Mrs Palfrey im Claremont. Elizabeth Taylor
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Название: Mrs Palfrey im Claremont

Автор: Elizabeth Taylor

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783038209843

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СКАЧАТЬ versuchte, nicht darüber nachzudenken. Sie wusch sich schnell (aus Rücksicht auf andere) und vertrieb mit ihrer nach Zitrone duftenden Seife den Nelkengeruch, der vorher dagewesen war.

      Später ging sie, bekleidet mit ihrem kastanienbraunen Wollkostüm, den Tagesperlen und festen Schuhen, in den Speisesaal und nickte auf dem Weg zu ihrem Ecktisch ein, zwei Leuten ganz leicht zu. Die ältliche Kellnerin wartete mürrisch ab, bis Mrs Palfrey sich zwischen Backpflaumen und Porridge, Schellfisch und Würstchen entschieden hatte.

      Während sie auf die Backpflaumen wartete, fasste Mrs Palfrey den vor ihr liegenden Tag ins Auge. Der Vormittag wäre auf recht schöne Art gefüllt; Nachmittag und Abend dagegen würden sich lange hinziehen. Ich darf mein Leben nicht fortwünschen, schalt sie sich; doch sie wusste, dass sie immer häufiger auf die Uhr schaute, je älter sie wurde, und dass es jedes Mal früher war, als sie gedacht hatte. In ihren jüngeren Jahren war es immer später gewesen.

      Ich könnte ins Victoria and Albert Museum gehen, dachte sie – spürte aber, dass sie es auf einen anderen Tag verschieben würde. In London sei immer so viel los, hatte sie zu ihrer Tochter gesagt, die ihr Eastbourne als geeigneteren Ort zum Leben vorgeschlagen hatte. In London gebe es jede Menge kostenloser Vergnügungen und eine große Vielfalt an Menschen.

      Vor den Fenstern des Speisesaals hingen Stores, aber ihr war so, als hätte es wieder angefangen zu regnen.

      Nach dem Frühstück ging sie ins Foyer, stellte sich neben die Schwingtür und beobachtete die Menschen, die, unter Schirmen geduckt und von Bussen bespritzt, auf der nassen Straße vorbeihasteten. Unterwegs zur Arbeit. Es war ein Montagmorgen, wie er sich gehörte, befand Mrs Palfrey, ging in den Aufenthaltsraum und begann, einen heiteren Brief an ihre Tochter zu schreiben.

      Um elf beschloss sie, dem Wetter zu trotzen und aufzubrechen, um ihren Brief einzuwerfen und ihre Einkäufe zu tätigen. Das nahm wesentlich weniger Zeit in Anspruch, als sie eingeplant hatte, und so lief sie trotz ihrer Krampfadern noch auf einem nahe gelegenen Platz herum. In der Mitte des Platzes war eine Grünanlage mit asphaltierten Wegen, einer Laube und triefenden Sträuchern. Es war das reinste Hundeklosett. All die Pekinesen und Pudel aus den umliegenden Wohnblöcken hatten an den Zäunen ihre kleinen Haufen hinterlassen. Sie musste aufpassen, wo sie hintrat.

      Ich werde beobachten können, wie der Flieder anfängt zu blühen, dachte sie. Es wird genauso sein wie im Park von Rottingdean. Die Umgebung hätte kaum verschiedener sein können, doch hinsichtlich der Fliederbäume empfand sie Entschlossenheit. Sie würden Teil ihrer Regeln werden, ihres Verhaltenskodex. Sei unabhängig; verfalle niemals der Schwermut; rühre niemals Kapital an. Und an diese Regeln hatte sie sich gehalten.

      Um zwölf ging sie zurück. Sie war eine Stunde draußen gewesen.

      »Englands Manieren!«, rief Mrs Post, die hinter Mrs Palfrey durch die Schwingtür kam. »Was ist bloß mit ihnen geschehen? Sie waren doch früher so gut.«

      Sie betupfte ihre metallgrauen, von einem vorbeifahrenden Wagen bespritzten Strümpfe. »Keinerlei Rücksicht.«

      Mrs Palfrey schnalzte teilnahmsvoll mit der Zunge.

      »Sie sind gestern Abend angekommen«, sagte Mrs Post – kaum informativ. »Wie lange bleiben Sie?«

      Mrs Palfrey äußerte sich hierzu bewusst vage.

      »Ich muss eilen und mir das Haar richten«, sagte Mrs Post und steuerte auf den Fahrstuhl zu. »Mein Vetter kommt zum Mittagessen. Ich habe das Claremont zu meinem Zuhause gemacht, wissen Sie; all mein geselliges Leben muss hier stattfinden.«

      Als sie gemeinsam im Fahrstuhl hinauffuhren, befiel sie zunächst eine gewisse Befangenheit. Sie blickten einander auf die Füße. Schließlich gab sich Mrs Post einen Ruck. »Haben Sie Verwandte in London?«, fragte sie.

      »Mein Enkelsohn wohnt in Hampstead.«

      »Oh, dann werden Sie ihn ja sicher oft zu sehen bekommen. Das wird so viel ausmachen. Ist dies auch Ihre Etage?«

      Sie gingen zusammen den Flur entlang.

      »Verwandte machen so viel aus«, sagte Mrs Post. »Auch wenn man nie mit ihnen zusammenwohnen würde.«

      »Nie«, sagte Mrs Palfrey.

      »So sehr man auch in Verlegenheit ist. Aber ich sehe sie gern; ich freue mich, wenn sie mich besuchen. Wenn all meine Londoner Verwandten nicht wären, würde ich wohl nach Bournemouth ziehen. Dort ist das Klima milder, und es ist immer etwas los.«

      »Ich hätte gedacht, in London wäre immer etwas los«, sagte Mrs Palfrey.

      »Das stimmt, man geht ja nur irgendwie nicht hin.«

      Im Laufe der Tage, der langsam vergehenden Tage, lernte Mrs Palfrey, die anderen Hotelgästen in Langzeitbewohner und Zugvögel zu unterteilen. Die Bewohner waren drei ältliche Witwen und ein alter Mann, ein Mr Osmond, der weibliche Gesellschaft zu missbilligen schien und selten andere hatte. Er versuchte, den betagten Ober im Speisesaal mit Gesprächen aufzuhalten, stand beim Portier herum, um mit ihm zu plaudern, lauerte dem Hotelmanager auf.

      Die Bar war im Grunde nur ein Teil des Aufenthaltsraums mit einer Klingel, auf die man drücken konnte, woraufhin nach einer Weile jemand aus dem Speisesaal kam, um den Schrank aufzuschließen, in dem die Flaschen standen. Hier, auf dieser Seite, saß Mr Osmond am frühen Abend. Am anderen Ende des Raums war stets das Klappern von Stricknadeln zu hören, vermischt mit dem gedämpften Brummen des Verkehrs auf der Cromwell Road hinter den schweren Vorhängen.

      Mr Osmond trank Wein. Er saß ganz still da, das Glas neben sich, als leiste es ihm Gesellschaft, und wartete auf den Manager, der gelegentlich hereinschaute. Er konnte seinen Ärger nicht verhehlen, wenn Mrs Burton seinen Teil des Aufenthaltsraums betrat und fortwährend nach Whisky klingelte. Sie gab so viel Geld für Whisky aus, dass es den anderen Damen ein Rätsel war – wie sie sich das Geld in den Hals schüttete, sagte Mrs Post. Sie leistete sich noch andere Extravaganzen, etwa malvenfarben getöntes Haar oder was Mrs Arbuthnot als Kettenrauchen bezeichnete, obwohl es das nicht war. Mrs Arbuthnot neigte, vielleicht infolge ihrer Arthritis, zur Abfälligkeit.

      Mrs Palfrey wünschte sich zwar sehnlich, ihren Platz zu finden und dort anerkannt zu sein, hatte aber genügend Charakter, um sich selbst eine Meinung über Mrs Burton bilden zu wollen. »Ich sage, was ich denke«, hätte ihr Motto sein können, wäre sie nicht der Ansicht gewesen, dass so Bedienstete sprachen.

      Der Haupttreffpunkt der Bewohner war das Foyer, wo in einem Rahmen neben dem Fahrstuhl jeweils etwa eine Stunde vor dem Mittag- und dem Abendessen die Speisekarte ausgehängt wurde. Um diese Zeit herum schienen sie dort herumzulungern – alte Kirchennachrichten am Schwarzen Brett zu lesen, gegen das Barometer zu klopfen, an der Rezeption nach Briefen zu fragen oder auf die Straße hinauszuschauen. Niemand wollte gierig oder übermäßig am Essen interessiert erscheinen; doch die Mahlzeiten unterteilten den Tag, und die Speisekarte bot eine kleine Auswahl und Anlass zu Zufriedenheit oder Enttäuschung, so wie es einst das Leben getan hatte.

      Obwohl man darauf gewartet hatte, wurde die Karte, sobald sie im Rahmen angebracht worden war, eine Zeitlang ignoriert. Dann blieb etwa Mrs Arbuthnot auf ihrem langsamen Gang zum Fahrstuhl beiläufig davor stehen, wenn auch kaum länger als eine Sekunde. Da war nicht viel, was man sich hätte merken müssen – eine Auswahl von zwei oder drei Gerichten –, und hinzu kam (was Mrs Arbuthnot wusste, Mrs Palfrey aber noch nicht gelernt hatte), dass die Karten alle zwei Wochen, wenn nicht öfter, wiederkehrten. Es gab Umstellungen, aber keine Veränderungen.

      Mr СКАЧАТЬ