere Welt zu sehen, eine innere Welt, in der er allein gewesen war.

      »Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe«, sagte Mrs Palfrey, von seinem benommenen Blick nur noch mehr verunsichert.

      Daraufhin stand er, mit einem Fächer aus Zetteln in der Hand, auf. Er lächelte.

      Neben ihm war ein Sessel frei, und sie setzte sich und begann, ihn mit leiser, zaghafter Stimme in ihren Plan einzuweihen. Er verstand schnell, worum es ging, und ergriff Partei für sie gegen Mrs Arbuthnot und ihre gefürchtete Herablassung. »Ich habe sie wortlos weitergehen lassen«, sagte Mrs Palfrey. »Und nun СКАЧАТЬ