Mrs Palfrey im Claremont. Elizabeth Taylor
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Название: Mrs Palfrey im Claremont

Автор: Elizabeth Taylor

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783038209843

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СКАЧАТЬ er wieder stolperte.

      »Also, Großmama«, sagte er, sah sich um und entfaltete lächelnd seine Serviette, »jetzt habe ich aber richtig großen Hunger.«

      Desmond hatte sie immer »Oma« genannt, was sie nie gemocht hatte, schien es doch der Name für eine zahnlose Mummelgreisin zu sein. Bei »Großmama« richtete sie sich sofort etwas gerader auf.

      Sie erwiderte sein Lächeln, beugte sich vor und sagte leise: »So weit, so gut.«

      Ihre Komplizenschaft verband sie. Nach den ersten zögerlichen Momenten ihrer Verlegenheit bei Harrods hatte sie verstanden, dass ihre Täuschung – ihrer beider Täuschung – leicht genommen werden musste; eher als Jux. So hatte Ludo es beschrieben.

      Mrs Burton brach wiederholt hemmungslos in Gelächter aus. Ihr Schwager saß zurückgelehnt da und freute sich sichtlich über seine Fähigkeit, sie zu belustigen.

      »Sie amüsiert sich ja blendend«, sagte Ludo.

      »Ja. Mrs Burton ist recht mondän. Sie trinkt gern, geht oft aus und lässt wer weiß wie viel Geld beim Friseur. Sie lebt praktisch dort.«

      »Es muss ziemlich teuer sein, hier zu wohnen«, sagte Ludo in unbekümmertem Ton.

      »Ja, so ist es. Sehr teuer.« Sie sah ihn über den Tisch hinweg an, und er wusste, dass das Thema beendet war. All diese reichen alten Damen, dachte er.

      Er aß die Suppe und das Kalb mit einer Art konzentriertem Hunger, der Mrs Palfrey großes Vergnügen bereitete. Sie tat etwas für ihn so wie er etwas für sie, und als er das Glas hob, um ihr zuzuprosten, spürte sie, dass man sie an den anderen Tischen beobachtete, und hatte zum ersten Mal, seit sie ins Claremont gezogen war, das Gefühl, beneidet und geachtet zu werden. Die Kellnerinnen bewegten sich durch den Saal wie Schlafwandlerinnen.

      »Die Portionen sind nicht sehr groß, fürchte ich«, sagte sie, als er Messer und Gabel nebeneinander auf den Teller gelegt hatte. »Sie sind wohl für gebrechliche alte Damen bemessen.«

      »Herrliches Essen«, sagte er. »Ich habe selten so viel Spaß gehabt – vollständig bekleidet.«

      Das sagte er ganz automatisch, während er fortfuhr, Brotscheiben zu buttern und sie heißhungrig zu essen.

      Sie errötete, von ihm unbemerkt, und gab dem Ober ein Zeichen, er solle ihm nachschenken. Sie war hin- und hergerissen bei Ludo – mal unsicher, dann wieder sicher –, genauso wie damals, vor langer Zeit, als sie sich in Arthur verliebt hatte: in jenen frühen Tagen, bevor sie sich ganz sicher gewesen war.

      Der Ober brachte ein paar trist aussehende Stücke Käse, und Ludo schnitt sich dicke Brocken davon ab, während Mrs Palfrey sich zurücklehnte; sie konnte nichts mehr essen, freute sich aber an seinem Appetit.

      »Der Camembert ist hervorragend«, sagte er. Eigentlich war es, wie sie wusste, ein kreideartiger Rest vom Rand irgendeines Bries. Sie lächelte und nickte.

      Mit großer Sorgfalt butterte er einen kleinen Cracker, balancierte etwas Käse darauf und hielt ihn ihr hin. Er schwenkte ihn vor ihrem lachenden Mund hin und her, ihren abwehrend wedelnden Händen, und schob ihn ihr dann geschickt zwischen die Zähne.

      »Ihretwegen wird Ihre Großmutter die ganze Nacht mit Verdauungsstörungen wach liegen«, presste Mrs Arbuthnot zwischen verzogenen Lippen hervor, als sie auf dem Weg hinaus an ihrem Tisch vorbeikam. Mrs Palfrey schluckte den Cracker hinunter und hatte das Gefühl, sich lächerlich gemacht zu haben oder lächerlich gemacht worden zu sein.

      Als Mrs Arbuthnot davonhumpelte, zog Ludo hinter ihrem Rücken eine Grimasse, und erneut war sich Mrs Palfrey nicht sicher – gar nicht sicher.

      »Sie war an meinem ersten Abend hier sehr freundlich zu mir«, sagte sie. »Als ich mich ziemlich elend fühlte. Sie hat mich eingeladen, mit in den Fernsehraum zu kommen. So etwas vergisst man nicht.«

      Sie machte sich kurz äußerst unbeliebt, als sie darum bat, dass man ihnen den Kaffee am Tisch servierte, und als er kam, war der Speisesaal abgesehen von ein paar schlechtgelaunten Fremden sowie Mrs Burton und ihrem Schwager, die sich halb totlachten und Brandy tranken, so gut wie leer. So konnten sich Ludo und Mrs Palfrey zwangloser unterhalten, mussten nicht mehr fürchten, belauscht zu werden. Vorher waren ihnen ein, zwei Fehler unterlaufen – Mrs Palfrey, indem sie ihm Dinge erzählte, die er als ihr Enkel hätte wissen müssen, und er, indem er sich despektierlich über seine Mutter äußerte und dabei vergaß, dass sie ja angeblich Mrs Palfreys Tochter war. Sie hatte ihm schnell das Wort abgeschnitten; aber nur um der Schicklichkeit, nicht um ihrer selbst willen. Auf ihre je eigene Weise waren sie beide zu ehrlich für dieses Spiel.

      »Ich nehme keinen Zucker«, sagte sie. Er dagegen rührte sich mehrere Löffel davon in den Kaffee. »Aber früher habe ich ihn auch gern so getrunken«, fügte sie wie zur Entschuldigung hinzu.

      »Schön für Sie.« Er rührte weiter in seinem Kaffee, blickte dann plötzlich auf und lächelte.

      Es kam ihr vor, als sprächen sie verschiedene Sprachen, die der andere jeweils nur halb beherrschte. Mit Desmond hatte sie sich nie so gefühlt; und andere junge Leute kannte sie nicht.

      »Ich denke, ich begleite Sie nach dem Kaffee hinaus – wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte sie. »Es ist sicher nicht sinnvoll, noch einmal in den Aufenthaltsraum zu gehen und womöglich lauter Fragen gestellt zu bekommen.«

      »Nein, wir sollten unser Glück nicht herausfordern.«

      »Und Sie müssen ja auch mit Ihrem Buch vorankommen. Ich will nicht zu viel von Ihrer Zeit beanspruchen.«

      Sie fühlte sich auf einmal erschöpft: freudig gestimmt, aber erschöpft. Sie sehnte sich danach, jetzt allein zu sein, in ihrem Zimmer herumzuhantieren, sich bettfertig zu machen und innerlich den Abend Revue passieren zu lassen.

      »Hier ist Ihr Taschentuch«, sagte sie und nahm den Briefumschlag aus ihrer Handtasche. Er schien verwirrt. »Als ich mir das Knie verletzt habe –«, fügte sie hinzu.

      »Ist es in Ordnung? Ihr Knie, meine ich.« Er steckte den Umschlag ein und blickte sich auf dem Tisch um. Nichts mehr zu essen da. »Na, jetzt fühle ich mich gut für die nächste Woche gerüstet. Es war großartig.«

      »Ich hoffe, Sie kommen einmal wieder«, sagte sie bang.

      Sie sah den zweifelnden Ausdruck auf seinem Gesicht und schaute schnell weg.

      Nachdem sie ihn zur Tür begleitet hatte, ging sie in den Aufenthaltsraum, setzte sich eine Weile hin und wartete darauf, dass die Wirkung des Kaffees nachließ. Mrs Burton und ihr Schwager waren zur Bar zurückgekehrt. Manchmal, wenn er sie zum Lachen gebracht hatte, stieß sie ihn mit dem Ellbogen leicht an. Mr Osmond saß da und starrte vor sich hin, während sich seine Hand auf der Armlehne hob und senkte wie zu einem Musikstück, das nur er hören konnte. Mrs Arbuthnot blätterte missgelaunt die letzten Seiten des neuesten Snow um und knallte dann das Buch zu. »Ich weiß nicht, ob es an mir liegt, aber ich habe den Eindruck, er wird immer schlechter«, sagte sie und dann, etwas direkter, zu Mrs Palfrey: »Ihr Enkel schien sein Essen ja sehr zu genießen.«

      »Er scheint alles zu genießen«, sagte Mrs Palfrey beglückt.

      »Und ist dermaßen um Sie bemüht«, sagte Mrs Post mit wehmütiger Stimme.

      »Er war schon immer sehr liebevoll.«

      »Ein СКАЧАТЬ